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Greenpeace Aktivist:innen malen einen Totenkopf, der vom Symbol für die Radioaktivität umschlossen ist. Auf dem Banner steht: “Kernkraft schädigt Deutschland”
© Fred Dott / Greenpeace

Atomkraft muss enden

Wir brauchen den Atomausstieg - in Deutschland und weltweit

Keine Energie ist gefährlicher und teurer als Atomkraft, ihr Beitrag zur weltweiten Stromgewinnung gering. Trotzdem ist sie nicht totzukriegen. Was hauptsächlich an militärischen Interessen liegt

Auch wenn er im Moment ein bisschen wackelt: Eigentlich sollte Deutschland nicht mehr weit davon entfernt sein, den Atomausstieg vollbracht zu haben. Im April 2023 sollen mit Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen. Dann endet die über 60 Jahre dauernde Ära der zivilen Atomnutzung in Deutschland.  Auch weltweit ist der Anteil an Atomstrom gering – 2021 lag er bei gerade einmal zehn Prozent. Doch auch wenn es in einigen europäischen Ländern Bestrebungen in Richtung weiterer Atomausstiege gibt – weltweit ist kein Ende der Atomkraft absehbar. Leider. Denn für Strom aus Atomspaltung zahlt die Menschheit einen hohen Preis. Wie die beiden schlimmsten Atromkatastrophen der Geschichte in Tschernobyl und Fukushima eindrücklich beweisen.

Der Atomausstieg in Deutschland zum Beispiel kam nur durch die gesellschaftlichen Schockwellen dieser beiden Atomkatastrophen zustande. 1986 geriet im ukrainischen Tschernobyl im dortigen Atomkraftwerk die Kettenreaktion außer Kontrolle, bis der Reaktor in die Luft flog, der Kern schmolz und Brände noch tagelang hoch radioaktive Partikel in die Umwelt schleuderten. Damals schwenkte in Deutschland die SPD um und forderte fortan ein Ende dieser gefährlichen Technologie. Und als sie im Jahr 1998 zusammen mit den Grünen an die Macht kamen, verhandelten sie mit der Atomindustrie den ersten Fahrplan für den Atomausstieg.

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Atomausstieg in Deutschland

Doch Energiekonzerne, die Unionsparteien und die FDP versuchten über Laufzeitverlängerungen den Atomausstieg immer weiter nach hinten zu schieben. Erst das kollektive Entsetzen, als sogar im hoch technologisierten Japan im März 2011 das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi explodierte, brachte der deutschen Atomkraft wirklich ihr Ende. 

Ein von einem Erdbeben ausgelöster Tsunami überflutete damals das Gelände des dortigen Atomkraftwerks, so dass die Kühlung ausfiel. Vier Reaktorblöcke explodierten an mehreren Tagen hintereinander zwischen dem 12. und dem 15. März. Wobei die Welt noch Glück im Unglück hatte: In Block 4, dem letzten, der in die Luft flog, lagerten besonders viele heiße Brennelemente in kaum geschützten Abklingbecken. Über Tage war nicht klar, ob wenigstens dort die Kühlung aufrecht erhalten werden kann. Wäre das Abklingbecken trockengefallen und in Brand geraten, wäre noch wesentlich mehr Radioaktivität freigesetzt worden. Dann hätte wahrscheinlich der ganze Großraum Tokio mit 50 Million Einwohnern evakuiert werden müssen.   

Beide Atomkatastrophen führten zu großflächiger radioaktiver Verseuchung und unvorstellbarem menschlichen Leid. Sie prägten eine neue Kategorie an Störfällen, den sogenannten Super-GAU. Etwas, was Schlimmer war, als alles vorher vermutete: die Steigerung des GAUs, des „Größten anzunehmenden Unfalls“.

Der Widerstand gegen Atomkraft ist so alt wie die Technologie selbst. Schon in den 70er Jahren gab es in Deutschland Massenproteste, der Widerstand wurde schnell größer. 1985/86 wehrten sich Hunderttausende gegen eine Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf. Und das erfolgreich. Doch nach den Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima verstärkten sich die Massenproteste und Großdemonstrationen gegen Atomkraft derart, dass selbst die ehemals atomfreundliche Bundeskanzlerin Angela Merkel Atomkraft für nicht länger haltbar erachtete.

Karte der Region Fukushima in Japan, die die Ausbreitung der Strahlung nach der Atomkatastrophe im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zeigt.

Fukushima

Der 11. März 2011 versetzte Japan in einen Ausnahmezustand, der bis heute anhält. Die dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami-Flutwelle und Super-GAU traf das Land bis ins Mark.

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In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschernobyl

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschernobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

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Atomkraft rettet das Klima nicht - auch nicht in China und Russland

Soweit der Stand in Deutschland. Doch auch der Blick rund um die Erde zeigt: Weltweit werden meist jedes Jahr mehr Atomkraftwerke außer Betrieb genommen als neue zugebaut. Österreich und Italien sind schon vor Jahrzehnten aus der Nutzung der Atomenergie ausgestiegen. Belgien – ein Land mit einstmals immerhin über 50 Prozent Atomstrom – hat seinen Atomausstieg für 2025 angekündigt. Und selbst Frankreich, das Atomstromland schlechthin, hat Pläne, bis 2035 nur noch 50 statt bisher 80 Prozent seines Stroms durch Kernspaltung gewinnen zu wollen. Doch das Ende der Atomkraft wird nicht von selber kommen.

Russland und China betreiben zum Beispiel weiterhin den Neubau von Atomkraftwerken. Auch die USA und andere Nationen wollen nicht auf diese Form der Energiegewinnung verzichten. Aber mit Klimaschutz, wie oft behauptet, hat das wenig zu tun. Der Mehrwert der Atomkraft liegt wo ganz anders: Die Technologie hat viele Querverbindungen zur militärischen Nutzung; Atomkraftwerke zu besitzen hat strategische Bedeutung.

Zwar ist es richtig, dass bei der Energiegewinnung durch die Spaltung von Atomen kein Kohlendioxid freigesetzt wird. Selbst wenn man die Klimagase, die bei Bau und Betrieb von Atomkraftwerken anfallen mit einberechnet, ist Atomstrom sicher eine klimagasarme Energiegewinnung. Aber Atomkraft ist viel zu teuer, viel zu gefährlich und letztlich viel zu unbedeutend, um einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten zu können.

Die Errichtung des Atomkraftwerkes Hinkley Point C wird beispielsweise auf 27 Milliarden Euro geschätzt, für das gleiche Geld ließe sich die vierfache Menge an Strom aus Wind oder Solarkraft zu Verfügung stellen. Selbst das Gesamtpaket “gesicherte erneuerbare Kraftwerksleistung” – also steuerbare Energieinstallationen von Solar und Wind mit Elektrolyseuren und Gaskraftwerken im Verbund, was wichtig ist für die Versorgungssicherheit – ist zusammengenommen günstiger als neue Atomkraftprojekte.

Und die Gefahren der Atomkraft sind dabei noch gar nicht eingepreist. Denn bei der Spaltung von Atomkernen fallen hochgefährliche radioaktive Spaltprodukte an. Die sind schon im störungsfreien Betrieb ein enormes Problem – bis jetzt gibt es weltweit kein Endlager, in dem dieser gefährlichste Müll der Menschheit sicher gelagert werden könnte. Dabei strahlen die Hinterlassenschaften der Atomkraft abertausende von Jahren. Ein Problem, dessen Größe und Tragweite der Mensch bis heute nicht befriedigend lösen kann. Und angesichts der Größe und Dauer des Problems vielleicht auch nie wirklich lösen wird.

Auch die Transporte hochradioaktiver Abfälle stellen immer wieder ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung dar. Über Jahrzehnte haben die Castortransporte einschließlich all ihrer Gefahren Deutschland belastet, die Proteste dagegen die Gesellschaft tief gespalten.

Im Inneren des Morslebener Lagers für abgebrannte Brennstäbe, einem ehemaligen Salzbergwerk.

Atommüll

Die Genehmigung von Atomkraftwerken ist an den Nachweis einer sicheren Endlagerung des strahlenden Mülls gebunden. Dieses Endlager gibt es bis heute nicht.

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Aktion zum Fukushima-Jahrestag: Greenpeace Aktivist:innen, die Strahlenschutzanzüge und Masken tragen, ziehen durch einige der belebtesten Orte Jakartas, um auf die Gefahren der Kernenergie hinzuweisen. Sie halten auch schwarze Regenschirme mit Nuklearsymbolen in der Hand.

Atomunfälle

Katastrophen und Beinahe-Katastrophen begleiten die Geschichte der zivilen Atomkraft. Ein Überblick.

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  • Greenpeace-Aktivist:innen demonstrieren im Wendland mit dem Nachbau eines Castor-Behälters

    2017 fuhren mehrere Duzend Bauern mit ihren Treckern vom wendländischen Gorleben nach Berlin, um gegen die Pläne zu demonstrieren, in Gorleben ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll zu schaffen

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  • Protest gegen Castor-Transport in Deutschland. Auf dem Banner steht: "Ausstieg aus Gorleben - Castor Stopp"

    Jeder Castortransport führte zu heftigen Protesten gegen die hochgefährliche Atomkraft. (Foto: Schienenblockade hinter Lüneburg 2011)

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  • Sit-In nachts auf der Straße  gegen Castor-Transporte in Deutschland

    Oft kamen die Castoren im Winter, wenn es kalt und dunkel war. Zehntausende Demonstranten harrten trotzdem aus, bei Wind und Wetter, tage- und nächtelang. (Foto: Sitzblockade auf der Straße vor dem Zwischenlager, 2010)

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  • Demonstration gegen Castor-Transporte in Deutschland

    Aktivist mit Schirm bei der zentralen Demonstration gegen den Atomtransport ins Atommüllzwischenlager Gorleben, Deutschland.

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  • Protest gegen Castor-Transporte in Deutschland

    Zehntausende meist friedliche Demonstranten, zehntausende Polizisten: Castortransporte bedeuteten immer mehrere Tage Ausnahmezustand im Wendland. (Foto: Sitzblockade auf den Schienen 2010)

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  • Laternenmarsch gegen Castor in Deutschland

    Polizei bei einem Protestmarsch mit Laternen gegen Atomtransporte (Castor) aus Frankreich ins Zwischenlager Gorleben.

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  • Protestschilder gegen Atomkraft in Deutschland

    Das gelbe X ist eins der Symbole des Anti-Atom-Widerstandes. Im Wendland findet man es heute noch überall.

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Wie gefährlich dieses strahlende Inventar ist, zeigt sich, wenn es bei Unfällen wie in Tschernobyl oder Fukushima in die Umwelt gelangt. In beiden Fällen mussten zigtausende Menschen evakuiert werden, viele sind an den Langzeitfolgen gestorben. Die radioaktive Verseuchung hat ganze Landstriche für Jahrhunderte unbewohnbar gemacht. Die volkswirtschaftlichen Schäden sind unglaublich und belaufen sich auf hunderte Milliarden Euro. Versicherungsprofis haben den Schaden einer großen Atomkatastrophe mit bis zu sechs Billionen  Euro beziffert. Risikoadäquate Haftpflichtprämien wären absolut unbezahlbar; ein derart abgesicherter Atomstrom würde bis zu 67 Euro pro Kilowattstunde kosten. 

Dabei sind Tschernobyl und Fukushima nur die Spitze des Eisberges. Die Liste mit Unfällen, die zum Glück gerade noch nicht so dramatische Auswirkungen hatte, ist lang. 2001 kam es im deutschen AKW Brunsbüttel zu einer schweren Wasserstoffexplosion  direkt am Reaktordruckbehälter, der aber zum Glück kaum beschädigt wurde. Und 2006 kam es im schwedischen AKW Forsmark zu einem Kurzschluss, bei dem der Reaktor für eine Weile nicht mehr steuerbar war.

Die militärische Bedeutung von Atomkraft

Rentabel ist Atomkraft also nicht, gefährlich für Mensch und Volkswirtschaft obendrein. Warum vor allem die beiden Großmächte Russland und China, aber auch Länder wie Frankreich, England, Iran oder Indien trotzdem weiter an Atomkraft festhalten? Das liegt vor allem an der militärischen und strategischen Bedeutung von Atomkraftwerken. Ursprünglich wurden Atomreaktoren erfunden, um Plutonium für Atomwaffen zu bekommen. Heute wird der Bombenstoff eher aus speziellen Reaktoren als aus Kraftwerken zur Stromgewinnung entnommen, aber der Zusammenhang AKW – Bombenstoff Plutonium besteht bis heute. 

Auch das Know-how der Technik, Fachkräfte, Zulieferfirmen, der Besitz der Fabriken und vieles mehr ist von strategischer Bedeutung. Zivile und militärische Nutzung greifen dabei Hand in Hand. So wurde zum Beispiel in Großbritannien die Infrastruktur, die für den Neubau des Atomkraftwerkes Hinkley Point C benötigt und darüber finanziert wurde, auch zur Erneuerung von atomgetriebenen U-Booten genutzt. Und genauso wie atomare U-Boot-Antriebe, atomare Raketenantriebe oder neuartige hyperschallschnelle Atombomben sind auch Atomkraftwerke immer noch und immer wieder eine Demonstration von technischer Potenz und Überlegenheit. 

Russland und China zum Beispiel bauen an kleinen schwimmfähigen Atomkraftwerken, die in entlegenen Regionen zum Einsatz kommen sollen. Russland hat den Prototyp auf der Akademik Lomonossow 2019 nach Sibirien zum Einsatz bringen lassen. Auch China plant schwimmende Atomkraftwerke, die an abgelegenen Inseln im südchinesischen Meer zum Einsatz kommen sollen. 

Aus solchen Gründen wird es leider nicht so schnell zum weltweiten Atomausstieg kommen, wie wünschenswert wäre. Fakt bleibt aber: Atomkraft ist keine Lösung für die Klimakrise, sondern schafft weit mehr zusätzliche Probleme, als sie irgendwo lösen könnte. Seit seiner Gründung 1971 hat Greenpeace sich immer wieder gegen Atomwaffen und Atomkraft engagiert. Und solange Atomkraftwerke und Atombomben noch keine Geschichte sind, wird dieses Engagement nicht enden.

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Häufig gestellte Fragen zum Atomausstieg

Wann wurde der Atomausstieg beschlossen?

Erste Schritte zum Atomausstieg wurden im Jahr 2002 durch die damals bestehende Koalition aus SPD und Grüne beschlossen. Sie vereinbarte mit den Kraftwerksbetreibern, dass noch eine bestimmte Menge Strom erzeugt werden darf, bevor die Reaktoren abgeschaltet werden müssen. Ein konkretes Auslaufdatum wurde dabei nicht festgelegt.

Der endgültige Ausstieg aus der Kernenergie wurde im Sommer 2011 von der damaligen Regierung bestehend aus CDU/CSU und FDP beschlossen.

Wann ist der Atomausstieg abgeschlossen?

Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland sollen bis zum Ende des Jahres 2022 abgeschaltet werden. Es ist geplant, dass es in Deutschland ab Januar 2023 keine laufenden Atomkraftwerke mehr gibt.

Im September 2022 wurde vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und der damit verbundenen Energiekrise entschieden, den Ausstieg bis Mitte April 2023 zu verzögern. Verantwortlich für diese Entscheidung war die amtierende Regierungskoalition bestehend aus SPD, Grüne und FDP.

Warum wurde der Atomausstieg beschlossen?

Seit Jahrzehnten weisen Wissenschaftler:innen und Atomkraftgegner:innen auf die Gefahren durch die Kernkraft hin. Neben dem Risiko eines Reaktorunfalls ist vollkommen ungeklärt, was mit dem Atommüll passieren soll, ein Endlager für diesen gefährlichsten Müll der Menschheit gibt es bis heute nicht. Es dauert Jahrhunderte, bis die Strahlung vollständig abgebaut ist.

Diese Risiken und Probleme sind der Politik bekannt, jedoch wirkt die Atomlobby seit Jahrzehnten auf sie ein, um wirkliche Veränderungen zu verhindern. Nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 wurde der öffentliche Druck so groß, dass die schwarz/gelbe Bundesregierung ihm nachgeben musste und den Ausstieg aus der Kernenergie beschloss.

Welche Folgen hat eine Atomkatastrophe?

Zu einer Atomkatastrophe kommt es, wenn die nukleare Kettenreaktion außer Kontrolle gerät, sei das aus menschlichem Versagen, wegen technischer Defekte oder wegen eines Ausfalls der Kühlungssysteme zum Beispiel aufgrund einer Naturkatastrophe. Dabei erhitzt sich der Reaktor beständig weiter und kann schlussendlich explodieren. Da die Hitzeentwicklung so groß ist, dass die Atombrennstoffe durch die Schutzhüllen aus Stahl und Beton schmelzen, wird dieser Vorgang auch als Kernschmelze bezeichnet.

Solch ein Szenario nennt man Super-GAU, das Wort GAU kommt von “Größter Anzunehmender Unfall''. 

Als Folgen daraus wird hohe radioaktive Strahlung freigesetzt, die alles Leben in der direkten Umgebung verstrahlt und tötet. Strahlende Partikel werden aus der Anlage herausgeschleudert und mit dem Wind und dem Regen zum Teil hunderte von Kilometern weit verfrachtet. Flüsse, Wälder, Wiesen, Städte und Dörfer werden kontaminiert. Pflanzen und Tiere nehmen die strahlenden Partikel auf. Die Gefahr zu erkranken ist hoch, nicht kontaminierter Nahrung anzubauen wird unmöglich, das betroffene Gebiet wird unbewohnbar.

 

Welche Folgen hat der Atomausstieg?

Wenn keine Atomkraftwerke mehr in Betrieb sind, ist das Risiko einer Atomkatastrophe, wie sie sich in Hiroshima und Fukushima ereignete, nicht mehr vorhanden. Außerdem entsteht dann kein neuer Atommüll. Die durch den Ausstieg freigewordenen finanziellen und personellen Kapazitäten können dazu genutzt werden, erneuerbare Energien auszubauen und neue nachhaltige Möglichkeiten der Energiegewinnung zu entwickeln.

Was ist der Zusammenhang zwischen einem Atomkraftwerk und einer Atombombe?

Sowohl Atombomben als auch Atomkraftwerke beruhen auf dem gleichen Prinzip: Sie nutzen beide die Energie, die beim Spalten von Atomen freigesetzt wird. Atomwaffen werden im militärischen Bereich als Abschreckungs- und Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Atomkraftwerke hingegen finden Anwendung im zivilen Bereich und dienen der Stromerzeugung.

Ursprünglich wurden Atomreaktoren erfunden, um Plutonium für Atomwaffen zu erhalten. Heute wird der Bombenstoff allerdings eher in speziellen Reaktoren denn in Kraftwerken zur Stromherstellung erzeugt. Trotzdem gehen zivile und militärische Nutzung oft Hand in Hand, wie viele Beispiele zeigen. Dabei geht es auch um Know-how, Fachkräfte und zuliefernde Fabriken – all das hat auch eine strategische Bedeutung. 

Auch in ihrer Zerstörungskraft sind sich beide Technologien ähnlich: Kommt es tatsächlich zu einem Super-GAU wie in Tschornobyl oder Fukushima, ist die radioaktive Verseuchung der Umwelt mit dem durch den Abwurf einer Atombombe durchaus vergleichbar. 

Aus diesem Grund fordert Greenpeace nicht nur den Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland und weltweit, sondern auch die Abrüstung aller Atomwaffen auf dieser Erde. Die Risiken, die mit dieser Technologie einhergehen, sind zu hoch – die möglichen Folgen zu katastrophal.

 

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