Folgen des Klimawandels
Klimakrise führt zu Meeresspiegelanstieg und Zunahme der Wüsten
Die Folgen der Klimakrise werden verheerend, bestätigt der neue IPCC-Bericht. Gletscher schmelzen, Pole tauen ab und der Meeresspiegel steigt. Trinkwasser wird knapp und Wüsten breiten sich aus.
- Ein Artikel von Isabelle Buckow
- Hintergrund
Der sechste Sachstandsbericht des Weltklimarat IPCC von 2022 ist so ausführlich und detailreich wie noch nie. Die Kurzfassung: Die Folgen der Klimakrise werden schlimmer als befürchtet und treten schneller ein als gedacht. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen und Dürren nehmen in vielen Regionen zu, der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich, Ökosysteme drohen zu kippen. Doch was sind die Folgen der Klimakrise im Einzelnen? Ein Hintergrundbericht über Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg, Trinkwasserknappheit und das Ausweiten der Wüsten.
Inhalt:
- Gletscher und Polkappen schmelzen
- Auswirkungen auf das weltweite Klima
- Der Meeresspiegel steigt
- Trinkwasser wird knapp
- Permafrostböden tauen auf
- Wüstengebiete breiten sich aus
- Waldbrände werden häufiger
- Die Klimakrise zwingt Menschen zur Flucht
- Wir brauchen Klimagerechtigkeit
- Fragen zu Folgen der Klimakrise
Gletscher und Polkappen schmelzen
Ob in den Alpen, auf dem Kilimandscharo in Afrika, im Himalaya in Asien oder in der Arktis - überall auf der Welt schmelzen die Gletscher. Wo sich vor 100 Jahren noch strahlend weiße, mächtige Eiszungen bis in die Täler schoben, sind heute oft nur noch magere Relikte übrig. An vielen Orten bedecken nur noch Schutt und Geröll den Boden.
Dabei sind Gletscher eigentlich recht träge Gebilde. Bis sie sich verändern, vergehen teilweise Jahre. Denn sie werden nicht so sehr durch einzelne Wetterlagen beeinflusst, sondern vielmehr durch langfristige Klimaveränderungen. Die Gletscher gelten deshalb auch als “Fieberthermometer der Erde”. Und ihr dramatischer Rückzug ist eines der sichtbarsten Zeichen dafür, wie drastisch und schnell sich die Erde seit Mitte des 19. Jahrhunderts erwärmt hat.
Für die Gletscher in den Hochgebirgen und in den Polarregionen ist die menschengemachte Klimakrise der Feind. Denn je wärmer die Erde wird, desto weniger können die Gletscher den Temperaturen trotzen. Seit Beginn der Industrialisierung ziehen sich die Alpengletscher mit bislang ungekannter Geschwindigkeit zurück. So haben die Alpengletscher laut Alpenverein seit dem späten 19. Jahrhundert mehr als 60 Prozent ihres Volumens verloren. Seit 2010 befinden sich 100 Prozent der Gletscher der Ostalpen auf dem Rückzug. In Österreich ziehen sich die Gletscher im Durchschnitt um etwa 15 m im Jahr zurück. In extrem warmen Sommern wie z. B. 2003 oder 2015 liegt der durchschnittliche Längenverlust sogar bei etwa 23 m. Geht das so weiter, schätzen Experten, dass die meisten Gletscher der Ostalpen in 30 bis 40 Jahren ganz verschwunden sind.
Besonders dramatisch wirkt sich die Erderhitzung auch auf die Pole aus. 2023 waren sowohl das Meereis in der Nordpolarregion als auch das Eis am Südpol auf einem Allzeittief. In der Antarktis (also am Südpol) brechen immer häufiger riesige Eisschollen ab, treiben ins wärmere Meer und schmelzen. So geschehen z.B. 2023, 2021 und 2019. Gerade das Schmelzen des eigentlich auf Land liegenden Eis der Antarktis ist für einen Großteil des Meeresspiegelanstiegs verantwortlich, da es - anders als das Eis der Arktis - neu ins Wasser dazu kommt.
Dass die Arktis, also der Nordpol, sich besonders schnell erhitzt, ist schon seit längerem zu beobachten. Die Ausdehnung des Eises nimmt mindestens seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts immer wieder ab. Das ist auch deshalb ein Problem, weil das Eis der Pole wesentlich ist für die Strahlungsbilanz der Erde – und damit auch für die Klimaauswirkungen. Außerdem treibt das Eis der Pole weltweite Meeres- und Klimaströmungen wie z.B. den Golfstrom und den Jetstream an. Ein Abschmelzen wird die bisher geltenden Klima-Muster dramatisch durcheinanderbringen.
Außerdem schwinden mit dem Eis die Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Das bedroht nicht nur die Eisbären, die das Eis zum Jagen von Robben brauchen. Auch für die Menschen, die dort leben, wird die Eisschmelze zum Problem. Viele Inuit mussten ihre Dörfer auf dem brüchigen Packeis bereits verlassen und ins Inland umziehen.
Auswirkungen auf das weltweite Klima
Die Erwärmung und erst recht das Abschmelzen der Pole bringt die Ozeane und damit auch das Klima noch weiter aus der Balance. Die Ozeane bestimmen das Wetter auf allen Kontinenten. Sie lassen gigantische Wassermassen um die Erde kreisen, Unterschiede in Wassertemperatur und Salzgehalt treiben die Wassermassen an. So entstehen starke Meeresströmungen wie der Golfstrom. Er prägt das relativ milde Klima in Deutschland und Mitteleuropa, indem er Temperaturschwankungen ausgleicht.
Schmilzt das Eis an Nord- und Südpol, strömen große Mengen Süßwasser in die Meere - der Salzgehalt in den Ozeanen nimmt ab. Zudem wird es, bedingt durch die Klimakrise, über den Ozeanen häufiger regnen. Auch dadurch “versüßen” die Meere immer mehr. All diese Veränderungen könnten die Meeresströmungen verlangsamen, umlenken, teilweise sogar lahmlegen. Und das hat wiederum Auswirkungen auf das weltweite Klima: Sollte etwa der Golfstrom abreißen, dann würde es in Nordeuropa sehr viel kälter werden.
Doch es sind nicht nur die Erwärmung der Meere und der schwindende Salzgehalt, durch die die Ozeane aus dem Gleichgewicht geraten. Erschwerend kommt der steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre dazu. Die Weltmeere nehmen das CO2 aus der Luft auf und zwar mehr, als ihnen guttut: Denn der Kohlenstoff wandelt sich in Verbindung mit Wasser zu Kohlensäure um und die wiederum bewirkt, dass der pH-Wert im Wasser sinkt: Das Meer versauert.
Für viele Meeresbewohner stellt das eine lebensbedrohliche Gefahr dar, etwa für Schalentiere. Das saure Wasser greift die Kalkschalen von Korallen, Schnecken und Muscheln an. Dadurch werden sie dünner oder lösen sich sogar ganz auf, was Auswirkungen auf die Nahrungskette und die gesamte Artenvielfalt hat.
Der Meeresspiegel steigt
Wissenschaftler:innen und Klimaexpert:innen warnen schon lange davor, dass sich dieser Prozess in den nächsten Jahren noch beschleunigen wird. Denn die Erwärmung, die die Erde aktuell erlebt, ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, die sich kaum mehr stoppen lässt. Jetzt erst zeigt sich, was vor rund 30 Jahren verursacht wurde. Jetzt werden die Folgen der weltweiten Gletscherschmelze sichtbar – und die sind dramatisch: Überschwemmungen, Murenabgänge, Erdrutsche, Sturmfluten, Trinkwasserknappheit.
In dem Moment, in dem die Pole und die Gletscher tauen, fließen große Mengen Schmelzwasser in die Ozeane. Das lässt den Wasserstand der Meere steigen. Gleichzeitig dehnt sich das Wasser aus, wenn es wärmer wird. Beides führt dazu, dass sich der Meeresspiegel immer mehr erhöht - und zwar viel schneller, als Expert:innen bisher erwartet hatten.
Um 17 Zentimeter ist der globale Meerespiegel im 20. Jahrhundert gestiegen und er steigt weiter – um bis zu einem Meter bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. So lautet die Prognose des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC). Davon gehen allein 20 Prozent auf das Konto der Gletscherschmelze.
Steigen die Meere an, werden viele Länder an den Küsten der Erde überschwemmt – zum Beispiel Bangladesch, aber auch Metropolen wie Hamburg, New York und Shanghai. Einige kleine Länder im Pazifischen Ozean müssen sogar befürchten, dass sie ganz im Meer versinken, weil sie nicht so hoch aus dem Wasser ragen.
Doch die Aussichten versprechen nichts Gutes: Selbst wenn die Weltgemeinschaft sofort wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergreifen sollte, wird sich der Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten kaum mehr aufhalten lassen. Denn dadurch, dass sich das wärmere Oberflächenwasser mit den tieferen kühleren Schichten mischt, erwärmen sich die Weltmeere immer weiter.
Trinkwasser wird knapp
Mit den Gletschern schmelzen auch die weltweiten Trinkwasserreservoire, denn Gletscher sind wichtige Wasserspeicher: Ihr Eis bindet drei Viertel aller Süßwasserreserven. Taut das Eis ab, könnte das Wasser knapp werden, weil der Nachschub aus den Bergen ausbleibt. Gerade während eines Hochsommers sind diese Wasserabflüsse jedoch besonders wichtig. Zum Beispiel ist mehr als ein Viertel des Rhône-Wassers, das im August ins Mittelmeer fließt, Schmelzwasser der Gletscher. Und sogar in den Niederlanden stammen rund sieben Prozent des Rhein-Wassers von den Alpengletschern.
Permafrostböden tauen auf
Dabei schmelzen nicht nur die Gletscher, auch die Permafrostböden in den Alpen und im Norden tauen immer mehr auf. Sie sind teilweise mehrere hundert Meter dick und bedecken ein Sechstel der Landfläche unseres Planeten. Der größte Teil liegt in der nördlichen Hemisphäre.
Eigentlich ist der Boden ganzjährig gefroren, doch die Erderwärmung lässt ihn zunehmend auftauen. Das setzt problematische Prozesse für das globale Klima und die Menschen in den betroffenen Regionen in Gang.
Denn die Böden haben eine wichtige Funktion: In den Alpen hält das Eis Felsgestein, Steine, Boden und Schutt zusammen. Tauen die Böden in den Sommermonaten ab, kommen die Hänge ins Rutschen. Felsstürze, Schutt- und Gerölllawinen bedrohen Siedlungen, Verkehrswege und Bergbahnen. Dämme und Baumaßnahmen zum Schutz der Täler und Infrastruktur könnten künftig Milliarden verschlingen.
Zudem sind die Permafrostböden unverzichtbare Kohlenstoffsenken, weil sie Milliarden Tonnen CO2 speichern. Tauen die Böden auf, werden erhebliche Mengen Kohlendioxid und Methan freigesetzt – ein Treibhausgas, das noch rund 25-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Das wiederum würde die Erderhitzung zusätzlich beschleunigen, noch mehr Böden würden tauen und die Klimakrise so weiter verstärken. Ein gefährlicher Teufelskreis.
Sollte es nicht gelingen, diesen Prozess zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, dann wird bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts nicht mehr viel von den Permafrostböden übrig bleiben: Die ursprüngliche Fläche von vier Millionen Quadratmeilen wird auf gerade einmal 0,5 Millionen zurückgehen. Ein großer Teil Alaskas und Grönlands wäre damit eisfrei.
Wüstengebiete breiten sich aus
Der Klimawandel wirkt sich jedoch nicht nur auf das Eis und die Meere aus. Er führt auch dazu, dass sich die Klimazonen verschieben. Schon immer bestand die Erde aus verschiedenen Klimazonen, in der unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten die für sie optimalen Bedingungen fanden. Doch durch die globale Erhitzung verschieben sich die Grenzen von Tropen, Wüsten und Eisregionen immer mehr. Für viele Regionen ist das problematisch.
Tiere und Pflanzen können sich nur langsam an die veränderten klimatischen Bedingungen in ihrem natürlichen Lebensraum anpassen, einige Arten drohen auszusterben. Denn mit den Klimazonen können sich auch die Vegetationszonen verschieben oder die Vegetation völlig verschwinden. Parallel dazu nimmt die Artenvielfalt (Biodiversität) in Fauna und Flora ab.
Davon betroffen sind vor allem die trockenen Klimazonen, diejenigen Gebiete, in denen es wenig regnet und in denen die Lebensbedingungen ohnehin ungünstig sind. Wegen der Erderwärmung regnet es hier noch seltener. Die Folgen: extreme Trockenheit und Dürren. Savannen, Wiesen und Weiden verwandeln sich in Wüsten. Bereits bestehende Wüstengebiete weiten sich aus.
Dabei ist die Ausbreitung der Wüsten (Desertifikation) nicht auf bestimmte Regionen beschränkt, sie bedroht nahezu alle Kontinente und ist damit ein Problem globalen Ausmaßes. Schon jetzt ist die Lage besorgniserregend: Noch nie hatten die Menschen rund um den Globus mit so vielen Hitzeextremen zu kämpfen wie in den vergangenen Jahren. Das Amazonas-Gebiet, eines der wasserreichsten der Erde, litt zum Beispiel immer wieder unter sogenannten Jahrhundertdürren. Seitenarme des Flusses trockneten zu Rinnsalen aus, Waldbrände griffen um sich. Und im Januar 2024 ging die zunehmende Dürre Spaniens mit vertrockneten Flüssen und leeren Stauseen durch die Medien.
Ein Phänomen, das inzwischen überall auf der Welt immer häufiger auftritt, auch in Deutschland und anderen Teilen Europas. In den letzten vier Jahren hat es hierzulande kaum geregnet. Es gibt kaum noch eine Region, in der die Böden nicht zu trocken sind. Besonders betroffen sind Sachsen, Brandenburg und Bayern. Gleichzeitig sind viele Wiesen und Weiden in den letzten Sommern vertrocknet, Felder wurden teils vorzeitig notgeerntet, landwirtschaftliche Flächen gerieten immer wieder in Brand. Die Folge: Missernten.
Zwar leben die Landwirte - auch in Deutschland - seit Jahrhunderten mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen und daraus folgenden schwankenden Ernteerträgen. Die Häufigkeit und die Intensität längerer Trockenperioden während der Vegetationszeit im Frühjahr im Sommer nimmt jedoch seit Jahren immer mehr zu. Einigen Betrieben, die Rinder halten, geht inzwischen das Futter aus – die Reserven aus den Vorjahren fehlen, in der Region gibt es nichts, was zugekauft werden könnte.
Waldbrände werden häufiger
Auch die Wälder leiden unter der Trockenheit. Die Wälder vertrocknen, die Waldbrandgefahr ist in heißen Sommern viel höher als früher. Seit einer Weile mehren sich die jährlichen Hiobsbotschaften über schlimmste und noch schlimmere Waldbrände. 2019/2020 wüteten in Australien Buschbrände extremen Ausmaßes, auch Kalifornien wurde 2020 besonders stark durch Feuer verwüstet. In Russland und den Philippinen schwelen mittlerweile Torfbrände unterirdisch, kaum löschbar, vor sich hin und entflammen jedes Jahr in der warmen Jahreszeit neu. 2023 gerriet Kanada in die Schlagzeilen: Noch nie gab es so viele Waldbrände so weit im Norden. Der gelbe Rauch zog bis nach New York. Auch Südeuropa oder Brandenburg kämpfen mit Dürre, Trockenheit und immer größeren und heftigeren Waldbränden.
Das Schlimme dabei: Die gewaltigen Massen an CO2, die bei Waldbränden in die Atmosphäre gelangen, heizen die Klimakrise weiter an. Jährlich entstehen weltweit 7,3 Milliarden Tonnen CO2 durch Brände etwa in Wäldern, Torfmooren, Savannen oder in der Landwirtschaft. Das sind mehr Emissionen als die des globalen Verkehrs.
Die Klimakrise zwingt Menschen zur Flucht
Künftig werde sich die Lage noch verschärfen, mahnt der Weltklimarat (IPCC) in seinem jüngsten Bericht. Die Autor:innen warnen: Traten schlimme Hitzewellen bisher etwa nur alle 50 Jahre auf, so drohen diese künftig einmal pro Jahrzehnt. Keine Region auf der Welt werde davon verschont bleiben. Auch für Deutschland sagen die Experten mehr Temperatur-Ausreißer voraus. „Extreme Hitze verursacht Todesfälle, Waldbrände und Ernteverluste – die Gesellschaften und Ökosysteme auf der Welt sind an die steigenden Temperaturen nicht angepasst“, sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace.
Unter der massiven Ausbreitung von Wüsten und Trockengebieten leiden die armen Länder Afrikas und Südasiens am meisten. Die Menschen hier sind besonders anfällig für solche Veränderungen, weil sie meistens wenig Geld und Reserven haben und oft die Landwirtschaft ihre einzige Einkommensquelle ist. Dabei sind sie vor allem auch vom Weltmarkt abhängig. Steigen die Preise international an, können sie sich lebenswichtiges Getreide nicht mehr leisten.
Für die Menschen in diesen Regionen hat die Trockenheit gravierende Konsequenzen: Wasserknappheit, Rückgang der Bodenfruchtbarkeit, Ernte- und Einkommensverlust, Nahrungs- und Trinkwasserknappheit. In vielen dieser Länder lösen Dürren, Missernten und hohe Preise deshalb große Armut und Hungersnöte aus. „Dabei können die Menschen in den Entwicklungsländern am wenigsten dafür, dass sich das Klima verändert“, so Smid.
In der Folge vertreiben lange Trockenzeiten, gewaltige Stürme oder Überschwemmungen immer häufiger Menschen aus ihrer Heimat. Schon jetzt sind 24 Millionen Menschen pro Jahr auf der Flucht vor Umweltkatastrophen. Und die Zahl der Vertreibungen nimmt jedes Jahr zu. Hält die derzeitige Intensität der CO2-Emissionen und der Umweltzerstörung an, könnte die globale Klimakrise in den nächsten 30 Jahren 1,2 Milliarden Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen, warnt das Institute for Economy and Peace.
140 Länder sind laut dem globalen Bericht über Vertreibung mindestens einer ökologischen Bedrohung ausgesetzt. 19 dieser Länder sind am stärksten betroffen. Sie gehören gleichzeitig zu den am wenigsten friedlichen Ländern der Welt. Zu diesen Ländern gehören unter anderem Afghanistan, Syrien, Irak, Tschad, Indien und Pakistan. Sie sind besonders anfällig für den Anstieg des Meeresspiegels, Stürme, Überschwemmungen, Wasserknappheit, Dürren, steigende Temperaturen und Ernährungsunsicherheit.
Wir brauchen Klimagerechtigkeit
Klar ist: Kein Land der Welt ist vor den Folgen der Klimakrise geschützt. Deshalb sind alle Menschen und alle Länder gemeinsam verantwortlich für den Schutz der Erde. Es muss alles dafür getan werden, um die Bedrohungen durch der Erderhitzung zu verringern. Auch muss die Staatengemeinschaft den betroffenen Ländern dabei helfen, die Not der Menschen in ihrem Land aufzuhalten.
Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit: Denn die meisten Menschen fliehen aus denjenigen Ländern, die nur wenig oder gar nicht zur globalen Erwärmung beigetragen haben, die Entwicklungsländer. Diese Länder sind meist zu arm, um der Klimakrise die notwendigen Schutzmaßnahmen entgegenzusetzen.
Demgegenüber stehen die reichen Industrieländer wie Deutschland oder die USA. Sie verursachen die meisten Treibhausgase, die heute die Erde aufheizen. Deshalb müssen sie mit gutem Beispiel vorangehen und mit entsprechenden Maßnahmen auf die Folgen des Klimawandels reagieren.
Oberstes Ziel muss sein, den CO2-Ausstoß zu verringern und die Klimakrise so weit wie möglich zu verlangsamen. Dass sich das Klima global und regional verändert, lässt sich laut dem IPCC-Bericht kaum mehr vermeiden. Deswegen sind Anpassungsstrategien und -maßnahmen nötig, um für künftige Dürren, Starkregen und andere extreme Wetterbedingungen gewappnet zu sein.
Dazu bedarf es zweier Richtungen: Zum einen muss deutlicher entschlossener Klimaschutz betrieben werden, als es bisher der Fall ist. Dazu müssen die Treibhausgasemissionen weltweit schnellstmöglich gedrosselt werden.
Zum anderen müssen die Akteurinnen und Akteure Maßnahmen ergreifen, um das Land widerstandsfähiger gegen die Klimakrise zu machen. Denn selbst wenn es der Menschheit gelingen sollte, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen – die Klimakrise hat bereits begonnen. Extreme Wetterphänomene wie Hitzewellen oder Überschwemmungen nehmen zu. Und dieser Trend lässt sich kaum aufhalten, wie die Naturkatastrophen rund um den Globus in diesem Jahr deutlich gezeigt haben.
Städte, Wälder und Agrarflächen brauchen Schutzmaßnahmen. Dazu braucht es eine ökologische Entwicklung in allen Bereichen, auch in Deutschland. Statt hochindustrialisierte Baumplantagen sollten zum Beispiel mehr naturnahe und naturbelassene Laubmischwälder gepflanzt werden. Sie können mehr Wasser speichern und sind robuster gegenüber Dürren. Auch sind sie nicht so anfällig für Insektenbefall wie den Borkenkäfer.
Klar ist: Die Probleme in den unterschiedlichen Regionen der Erde erfordern das Engagement aller Menschen in allen Ländern. Denn in einer Welt, die immer stärker zusammenwächst, lassen sich die Ursachen dieser Probleme nur gemeinsam bekämpfen. Auch muss sich Europa mit den Folgen der Wüstenbildung auseinandersetzen. Denn die Wüstenbildung in Südeuropa wird immer weiter voranschreiten, gleichzeitig werden die Migrationsbewegungen aus anderen Wüstenregionen weiter zunehmen.
Die Weltgemeinschaft muss alles dafür tun, um den Menschen in den betroffenen Regionen zu helfen. Vor allem muss sie den Klimaschutz vorantreiben. Denn je weniger CO2 in die Luft gelangt, desto kleiner wird auch die Zahl der Menschen sein, die in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren wegen der Klimakrise aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Häufige Fragen zu den Folgen des Klimawandels
Warum schmelzen die Gletscher?
Schuld ist die menschengemachte Erderwärmung. Je wärmer die Erde wird, desto weniger können die Gletscher in den Hochgebirgen und in den Polarregionen den Temperaturen trotzen. Sie ziehen sich immer mehr zurück. Und zwar überall auf der Welt: In den Alpen, auf dem Kilimandscharo in Afrika oder im Himalaya in Asien. Besonders dramatisch wirkt sich die Erderhitzung in der Arktis aus.
Was passiert, wenn die Gletscher schmelzen?
Mit dem Eis schwinden die Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. In der Arktis zum Beispiel sind die Eisflächen für viele Tiere überlebenswichtig, Eisbären brauchen das Eis etwa zum Jagen von Robben. Aber auch für die Menschen, die in den Polarregionen leben, wird die Eisschmelze zum Problem. Viele Inuit mussten ihre Dörfer auf dem brüchigen Packeis bereits verlassen und ins Inland umziehen. Die Gletscherschmelze führt außerdem zu Überschwemmungen, Murenabgängen, Erdrutschen, Sturmfluten, Trinkwasserknappheit und einem steigenden Meeresspiegel.
Was haben die Gletscher mit dem Klima zu tun?
Die Ozeane bestimmen das Wetter auf der ganzen Welt. Geraten sie aus dem Gleichgewicht, hat das extreme Auswirkungen auf das Klima weltweit. Schmelzen die Polkappen, wird das Meerwasser wärmer und süßer. Diese Veränderungen können Meeresströmungen wie den Golfstrom verlangsamen, umlenken und sogar lahmlegen. Das Klima auf der ganzen Welt würde sich dadurch verändern. In Nordeuropa wäre es zum Beispiel sehr viel kälter, sollte der Golfstrom abreißen.
Wieso wird es künftig mehr Wüsten geben?
Durch die globale Erhitzung verschieben sich die Grenzen von Tropen, Wüsten und Eisregionen. Für viele Regionen ist das problematisch, denn Tiere und Pflanzen können sich nur langsam an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Nahezu alle Menschen auf allen Kontinenten sind davon bedroht. Besonders betroffen sind die trockenen Klimazonen, also die Gebiete, in denen es sowieso schon wenig regnet und in denen die Lebensbedingungen entsprechend ungünstig sind. Die Erderwärmung bewirkt, dass es in diesen Regionen noch seltener regnet. Extreme Trockenheit und Dürren sind die Folge. Gleichzeitig verwandeln sich Savannen, Wiesen und Weiden in Wüsten. Und bestehende Wüstengebiete weiten sich aus.
Was können wir dagegen tun?
Alle Menschen in allen Ländern der Welt sind verantwortlich für den Schutz der Erde. Das oberste Ziel: der CO2-Ausstoß muss reduziert und die Klimakrise möglichst weit verlangsamt werden. Auch muss die Staatengemeinschaft den betroffenen Ländern helfen, den Folgen der Klimakrise etwas entgegenzusetzen. Dazu sind Anpassungsstrategien und -maßnahmen nötig, um für Überschwemmungen, Dürren und andere extreme Wetterereignisse gewappnet zu sein.