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Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011
© Thomas Breuer / Greenpeace

Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

Der maroder Salzstock wurde Ende der siebziger Jahre einfach als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll "ausersehen". Das sogenannte Erkundungsbergwerk im niedersächsischen Gorleben musste Jahrzehnte als Entsorgungsnachweis für die bundesdeutschen Atomkraftwerke herhalten, obwohl dort kein einziges Gramm Atommüll eingelagert wurde. Die Eignung des Salzstocks war schon immer umstritten, doch erst 2020 strich eine  Expertenkommission Gorleben endlich von der Liste möglicher Endlager.

Am 22. Februar 1977 benennt der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) das Elbdorf Gorleben zum Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ). Die Planungen umfassen ein Zwischenlager für schwach und mittel radioaktive Abfälle, ein Transportbehälterlager für Castorbehälter mit hoch radioaktiven Abfällen und ein Endlager im Salzstock Gorleben-Rambow.

Die ebenfalls geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) erklärt Albrecht 1979 für wirtschaftlich machbar, aber politisch nicht durchsetzbar. Eine Anlage zur endlagerfähigen Bearbeitung (Konditionierung) der Abfälle wird 1986 in die Planungen aufgenommen und ist seit 1998 betriebsbereit. Kernstück des NEZ ist das geplante Endlager im Salzstock. Ohne die Deponie ergibt der Betrieb der anderen Atomanlagen an dieser Stelle keinen Sinn. Kleiner Schönheitsfehler: Bis zur Standortbenennung lagen keine Untersuchungen darüber vor, ob sich der Gorlebener Salzstock überhaupt dafür eignet, radioaktive Abfälle für mindestens eine Million Jahre von der Biosphäre zu isolieren.

Update am 29.11.2024: Rückbau hat begonnen

Am 29. November 2024 hat der offizielle Rückbau des Erkundungsbergwerks Gorleben begonnen. Der Salzstock wird mit den ersten Ladungen Salz zugeschüttet. Insgesamt 400.000 Kubikmeter Salz sollen in den kommenden drei Jahren in die Hohlräume verfüllt werden. Dies ist ein wichtiges Signal, um Vertrauen in die sichere Endlagersuche zurückzubringen. Jahrzehntelang wurde der Salzstock in Gorleben als einzig mögliches Atommüll-Endlager diskutiert, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen ihn als geologisch ungeeignet und somit als unrealistische Option eingestuft haben.

Der Gorlebener Salzstock

Der Gorlebener Salzstock ist etwa 14 Kilometer lang und bis zu 4 Kilometer breit. Er reicht aus ungefähr 3,5 Kilometern Tiefe bis etwa 260 Meter unter die Erdoberfläche. Die Aufwärtsbewegung der vor 250 Millionen Jahren entstandenen Salzmassen, verursacht durch den Druck der darüber lagernden jüngeren Gesteinsschichten, dauerte bis ins Quartär. Diese jüngste Periode der Erdneuzeit begann vor circa 1,6 Millionen Jahren. Sogar heute geht der Aufstieg des Salzes weiter, allerdings nach menschlichen Begriffen unvorstellbar langsam.

Das sogenannte Erkundungsbergwerk umfasst zwei Schächte von 840 und 940 Metern Tiefe. Sie sind in 840 Metern Tiefe durch einen horizontalen Stollen miteinander verbunden. Zusätzlich sind im Erkundungsbereich weitere Stollen aufgefahren worden. Die bisherige Erkundung fand im nordöstlichen Teil des Salzstocks statt.

Ein Atomfass steht auf einer Wiese
© Bente Stachowske / Greenpeace

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Nachricht

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

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Der Arbeitskreis Endlager

Der vom damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) 1999 beauftragte Arbeitskreis Endlager (AkEnd) entwickelte 40 Jahre nach Beginn der Atommüllproduktion erstmals umfangreiche wissenschaftliche Kriterien für die Endlagerstandortsuche. Ob es aber jemals zu einer vergleichenden Standortsuche in mehreren Regionen kommen würde, blieb lange ungewiss. Die Energieversorger hatten damals bereits knapp 1,3 Milliarden Euro in Gorleben versenkt und wollen deshalb getreu ihrem Grundprinzip „Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit“ an Gorleben festhalten.

Das Endlagersuchgesetz

2013 wurde reiner Tisch gemacht bei der Endlagersuche, der Prozess wurde neu aufgesetzt, alte Konzepte kamen vom Tisch. Dazu trat am 1.1.2014 das Standortauswahlgesetz (StandAG) in Kraft. Das Gesetz regelte die Suche nach einem Endlager für hoch radioaktiven Atommüll neu. Damit wurde das bisherige Verfahren beendet und eine weiße Landkarte als Ausgangspunkt festgelegt. Die Suche soll transparent, wissenschaftsbasiert und ohne Vorfestlegung beginnen.

Bis 2015 erarbeitete zunächst eine 33-köpfige Kommission Kriterien für einen möglichen Standort und  schlug die dem Bundestag vor. 2017 übernahm dann die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) die Aufgabe als Suchbehörde. Im September 2020 veröffentlichte sie den Zwischenbericht Teilgebiete. Darin werden 90 Regionen in ganz Deutschland ausgewiesen, die aufgrund ihrer Geologie (Salz, Ton oder Kristallin) grundsätzlich als Wirtsgestein in Frage kommen. Gorleben wurde in diesem Bericht als Endlagerstandort ausgeschlossen, da die geologischen Kriterien nicht erfüllt sind.

Im November 2025 wurde ein aktualisierter Arbeitsstand veröffentlicht, in dem 90 mögliche Teilgebiete genannt werden. Diese  90 Teilgebiete sollen nun durch Repräsentative Vorläufige Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) weiter eingeengt werden.

Ende 2027 sollen fünf bis zehn Standortregionen benannt werden / übrig bleiben, die dann obertägig und teilweise untertägig noch untersucht werden müssen, bis es vielleicht ab 2046 zu einer Standortfestlegung kommt. 

Großes gelbes X im Wald
Bente Stachowske / Greenpeace

Gorleben ist Geschichte!

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Ein Wunder ist geschehen: Das Endlager Gorleben ist vom Tisch. Weil der Salzstock kein sicherer Platz für Atommüll ist. Persönliche Betrachtung eines unglaublichen Erfolgs - mit aktuellem Update.

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Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital
Britta Radike / Greenpeace

Lösung für immer gesucht

Im Gespräch

Der Zwischenbericht zur Suche eines Endlagers für Atommüll schlägt 90 Regionen zur weiteren Erforschung vor. Gorleben ist nicht darunter. Interview mit Atomexperte Heinz Smital.

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Der Standort Gorleben

Die Atommüllproblematik ist ein gesellschaftliches Thema, für das es keine einfachen Antworten gibt. Gleichwohl ist unsere Generation verpflichtet, die ersten Schritte hin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem gefährlichen Atommüll zu finden. Nach über 35 Jahren verfehlter Atommüllpolitik ist hierfür eine nationale Endlagerdebatte notwendig.

Bei einem echten Neuanfang in der Endlagersuche darf der Standort Gorleben nicht aufgenommen werden, denn dieser wurde in den siebziger Jahren politisch – nicht aufgrund eines wissenschaftlichen Auswahlverfahrens - willkürlich ausgewählt. Die Anwendung der von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) formulierten Mindestkriterien für einen möglichen Endlagerstandort in Salz stuft den Standort Gorleben nicht einmal als  untersuchungswürdig ein. Der Salzstock ist durchzogen von Laugen- und Gasvorkommen, zudem liegen Grundwasser führende Schichten direkt auf dem Salzstock und es fehlt ein abschließendes Deckgebirge.

Das in über 35 Jahren gesammelte Wissen um den Standort Gorleben, einschließlich seiner Mängel, wird das gesamte Suchverfahren von Anfang an negativ beeinflussen. Die Aufstellung jedes Kriteriums wird immer auch zugleich eine Entscheidung über die Eignung oder Nichteignung des Standortes Gorleben sein. Eine ergebnisoffene, sicherheitsorientierte Debatte ist mit Gorleben im Verfahren nicht möglich.

Endlagerung radio- und chemotoxischer Abfälle im Tiefuntergrund

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Greenpeace-Bewertung Salzstock Gorleben

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Die Akte Gorleben

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Dieses Dokument gibt Einblick in die wichtigsten Akten zu dem geplanten Endlagerstandort in Gorleben. Greenpeace hatte 2010 Einsicht in die Akten der Niedersächsischen Staatskanzlei, des Niedersächsischen Umweltministeriums und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nach dem Umweltinformationsgesetz erhalten und 12000 Akten ausgewertet.

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keinendlagergorleben_2005_1.pdf

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Terrorangriffe auf deutsche Atomkraftwerke - Bewertung der Gegenmaßnahmen

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Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

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