Alles zur Weltklimakonferenz COP30
- Ein Artikel von Luisa Lamm & Miryam Nadkarni
- Überblick
Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.
Die zweite und entscheidende Verhandlungswoche der Weltklimakonferenz COP30 in Belém, Brasilien, ist vorbei. “Diese Weltklimakonferenz ist ein weiteres Opfer der Lobbymacht der Ölstaaten", kommentierte Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand bei Greenpeace Deutschland, enttäuscht. Zu seiner ausführlichen Einschätzung der Ergebnisse der COP30 geht es hier.
Während die Delegierten zwei Wochen lang am politischen Ergebnis feilten, sind zehntausende Menschen aus aller Welt, darunter zahlreiche Indigene, auf die Straße gezogen, um klare und dringliche Antworten auf die Klimakrise zu fordern. Auch Greenpeace-Aktive protestierten auf verschiedenste Weise im Umfeld der Konferenz:
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Gemeinsam mit Indigenen tourte Greeenpeace einige Wochen vor der COP mit gigantischen "Amazonas"-Buchstaben durch europäische Städte und sprachen mit Politiker:innen, um auf die Dringlichkeit der diesjährigen COP hinzuweisen.
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Direkt vor dem Start hatten Greenpeace-Aktive den Berliner Fernsehturm mit einer Projektion bestrahlt, die aus der Kugel einen brennenden Erdball machte.
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In der ersten Woche der Konferenz demonstrierte eine Flotte aus mehr als 200 Booten mit insgesamt 5.000 Menschen aus 60 verschiedenen Ländern vor Belém für mehr Klimaschutz demonstriert. Unter den Protestierenden waren Indigene und politische Führende lokaler, von der Klimakrise betroffener Communities. Das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior III war Teil der Flotte.
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Insgesamt 554.729 Menschen haben in den vergangenen Monaten eine von Greenpeace initiierte Petition für besseren Wald- und Klimaschutz unterschrieben – mehr als 150.000 dieser Stimmen stammen aus Deutschland. Während der Klimakonferenz übergab Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace, zusammen mit den Waldexpert:innen Gesche Jürgens und Romulo Batista (Brasilien) sowie Pressesprecherin Sabine Beck diese Unterschriften an Umweltminister Carsten Schneider (SPD). Sie erinnerten an die dringenden Erwartungen der Wähler:innen und Menschen weltweit: Es ist die zentrale Aufgabe der Bundesregierung, die Wälder von Berlin bis Belém sowie das Klima konsequent zu schützen.
Doch während die Zivilgesellschaft demonstrierte, spielt sich im Inneren ein düsteres Szenario ab: Eine Datenanalyse von Greenpeace, Transparency International, dem Climate Action Network und weiteren Organisationen belegte, dass mindestens 1.600 Lobbyist:innen der Öl-, Gas- und Kohleindustrie auf der Konferenz vertreten sind. 599 dieser Interessensvertreter:innen verfügten über eine sogenannte „Party Overflow“-Akkreditierung, was ihnen direkten Zugang bis in die innersten Verhandlungszirkel verschaffte. Laut der Analyse haben diese Lobbyist:innen damit mehr Zugangspässe erhalten als die Delegationen der zehn von den Folgen der Klimakrise am stärksten betroffenen Ländern – dazu zählen Mikronesien oder Eritrea.
Greenpeace-Aktionen zur COP
Forderungen an die Bundesregierung
Um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, forderte Greenpeace, dass sich die Bundesregierung auf der Klimakonferenz im November für Folgendes einsetzt:
1. Starke Klimaziele für Europa
Ein ehrgeiziger Klimaplan bis 2035 braucht klare Ausstiegspfade aus Kohle, Öl und Gas – und Ziele für den Schutz von Wäldern, Mooren und anderen natürlichen Kohlenstoffspeichern.
2. Ein weltweiter UN-Waldaktionsplan
Mit einem globalen Aktionsplan zum Schutz der Wälder kann die Weltgemeinschaft die weltweite Entwaldung bis 2030 stoppen und geschädigte Wälder wiederherstellen.
3. Klima- und Naturschutz gemeinsam denken
Klimaschutz funktioniert nur mit gesundem Boden, sauberem Wasser und Artenvielfalt. Die drei großen Umweltabkommen zu Klima, Biodiversität und Böden müssen daher besser miteinander verzahnt werden.
4. Geld für echten Waldschutz – direkt für Indigene
Es braucht verlässliche und faire Finanzierungsinstrumente für den Waldschutz. Das Geld muss direkt den indigenen Gemeinschaften zugutekommen, die die Wälder seit Generationen schützen.
5. Klimafinanzierung nach dem Verursacherprinzip
Wer das Klima zerstört, sollte auch für die Folgen zahlen. Es ist entscheidend für gerechten Klimaschutz, dass große Verschmutzer wie fossile Konzerne endlich ihren fairen Beitrag zur Klimafinanzierung leisten.
Mehrheit wünscht sich mehr Wald- und Klimaschutz
Auch wenn es so scheint, als wären Klima- und Naturschutz in der heutigen politischen Lage in Vergessenheit geraten: Greenpeace International hat eine Umfrage in Auftrag unter 17.000 Menschen aus 17 verschiedenen Ländern weltweit in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Acht von zehn Menschen wünschen sich, dass sich die Politik für mehr Wald- und Klimaschutz einsetzt.
Wenn auch Sie mehr Wald und Klimaschutz möchten, Erheben Sie Ihre Stimme für die Wälder – klicken Sie auf unsere Karte und senden Sie Ihre Nachricht!
Kurz erklärt
Die COP und das Pariser Klimaabkommen
Die erste Klimakonferenz der Vereinten Nationen (UN) fand 1995 in Berlin statt. Seitdem treffen sich die inzwischen 195 Vertragsstaaten jährlich, um Ziele und Maßnahmen zu diskutieren, mit denen wir die Klimakrise in den Griff bekommen können. Häufig wird die Klimakonferenz auch COP genannt – das steht für “Conference of the Parties”.
Vor zehn Jahren haben die UN-Mitgliedstaaten zudem das Pariser Klimaabkommen beschlossen. Das Ziel des völkerrechtlich bindenden Vertrags: Die Erderwärmung auf möglichst 1,5, höchstens aber 2 Grad Celsius zu begrenzen. Doch davon sind wir laut aktuellem UNEP-Report immer noch weit entfernt, auch wenn sich die Prognosen etwas verbessert haben.
Was ist die COP30?
Diesen November fand die 30. UN-Klimakonferenz, die COP30, in Brasilien statt – direkt vor den Toren des Amazonas-Regenwalds, dem größten zusammenhängenden Regenwald der Welt. Dadurch richtete sich der Fokus auf den Schutz der Wälder als entscheidenden, oft vernachlässigten Aspekt des Klimaschutzes. Insgesamt sind etwa 30 Prozent der globalen Landfläche von Wäldern bedeckt, die CO2 speichern und damit unsere natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise sind. Unsere Zukunft und die des gesamten Planeten hängt davon ab, wie es ihnen geht.
Das COP-Problem: Schöne Ziele, zu wenig Maßnahmen
Viele Länder haben sich inzwischen ehrgeizige Ziele zur Klimaneutralität gesetzt und auf der COP28 wurde der Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschlossen. Doch es klafft eine riesige Lücke zwischen dem, was aktuell passiert, und dem, was zum Erreichen der Ziele getan werden müsste. Denn hinter den Versprechen wie “1,5 Grad” fehlen nach wie vor Maßnahmen, um sie auch zu erreichen. Große Emittenten wie Deutschland und die EU tun hier weiterhin zu wenig.
Ein Beispiel für fehlende Taten: Der erste Global Stocktake 2023 stellte auf der COP28 fest, dass Wälder bis 2030 besser geschützt werden müssen. Doch bisher bleibt es bei Worten – echte Maßnahmen fehlen. Die Europäische Union und Deutschland tragen eine historische Verantwortung, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen: Europa war die Wiege der Industrialisierung und hat über zwei Jahrhunderte hinweg riesige Mengen an Treibhausgasen ausgestoßen. Der Wohlstand, von dem wir heute profitieren, basiert auf der intensiven Nutzung von Kohle, Öl und Gas – während andere Regionen der Welt kaum zur Krise beigetragen haben, aber schon jetzt stärker als wir unter ihren Folgen leiden.
"Die Erde brennt: Die Pole schmelzen, Korallenriffe sind aller Voraussicht nach verloren, der Amazonas-Regenwald steht kurz vor seinem Kipppunkt – und auch in Deutschland ist nur noch jeder fünfte Baum gesund", sagt Greenpeace-Waldexperte Harald Gross.
"Doch noch ist es nicht zu spät: Die EU und die Bundesregierung müssen Verantwortung übernehmen, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas wirklich umsetzen und die Wälder der Erde besser schützen. Nur so können wir das Feuer eindämmen.“
Der Amazonas-Regenwald: kurz vor dem Kipppunkt
Gerade der Schutz des Amazonas-Regenwalds ist entscheidend für unser aller Zukunft. Unter anderem durch seine gigantische Kohlenstoff-Speicherkapazität fungiert er als natürlicher Klimaschützer für die gesamte Welt.
Doch rund 18 Prozent der Waldfläche sind bereits zerstört. Expert:innen schätzen: Wird ein Verlust von 20 bis 25 Prozent erreicht, könnte das Ökosystem einen Kipppunkt überschreiten, an dem große Teile des Regenwalds vertrocknen – mit irreversiblen Folgen für das regionale wie auch globale Klima. Denn der Regenwald speichert rund 73 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Wenn der Wald abgeholzt wird, gerät der Kohlenstoff in Form von CO₂ in die Atmosphäre.
Leider erfüllt der Amazonas-Regenwald diese Funktion als sogenannte Kohlenstoffsenke nicht mehr so wie bisher: Zwischen 2010 und 2019 emittierte die Amazonasregion aufgrund von Waldzerstörung bereits 20 Prozent mehr CO2, als sie aufnehmen konnte. Sollte dies dauerhaft der Fall sein, könnte die Klimastabilität weltweit weiter gefährdet werden – das beträfe auch Deutschland.
Doch wofür wird der Amazonas-Regenwald zerstört?
Die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds hat eine enorme Dimension: In den vergangenen vier Jahrzehnten ging durch Abholzung und Brandrodung eine Waldfläche verloren, die fast fast so groß ist wie Frankreich und Deutschland zusammen. Allein im Jahr 2024 verlor die brasilianische Amazonasregion 17,9 Millionen Hektar durch Brände – eine Fläche halb so groß wie Deutschland. Dabei sind die meisten Brände menschengemacht und illegal gelegt; die extreme Dürre seit 2023 hat ihre Ausbreitung noch massiv verstärkt.
Auch Futtersoja wird in großem Stil in Brasilien angebaut. In den vergangenen 20 Jahren bestand ein gewisser Waldschutz im brasilianischen Amazonasgebiet, weil keine weiteren Waldflächen für neue Sojafelder zerstört werden durften. Doch ausgerechnet jetzt – kurz vor der COP – will die brasilianische Kartellbehörde CADE das sogenannte Soja-Moratorium kippen. Das wurde 2006 auch dank des Einsatzes von Greenpeace Brasilien eingeführt.
Wie viele artenreiche Gebiete ist auch der Amazonas-Regenwald nicht menschenleer. Seit Jahrtausenden leben hier Indigene im Einklang mit der Natur. Mehr noch: Daten zeigen, dass sie die von ihnen bewohnten Gebiete sogar besser vor Zerstörung schützen, als es bei unbewohnten Gebieten der Fall ist. Die Zerstörung entsteht durch schädliche Industrien wie die industrielle Landwirtschaft von JBS, den größten Fleischproduzenten der Welt, oder den illegalen Goldabbau, die die Natur und damit das Klima destabilisieren.