Gas zerstört!
Neue fossile Projekte bedrohen Klima, Meere und Umwelt
Die Bundesregierung will Gasbohrungen im Wattenmeer vor Borkum erlauben. Ein Vertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden, der das Projekt ermöglicht, ist völkerrechtswidrig, so ein neues Rechtsgutachten.
- Ein Artikel von Andi Nolte & Sonka Terfehr
- mitwirkende Expert:innen Mira Jäger & Franziska Saalmann
- Überblick
Vor Borkum soll in Zukunft auch für den deutschen Markt Gas gefördert werden. Umweltschützende haben jahrelang gegen die Pläne des Energiekonzerns One-Dyas protestiert, in der Nähe von Meeresschutzgebieten nach Bodenschätzen zu bohren und konnten das Projekt lange verzögern. Im Juli 2025 stimmte das Bundeskabinett in Berlin einem völkerrechtlichen Abkommen mit den Niederlanden zu, das im Vorfeld der grenzüberschreitenden Gasförderung notwendig ist. Es tritt allerdings erst dann in Kraft, wenn Bundestag und Bundesrat zustimmen.
© Franziska Gilli / Greenpeace
Anike Peters im Gespräch mit Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (die Grünen). Da die Grünen gegen das Unitarisierungsabkommen sind, wir sich die rot-grüne Landes im Bundesrat enthalten.
Ein aktuelles Rechtsgutachten der Rechtsanwältin Roda Verheyen kommt zum Schluss: Dieses Unitarisierungsabkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden ist verfassungs- und völkerrechtswidrig. Er verstößt sowohl gegen das Pariser Klimaschutzabkommen, als auch gegen das im Grundgesetz verankerte Klimaschutzgebot. Deshalb sind Greenpeace-Aktivist:innen im November durch viele Landeshauptstädte gezogen und haben Mitglieder des Bundesrats aufgefordert, dem Gasvertrag mit den Niederlanden die Zustimmung zu verweigern. Immerhin die Grünen haben sich auf ihrem Bundesparteitag klar positioniert und per Parteibeschluss festgelegt, dass alle Grünen in Bundesrat und Bundestag das Abkommen ablehnen. Im Bundesrat besteht deshalb eine reale Chance, das Unitarisierungsabkommen zu kippen. Denn wenn die sieben Bundesländer, in denen die Grünen mitregieren, im Bundesrat nicht zustimmen, fehlt nur noch eine einzige ablehnende Landesregierung und der Vertrag bekommt keine Mehrheit. In Frage käme da zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, wo Die Linke mitregiert und sich bisher noch nicht positioniert hat.
Am 19. September 2025 hat Greenpeace dem Bundeswirtschaftsministerium eine Stellungnahme zukommen lassen, die darlegt, warum Greenpeace das Unitarisierungsabkommen und das zum Abschluss notwendige Vertragsgesetz für rechtswidrig erachtet. Das Ministerium wird darin aufgefordert, den vorliegenden Entwurf für ein Vertragsgesetz zurückzuziehen.
Das Gasabkommen mit den Niederlanden ist ein Vertrag über Klima- und Naturzerstörung. Zukunftsweisend wäre eine Politik, die nur noch auf sichere, saubere und kostengünstige erneuerbare Energien setzt. Die Bundesregierung hingegen entscheidet sich für Rechtsbruch und Verlängerung der fossilen Abhängigkeit.
Die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Temperaturgrenzen sind nur einzuhalten, wenn ab sofort kein einziges neues Öl- oder Gasvorhaben mehr realisiert wird. Das mahnte unter anderen die Internationale Energieagentur (IEA) bereits 2023 an. Deutschland hat das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert und ist völkerrechtlich daran gebunden. Zudem verpflichtet Artikel 20a des deutschen Grundgesetzes zum Klimaschutz und zur Herstellung der Klimaneutralität. Indem die Bundesregierung mit dem deutsch-niederländischen Vertrag ein fossiles Projekt ermöglicht, das mit den Klimazielen per se nicht vereinbar ist, handelt sie demnach verfassungswidrig, so das Greenpeace-Gutachten.
Demo auf Borkum am 10. August 2024
Immer wieder haben Umweltschützende gegen die geplanten Bohrungen demonstriert, an Land und zu Wasser. Mehr als zwei Tage waren Greenpeace-Aktivist:innen im Sommer 2024 auf See, um gegen Gasbohrungen im Wattenmeer zu protestieren. Ein Gerichtsbeschluss beendete das Protestcamp vorzeitig: Am Nachmittag des 1. August erging eine einstweilige Verfügung an Greenpeace, die schwimmende Klimaschutzdemonstration 20 Kilometer nordwestlich von Borkum aufzulösen. 59 Stunden hielten die Umweltschützenden die Stellung: An exakt der Stelle, wo der niederländische Energiekonzern One-Dyas mit dem Aufbau einer Plattform beginnen wollte, errichteten sie am Morgen des 30. Juli ein Protestcamp aus drei Schwimminseln, flankiert von mehreren Schlauchbooten und Kajaks. Ihre Fahnen und Banner trugen die Schriftzüge “Gas zerstört!” und “No New Gas”. Die Aktivist:innen erfüllten den Rechtsspruch des niederländischen Gerichts in Amsterdam unverzüglich.
“Die Aktivist:innen haben sich mit viel Ausdauer und allen zur Verfügung stehenden Mitteln für den Schutz des Wattenmeers und des Klimas eingesetzt”, sagt Mira Jäger, Greenpeace-Expertin für Klima und Energie. “Die Aktion verlief friedlich und sicher, das haben auch die Behörden vor Ort anerkannt. Nun liegt es an der Bundesregierung, die verantwortungslose Ausbeutung von Gas in der Nordsee zu stoppen.”
Greenpeace steht mit seiner Kritik an dem Vorhaben bei Weitem nicht alleine: Auch die Unesco rügt Deutschland unter anderem für seine fossilen Förderprojekte in der Nordsee. Im schlimmsten Fall droht der Entzug des Weltnaturerbe-Status des Wattenmeers. “Hier stehen einzigartige schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel”, sagt Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace vor Ort.
Protestcamp am 30. Juli 2024
Eine Auseinandersetzung mit Geschichte
Der Rechtsstreit um die geplanten Gasbohrungen von One-Dyas vor Borkum zieht sich seit 2022 durch deutsche und niederländische Gerichte. Am 4. Juni 2024 hatte der Obersten Gerichtshofs der Niederlande per einstweiliger Verfügung die Bohrpläne des Gaskonzerns One-Dyas vorerst gestoppt – am selben Tag, an dem Greenpeace-Aktivist:innen am geplanten Ort der Probebohrungen gegen die fossile Ausbeutung der Nordsee protestiert hatten. Am frühen Morgen umkreisten sie auf Schlauchbooten die Bohrplattform “Prospector 1”, mit der One-Dyas nach wie vor entgegen jeder Vernunft und Notwendigkeit neue Erdgasfelder erschließen will. Aktivist:innen sind auf die Plattform gestiegen, auf ihren Bannern stand “No new Gas!” und “Gas zerstört”.
Bereits im April 2024 beschied ein niederländisches Gericht dem Unternehmen Mängel beim Lärm- und Umweltschutz und verhängte einen Baustopp für die Bohrplattform wenige Kilometer vor der Nordseeinsel Borkum. Das niederländische Wirtschaftsministerium erwirkte daraufhin eine neue Genehmigung, mit der One-Dyas am 31. Mai seine Explorationspläne wieder aufnehmen durfte - bis zur einstweiligen Verfügung.
Dem folgten weitere gerichtliche Auseinandersetzungen, auch hinsichtlich des Seekabels, das die Bohrplattform mit dem Festland verbinden soll. Einige dieser Gerichtsverfahren sind mittlerweile im Sinne von One Dyas – und zum Nachteil des Kimaschutzes – geklärt. Aber nicht alle: In einigen naturschutzrechtlichen Fragen stehen noch Entscheidungen aus.
Protest am 4. Juni 2024
Ringen um den Umweltschutz
Für die Tiere in der Nordsee und die Steinriffe, die Greenpeace Deutschland nahe der geplanten Bohrstelle entdeckt hat, ist es lebensnotwendig, dass diese Bohrungen nicht stattfinden. Denn Gas zerstört – egal wo und wie es gefördert wird! Erdgas ist klima- und umweltschädlich und befeuert das Artensterben im Meer und an Land. Doch die aktuelle Gas-Politik der Bundesregierung gefährdet die Gesundheit unserer Meere und von uns Menschen, denn sie sieht nicht nur vor, weiterhin Gas aus bestehenden Projekten zu importieren. Die Bundesregierung unterstützt auch die Erschließung neuer Erdgasfelder – sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Das Gericht in Den Haag hatte ein solches Projekt vorerst unterbunden, indem es einen Baustopp für die geplante Bohrplattform in der Nordsee verhängte.
Worum geht es bei dem Rechtsstreit? Rund zwanzig Kilometer nordwestlich der Nordseeinsel Borkum, in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, will das niederländische Unternehmen One-Dyas ein neues Erdgasfeld erschließen. Der vorgesehene Standort der Produktionsplattform befindet sich etwa 500 Meter entfernt von der deutschen Grenze auf niederländischer Seite und in unmittelbarer Nähe zu mehreren Naturschutzgebieten. Ab Ende 2024 wollte One-Dyas hier Gas aus insgesamt zwölf Bohrungen fördern – sowohl auf niederländischem als auch auf deutschem Hoheitsgebiet. In einer ersten Phase plant der Konzern, 4,5 bis 13 Milliarden Kubikmeter Gas zu fördern. Durch die Verbrennung würden bis zu 26 Millionen Tonnen CO2 entstehen, was in etwa den jährlichen Emissionen von Rheinland-Pfalz entspräche. Das Gericht in Den Haag erklärte zunächst bereits erteilte Genehmigungen für ungültig, weil die Konzepte für Stickstoffemissionen und den Schutz von Robben und Schweinswalen nicht ausreichend seien.
Gefahr für neuentdeckte Steinriffe
Im April 2023 haben die von Greenpeace beauftragten Forschungstaucher:innen der Firma Submaris in der Nähe der geplanten Bohrstelle auf niederländischer Seite und in unmittelbarer Nähe der Kabeltrasse zum Windpark Riffgat auf deutscher Seite stark bewachsene Steine aufgefunden. Drei der vier untersuchten Flächen waren bisher noch nie wissenschaftlich untersucht worden, dabei wären sie unmittelbar von den Gasbohrungen vor Borkum betroffen. Bildauswertungen und Laboranalysen haben ergeben: Die Gebiete sind besonders. Es konnten mindestens 88 Tierarten bestimmt werden, von denen etwa jede fünfte auf der deutschen Roten Liste für bedrohte Arten steht. Zum Beispiel der stark gefährdete Europäische Hummer, die gefährdete Weichkoralle "Tote Mannshand" und verschiedene Anemonen. Das Gutachten zu den Tauchgängen belegt außerdem, dass die neu entdeckten Steinriffe die Kriterien für gesetzlich geschützte Biotope (FFH-Lebensraumtypen Riffe) erfüllen. Weitere Untersuchungen, bei denen der Meeresgrund mittels Sonar abgescannt wurde, bestätigen die Existenz größerer Steinvorkommen in diesem Gebiet.
Bedrohte Artenvielfalt: Hier soll gebohrt werden
Greenpeace-Recherche zur Schadstoffausbreitung
Eine Simulation mit Bojen zeigt, dass im Falle einer Havarie an der geplanten Bohrplattform vor Borkum austretende Schadstoffe, wie zum Beispiel Schwermetalle und aromatische Kohlenwasserstoffe sehr wahrscheinlich Schutzgebiete und schützenswerte Steinriffe verunreinigen würden. Um das herauszufinden, haben Greenpeace-Rechercheur:innen drei frei schwimmende Bojen mit GPS-Sendern ausgestattet und an der geplanten Bohrstelle N05a ausgesetzt. Um den Einfluss der Gezeiten zu berücksichtigen, wurden die Bojen bei Niedrig- und Hochwasser, sowie zwischen den Tiden in die Nordsee ausgebracht. Auch wenn Bojen sich anders verhalten als Schadstoffe oder Sedimentwolken, so lässt sich aus der Simulation dennoch ableiten, welche Strömungen zum Zeitpunkt der Untersuchung an der Oberfläche vorherrschen. Die Strömungsverhältnisse können sich mit den Wetterverhältnissen je nach Jahreszeit verändern. In Nähe des Meeresbodens herrschen zum Teil. andere Strömungen als an der Wasseroberfläche.
Die Strömung trieb alle drei Bojen nach spätestens 48 Stunden zum Naturschutzgebiet Borkum Riffgrund, nordöstlich der geplanten Bohrstelle. Zwei von drei Bojen landeten bereits nach 24 Stunden bei einem Steinriff in der Nähe des Windparks Riffgat. Das widerspricht den Angaben des niederländischen Unternehmens One-Dyas. Dieses hat in einer Umweltverträglichkeitsprüfung angegeben, die benachbarten Naturschutzgebiete und das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer könnten nicht durch erhöhte Schadstoffkonzentrationen gefährdet werden. Die Greenpeace-Simulation weist nun allerdings auf, dass diese Behauptung sich nicht halten lässt.
Doch nicht nur in einem Unfallszenario wären die Naturschutzgebiete vor Borkum gefährdet. Auch im Normalbetrieb können Auffang- und Filtermaßnahmen nicht alle toxischen Stoffe wie Benzol, Naphtalin, Cadmium und Quecksilber aufhalten. Über die Dauer des geplanten Produktionszeitraums von 15 bis 35 Jahren können auch geringe Schadstoffkonzentrationen Flora und Fauna schädigen.
© Greenpeace Investigativ, Katharina Heider
Ausbreitungssimulation von Schadstoffen vor Borkum mit Hilfe von GPS-Peilsendern. Die Karte zeigt eine mögliche Schadstoffausbreitung im Falle einer Havarie vor Borkum. Alle drei Bojen wurden an der geplanten Bohrstelle N05a ausgesetzt: Boje 22431 - 6. September - 15:30h - N53°41.191' E06°21.756' Boje 22493 - 7. September - 13:26h - N53°41.125' E006°21.517' Boje 22497 - 8. September - 12:34h - N53°41.151' E006°21.634'
Niedersächsische Gaspolitik gefährdet das Wattenmeer
Der niedersächsische Landtag hatte dem Vorhaben 2021 zunächst die Zustimmung verweigert, da es mit den eigenen Meeres- und Klimaschutzielen nicht vereinbar sei. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war die Angst einer drohenden Gasmangellage offenbar größer, als die Sorge um eine intakte Umwelt: der Beschluss wurde revidiert. Dabei ignoriert die Landesregierung, dass Deutschland dieses Gas nicht für seine Energieversorgung braucht: Die jährliche Menge an Gas, die vor Borkum gefördert werden könnte, ist vernachlässigbar klein. Nicht einmal ein Prozent des derzeitigen jährlichen Gasbedarfs könnte Deutschland hierdurch zur Verfügung gestellt werden. Am 12. April 2024 protestierten Greenpeace-Jugendliche vor dem Wirtschaftsministerium in Hannover gegen die Pläne, vor der Nordseeinsel Borkum nach Gas zu bohren. Am 14. August genehmigte das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie die Bohrungen auf deutscher Seite.
Umweltverbände und betroffene Inselbewohner:innen hatten gegen das sogenannte Planfeststellungsverfahren zahlreiche Einwände erhoben und forderten das Amt auf, den Antrag abzulehnen. Das von Greenpeace veröffentlichte Rechtsgutachten “Gasbohrung vor Borkum rechtswidrig” kommt zu dem Schluss, dass die Bohrungen nicht mit Klima- und Meeresschutz vereinbar und somit nicht genehmigungsfähig sind. Die Regierung handelt demnach rechtswidrig, wenn sie das neue Gasprojekt in der Nordsee zulässt.
“Wir können uns keine neuen Gasprojekte mehr leisten. Die Pläne von ONE-Dyas sind nicht nur eine weitere, massive Bedrohung für das Klima, sondern auch für die Artenvielfalt in der Nordsee. Der Lärm der Bauarbeiten und die Verschmutzung durch den Betrieb solcher Plattformen bringt Robben, Schweinswale und viele weitere Lebewesen in Gefahr.”
Auch in N04-A keine Bohrungen!
Benachbartes Meeresgebiet, gleiches Problem: Auch im Erdgasfeld “N04-A” will der Energiekonzern One-Dyas nach Gas bohren, eine Gasbohrplattform soll gerade installiert werden. Dagegen protestieren Greenpeace-Aktivist:innen in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 2023. Anfang Mai 2023 hatte die niederländische Regierung die Genehmigung für Bohrungen in diesem Meeresgebiet rund 35 Kilometer vor Borkum kurz hinter der niederländischen Grenze erteilt. Geplante Probebohrungen im nur etwa 12 Kilometer weiter südlich gelegenen Erdgasfeld “N05-A” hatte ein niederländisches Gericht im April gestoppt, ein Jahr später bestätigte die Rechtbank Den Haag die Entschiedung, dem Bauvorhaben die Genehmigung zu entziehen. Auf deutscher Seite läuft derzeit noch ein Genehmigungsverfahren.
Gemeinsamer Protest
Am 18. Juni 2023 haben sich gut 400 Personen - von Baby bis 96 Jahren - am Borkumer Strand versammelt und gegen die geplanten Gasbohrungen vor Borkum demonstriert. Unterstützt wurden Borkumer:innen und Greenpeace dabei von jeder Menge Menschen aus der umliegenden Region, Tourist:innen und vielen weiteren Umweltschützenden. Gemeinsam bildeten die Protestierenden ein Menschenbild: Auf etwa einigen hundert Metern Länge und Breite formten sie zunächst einen Bohrturm, der sich in eine Sonne verwandelte. Doch nicht nur im hohen Norden stößt One-Dyas auf widerwillen: Nach einer von Greenpeace beauftragten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Public lehnen zwei Drittel der Deutschen die Genehmigung der Gasbohrungen vor Borkum ab. Etwa genauso viele sind besorgt darüber, dass die Bohrungen Natur und Artenvielfalt vor der Nordseeinsel zerstören könnten und halten sie für unvereinbar mit den deutschen Klimaschutzzielen.
© Lucas Wahl / Greenpeace
Etwa 400 Menschen formen am Strand von Borkum eine Sonne. ihre Forderung: Erneuerbare Energien statt klima- und Meere belastende Gasprojekte!
Aktion am 3. Mai in Hannover
Häufig gestellte Fragen zur Gasförderung vor Borkum
Was für Pläne zur Förderung von Gas in der Nordsee gibt es?
Etwa 20 km nordwestlich von Borkum will ONE-Dyas nach Gas bohren und eine neue Förderinfrastruktur aufbauen. Die Installation von Förderplattform und Pipeline werden in einem sensiblen Meeresschutzgebiet passieren, das sich in unmittelbarer Nähe (etwa 15 km entfernt) des UNESCO-Weltkulturerbes Wattenmeer befindet und besonderen Schutz genießen sollte. Schweinswale, Robben, Riffe und Seegraswiesen wären durch das Projekt in Gefahr. Darüber hinaus befeuern alle neuen fossilen Projekte die Klimakrise und zementieren den fossilen Lock-In.
Welche Auswirkungen haben die geplanten Gasbohrungen auf das Ökosystem Wattenmeer?
Pipelines und Stromtrassen werden am Meeresgrund verlegt, Bohrlöcher in den Boden gerammt – insbesondere artenreiche Steinriffe sind hier durch Vergrabunden und Sedimentaufwirbelungen bedroht. Die Bauarbeiten verursachen außerdem viel Lärm, der Meeressäugern wie Robben und den ohnehin in der Nordsee stark bedrohten Schweinswalen zusätzlichen Stress bereitet.
Bei der Gasförderung selbst gelangen Abwässer ins Meer, die unter anderem Schwermetalle wie Quecksilber oder krebserregende Substanzen wie Benzol enthalten. Die Wasserqualität an der Emsmündung ist ohnehin durch die dort angesiedelte Industrie in keinem guten Zustand. Die zusätzliche Belastung hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt im Meer. Bei Unfällen wäre der Schadstoffeintrag noch gravierender.
Ist Gas klimafreundlich?
Nein, Gas ist nicht klimafreundlich und auch keine saubere Energiequelle. Das Image, Gas sei grün, ist überholt. Erdgas heizt das Klima gleich doppelt auf – durch Methaneinträge bei Förderung, Speicherung und Transport des Gases sowie durch CO2-Emissionen bei der Verbrennung.
Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und ist extrem klimaschädlich. Jede Tonne Methan heizt die Erde über 20 Jahre betrachtet 84 mal so stark auf wie die gleiche Menge Kohlendioxid. Wie für alle fossilen Energiequellen gilt auch bei Erdgas: Wir müssen schnellstmöglich aussteigen, wenn wir die Klimaschutzziele von Paris noch einhalten wollen.
Was sind Alternativen zu Gas?
Anstatt weiterhin in die Infrastruktur fossiler Energieträger zu investieren und diese damit auch zukünftig zu stärken, sollten alle Investitionen ab sofort nur noch in Zukunftsenergien, also erneuerbare Energien, fließen.
Bis Deutschland eine Energieversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien erreicht hat, können bereits bestehende Strukturen für Gasimporte, zum Beispiel aus Norwegen, genutzt werden. Neue Gasinfrastuktur sollte generell nicht mehr entstehen. Der Verbrauch von Gas muss dringend gesenkt werden. Hier kann vor allem bei der Sanierung von Gebäuden angesetzt, klare Ziele dafür formuliert und diese durch Förderungen umgesetzt werden.
Gas ist extrem klimaschädlich!
Fossiles Erdgas besteht hauptsächlich aus Methan, chemisch CH4. Methan erhitzt das Klima über 20 Jahre etwas 84 mal stärker als CO2, ist also viel klimaschädlicher. Aus Methanleckagen an Bohrstellen, beim Transport oder aus undichten Stellen in Pipelines entweicht es über die gesamte Lieferkette in großen Mengen in die Atmosphäre. Die CO2- Emissionen bei der Verbrennung kommen als zusätzliche Klimabelastung noch obendrauf. Erdgas ist damit ein echter Klimakiller, dessen Förderung weltweit schleunigst ein Ende haben sollte.
Greenpeace-Stellungnahme zum Vertragsgesetz über die Erschließung von grenzüberschreitenden Kohlenwasserstofflagerstätten in der Nordsee
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Worthy of Protection - the Hidden Stony Reefs of Borkum
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