Zahlen belegen: In Deutschland werden mittlerweile 20 Prozent der Ackerflächen für die Produktion von sogenanntem Biotreibstoff und Biogas genutzt. In den USA wird über die Hälfte des Maises zu Ethanol als Benzinersatz verarbeitet, in Brasilien ein Fünftel des Zuckers (Stand 2011). Ein Hektar Getreide reicht, um ein Jahr lang entweder 33 Menschen zu ernähren oder zwei Autos mit durchschnittlichem Verbrauch und durchschnittlicher Kilometerleistung zu betanken.
Die Bioenergiepolitik der Regierung, die einseitig Biogas- und Biospriterzeugung fördert, führt dazu, dass die Ernte nicht mehr ausreicht, um die Nachfrage auf dem Lebensmittelmarkt bei uns zu befriedigen
, erklärt Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Das heißt, dass Getreide und Ölfrüchte von den Mühlen auf dem Weltmarkt zugekauft werden. Und das macht nicht nur Deutschland so. Die Folge: steigende Preise weltweit.
Dabei gäbe es genügend Lebensmittel, um die Weltbevölkerung zu ernähren. So bezog sich der frühere UNO-Sonderberichterstatter Jean Ziegler auf den World-Food-Report der FAO, als er sagte, dass die Weltlandwirtschaft in der heutigen Phase ihrer Entwicklung problemlos das Doppelte der Weltbevölkerung normal ernähren könnte.
Doch stattdessen landen Nahrungsmittel als Alternative zum Erdöl im Tank. Es ist zweifelhaft, ob mit Biotreibstoffen maßgeblich CO2 eingespart werden kann. Es ist aber sicher, dass zunehmend Menschen - in Somalia wie auch in vielen anderen Ländern - unter den hohen Agrarpreisen leiden, die durch eine falsche Bioenergiepolitik mitverursacht werden
, sagt Hofstetter.
Gleichzeitig führt der Klimawandel in immer mehr Ländern zum Beispiel in Afrika zu steigenden Temperaturen, Wassermangel und Dürreperioden. Die Verantwortung hierfür haben vor allem die Industrieländer. Und nun können die benachteiligten Regionen nicht versorgt werden, weil Industrieländer ihre Klimabilanz aufpolieren wollen und somit Knappheit und hohe Preise verursachen. Selbst Nestlé-Verwaltungsratschef Peter Brabeck-Letmathe fordert im Interview mit der Frankfurter Rundschau: Ganz einfach, wir brauchen ein Verbot. No food for fuel! Da könnten die Europäer sich wirklich mal profilieren und Initiative zeigen.