Unschön strahlendes Edelgas
Eigentlich sollte man erwarten, dass staatliche Stellen alles daran setzen, das radioaktive Strahlenrisiko für die Menschen zu verringern. Nicht so in Sellafield.
Eigentlich sollte man erwarten, dass staatliche Stellen alles daran setzen, das radioaktive Strahlenrisiko für die Menschen zu verringern. Nicht so in Sellafield.
Eine Gruppe von Regierungsbeamten und Industrievertretern aus Europa und Japan grübelte Anfang September auf einem Treffen der World-Nuclear-Association (WNA) über Pläne für ein internationales unterirdisches Atomendlager. Ihr Hauptaugenmerk richteten sie dabei auf Osteuropa und Ostasien. Charles McCombie, Sprecher der Organisation ARIUS sagte, dass man allerdings noch weit davon entfernt sei, potenzielle Lagerstätten zu benennen. Aber China, Russland und Australien seien im Gespräch.
Greenpeace-Aktivisten aus Österreich und Ungarn haben am Montag vor dem AKW Paks in Ungarn gegen die Vorfälle um den Pannenreaktor protestiert. Stop Paks Experiments (Stoppt die Experimente in Paks) forderten sie auf einem großen Transparent. Die Betriebsdauer der Paks-Reaktoren soll um zehn Jahre verlängert werden, obwohl es dort in den letzten Wochen zu gefährlichen Störfällen gekommen ist.
Rund 60 Jugendliche von Greenpeace-Jugendgruppen aus ganz Deutschland haben am Wochenende im Wendland ihren Widerstand gegen Castor und Atommüll-Endlager demonstriert. Die vielfältigen Aktivitäten der Jugendlichen standen unter dem Motto Ein sicheres Endlager für Atommüll ist ein Luftschloss. Diesen Slogan versinnbildlichten die Heranwachsenden unter anderem bei einer Demonstration vor dem Endlager Gorleben mit Hilfe einer luftbetriebenen Hüpfburg, in der radioaktive Teilchen wild umherhopsten, um letztendlich ins Freie zu gelangen.
Auch mehr als fünfzig Jahre nach Beginn der kommerziellen Atomenergienutzung ist die Frage, wie der Atommüll entsorgt werden soll, nicht geklärt. Je mehr Atommüll auf Halde liegt, desto stärker wird der Druck, eine Lösung für das Atommüllproblem zu präsentieren. Dementsprechend steigt das Risiko, dass Atommüll an völlig ungeeigneten Stellen vergraben und zur Gefahr für kommende Generationen wird - nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Der längste Castor, der jemals durch Deutschland gerollt ist, hat am späten Dienstagnachmittag die deutsche Grenze erreicht: Zwei E-Loks vorne, fünf BGS-Begleitwaggons, 12 Castoren, wieder fünf BGS-Waggons und nochmal zwei E-Loks.
Die britischen Steuerzahler werden in den nächsten zehn Jahren für die Atommüllentsorgung zusätzlich zur Kasse gebeten. Die Zahlungen von ungefähr 200 bis 300 Millionen Euro jährlich sind nötig, damit der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Atomstromlieferant British Energy (BE) am privatisierten Markt nicht Pleite geht. Während einerseits die öffentliche Hand die über 8 Milliarden Euro teuren Entsorgungskosten übernimmt, hat die Regierung zugleich ein Staatsdarlehen für die angeschlagene BE über rund eine Milliarde Euro bis zum 9. März 03 verlängert. London muss nun versuchen, den Deal Kreditgebern schmackhaft zu machen, sonst droht BE doch noch die Insolvenz.
Die Stilllegung weiterer Hochrisikoreaktorblöcke im bulgarischen Kosloduj ist vorerst gestoppt. Das Oberste Verwaltungsgericht in der Hauptstadt Sofia folgte Ende vergangener Woche einem Antrag der Parlamentsopposition und entschied gegen die Regierung, die weitere Reaktoren aus Sowjetzeit bis 2006 vom Netz nehmen will. Die EU hatte den Beitritt des Balkanlandes an das Ausschalten der veralteten Atommeiler geknüpft. Bulgarien hat dafür Entschädigungszahlungen gefordert. Die Blöcke 1 und 2 waren bereits Ende letzten Jahres abgeschaltet worden.
Am Montag ist es einer Gruppe von 19 Greenpeace-Aktivisten zum wiederholten Male gelungen, auf das Gelände des Atomkraftwerkes in Sizewell/England vorzudringen. Ohne vom Sicherheitsdienst aufgehalten zu werden, überwanden sie im Schutz der Dunkelheit den Absperrzaun, kletterten auf ein Dach nahe der Reaktorkuppel und gelangten unbehelligt in den zentralen Kontrollraum der angeblich sichersten atomaren Anlage Großbritanniens. Erst nach fünf Minuten waren drei unbewaffnete Sicherheitsleute vor Ort.
Greenpeace-Aktivisten forderten heute im östereichischen Parlament in Wien eine Volksbefragung zum Thema atomfreies Europa. Ziel der Umweltschützer ist ein Verfassungszusatz, der die Regierung Österreichs verpflichtet, sich im EU-Rat für den europäischen Atomausstieg einzusetzen.
Greenpeace wird die Zustimmung der EU-Kommission zur Rettung des maroden britischen Atomkraftwerksbetreibers British Energy (BE) gerichtlich anfechten. Das teilte die Umweltschutzorganisation am Mittwoch mit. London hatte British Energy mit einer Finanzspritze von 650 Millionen Pfund vor der Insolvenz bewahrt, ohne zuvor die erforderliche Zustimmung der EU-Kommission einzuholen. Die Kommission hat dieses Vorgehen zwar für formal ungesetzlich erklärt, es aber inhaltlich gebilligt.
Greenpeace hat am Montag Bundeskanzler Gerhard Schröder aufgefordert, keine Kredite für ein neues Atomkraftwerk in Brasilien zuzusagen. Anlass ist der Antrittsbesuch des neuen Präsidenten Lula da Silva in Deutschland. Der staatliche Energiekonzern 'Electronuclear' des südamerikanischen Landes hofft auf deutsche Finanzhilfe in Höhe von rund 500 Millionen Euro. Sie sollen in den Bau eines dritten Reaktorblockes im Atomkraftwerk Angra (Angra 3) fließen.