Jetzt spenden
Der Bulle der Börse in New York mit einem Kackhaufen

“Kuhwäsche”: Das Schlupfloch im Amazonas-Schutz

Greenpeace-Recherche: Wie der größte Fleischkonzern der Welt von Regenwald-Zerstörung profitiert

Jetzt unterzeichnen: Amazonas schützen, Klima retten!
Label
Einmalig
Label
Monatlich
Standardintervall
Monatlich

Brasilien exportiert mehr Rindfleisch als jedes andere Land. Rund 240 Millionen Kühe leben dort derzeit, knapp die Hälfte davon im Gebiet des Amazonas-Regenwalds. Um Platz für all diese Rinder zu schaffen, werden bis heute jedes Jahr riesige Flächen Regenwald gerodet. Etwa 17 Prozent des Amazonas-Regenwalds wurden bisher vernichtet. Erreichen wir eine Zerstörung von 20-25 Prozent, könnte der Wald einen Kipppunkt erreichen, an dem große Teile nach und nach vertrocknen. Das hätte dramatische Folgen, nicht nur für die Natur, Menschen und Tiere vor Ort, sondern auch für das globale Klima. 

Umweltorganisationen, Poltiker:innen und Zivilbevölkerungen fordern deshalb, dass kein weiterer Regenwald für neue Rinderweide abgeholzt wird und dass Fleischverarbeiter darauf achten, dass ihr Fleisch nicht mit Regenwaldzerstörung und der Verletzung indigener Rechte in Verbindung steht. Doch durch einen Trick ziehen sich Fleischverarbeiter wie JBS, der größte Fleischkonzern der Welt, aus der Verantwortung. Der Trick heißt Kuhwäsche. 

Wie funktioniert Kuhwäsche? 

Kuhwäsche funktioniert ähnlich wie Geldwäsche: Rinder, die illegal gezüchtet wurden (etwa auf Farmen, deren Besitzer:innen zuvor illegal Regenwald abgeholzt haben), dürfen offiziell nicht verkauft werden. Damit sie trotzdem in den Handel kommen, werden sie zuerst auf „saubere“ Farmen gebracht. Dort werden sie umetikettiert oder so in die Lieferkette eingeschleust, sodass niemand mehr nachvollziehen kann, wo sie ursprünglich herkommen. Am Ende landen sie in den großen Schlachthöfen und Fleischfabriken, als wäre alles legal gewesen. 

“Kuhwäsche ist in Brasilien ein offenes Geheimnis und für Fleischfabriken ist das eine wunderbare Ausrede”, sagt Greenpeace Amazonas-Experte Harald Gross. “Sie können damit sagen, dass die Kühe alle von legalen Farmen stammen. Aber das Argument hinkt. Wenn das tatsächlich so wäre, würde kaum noch neuer Regenwald für Rinderweiden zerstört werden. Die Satellitenbilder sprechen aber eine andere Sprache. Außerdem kann Greenpeace Brasilien mit einer neuen Recherche zeigen: Fleisch aus problematischen Quellen mit Verstößen gegen die Rechte Indigener Gemeinden landet in den Schlachthöfen von JBS – obwohl der Konzern versprochen hat, seine Lieferkette lückenlos zu kontrollieren. Auf der COP muss durch die Umsetzung eines starken Wald-Aktionsplans dafür gesorgt werden, dass sie sich daran halten.” 

Für die Recherche hat Greenpeace Brasilien in wochenlanger Arbeit unterschiedliche Daten ausgewertet. So verfolgte das Investigativ-Team die Bewegungen von Rindern nach, die auf dem indigenen Territorium der Naruvôtu im Amazonas illegal aufgezogen wurden. Um ihre Herkunft zu verschleiern, wurden die Tiere zunächst von der Farm „Fazenda Três Coqueiros II“ auf eine andere Ranch gebracht, die „Fazenda Itapirana“. Zwischen Januar 2018 und November 2024 belieferte die Fazenda Itapirana nachweislich zwei Schlachthöfe des Fleischkonzerns JBS. Beide sind für den Export von Rindfleisch an zahlreiche Länder zugelassen, darunter die EU-Länder, das Vereinigte Königreich, China und Japan. Damit besteht der Verdacht, dass Fleisch aus illegaler Herkunft über die globalen Lieferketten von JBS auf den Tellern von Verbraucher:innen weltweit gelandet ist – trotz der geltenden Exportkontrollen und Nachhaltigkeitsversprechen des Konzerns. 

„Der Fall zeigt, wie leicht sich in Brasilien die Herkunft illegal gehaltener Rinder verschleiern lässt”, sagt Gross. 

Wer ist JBS?

JBS ist der größte Fleischverarbeiter der Welt. Der Konzern hat die Möglichkeit, rund 75.000 Rinder, 13,8 Millionen Hühner und 147.000 Schweine zu schlachten – und das täglich. Er steht außerdem mit der Zerstörung des Amazonas-Regenwalds sowie mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung. Um Platz für Rinder zu schaffen, wird immer mehr Regenwald gerodet – auch in Gebieten von Indigenen, was deren Lebensweise bedroht. JBS ist eines der klimaschädlichsten Unternehmen: Die Methanemissionen des Konzerns sind auf dem Niveau von Shell- und ExxonMobil – zusammengenommen. 

Die Batista-Brüder: Aufstieg durch Korruptionsskandale und Naturzerstörung

Hinter JBS steht ein Name wie kein anderer: Die Batista-Familie. Die brasilianischen Brüder Joesley und Wesley Batista haben aus dem einst kleinen Familienunternehmen den größten Fleischverarbeiter der Welt gemacht. Auf diesem Weg wurde JBS mit mehreren Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Im Jahr 2020 stimmten die Brüder deshalb einer Strafzahlung von 256 Millionen Dollar zu. Außerdem saßen die Brüder kurzzeitig wegen Insiderhandels im Gefängnis.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/amazonas-schuetzen

Amazonas schützen, Klima retten!

Der Amazonas-Regenwald wird zerstört – doch von seinem Überleben hängt auch unsere Zukunft ab! Jetzt ist die vielleicht letzte Chance, ihn zu retten. Fordern Sie mit uns die Regierungen auf, den Amazonas zu schützen.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Sloth Amazonas

JBS erobert die Welt 

Dennoch hat JBS genug verdient, um zu expandieren – in Brasilien, aber auch im Ausland. So hat der Konzern inzwischen diverse Firmen im Ausland gekauft. Dazu gehören Swift (eine der größten Fleischmarken der USA) und Andrews Meat Industries in Australien. In Australien hat der Konzern sein Geschäft von Rindfleisch auf Huhn und Schwein ausgeweitet und investiert inzwischen sogar in Lachsfarmen in Australien – eine billige Form der Produktion, die die Ozeane zerstört.

In diesem Jahr haben die Batista-Brüder einen weiteren Coup gelandet: Im Juni 2025 gelang es JBS trotz jahrelanger Schwierigkeiten, an die New Yorker Börse zu kommen. Mit dem Börsengang an der Wall Street und der Neugründung einer Holding in den Niederlanden präsentiert sich JBS als modernes, globales Unternehmen – rechtlich nun als europäische Firma geführt. Doch hinter dem Schritt steckt mehr als nur ein Rebranding: Die neue Konzernstruktur und der Börsengang machen JBS für Investor:innen attraktiver – und treiben so die internationale Expansion massiv voran. Beispielsweise gibt es neue Fleischverarbeitungsanlagen in Vietnam, auch in Nigeria plant JBS zu investieren

Was hat das mit Deutschland zu tun? 

Bisher verkaufen die Batista-Milliardäre wenig Fleisch auf dem deutschen Markt. Doch das könnte sich jetzt mit dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten ändern. Der Deal sieht vor, Zölle für Rindfleisch-Importe aus Südamerika abzuschaffen, was den Handel attraktiver machen, die Rindfleischproduktion steigern und letztendlich den Druck auf den Regenwald erhöhen würde. So könnte JBS den europäischen Markt – und damit auch Deutschland – mit mehr günstigem Fleisch beliefern.

Um die Expansion der Batista-Milliardäre und ihres zerstörerischen Geschäftsmodells einzudämmen, fordert Greenpeace von der Bundesregierung: 

Die Weltklimakonferenz COP30 findet diesen November im brasilianischen Belém, vor den Toren des Amazonas-Regenwalds, statt. Die UN-Mitgliedstaaten werden hier unter anderem besprechen, wie die Wälder dieser Erde geschützt werden können, um die Klimakrise einzudämmen. Bundeskanzler Friedrich Merz muss im November nach Brasilien zur COP reisen, um sich dort für internationalen Waldschutz stark zu machen. 

Mehr zum Thema

Drohnenbild der Rainbow Warrior mit Protestplakat "Action Justice Hope" vor dem Regenwald

Alles zur Weltklimakonferenz COP30

Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.

mehr erfahren über Alles zur Weltklimakonferenz COP30
"Amazonia" Travelling Letters in Berlin

“Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”

Die Zerstörung durch Agrarunternehmen ist rasant. Otacir Terena spricht anlässlich der COP30 über verlorene Seen, sterbende Fische und was der Schlüssel zur Rettung des globalen Klimas ist.

mehr erfahren über “Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”
Faultier in Großaufnahme

So spannend sind die entspannten Tiere!

Am Internationalen Tag des Faultiers feiern wir den Meister der Entschleunigung – mit sechs überraschenden Insights über das wohl gelassenste Tier der Welt.

mehr erfahren über So spannend sind die entspannten Tiere!
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft

Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit

Greenpeace deckt auf: Trotz klarer Warnungen bezieht Ikea weiter Holz aus den Karpaten – und gefährdet Europas letzte Wildnis.

mehr erfahren über Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit
Bauer in seinem Soja-Feld

Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium

Brasiliens Soja-Moratorium bedroht! Das Abkommen galt als Meilenstein gegen Abholzung und für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

mehr erfahren über Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium
"Great Bear"-Regenwald in Kanada. Wald mit Wasserfall.

Wald und Klima

Wald und Klima sind untrennbar miteinander verbunden, wie gerade auch der Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz hervorgehoben hat. Doch die Klimaschützer sind bedroht.

mehr erfahren über Wald und Klima