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Manta Ray off Nusa Penida Island
Paul Hilton / Greenpeace

Meeresschutz

Einzigartige Ökosysteme unter Druck

Ressourcenausbeutung, Verschmutzung und Klimakrise setzen den Meeren schwer zu. Greenpeace engagiert sich für ein globales Netzwerk von Meeresschutzgebieten, damit sie sich wieder erholen können.

Überfischung, Aquakultur, Öl- und Gasförderung, Sand- und Kiesabbau, Meereserwärmung und -versauerung durch die Klimakrise, Verschmutzung durch Plastikmüll, Düngemittel, radioaktive Stoffe und Gifte – und bald auch der Abbau von Metallen und seltenen Erden in der Tiefsee. Die unrühmliche Liste, wie wir unsere Ozeane schädigen, ist lang – und wird immer länger. Wirksamer Meeresschutz muss all diese Themen samt ihrer Lösungen betrachten. Und möglichst vernetzt denken.

Was sind Meeresschutzgebiete?

Ozeane bedecken über 70 Prozent unserer Erde. Von der Wasseroberfläche bis in Tiefen von mehr als elftausend Metern, von der Küste bis zur Hohen See beherbergen sie eine schier unendliche Vielfalt an Lebewesen und Lebensräumen. Doch bisher sind nur weniger als drei Prozent der Meere vor menschlichen Eingriffen geschützt. Auf der Hohen See, also jenseits nationaler Küstengewässer, sind es sogar weniger als ein Prozent. Insbesondere die Tiefsee und allgemein Gebiete mit mittlerem bis hohem Salzgehalt sind laut einer Untersuchung weltweit bei Schutzgebieten unterrepräsentiert.

Dabei sind Meeresschutzgebiete ein wichtiges Werkzeug, um Lebewesen und Lebensräume vor schädigenden Einflüssen zu bewahren und die Widerstandsfähigkeit der Meere zu stärken – auch gegen die Folgen der Klimakrise. In Schutzgebieten bleibt die Natur sich selbst überlassen. Hier dürfen weder Fische gefangen noch Rohstoffe abgebaut werden, jede Form der industriellen Nutzung ist tabu oder in einem nachhaltigen Rahmen strikt reguliert. Gemeinsam mit führenden Wissenschaftler:innen fordert Greenpeace ein weltweites Netzwerk großflächiger Schutzgebiete, das bis 2030 mindestens 30 Prozent der Meere abdeckt – in Küstengewässern und auf der Hohen See. 

Neben Meeresschutz brauchen wir aber auch eine ökologisch nachhaltige und sozialverträgliche Nutzung der Meere. Nur so bleiben sie auch für die folgenden Generationen erhalten als Lieferanten von Sauerstoff, Nahrung, Medizin – und als Klimakühlung, ohne die ein Leben auf unserer Erde nicht möglich wäre. Dies wird auch angesichts der wachsenden Weltbevölkerung immer bedeutsamer.

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Wie können wir außerdem die Meere schützen?

Neben der systematischen Einrichtung eines globalen Netzwerks an Schutzgebieten gilt es also vor allem, dem Rohstoffabbau klare Grenzen zu setzen. So treiben gerade mehrere Länder, darunter Deutschland, Tests zum Abbau von Metallen und seltenen Erden in der Tiefsee voran. Hier heißt es: Wehret den Anfängen – Tiefseebergbau ist keine Lösung für Rohstoffengpässe in einer konsumgetriebenen Welt, sondern birgt das große Risiko, die Artenvielfalt und ganze Ökosysteme im größten Lebensraum der Erde langfristig schwer zu schädigen. 

Auch die Öl- und Gasförderung muss schnellstmöglich ein Ende finden. Zum einen, weil Ölunfälle von Schiffen, Plattformen und Pipelines, aber auch tägliche Leckagen von Öl, Gas und Chemikalien die Meere massiv belasten. Zum anderen, weil Öl und Gas als fossile Brennstoffe die Klimakrise massiv vorantreiben – und deshalb zügig durch erneuerbare Energien ersetzt werden müssen. 

Ein weiteres Problem ist das Ausmaß der Plastikverschmutzung. Meeresschutz fängt daher bei jedem Einkauf an: Jede gesparte Verpackung kann auch nicht in den Ozeanen landen. Doch die Verbraucher:innen können das nicht allein richten, es gilt, insgesamt und weltweit viel stärker auf Mehrweg und verpackungsfrei zu setzen. Politik und Unternehmen müssen hier viel stärker tätig werden.

Andere Themen wie der Ausbau der Offshore-Windenergie bedürfen keiner generellen Verbote, aber klarere Regeln. So dürfen sie nicht in Meeresschutzgebieten errichtet werden – klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist aber heute durchaus noch üblich.

Nicht zuletzt muss vor allem auch der systematischen Überfischung und zerstörerischen Fischereimethoden dringend Einhalt geboten werden. Nur ein umfassendes und konsequent umgesetztes Fischereimanagement in nationalen und internationalen Gewässern kann den massiven Rückgang von Fischpopulationen und bedrohten Arten, die als Beifang ins Netz gehen, überhaupt noch abfedern. 

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Was bringen Meeresschutzgebiete?

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen den Erfolg von Schutzgebieten: Die Artenvielfalt steigt, Ökosysteme im Meer werden widerstandsfähiger. Schutzgebiete sind deshalb auch notwendig für eine lohnende Fischerei mit Zukunft: Die derzeit stark subventionierte, jedoch nicht nachhaltige Fischerei macht Verluste. Bei einer Umstellung auf ein nachhaltiges Management könnte drei- bis fünfmal mehr erwirtschaftet werden, als die Umstellung kosten würde. So haben Schutzgebiete als Rückzugsräume, Nahrungsräume und Kinderstuben sogar einen positiven Einfluss auf die Fischerei: Erholen sich Bestände, verlassen Fische die Schutzgebiete und stehen somit wiederum der Fischerei zur Verfügung. 

Auch Korallenriffe brauchen dringend Schutz. Sie haben nicht nur eine wichtige Funktion für den Küstenschutz, sondern sind auch in ihrer Schönheit und Artenvielfalt einfach einmalig. Die Erhitzung und Versauerung der Meere infolge der Klimakrise setzen ihnen jedoch massiv zu - vor allem in Form von Korallenbleiche, die bereits ganze Riffsysteme kollabieren lässt. Selbst wenn Schutzgebiete allein das Riffsterben nicht vollends aufhalten können, stellen sie doch eine wichtige Maßnahme dar, um die “Regenwälder der Meere” überhaupt noch zu erhalten. Dazu zählt auch die Regulierung von menschlichen Aktivitäten wie Wassersport, Schifffahrt, Fischerei und Rohstoffabbau in diesen Gebieten. 

Vor allem aber braucht es rigorose Klimaschutzmaßnahmen. Für die Korallen – und für uns alle. Denn gesunde Ozeane mit hoher Artenvielfalt können mehr Kohlendioxid aus der Luft binden und so die Erderhitzung verlangsamen – was wiederum die Artenvielfalt auch an Land schützt. Wir haben nur einen Planeten – und keine Zeit mehr zu verlieren, wenn wir diesen lebenswert für unsere Kinder und Enkel erhalten wollen.

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