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EvoSwitch, Grünes Rechenzentrum in NL: Das EvoSwitch Datacenter nutzt grüne Energie für den Betrieb des Systems. Dieses energieeffiziente Rechenzentrum beherbergt Provider, öffentliche Einrichtungen und private Unternehmen.
© Frank van biemen / EvoSwitch / Greenpeace

Verantwortung im digitalen Raum

Warum befasst sich Greenpeace mit dem Thema Digitalisierung? Welche Prinzipien lebt Greenpeace im digitalen Raum? Was können wir dort noch besser machen? 

Greenpeace ist eine gemeinnützige Organisation, die dem Schutz der Umwelt verpflichtet ist. Was uns als internationale Umweltorganisation einzigartig macht, ist unsere vollständige Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Greenpeace finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Das verpflichtet uns zu hohen Standards von Transparenz, Rechenschaft und Effektivität - auch bei unserem Verhalten im digitalen Raum.   

Im Folgenden möchten wir möglichst transparent aufzeigen, nach welchen Prinzipien wir uns im digitalen Raum verhalten, welche Zielkonflikte wir sehen und welche Wege wir gehen, um Lösungen für diese Konflikte zu finden. All dies ist orientiert an unserem Leitbild und unseren Werten.

Was haben Umwelt- und Klimaschutz mit der Digitalisierung zu tun?

Wir sind alle von den Auswirkungen betroffen - aber wir haben auch alle die Möglichkeit zu handeln und zu gestalten: Die Herausforderungen durch Erderhitzung und Artensterben sind für unsere Gesellschaft ebenso ein Megathema, wie die Digitalisierung. Und an vielen Stellen sind diese Megathemen auch miteinander eng verzahnt. Ein positives Beispiel: Digitalisierung macht ganz neue Formen des Arbeitens von zu Hause möglich - Homeoffice kann den CO2-Ausstoß deutlich mindern und so zum Klimaschutz beitragen. 
Ein negatives Beispiel: Ressourcen- und Energieverbrauch durch digitale Technologien: Allein der jährliche Strombedarf für das Mining von Bitcoins wird aktuell auf mehr als 200 Terrawattstunden geschätzt - das ist mehr, als Thailand im Jahr verbraucht. 

Es geht darum, mit diesen Chancen und Risiken verantwortungsvoll umzugehen. Diese Aufgabe stellt sich auch Greenpeace. Wir sind nicht nur eine Umweltorganisation, sondern auch allein in Deutschland Arbeitsplatz für fast 400 Menschen, die - insbesondere in Zeiten der Pandemie - ohne Zugang zum digitalen Raum nur sehr eingeschränkt arbeitsfähig wären.

Wenn wir verstärkt in Deutschland digitalisieren, sollten wir es lieber gleich richtig machen: 
Digitalisierung muss als Ziel haben Ressourcen einzusparen bzw. effizienter zu nutzen und eine Kreislaufwirtschaft mit Wiederverwendung und Reparierbarkeit von Produkten zu fördern. 

Greenpeace - Leben des Wertekanons im digitalen Raum

Ob Unternehmen, Organisation oder Einzelperson - der digitale Raum stellt uns im Hinblick auf konsequente Umsetzung von Werten vor Herausforderungen. Immer wieder aufs Neue eröffnen sich durch neue Technologien und Digitalisierungsfortschritte Zielkonflikte, die eindeutige Entscheidungen schwer, manchmal unmöglich machen. Auch Greenpeace ist mit solchen Zielkonflikten konfrontiert. 
Beispielsweise ist für uns ein effektiver und verantwortungsvoller Umgang mit Spendengeldern selbstverständlich. Das spricht dafür, die effizientesten und kostengünstigsten Tools im digitalen Umfeld einzusetzen. Doch diese sind nicht immer die verantwortungsvollsten und auf Deckung mit den Greenpeace-Werten. 

Als Leitlinie zum verantwortungsvollen Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung und den damit verbundenen Zielkonflikten orientieren wir uns an mehreren Prinzipien, die wir im Folgenden vorstellen.

Unsere Prinzipien für die Arbeit im digitalen Raum

Aktive zivilgesellschaftliche Haltung einnehmen

Wollen wir die Erde dauerhaft schützen, müssen alle an einem Strang ziehen: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dafür brauchen wir eine faire und demokratische Diskussion, um auch bei schwierigen Fragen zu Entscheidungen zu kommen, die von möglichst vielen Menschen mitgetragen werden.
Zivilgesellschaftliche Organisationen spielen eine wichtige Rolle in unserer Demokratie. Sie verschaffen Themen und Menschen Gehör, die sonst in der Politik oder in anderen Machtstrukturen wenig repräsentiert sind - weil ihre Stimmen leiser sind oder sie als wirtschaftlich unbedeutender eingeordnet werden.
Greenpeace setzt sich auf den eigenen digitalen Kanälen und auf den Kanälen von anderen Anbietern aktiv für eine Vielfalt der Meinungen, gegen die Verschleierung von Informationen und für die Kennzeichnung und Richtigstellung von Falschmeldungen (Fake News) ein.

Wirksamkeit über digitale Angebote schaffen

Greenpeace kämpft für den Schutz der Lebensgrundlagen und für Frieden. Um möglichst viele Menschen über unsere Arbeit zu informieren und sie zum Handeln zu bewegen, wollen wir maximale Reichweite und Sichtbarkeit im “digitalen Raum” schaffen. 
Dafür bieten wir digitale Angebote an, die konkret zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Einhaltung der planetaren Grenzen beitragen. Unsere digitalen Angebote führen zu einem Miteinander und verbinden Fortschrittsglauben mit ökologischen und sozialen Zielen. Unsere Angebote sollen zum aktiven Handeln anregen und laden dazu ein, Veränderung bei jedem Menschen, in deren Lebensumfeld und in der Gesellschaft insgesamt auf den Weg zu bringen.
Doch möglichst viele Menschen im digitalen Raum zu erreichen, heißt auch: Dorthin gehen, wo viele Menschen im Web ihre Zeit verbringen - und das sind vor allem Angebote wie Facebook, Instagram und Co.
Dabei sehen wir die Gefahren, die durch den Missbrauch von Daten oder die Verbreitung von Fakenews z.B. über Facebook entstehen können. Wir sehen aber auch die Chance, viele Menschen über Plattformen wie Facebook, Twitter etc. zu erreichen, Druck auf Verantwortliche aufzubauen und so einen Teil zum Erfolg unserer Kampagnen beizutragen.

Unabhängigkeit im Blick behalten

Greenpeace steht für Unbestechlichkeit - weder Geld noch politischer Druck können die Organisation beeinflussen. Denn Greenpeace lässt sich nicht sponsern: Wir arbeiten unabhängig von Regierungen, Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen. Greenpeace legt sich mit den größten Konzernen an - auch mit den IT-Giganten.
Wir arbeiten bei Plattformen und Diensten mit Standards und halten uns offen, auf Basis einer kontinuierlichen Risikoanalyse technische und inhaltliche Alternativen zu Angeboten zu nutzen, die uns von außen bei unserer Arbeit einschränken können.

Daten gehören den Unterstützer:innen - Greenpeace ist nur "Treuhänder"

Je mehr Menschen bei Greenpeace-Aktivitäten mitmachen, desto mehr können wir für die Umwelt bewegen. Dabei sind wir uns der Verantwortung bewusst, wenn uns Unterstützer:innen ihre persönlichen Daten anvertrauen. Die strikte Einhaltung des Datenschutzes ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Eine uns wichtige Frage ist darüber hinaus für unsere Mitmach-Angebote bereits bei der Konzeption zu klären, was der legitime (und nicht nur legale) Umgang mit den Daten im Sinne der Unterstützer:innen ist und wie wir dies transparent und möglichst einfach kommunizieren.

Sorgsam mit Zeit und Bedürfnissen von Menschen umgehen

Als Umweltorganisation ist es uns wichtig, dass die Menschen nicht nur im digitalen Raum leben, sondern immer wieder Gelegenheit und Zeit für echte Naturerlebnisse haben. 
Uns sind echte Beteiligungsformate wichtig, die nicht auf "clicktivism" beschränkt bleiben. Technologie ist kein Selbstzweck. Wir sehen uns neue Technologien an und wägen Risiken und Nutzen ab. Wir überlegen bei jedem Angebot, ob dieses besser digital oder lokal vor Ort oder in einer Mischform gemacht werden sollte, um wirksam zu sein.

Transparenz, leichter Zugang zu Informationen und Rückfluss ins Gemeinwohl

Wir möchten, dass alle Menschen Zugang zu unseren Informationen haben und keine Filter im Hintergrund steuern, welche Informationen unsere Besucher zu sehen bekommen. Im Rahmen unserer Aktivitäten erfassen wir Umwelt-Daten und veröffentlichen diese in Studien. Als gemeinnützige Organisation ist es uns wichtig, Daten und Informationen der Allgemeinheit kostenfrei und transparent zur Verfügung zu stellen. 

Technologie-Lieferkette nach Greenpeace-Werten

Mit zunehmender Digitalisierung erhöht sich auch die Anzahl von IT-Dienstleistern, die involviert sind. Es gibt häufig eine Vielzahl von kleineren Tools und Widgets (z.B. auf Webseiten), aber auch komplexe Lieferketten. Hier eine Transparenz in der Lieferkette mit fortlaufenden Änderungen (Firmenaufkäufe, Dienstleisterwechsel) sicherzustellen ist nicht trivial und aufwändig. Ebenso erfordert es viel Recherche und Analyse-Tätigkeiten (z.B. mit welcher Energieversorgung arbeitet ein IT-Dienstleister, welche Werte vertritt er, wie sehen Unternehmensbeteiligungen oder Investitionen aus). 

Cyber- und Informationssicherheit als zwingende Voraussetzung für digitale Arbeit

Informationssicherheit und Datenschutz sind entscheidend für einen verantwortlichen digitalen Raum, insbesondere in einem Kontext, in dem Überwachung und der Missbrauch der Privatsphäre durch Unternehmen eine wachsende Bedrohung für Aktivisten und Gemeinschaften weltweit darstellt.

Daher hat das Thema Informationssicherheit und eine proaktive Sicherheitskultur einen hohen Stellenwert in unserer Organisation.

Was Greenpeace zu Cyber-und Informationssicherheit macht und plant

Das können Sie tun!

Handeln als End-User:in

- Kaufen Sie Ihre Hardware refurbished - so werden generalüberholte Geräte bezeichnet, die von einem Hersteller oder Händler geprüft und vollständig erneuert wurden.

- Achten Sie auf lange Nutzbarkeit von Geräten (Geräte sollten updatefähig und reparierbar sein, Sicherheitsupdates sollten über viele Jahre zur Verfügung stehen).

- Reparieren Sie defekte oder beschädigte Geräte selbst, z.B. in einem Repaircafe.

- Achten Sie darauf, dass Hersteller Umweltaspekte berücksichtigen (iFixit Ranking)

- Schreiben Sie an IT Services (Facebook, Tiktok, EMail-Provider, Online-Banking Provider…)  und fragen Sie nach, mit welchem Energiemix deren Dienste laufen. 

- Horten Sie keine Elektronik: Geben Sie Geräte zurück ins Recycling

- Speichern Sie nicht dauerhaft sämtliche jemals gemachten Fotos - sortieren Sie regelmäßig aus und löschen Sie Dateien (weniger Daten = weniger Energieverbrauch & weniger notwendige Speicher-Hardware = weniger Ressourcen)

- Verzichten Sie auf den Einsatz von Krypto-Währungen

Handeln als Firma oder Organisation

- Beschaffungsrichtlinie

- Cloud statt eigenem Rechenzentrum

Hardware und Reparieren

- Kaufen Sie Ihre Hardware refurbished - so werden generalüberholte Geräte bezeichnet, die von einem Hersteller oder Händler geprüft und vollständig erneuert wurden.

- Achten Sie auf lange Nutzbarkeit von Geräten (Geräte sollten updatefähig und reparierbar sein, Sicherheitsupdates sollten über viele Jahre zur Verfügung stehen).

- Hosten Sie Ihre Webseite und all Ihre IT-Systeeme bei Anbietern, die 100 Prozent erneuerbaren Strom nutzen und energiesparend bauen.