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In einem 100 mal 90 Meter großen Wasserbecken stehend, halten Aktivist:innen Banner mit dem Slogan „Die Klimakrise startet hier“ sowie „Stop Driving Climate Change“.
Gordon Welters / Greenpeace

Junge Greenpeace-Aktive demonstrieren vor IAA für schnellen Verbrenner-Ausstieg

Die deutschen Autohersteller wollen sich auf der IAA als grüne Vorreiter feiern. Dabei müssten sie energisch umsteuern, um auf Klimakurs zu kommen, zeigt eine Greenpeace-Prognose.

Alles sollte anders werden. Ein neues Konzept, eine neue Stadt, sogar der Name wurde erweitert. Aus der IAA die 2019 inmitten von Klimaprotesten aus Frankfurt geflüchtet ist, ist in München die IAA Mobility geworden. Eine Automesse, auf der auch Fahrradhersteller vertreten sind, auf der statt PS-Boliden in glitzernden Hallen nun über die Stadt verteilt E-Autos präsentiert werden, auf der über autonomes Fahren, Software und Mobilitätsdienstleistungen gesprochen wird. Nur eines ist geblieben, und das ist leider das wichtigste: Hinter der IAA steht noch immer eine Branche, die für den Klimaschutz ein Problem ist, und die dafür keine Lösung hat.

Nach wie vor verkaufen die sich in München präsentierenden Hersteller zu weit über 90 Prozent Autos, die Diesel und Benzin verbrennen und damit den Klimawandel verstärken. Was aber weit problematischer ist: Sie wollen dieses Geschäft nur langsam auslaufen lassen, langsamer jedenfalls, als sie es müssten, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. In einer heute veröffentlichten Kalkulation hat Greenpeace sich die Ankündigungen der drei großen deutschen Hersteller im Klimaschutz angeschaut, hat die Zahl und Art der verkauften Autos samt ihrer Laufzeit einberechnet und dabei festgestellt: Weder Volkswagen noch Daimler-Benz noch BMW sind mit ihren Plänen auf einem Kurs, mit dem sich das 1,5-Grad-Ziel erreichen lässt. Die Kluft zwischen dem kalkulierten CO2-Fußabdruck der drei Hersteller und dem, was im Rahmen eines 1,5-Grad-Pfads liegt, addiert sich im Jahr 2030 auf 215 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht etwa dem, was die Niederlande in einem Jahr ausstoßen.

Es geht um Zukunft, Sicherheit und Freiheitsrechte

Auch deshalb ist der Protest gegen die IAA nicht in Frankfurt geblieben. Er folgt ihr nach München. Ein paar Stunden bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel zum letzten Mal die IAA mit einem Rundgang eröffnet, steigen 15 junge Greenpeace-Aktivist:innen vollbekleidet ins Wasser vor dem Messeeingang. Im 100 mal 90 Meter großen Becken halten sie Banner mit Fotos von extremen Wetterereignissen und den Slogan „Die Klimakrise startet hier“ und „Stop Driving Climate Change“, in die Höhe. Es geht ihnen um ihre Zukunft, ihre Sicherheit, ihre Freiheitsrechte.

„Schon heute sehen wir, dass der Klimawandel Überflutungen, Dürren und Brände in allen Teilen der Welt verstärkt“, sagt Greenpeace Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Die Autoindustrie hat daran einen deutlichen Anteil. Es ist verlogen, wenn sich Konzerne wie Volkswagen hier als grün inszenieren und gleichzeitig viel zu schwache Klimaziele verfolgen. Die Autoindustrie muss und kann mehr tun für den Schutz des Klimas.“ Solange das nicht passiert, wird sich die Branche an Protest gewöhnen müssen.

 

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