Verantwortung zeigen
Manchmal zählt bereits die gute Absicht. Allerdings nicht in Sachen Klimaschutz: Kommende Generationen werden die Verantwortlichen in diesen entscheidenden Jahren ausschließlich an ihren Taten messen, nicht an Worten. Die deutsche Bundesregierung hat als Vorsitz des diesjährigen G20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg die Klimaerhitzung ausdrücklich zu einem der dringlichsten Themen gemacht. Doch als Vorbild dient sie selbst kaum: Der stagnierende Verlauf der Energiewende nährt Zweifel, ob Deutschland wirklich ernsthaft zu den Verpflichtungen der Klimakonferenz von Paris steht.
Wer sind die G20?
Die G20 sind 19 Staaten und ein Staatenbund, die Europäische Union. Wirtschaftlich gesehen sind sie buchstäblich Weltspitze – die stärksten Industrienationen der Erde. Entsprechend hoch ist ihr Energie- und Ressourcenverbrauch. Mehr als drei Viertel der weltweiten Emissionen des klimaschädlichen Gases CO2 gehen auf ihr Konto. Sie tragen darum die Hauptverantwortung für die Klimaerhitzung – genauso sind sie aber in der Position, den vollständigen Ausstieg aus fossilen Energien einzuleiten.
Dass sich diese 20 Akteure in Hamburg an einen Tisch setzen und über Umweltschutz reden, ist erst einmal eine gute Sache. Doch sie müssen auch handeln: Nur durch den weltweiten Einsatz von erneuerbaren Energiequellen kann das Ziel des Pariser Abkommens erreicht werden, einen globalen Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad Celsius noch zu verhindern. Tun sie das nicht, sind die Folgen verheerend: Überschwemmungen und Dürrekatastrophen könnten ganze Landstriche über lange Zeit unbewohnbar machen.
Welche Rolle spielten die USA bei dem Treffen?
US-Präsident Donald Trump kündigte am 1. Juni an, aus den Vereinbarungen von Paris auszusteigen. Schon vorher war klar: Der oberste Befehlshaber der Vereinigten Staaten betrachtet Klimaschutz lediglich als Ärgernis: Trump hat bereits den Bau neuer Ölpipelines genehmigt und drastische Einschnitte für Umweltschutzmaßnahmen in Aussicht gestellt.
Wie dramatisch sich das auf die weltweiten Bemühungen gegen die Klimaerwärmung auswirkt, ist nicht ganz klar. Erneuerbare Energien sind schließlich auch in den USA ein Jobmotor. Viele Unternehmen, Städte, ganze Bundesstaaten stehen hinter dem Pariser Abkommen und wollen danach handeln – wenn es sein muss, ohne Unterstützung ihres Präsidenten. Die einflussreiche Internetbranche steht nahezu geschlossen gegen Trumps Pläne: Firmen wie Apple, Google oder Facebook sind Vorreiter beim Ausbau sauberer Stromquellen.
Mit einem Ausstieg machen sich die Vereinigten Staaten deshalb vor allem als internationale Vertragspartner unglaubwürdig; dass Kohle in den USA eine Zukunft haben könnte, glauben nicht einmal die Betreiber von Kohlekraftwerken selbst. Die Branche ist ein Auslaufmodell – Trump verlängert lediglich ihr unvermeidliches Ableben. Dabei wären die Investitionen besser und zukunftssicher in Solar- und Windkraftanlagen angelegt.
Die G20-Protestwelle rollte durch Hamburg
Am Wochenende vor dem Gipfeltreffen erinnerte ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis die G20-Teilnehmer an ihre Verantwortung für das Wohl der gesamten Welt. Greenpeace, Campact, der BUND und viele weitere Organisationen setzten am 2. Juli die G20-Protestwelle in Gang: Gegen soziale Ungleichheit, für einen fairen Welthandel und den Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas, damit die Klimaerhitzung doch noch abgewendet werden kann.
Was hat der G20-Gipfel bewirkt?
Im G20-Abschlussdokument bekennen sich alle Mitgliedsstaaten außer den USA dazu, das Pariser Klimaschutzabkommen rasch umzusetzen. Ein Erfolg ist das nicht: Eine nahezu identische Formulierung haben die G20 vor einem Jahr beim Gipfel in China unterzeichnet. „Die G19 haben Paris abgesichert, aber den Klimaschutz nicht voran gebracht“, sagt Sweelin Heuss, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland. „Hamburg hätte ein Zeichen senden müssen, dass die großen Industrie- und Schwellenländer den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschleunigen und jenen Menschen Sicherheit garantieren, die der Klimawandel schon heute existenziell bedroht.“