Der Giftvertrag EU-Mercosur
Von der Leyens schließt Freihandelsabkommen ab: Ein Fauxpas
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat die Verhandlungen zum EU-Mercosur-Abkommen abgeschlossen. Doch das letzte Wort ist nicht gesprochen.
- Hintergrund
Schock im Nikolausstiefel: Wer gehofft hatte, am 6. Dezember zu einer freudigen Überraschung geweckt zu werden, hat gewaltig geirrt. Denn am Nikolaustag verkündete die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union (EU) zusammen mit den Regierungschefs der Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay, dass sie die Verhandlungen über das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen abgeschlossen haben.
Am Vortag war von der Leyen dafür heimlich, still und leise nach Uruguay geflogen – trotz anhaltender Widerstände europäischer Landwirt:innen, Umweltorganisationen, indigener Gemeinden und der französischen, niederländischen, österreichischen, italienischen und polnischen Regierungen. Diese Stimmen zu ignorieren, könnte ihr am Ende jedoch zum Verhängnis werden. Denn damit das Abkommen wirklich in Kraft treten kann, muss im nächsten Schritt der EU-Rat, also die Regierungen der Mitgliedstaaten, über das Abkommen abstimmen. Aber für einige von ihnen, insbesondere Frankreich, war von der Leyens Alleingang ein unverzeihlicher Fauxpas. So hat der französische Präsident Emmanuel Macron zwei Tage nach ihrer Uruguay-Reise die 2019 abgebrannte Kathedrale Notre Dame de Paris in einer feierlichen Zeremonie wiedereröffnet. US-Präsident Donald Trump war zur Einweihung eingeladen – Die Teilnahme der EU-Kommissionspräsidentin wurde abgesagt.
Zudem haben Landwirt:innen in vielen Ländern scharfe Proteste gegen den Deal angekündigt. Er würde Zölle, unter anderem für Fleisch aus den Mercosur-Ländern, abbauen. Die Landwirt:innen in der EU befürchten, mit den billigen Preisen nicht mithalten zu können. Auch von Seiten der Umwelt- und Menschenrechtsbewegungen wird es Protest geben.
Eigentlich braucht es für den Abschluss eines Assoziierungsabkommen wie dem EU-Mercosur-Deal Einstimmigkeit im EU-Rat, was bedeutet, dass jedes Land ein Vetorecht hat. Um das Vetorecht auszuhebeln, bedient sich die Kommissionspräsidentin deshalb eines Tricks: durch das sogenannte Splitting trennt sie den Politik- vom Handelsteil. Dieser Handelsteil kann durch eine qualifizierte Mehrheitsentscheidung vom Rat der EU-Staaten angenommen werden und muss nicht von den nationalen Parlamenten der Mitgliedstaaten ratifiziert werden. Es braucht somit nur eine qualifizierte Mehrheit, d. h. 55 Prozent der Mitgliedstaaten mit mindestens 65% der EU-Bevölkerung.
Um das Abkommen ablehnen zu können, braucht es aufgrund des Splittings nun eine Sperrminorität: Mindestens vier Staaten, die zusammen mehr als 35 % der EU-Bevölkerung repräsentieren, müssen dagegen stimmen. Im Moment sind Frankreich, Österreich, Polen, den Niederlande und Italien gegen das Abkommen. Zusammen ergeben diese fünf Länder etwa 192,3 Millionen Menschen, was etwa 42,6 % der EU-Gesamtbevölkerung (449 Millionen) entspricht. Damit wären sie gemeinsam stark genug, um eine Sperrminorität zu bilden, da sie die Schwelle von 35 % deutlich überschreiten. Die Kommission wird jedoch versuchen, die Regierungen dieser Länder vom Abkommen zu überzeugen.
Greenpeace wird nun daran arbeiten, im Rat der EU eine sichere Sperrminorität zu erreichen, um diesen Giftvertrag noch zu verhindern.
Kurz & knapp: Das Wichtigste zum Giftvertrag
Das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen ist ein verheerendes Erbe aus dem Jahr 1999. Bis heute ist es nicht abgeschlossen, doch nun rückt es wieder in den Fokus der Politik. Der veraltete Pakt soll den Handel mit umwelt- und klimaschädlichen Produkten erleichtern. In den Mercosur-Staaten sind das vor allem Rindfleisch und Futtersoja. Um deren Produktion zu steigern, werden Weide- und Anbauflächen benötigt, was Natur wie den bereits bedrohten Amazonas-Regenwald weiter gefährdet. Aus der EU sollen neben Autos insbesondere Einwegplastik aber auch Pestizide günstiger exportiert werden - eine Gefahr für das Klima und die menschliche Gesundeheit. Das Gift wird zum Beispiel beim Limetten-Anbau eingesetzt und landet am Ende wieder auf unserem Teller.
Zudem hat Greenpeace den Deal unter die rechtliche Lupe nehmen lassen. Das Ergebnis: Er ist nicht nur unmoralisch, sondern auch nicht mit geltendem EU- und internationalem Klimarecht vereinbar.
Der Grund: Aufgrund der enthaltenen Produkte, wie Rindfleisch und Verbrenner-Autos, würde der Deal zu einem Anstieg von Treibhausgasemissionen führen und die Waldzerstörung in Südamerika vorantreiben. Damit verstößt das Abkommen eindeutig gegen EU-rechtliche Verpflichtungen unter internationalen Gesetzen wie das Pariser Klimaabkommen. Das sieht vor, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Und gegen Artikel 2 des EU-Klimagesetzes, der die EU verpflichtet, Maßnahmen zur Erreichung ihrer Emissionsreduktionsziele zu ergreifen.
Zu dem Schluss kommt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten der Umweltanwält:innen Roda Verheyen und Gerd Winter. Verheyen hatte 2021 bereits neun Menschen in einer sogenannten Klimaklage vertreten und die Bundesregierung erfolgreich wegen Verfehlungen der Klimaziele verklagt.
Das Rechtsgutachten kann ein entscheidendes Mittel sein, um das EU-Mercosur-Abkommen ein für allemal zu Grabe zu tragen. Denn mit dem Ergebnis können EU-Staaten oder das Europäische Parlament jetzt das Abkommen vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten.
“Das EU-Mercosur-Abkommen ist klimaschädlicher Größenwahn", sagt Greenpeace-Handelsexpertin Lis Cunha. “Er würde massive Mengen an CO2 freisetzen und die Zerstörung von Ökosystemen vorantreiben. Wir können es uns im Jahr 2024 schlicht und ergreifend nicht mehr leisten, diesen Deal zu unterzeichnen. Die Bundesregierung muss diesem giftigen Abkommen endgültig ein Ende setzen."
Weiterführende Infos im Überblick
Was ist das EU-Mercosur-Abkommen?
Im Jahr 1999 beschloss die EU, mit den sogenannten Mercosur-Ländern (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) eine engere wirtschaftliche Partnerschaft einzugehen. 20 Jahre lang rangen sie anschließend um ein Handelsabkommen, das das Ziel hat, den Handel mit bestimmten Produkten zu erleichtern und Zölle zu senken.
Erst im Juli 2019, als der rechtsextreme Jair Bolsonaro Präsident Brasiliens war, kam es zu einer politischen Einigung. Als Teile davon schließlich der Öffentlichkeit vorgelegt wurden, bestätigten sich die Befürchtungen der Umweltorganisationen, Wissenschaftler:innen, Gewerkschaften, Landwirt:innen und Indigenen: Das geplante Abkommen soll dafür sorgen, dass die EU von den Mercosur-Staaten unter anderem noch mehr billiges Rindfleisch und Futtersoja im Tausch gegen profitable Exporte von Pestiziden, Verbrennerautos und -Autoteilen bekommt.
Die geförderten Produkte stehen oft in direktem Zusammenhang mit Naturzerstörung, der Klimakrise, dem Verlust der Artenvielfalt und/oder der Bedrohung menschlicher Gesundheit. Das Abkommen in seiner jetzigen Form würde mehr und billigere solcher schädlichen Produkte fördern, anstatt ihre Produktion und ihren Verbrauch zu reduzieren. Damit steht es im krassen Widerspruch zu umweltpolitischen Errungenschaften der letzten Jahre, wie dem Pariser Klimaabkommen oder dem europäischen Green Deal.
Sieben Punkte, warum das EU-Mercosur-Abkommen nicht in Kraft treten darf
1. Der Giftvertrag zerstört den Regenwald und andere Ökosysteme
Schon jetzt werden in Südamerika gigantische Waldflächen gerodet, um Platz für Weide- und Ackerland zu gewinnen, die auch in den Supermärkten in Deutschland landen. Wird der Import von Agrarprodukten wie Rindfleisch, Soja für Tierfutter und Bioethanol aus Zuckerrohr durch das Abkommen für die EU günstiger, nimmt der Handel mit diesen Gütern zwangsläufig zu. Eine gemeinsame Studie von Greenpeace und Misereor zeigt, dass die Importquoten für Rind- und Hühnerfleisch hierdurch um die Hälfte vergrößert würden. Bei Bio-Ethanol (gewonnen in Südamerika hauptsächlich aus Zuckerrohr) geht die Studie sogar von einer Versechsfachung gegenüber bisherigen Importmengen aus. Eine Konsequenz: Der Amazonas-Regenwald, aber auch andere wichtige Ökosysteme wie die Trockenwälder des argentinischen Gran Chaco und die Savannenwälder des brasilianischen Cerrado, würden verstärkt für weitere Rinderweiden und Sojafelder geopfert.
Zwar hat die EU im Dezember 2022 ein neues Gesetz final abgestimmt, das verhindern soll, dass bestimmte Produkte, für die Wälder zerstört werden, in der EU verkauft werden dürfen. Doch dies sorgt nicht dafür, dass ein Abkommen wie EU-Mercosur unschädlich ist. Beispielsweise fördert das EU-Mercosur Abkommen auch Produkte, die nicht in der EU-Waldschutzverordnung enthalten sind, wie Hühnerfleisch und Zuckerrohr. Des Weiteren schützt die EU-Verordnung nur Wälder und klammert andere Ökosysteme wie Savannen und Moore, die für Agrarflächen zerstört werden, derzeit aus.
Der Amazonas-Regenwald nähert sich bereits jetzt aufgrund massiver Brandrodungen einem Kipppunkt, der, einmal überschritten, unumkehrbar ist. Mehr Druck auf den Regenwald heißt: Das komplizierte, sich selbsterhaltende Ökosystem könnte zusammenbrechen und große Teile versteppen. Dies hätte katastrophale Folgen – für die lokale Bevölkerung und die einheimischen Tiere, aber auch für die gesamte Erde, weil der Regenwald eine Schlüsselrolle für das Weltklima hat.
2. Der Giftvertrag macht uns krank
Günstigere Pestizide für Lateinamerika! Das Abkommen wird zu einem weiteren Anstieg des Verbrauchs von Agrargiften und zu höheren Profiten der Chemieindustrie führen, da es die Kosten für Pestizidexporte aus der EU in den Mercosur senkt. In der EU gibt es Verfahren, nach denen die Giftigkeit von Pestiziden überprüft wird. In der Folge werden manche Wirkstoffe aufgrund ihrer Gefährlichkeit nicht zugelassen und dürfen hier nicht eingesetzt werden. Pharma- und Chemiekonzerne dürfen diese Giftstoffe jedoch weiterhin herstellen und in andere Länder exportieren. Unternehmen aus Deutschland wie BASF und BAYER verkaufen schon jetzt große Mengen in der EU nicht zugelassener Agrargifte an Südamerika, weil es dort lockere Regelungen gibt. Mit dem Giftvertrag steigen die Verkaufszahlen mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter, weil die Zölle auf Pestizidexporte größtenteils abgeschafft werden.
Diese Pestizide schaden nicht nur zahlreichen Tier- und Pflanzenarten enorm. Sie stellen auch ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, insbesondere für die Menschen, die auf den Feldern damit arbeiten. Die Bewohner:innen in Dörfern und Siedlungen am Rande von Plantagen und Feldern leiden häufig unter der Abdrift von Pestiziden, die von Flugzeugen über den Feldern versprüht werden. Und nicht nur Menschen in Lateinamerika werden vergiftet: Am Ende landen die nicht zugelassenen Pestizide auch wieder auf unserem Teller, weil Deutschland und die EU Früchte wie Limetten und Mangos aus den Mercosur Ländern importieren. Analysen von Greenpeace zeigen, dass einige der importierten Früchte sogar Mehrfachrückstände, also einen Cocktail aus verschiedenen Pestiziden, enthalten.
3. Verbrenner-Aus? Dank Giftvertrag nicht für den Mercosur-Raum
Das Abkommen senkt die Zölle auf Verbrennerautos und -Autoteile. Damit begünstigt der Handelspakt ausgerechnet jene Branche, die zu den größten Treibern der Klimakrise gehört. Die 2022 von Greenpeace und anderen Organisationen veröffentlichte Studie “Mobilitätswende ausgebremst” zeigt: Die europäische Automobilindustrie wird unverhältnismäßig stark von diesem Abkommen profitieren. Sie wird mit ihren fossilen Automodellen im Mercosur auf Kosten des Klimas weitere Jahrzehnte lang milliardenschwere Gewinne einfahren und gleichzeitig großzügig das Ende der Verbrennungsmotoren in der EU verkünden. Das Abkommen schwächt damit die Bemühungen um eine Verringerung der Emissionen der globalen Autoflotte insgesamt und steht einer echten Mobilitätswende im Weg.
4. Der Giftvertrag fördert die Fleischproduktion
Tiere in großem Stil zu züchten und zu halten ist schlecht für die Umwelt und das Klima, vom Tierleid mal ganz abgesehen: Kühe produzieren das Treibhausgas Methan; die Millionen Tiere, die in Massentierhaltung ihr Dasein fristen produzieren Unmengen von Kot, der das Grundwasser, den Boden und Gewässer belastet; für ihre Haltung werden große Flächen und Futtermengen gebraucht.
Tatsächlich ist die industrielle Tierhaltung für rund 20% der menschlich gemachten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Während dies immer mehr Menschen bewusst wird und der Pro-Kopf-Fleischkonsum in Deutschland deshalb kontinuierlich abnimmt und 2020 so niedrig war wie nie zuvor, fördert das EU-Mercosur-Abkommen dessen Produktion. Dabei braucht Europa diese Importe nicht: Die Landwirtschaft in Deutschland produziert schon jetzt mehr Fleisch, als für den eigenen Bedarf nötig ist.
5. Der Giftvertrag verhindert die Agrarwende
Das Handelsabkommen schafft mehr Anreize für Agrarexporte statt lokale, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Es zementiert ein Landwirtschaftsmodell im Mercosur, das auf Monokulturen und gentechnisch veränderte Hochleistungspflanzen setzt, die dann mit Unmengen Pestiziden bespritzt werden. Die Tiere werden mit Antibiotika und Wachstumshormonen gedopt. Von solch einem Ansatz profitieren die Agrarindustrie und die Hersteller von Pestiziden, Gentechnik-Saatgut und Tierarzneimitteln.
Dabei gibt es bereits sowohl hier als auch in Südamerika agrarökologische Alternativen, mit denen gesunde Lebensmittel für Menschen und Natur produziert werden können. Biolandwirt:innen, die mit vielfältigen Fruchtfolgen und ökologischen Ansätzen arbeiten, werden - auch wegen des Deals - in ihrer Wettbewerbsfähigkeit geschwächt. Auf die europäische Landwirtschaft steigt der Preisdruck, weshalb insbesondere Österreich das Abkommen verhindern will, um seine Landwirt:innen vor Dumpingpreisen zu schützen. Der EU-Mercosur-Deal setzt also auf ein nicht nachhaltiges Agrarmodell und verhindert die dringend notwendige sozial-ökologische Transformation der Landwirtschaft – in der EU und in Südamerika.
6. Handel auf Augenhöhe? Nicht mit dem Giftvertrag
Das Abkommen verfestigt rückwärtsgewandte, neokolonialistische Ideen, wie Wirtschaft in den jeweils beteiligten Ländern zu funktionieren hat: hier Verbrennungsmotoren und fertige Chemieprodukte, dort Agrarrohstoffe. Dieser sogenannte Neo-Extraktivismus ist einerseits problematisch, weil für die Produktion von Rohstoffen häufig Menschen und die Natur ausgebeutet werden: Kleinbauern und Mischkulturen werden von Großunternehmen und Monokulturen verdrängt; Wälder, Savannen und Feuchtgebiete werden in Plantagen verwandelt; Wasservorkommen aufgebraucht und privatisiert. Und wenn die Rohstoffe an einer Stelle aufgebraucht sind, weil beispielsweise eine Wiese überweidet wurde, muss mehr Regenwald abgeholzt werden, um neues Weideland zu schaffen. Und so weiter.
Andererseits führt diese Art des Handels dazu, dass sich andere Industrien, die Rohstoffe weiterverarbeiten, in betroffenen Ländern nur in geringem Maß entwickeln. Sie bleiben abhängig von Importen aus anderen Ländern.
Aber spielt ein Nichtzustandekommen des Abkommens nicht zum Beispiel China in die Hände, das stattdessen den Handel mit den Mercosur-Staaten intensiviert?
Nein, denn wir brauchen keine Handelsabkommen, um Handel zu treiben – die EU handelt bereits jetzt viel mit den Mercosur-Staaten, ebenso wie China. Brasilien ist schon heute der zweitwichtigste Handelspartner der EU, wenn es um Agrarimporte geht. Und die EU ist wiederum Brasiliens zweitwichtigster Handelspartner insgesamt. Für die anderen Mercosur-Länder ist die Lage ähnlich. Das heißt: Die EU ist auch ohne dieses Abkommen ein strategischer und unersetzlicher Handelspartner. Wenn wir mehr Rindfleisch oder andere Agrarprodukte aus Südamerika kaufen, bedeutet dies noch lange nicht, dass China im Gegenzug weniger kaufen wird. Darum ist es wichtig, sicherzustellen, dass wir keine schlechten Deals eingehen, die die Situation in Südamerika verschlimmern. Die Mercosur-Länder unterstützen wir nachhaltig nur, wenn wir Partnerschaften auf Augenhöhe anbieten, zum Beispiel durch gemeinsame Projekte zu Agrarökologie und Waldschutz oder Technologietransfer für die Energiewende. Das EU-Mercosur-Abkommen macht all das jedoch nicht. Es konterkariert diese Ziele vielmehr.
7. Der Giftvertrag verletzt Menschenrechte
Zu Menschenrechten enthält das Nachhaltigkeitskapitel des Abkommens nicht einmal einen einzigen Abschnitt. Dies ist problematisch, erklären Dr. Hoffmann und Prof. Dr. Krajewski in einem von Greenpeace und Misereor in Auftrag gegebenen
Rechtsgutachten, denn: Ohne verbindliche Verpflichtungen in den Bereichen Arbeit, Umwelt und Menschenrechte fehlt dem Handelsabkommen die Balance zwischen wirtschaftlichen und nicht-wirtschaftlichen Zielen und Grundsätzen. In seiner jetzigen Form wird sich das Abkommen negativ auf die indigenen Gemeinschaften in den Mercosur-Ländern auswirken, zum Beispiel durch die Ausweitung des Zuckerrohranbaus für Bioethanol, unter dem die Indigenen Brasiliens bereits jetzt leiden. Dazu gehören die Guarani-Kaiowá im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, deren traditionelle Territorien zunehmend dem Zuckerrohranbau und anderen Plantagen zum Opfer fallen.
Video: EU-Mercosur-Deal verhindern
Neuverhandlungen des Giftvertrags sind die einzige Lösung
Greenpeace und Misereor haben im Mai 2021 mit einem Rechtsgutachten belegt, dass nur Neuverhandlungen das Abkommen wirklich nachhaltig machen können. “Das EU-Mercosur-Assoziierungsabkommen weist erhebliche Defizite im Bereich nachhaltiger Entwicklung auf, die sich nicht durch Zusatzvereinbarungen beheben lassen, sondern echter Neuverhandlungen bedürfen” sagen die Jurist:innen Dr. Rhea Hoffmann und Prof. Dr. Markus Krajewski, welche das Rechtsgutachten erstellten.
“Solange es klimaschädliche Produkte fördert wie billiges Fleisch, Futtersoja oder Verbrenner-Fahrzeuge wird das EU-Mercosur Handelsabkommen die Zerstörung des Amazonas und anderer lebenswichtiger Ökosysteme vorantreiben und die Klima- und Naturkrise beschleunigen”, sagt Handelsexpertin Cunha. “Ohne ein radikales Umdenken und eine umfassende Überarbeitung bleibt das Abkommen ein schlechtes. Wir fordern von der Bundesregierung, diesen alten Giftvertrag im Sinne des Klimas und der Natur grundlegend neu zu verhandeln, statt es einfach auf die Schnelle durchzuwinken."
EU-Mercosur-Abkommen – mehr erfahren:
EU-Mercosur trade deal breaches EU climate laws – legal analysis
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