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Urbanes Gärtnern: Menschen bauen Blumen und Gemüse auf öffentlichen Plätzen und Parks an.
© Dmitrij Leltschuk / Greenpeace

Tipps für Urban Gardening

Gärtnern ist nicht nur etwas für Menschen mit eigenem Haus. In immer mehr Städten gibt es Gemeinschaftsprojekte – und auch ein Balkon kann zum Mini-Großstadtdschungel werden.

Die Hände in der Erde, den Pflanzen beim Wachsen zusehen, später die Früchte der eigenen Arbeit ernten: Gartenarbeit ist Balsam für die Seele. Das Ergebnis kann Stadt, Garten, Balkon oder Fensterbank verschönern und einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Es kann uns müllfrei mit Kräutern oder anderen leckeren und frischen Naschereien versorgen. Und nicht zuletzt: Es bringt auch einfach Spaß. 

Tipps für die Fensterbank

Sie haben keinen Garten und keinen Balkon? Macht nichts, auch an sonnigen Plätzen in ihrer Wohnung können Sie bereits etwas für die Umwelt tun, was lecker ist und hübsch aussieht.

1. Topfblumen statt Schnittblumen

Was kann falsch an einem schönen Blumenstrauß sein? Leider eine Menge: Die meisten Schnittblumen werden aus Übersee importiert. Damit haben sie eine verheerende CO2-Bilanz, oft auch einhergehend mit hohem Pestizidverbrauch. Alles für Blüten, die nach einer Woche im Müll landen! Besser als der Rosenstrauß: eigene Blumen züchten. Das ist gar nicht so schwer. Sie kaufen einen Sack torffreier Erde (ja, auch heute noch ist das leider nicht die Regel! Mehr dazu, warum die Erde torffrei sein sollte, hier), befüllen Blumentöpfe, die Sie zum Beispiel bei Ebay oder auf dem Flohmarkt bekommen, und sähen im Frühling die gewünschte Pflanze aus. Sehr geeignet ist etwa die Wucherblume: Sie wächst auch in kleineren Blumentöpfen, ist pflegeleicht und blüht, wenn Sie regelmäßig die verblühten Köpfe abschneiden, monatelang!

2. Kräuter selber ziehen statt kaufen

Mal ehrlich: Wer von uns hat noch nie einen Basilikumtopf im Supermarkt gekauft und sich dann geärgert, wie schnell die Pflanzen eingehen? Das muss nicht sein! Basilikum lässt sich in der warmen Jahreszeit an einem sonnigen Platz auch selbst ziehen. Ebenso andere Kräuter, zum Beispiel Oregano. Sie haben bereits einen Basilikumtopf und fragen sich, wie er länger hält? Die Pflanzen sind üblicherweise zu dicht gepflanzt und nehmen sich daher gegenseitig Platz weg. Teilen Sie also einfach den Inhalt eines Topfes auf mehrere auf, und Sie werden monatelang daran Freude haben.

3. Stecklinge ziehen oder Ableger pflanzen

Zimmerpflanzen müssen Sie nicht kaufen, Sie können sich welche ziehen. Viele Zimmerpflanzen, wie beispielsweise Kakteen oder Aloe Vera, bilden von selbst Ableger, die sich gut im Freundeskreis oder der Nachbarschaft teilen lassen. Andere lassen sich einfach per Steckling vermehren, beispielsweise Ficus oder Gummibaum. Eine Anleitung für Stecklinge findet sich hier.

Tipps für den Schattenbalkon

Sie haben zwar einen kleinen Balkon, doch der ist ziemlich schattig? Kein Grund aufzugeben. Eine originelle Lösung ist, Pilze zu ziehen. Das geht übrigens auch im Keller! Sie brauchen eigentlich nur ein Stück Baumstamm, in das Sie Löcher bohren und das Pilzsubstrat einbringen. Wenn Ihnen das zu viel Gebastel ist, können Sie auch ein fertiges Set erwerben. Und schon steht dem leckeren Selfmade-Pilzragout nichts mehr im Wege! Für Pilze müssen Sie nicht auf den Herbst warten, sie lassen sich auch im Frühling ziehen - in kühlen Kellern oder der Garage sogar ganzjährig.

Tipps für Loggia oder Dachterrasse

Wer etwas mehr Platz hat, zum Beispiel einen größeren Balkon oder eine Terrasse, kann die ganze Sache etwas strategischer angehen. Hier ist es nun möglich, nicht nur müllfrei und naschfreundlich zu pflanzen, sondern auch etwas für die Artenvielfalt zu tun. Und das ist dringend nötig, denn Insekten brauchen unsere Hilfe. Unglaublich, aber wahr: Die Artenvielfalt ist inzwischen in Städten teilweise höher als auf dem Land. Und wir alle können mithelfen, sie zu bewahren oder sogar weiter zu steigern.

1. Bienenfreundliche Blumen statt stinklangweiliger Stauden

Auf dem Balkon geht mehr als die ewige Geranie! Denn das Problem ist: Die gezüchteten Sorten haben oft wenig oder sogar gar keinen Nektar und sind für Bienen und andere bestäubende Insekten entsprechend uninteressant. Besser ist es, in der Ökogärtnerei des Vertrauens heimische, bienenfreundliche Pflanzen wie Lavendel zu kaufen – und noch viel besser, diese selbst zu ziehen. Inzwischen gibt es viele Saatmischungen zu kaufen, die extra bienenfreundlich sind (weitere Tipps speziell zu bienenfreundlichen Gärten hier).

Ein weiterer Vorteil an Ökosaatmischungen: Mohn, Wucherblume oder Kornblume sähen sich selbst weiter aus, so dass wir irgendwann gar keine Samenmischungen mehr nachkaufen müssen. Übrigens gibt es auch Saatgut-Tauschbörsen. Sobald Sie also ein paar Pflanzen soweit haben, können Sie künftig mit anderen Gartenbegeisterten nach Herzenslust tauschen.

2. Futtern wie bei Vattern

Es lassen sich auch erstaunlich viele essbare Pflanzen auf dem Balkon züchten. Für den Frühling eignet sich die Aussaat von Rucola. Es ist pflegeleicht, selbstaussähend und kann wunderbar das Brot oder die Pasta garnieren (während man im Supermarkt immer zu viel davon kauft, meist auch noch in Plastik verpackt). 

Tomaten sind die Klassiker des Heimgärtnerns, aber da geht noch mehr. Wussten Sie, dass Kapstachelbeeren in jedem größeren Blumentopf wachsen und, solange sie genug Sonne kriegen, eine wunderbare Ernte bringen? Wussten Sie, dass Grünkohl bestens in Balkonkästen gedeiht, einige Blätter davon in jedem Auflauf schmecken und er übrigens wunderschön gelb und bienenfreundlich blüht im Frühling? Für die Profis gibt es sogar Zwergapfelbäume für den Balkon (die sind allerdings nicht ganz pflegeleicht und brauchen andere Apfelbäume in der Nähe zur Bestäubung, also am besten mit befreundeten Nachbarinnen und Nachbarn absprechen). Wer Obst- und Gemüsepflanzen selbst ziehen möchte, sollte sich beeilen, aber an sonnigen Standorten ist die Aussaat auch jetzt noch rechtzeitig. Einfacher für den Einstieg ist es, kleine Pflänzchen zu kaufen (bitte auch hier auf torffreie Erde achten). Noch besser: Über Nachbarschaftportale bieten oft Hobbygärtner:innen Sprösslinge an, wenn sie nicht mehr wissen wohin mit der Saat.

3. Zero-Waste-Essensgärtnern

Bioabfall ist oft keiner. Nach dem Essen ist vor dem Essen. Oder auch: Zwiebelpflanzen wie Schalotten, Frühlingszwiebeln oder Lauch, aber auch beispielsweise Salat und Karotten haben mehrere Leben! Das Stichwort hierzu lautet Regrowing. Dazu einfach den Wurzelrest/die Strunkseite in ein kleines Schüsselchen mit Wasser stellen. Die einzige Crux ist, die richtige Menge Wasser zu finden. Mit etwas Fingerspitzengefühl wachsen die Pflanzen neu und Sie können zum Beispiel noch eine Karotte essen. Bei Pflanzen wie Frühlingszwiebeln können Sie nach einiger Zeit schnittlauchartige Blätter ernten und damit Salate oder Aufläufe würzen.

Urban Gardening in öffentlichen Gärten

Wenn Sie lieber im größeren Stil oder mit anderen Menschen gärtnern möchten: Auch hier gibt es viele Lösungen. Die klassische ist der Kleingarten, wenngleich die Wartelisten dafür in Städten länger werden. Doch die Alternativen werden vielfältiger. In manchen Städten gibt es so genannte Mietgärten, oft mit hoher Nachfrage. Dort stellen die Anbieter:innen die Pflanzen und die Mieter:innen können dann das Jahr über ernten. 

Daneben gibt es verschiedene Gemeinschaftsprojekte, bei denen oft mitmachen kann, wer möchte. So kommen Sie ganz ohne Garten oder Balkon an Ihre eigene Ernte, mitbringen müssen Sie nur Muskelkraft und “Pflanzennachwuchs”. Beispiele für solche Projekte gibt es in Großstädten wie Hamburg oder Berlin ebenso wie in kleinen Städten wie Kleve. Manche sammeln sich unter dem Motto Essbare Stadt. Bestimmt gibt es auch ein Projekt in Ihrer Nähe!

Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr Tipps für den Alltag:

Auf Greenwire gibt es noch weitere Tipps für einen klimafreundlichen Alltag, Möglichkeiten sich zu vernetzen sowie Hinweise auf spannende Veranstaltungen in der Nähe. Außerdem können wir alle jeden Tag Wälder schützen, Plastikmüll vermeiden und vieles mehr:

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