Edeka: Tierleid und Klimakrise stoppen!
Mitmachen und offenen Brief an Edeka unterschreiben- Ein Artikel von Kristina Oberhäuser & Nina Klöckner
- mitwirkende Expert:innen Stephanie Töwe
- Nachricht
Verletzt, hustend, bewegungsunfähig. Die grausamen, am 15. Mai veröffentlichten Bilder stammen aus Schweineställen, die unter anderem für Edeka produzieren. Expert:innen kommentieren den Zustand der Tiere. Impact Creator Bianca Heinicke mahnt. Einen Tag später äußert sich Edeka, Aktivist:innen wiederum setzen sich für mehr Tierwohl ein.
"Verantwortung übernehmen: Das heißt für mich, nicht nur für unser eigenes Leben einzutreten, sondern auch für die Lebewesen, die mit uns diesen Planeten teilen. Edeka scheint Verantwortung fremd zu sein, das zeigen die Bilder aus den Ställen auf schockierende Weise.” Sichtlich erschüttert blickt Bianca Heinicke, Impact Creator, auf das Greenpeace zugespielte Videomaterial – das teils von Höfen stammt, die auch Edeka beliefern.

Content Creator Bianca Heinicke ist entsetzt von soviel Tierleid. Auf Instagram ruft sie ihre Follower:innen auf, für mehr Tierschutz zu unterschreiben.
Bianca Heinicke erlangte mit einem Youtube-Kanal Popularität auf Social Media und setzt sich heute für Tierschutz und eine pflanzenbasierte Ernährung ein. In einem offenen Brief fordert sie am 15. Mai gemeinsam mit Greenpeace den Handelskonzern auf, Fleisch aus tierquälerischer Haltung auszuschließen.

Update vom 05.06.2025: Aktionen für mehr Klimaschutz und Tierwohl bei Edeka
Die Protestaktionen von Bianca Heinicke und Greenpeace haben bereits über 89.000 Menschen unterstützt und den offenen Brief an den Edeka-Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa unterzeichnet. Die YouTuber:innen Rezo und Sashka fragen in ihren Videos nach der richtigen Strategie für mehr Tierwohl. Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe reagiert und liefert Einblicke in die Kampagne gegen das Tierleid bei Edeka.
Auch am 5. Juni sind wieder Greenpeace-Aktivist:innen für mehr Klimaschutz und Tierwohl bei Edeka unterwegs – diesmal vor einer Filiale in Hannover. An der Fassade ist der Werbespruch „Wir lieben Lebensmittel” mit Hilfe eines Banners in „Wir lieben Tierleid” korrigiert. Neben dem Haupteingang zeigt ein Protestplakat hinter einem zerrissenen gelben Herzen zwei leidende Schweine in einem Stall.
Am 26. Mai besuchen Aktivist:innen die Edeka-Messe Rhein-Ruhr: Aufgesprühte gelbe gebrochene Herzen weisen auf dem Messegelände den Weg in die Halle. Drinnen werden 5000 gelbe Konfetti-Herzen verteilt mit der Aufschrift “Edeka: Tier- und Klimaschutz jetzt!”. In der Halle treffen sich Edeka-Großhändler:innen, Geschäftsführer der Regionalgesellschaft und Handels- und Industriepartner des Konzerns. Veranstaltet wird diese Messe von der Edeka Regionalgesellschaft Rhein-Ruhr, die nur ein paar Kilometer weiter das drittgrößte Fleischwerk von Edeka betreibt – den Fleischhof Rasting. Dort wird auch Fleisch aus den Ställen verarbeitet, von denen Greenpeace erschütternde Aufnahmen zugespielt wurden.
Edeka verkauft also nicht nur massenhaft Fleisch aus tierschutzwidrigen Haltungsformen, sondern produziert es sogar selbst. Und die konzerneigenen Fleischwerke werden noch weiter ausgebaut.
Seit dem 17. Mai protestieren Aktivist:innen, los ging es in Köln mit prominenter Unterstützung. Gemeinsam mit Bianca Heinicke verwandelten Greenpeace-Aktive eine Edeka-Filiale in Köln in einen Schweinestall. Großflächig auf die Fenster geklebte Fotos zeigen Tiere in einem Stall eines Edeka-Zulieferbetriebes aus Nordrhein-Westfalen. Die Tiere – in schlechtem Zustand – illustrieren den Widerspruch zwischen dem Leid in den Ställen und Edekas “Wir lieben Lebensmittel”-Marketing. In knapp 40 weiteren Städten demonstrierten an dem Tag weitere Aktivist:innen für mehr Tierwohl. Seitdem folgten weitere Aktionen.
Update vom 16. Mai 2025: Was Edeka sagt
Edeka reagiert einen Tag nach der Veröffentlichung der Fotos. Auf Instagram etwa schreibt der Konzern: “Hallo zusammen, die Förderung des Tierwohls ist uns ein wichtiges Anliegen. Daher distanzieren wir uns grundsätzlich und deutlich von jeder Tierquälerei und legen Wert darauf, dass Missstände bei landwirtschaftlichen Zulieferbetrieben schnell aufgeklärt werden. Wir haben Greenpeace darum gebeten, uns konkrete Angaben zu den gezeigten Fällen zur Verfügung zu stellen. Sobald diese Informationen vorliegen, gehen wir dem sofort nach. [...]”
Greenpeace hat Edeka die Angaben zu den Ställen geschickt. In einem Video wendet sich Stephanie Töwe, Expertin für Landwirtschaft bei Greenpeace, zudem direkt an die Lebensmittelkette. Das Unternehmen würde mit seiner Reaktion verkennen, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handele, sondern um ein systemisches Problem. Die Tierhaltungsform 2, aus der Edeka den größten Teil seines Fleischangebots beziehe, sei tierschutzwidrig.
Zugespielte Bilder belegen Missstände in der Fleischindustrie
Es sind nicht die ersten Bilder dieser Art, die Greenpeace am 15. Mai 2025 veröffentlicht hat, doch das macht sie nicht weniger grauenhaft. Dutzende Schweine drängen sich auf engstem Raum, sie sind dreckig, knabbern sich gegenseitig die Ohren an, beißen sich die ohnehin schon kupierten Schwänze blutig oder fressen ihre toten Artgenossen auf. Das Schwanzbeißen ist eine Verhaltensstörung, die durch starken Stress verursacht wird, zum Beispiel mangelnde Beschäftigung und schlechte Futter- und Luftqualität. Ein Tier steht ganz alleine im Gang, ohne Wasser und Futter. Es kämpft ums Überleben. “Das ist der grausame, schockierende Alltag von Schweinen in Deutschland”, sagt Stephanie Töwe. Gemeinsam mit der Tierärztin Claudia Preuß-Ueberschär ordnet sie ein, was in dem Material zu sehen ist.
Achtung: Das Video zeigt verstörende Aufnahmen aus Schweineställen.
Die Fotos und Videos aus zehn unterschiedlichen Schweinemastställen der Haltungsform 2 in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurden Greenpeace zugespielt. Besonders brisant: Fünf dieser Ställe produzieren Fleisch für die Edeka-Marken “Gutfleisch” und “meinLand”. Der Lebensmittelkonzern jedoch wirbt auf Webseiten mit einigen dieser Höfe für mehr Tierwohl.
Greenpeace hat die Bilder geprüft und ein Rechtssgutachten erstellen lassen. Es kommt zu dem Ergebnis, dass die in diesen Ställen praktizierte Haltungsform 2 verfassungs- und tierschutzwidrig ist. “Die Kriterien der Haltungsform 2 ‘Stall plus Platz’ genügen weder den Anforderungen des Tierschutzgesetzes noch den Bedürfnissen der Tiere”, sagt die beauftragte Anwältin Anja Popp von der Kanzlei Günther. “Sie führen zu gravierendem Leid in den Ställen, wie die vorliegenden Aufnahmen eindeutig zeigen. Es ist die Pflicht des Gesetzgebers, den Tierschutz in Gesetz und Verordnungen verfassungsgemäß umzusetzen und es nicht dem Handel selbst zu überlassen, Tierwohl zu definieren.”
Deshalb haben Greenpeace-Aktive am 15. Mai acht über einen Meter große Bilder aus den Ställen zum Amtssitz des neuen Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer in Berlin getragen. “Ihr Job - Herr Minister: Tierquälerei und Klimakrise bekämpfen”, lautet die Botschaft. Die Lösung für Tier- und Klimaschutz läge darin, Tierzahlen sowie Fleischkonsum bis 2035 mindestens zu halbieren. Die Stallaufnahmen zeigen zudem, wie viel beim Tierschutz in Deutschland zu tun ist. Ställe der Haltungsform 2 sollten auf keinen Fall staatlich gefördert werden.
Edeka lässt Tiere leiden
Töwe sieht die Verantwortung auch beim Handel, insbesondere beim größten und umsatzstärksten Lebensmitteleinzelhändler Deutschlands.

“Wir lieben Lebensmittel - mit diesem Spruch wirbt Edeka. Den Kund:innen dann Fleisch aus grausamer Tierhaltung zu verkaufen, ist zynisch. Auf dem Papier setzt sich der Handelsriese ambitionierte Ziele. Bis 2030 will Edeka aus den schlechtesten Tierhaltungsstufen 1 und 2 aussteigen. Die jährliche Abfrage von Greenpeace bei den Supermärkten zeigt jedoch: Bei Edeka stammen noch über 80 Prozent der tierischen Produkte aus tierschutzwidrigen Haltungsformen. Wenn sich das bis 2030 wirklich ändern soll, müsste langsam mal etwas passieren.”
In den vergangenen Jahren haben Edeka und weitere große Handelsketten sogar wieder mehr für Fleisch geworben als 2019. Eine jüngst veröffentlichte Recherche von Greenpeace zeigt das doppelte Spiel der Supermärkte: Giganten wie Aldi, Lidl, Kaufland, Edeka, Netto und Rewe versprechen mehr Tierwohl und Klimaschutz, machen allerdings weiterhin Profit auf Kosten von Tier und Klima – indem sie selbst massiv für Billigfleisch werben. Wenn die Handelsketten ihre eigenen Versprechen ernst nehmen, müssten sie jedoch den Konsum klimafreundlicher, pflanzlicher Lebensmittel fördern und tierische Produkte nur in kleineren Mengen und aus besserer Haltung bewerben.
Wie schädlich das Geschäftsmodell der Supermärkte ist, lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Die fleischlastige Ernährung in Deutschland führt zu Milliarden Euro Umwelt- und Gesundheitskosten im Jahr. Und Edeka fördert das krankmachende System Billigfleisch: Die Werbung für nicht gekennzeichnetes Fleisch oder solches aus den schlechtesten Haltungsformen dominiert, während Biofleisch kaum platziert wird - hier war Edeka sogar Schlusslicht der Branche, wie die Greenpeace-Recherche zeigt. Nicht nur Bianca Heinicke, auch viele Greenpeace-Ehrenamtliche möchten ein besseres Angebot für eine gesunde, nachhaltige Ernährung. Dafür demonstrieren sie am kommenden Samstag bundesweit in fast 40 Städten vor Edeka-Filialen.