Wenn das Klima kollabiert
Der UN-Klimarat warnt: Bei ungebremster Erderwärmung werden extreme Unwetter häufiger und stärker auftreten, feuchte Weltregionen werden noch feuchter, trockene dagegen noch trockener – teils mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft. Schon eine geringe globale Temperaturerhöhung kann zu sinkenden Getreideernten führen.
Unwetter ziehen auf
Weltweit hat sich die Erde laut US-Wetterbehörde NOAA von 1881 bis 2017 durchschnittlich um ein Grad Celsius erwärmt, in Deutschland sogar um 1,4 Grad. Je wärmer die Meere, desto mehr Wasser verdunstet. Je höher die Lufttemperatur, desto mehr Wasser nehmen die Wolken auf. Hitzewellen und Dürren ebenso wie Starkregenfälle können dadurch häufiger und heftiger ausfallen.
In Europa leiden schon jetzt einige Regionen an Bodenverlust durch Trockenheit, besonders in Spanien. Heiße, trockene Sommer dörren den Boden aus. Die Stauseen führen weniger Wasser, Flüsse verkümmern zu Rinnsalen, es herrscht Wassermangel. Felder und Wälder brennen. Der Hitzesommer 2003 hat in der EU über 70.000 Menschenleben gefordert. Bei einer globalen Erwärmung um weitere drei Grad und häufigeren Hitzeperioden rechnet die EEA bis 2100 mit zusätzlichen 86.000 Toten pro Jahr. Auch 2018 ist wieder ein außergewönlich heißes und trockenes Jahr; die Schadensbilanzen stehen noch nicht fest, der Sommer ist noch nicht vorbei. Seit vielen Jahren häufen sich immer neue Hitzerekorde.
In Deutschland folgen sogenannte Jahrhunderthochwasser in immer kürzeren Abständen aufeinander: die Oderhochwasser 1997 und 2009, die Elbefluten 2002 und 2013, Passau 2002 und 2013. >> Klimawandel in Deutschland
Die weißen Kappen schmelzen
Durch die Erwärmung schmilzt das Eis der Erde. Besonders augenfällig geschieht dies in den Gebirgen und an den Polen. Das "ewige" Eis am Nordpol taut rasant und macht den Weg frei für die industrielle Ausbeutung der Region. Fast jährlich melden Medien, dass die Ausdehnung des arktischen Meereises ein weiteres Minimum erreicht. Auch die Gletscher haben vielfach an Masse und Länge verloren; Fotovergleiche aus verschiedenen Dekaden belegen dies eindrucksvoll.
Selbst die bis zu tausende Meter dicken Eisschichten der Antarktis sind nicht mehr vor dem Klimawandel sicher. Am Südpol brechen Eisplatten wie das Larsen-B-Schelfeis oder das Wilkins-Schelfeis auseinander und treiben als Eisberge nach Norden. >> Antarktis im Klimawandel
Der Meeresspiegel steigt
Durch das Schmelzen des Inlandeises an den Polen, vor allem in Grönland, und durch die Ausdehnung des wärmer gewordenen Meerwassers steigt der Meeresspiegel. Satellitenmessungen haben gezeigt, dass der Anstieg im 20. Jahrhundert durchschnittlich 1,7 Millimeter pro Jahr betrug. In den vergangenen 20 Jahren war dieser Wert mit ca. 3,2 Millimeter pro Jahr fast doppelt so groß; laut UN-Weltklimarat könnten es 2100 bis zu einem Meter sein. Sturmfluten wirken sich durch den höheren Wasserpegel noch verheerender aus, Böden versalzen. Weltweit sind rund 200 Millionen Menschen in tief gelegenen Küstengebieten von dieser Entwicklung betroffen, 30 der 50 größten Städte liegen am Meer.
Auf der Flucht
Eine Greenpeace-Studie von 2017 kommt zu dem Ergebnis, dass schon heute jährlich 21,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind, weil ihre Heimat durch den Klimawandel keine ausreichenden Lebensbedingungen mehr bietet - das sind mehr als doppelt so viele, wie jedes Jahr durch Krieg und Gewalt in die Flucht getrieben werden. In den kommenden 30 Jahren ist mit rund 200 Millionen Flüchtlingen zu rechnen. Im internationalen Flüchtlingsrecht kommen diese Menschen nicht vor.
Der Klimawandel trifft die Länder besonders hart, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beigetragen haben: die Entwicklungsländer. Die Hauptverursacher dagegen – die westlichen Industriestaaten – haben die finanziellen Mittel, sich weitgehend vor den Folgen der Krise zu schützen. Greenpeace fordert die Industrieländer darum auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen und den Entwicklungsländern zu helfen. Mit ihrem Einfluss, mit Geld und mit Taten: durch ein geändertes Flüchtlingsrecht, durch geeignete Hilfsmaßnahmen in den betroffenen Ländern und durch eine drastische Senkung der Treibhausgasemissionen. >> Klimaflüchtlinge: Die unterschätzte Katastrophe
Berichte des Weltklimarates:
Klimaänderung 2014: Synthesebericht des IPCC
IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung (Okt. 2018)
Stand: Mai 2019