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Julios Kontchou untersucht Wasserproben
© Markus J. Feger / Greenpeace

Mikroplastik im Rhein

In den Jahren 2020 und 2021 hat Greenpeace die Behörden in Nordrhein-Westfalen auf Unmengen von Mikroplastik aufmerksam gemacht, das täglich mit dem Rheinwasser Richtung Nordsee fließt. Ob sich inzwischen etwas verändert hat, wollten Umweltschützer:innen im August 2024 herausfinden.

Die Aktivist:innen sind im August 2024 zu einer mehrtägigen Recherche auf dem Fluss unterwegs gewesen. Ausgewertet wurden die Proben direkt an Land in einem mobilen Labor. Das erschreckende Ergebnis: Die Situation hat sich eher verschärft. Obwohl die Behörden das Problem seit Jahren kennen, gibt es offenbar immer noch Betriebe, die Mikroplastik in den Rhein einleiten. Die Recherche deutet zudem auf eine Zunahme der Verschmutzung in den vergangenen Jahren hin. Die Umweltschützer:innen haben in zwei Wasserproben flussaufwärts des Chemieparks durchschnittlich 1,1 Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter Wasser gefunden. Flussabwärts des Chemieparks waren es bis zu 1,7 Partikel pro Kubikmeter. Die Partikel stammen somit höchstwahrscheinlich aus industriellen Produktionsabläufen. Stellenweise war die Verschmutzung rund doppelt so hoch wie 2020. Die Ergebnisse hat Greenpeace in dem Report "Mikroplastik im Rhein 2024" veröffentlicht.

Mikroplastik im Rhein 2024

Mikroplastik im Rhein 2024

Ergebnisse einer Greenpeace-Untersuchung des Rheinabschnitts Dormagen/Monheim am Rhein

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“Es ist besorgniserregend, dass sich die Belastung vermutlich sogar verschlimmert hat und sich uns bisher unbekannte Partikelarten finden lassen”, sagt Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace. “Das NRW-Umweltministerium muss endlich feststellen, woher die Mikroplastikpartikel im Rhein stammen und die Verschmutzung beenden.” Die neu entdeckten Partikel geben Rätsel auf. Es sind linsenförmige Plastikteilchen mit weniger als 0,5 Millimeter Durchmesser. Im Durchschnitt fanden sich 0,11 Partikel pro Kubikmeter. Das Ergebnis lässt vermuten, dass es sich um Rückstände aus einer industriellen Produktion handelt. Was sich ebenfalls seit vier Jahren nicht verändert hat, ist die Gefahr, die von Mikroplastik für Menschen und Tiere ausgeht. Chemikalien können an den Kunststoffpartikeln anhaften und dann von Wasserorganismen, wie Plankton, Muscheln oder kleinen Fischen, bei der Nahrungssuche aufgenommen werden. In früheren Studien hat Greenpeace gezeigt, dass sich Plastikpartikel inzwischen in Austern und Miesmuscheln sowie im Verdauungstrakt von Heringen finden lassen. Deshalb fordert Kontchou: “Beim Umgang mit Mikroplastik muss sichergestellt sein, dass die Partikel während der Produktion, des Transports, der Verwendung und der Entsorgung zu keinem Zeitpunkt in die Umwelt gelangen”.

Update vom 11.11.2021:

Erst vor einem halben Jahr hatte Greenpeace einen umfangreichen Report über die Belastung des Rheins mit Mikroplastik veröffentlicht. Neue Stichproben, die Greenpeace im August zwischen Köln und und Düsseldorf nahm, belegen: Der Fluss wird weiterhin mit Mikroplastik verschmutzt. In sieben Wasserproben  haben die Umweltschützer:innen durchschnittlich 0,63 fabrikneue Mikroplastikpartikel aus industriellen Produktionsabläufen pro Kubikmeter Wasser gefunden. 

Somit beträgt die tägliche Fracht Richtung Nordsee grob geschätzt 125 Millionen Partikel: Die Rechnung ergibt sich unter der Annahme, dass die Konzentrationen an Mikroplastikpartikeln über den Tagesverlauf und aufgrund der Durchmischung durch die starke Strömung des Rheins annähernd gleich bleibt. Rund um den Chempark-Dormagen stieg die Verschmutzung zudem deutlich an. “Dass sich seit Jahren nichts an der Mikroplastikverschmutzung im Rhein ändert, ist unverantwortlich”, sagt Daniela Herrmann, Umweltwissenschaftlerin von Greenpeace. “Das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen muss endlich feststellen, woher die Mikroplastikpartikel im Rhein stammen und die Verschmutzung beenden.”

Auch in zwölf Bodenproben aus dem Uferbereich und Flussbett des Rheins finden sich Mikroplastikpartikel in starker Konzentration. Bis zu 22.038 Partikel pro Kilogramm Trockengewicht lassen sich in einer der Proben aus dem Grundsediment beim Industriegebiet Chempark-Dormagen nachweisen. “Diese Plastikpartikel könnten aus industriellen Prozessen, Kläranlagen oder Verwehungen vom Ufer stammen. Im Sediment kann es Lebewesen wie Würmern oder Schnecken schaden und über die Nahrungskette das gesamte Ökosystem gefährden”, sagt Herrmann. Den aktuellen Report finden Sie hier, die vorausgegangene Untersuchung aus dem März 2021 lesen Sie hier.

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Artikel vom 18.3.2021:

Stellen Sie sich vor, Sie stehen in Köln am Rheinufer: Kommt Ihnen in den Sinn, dass der Fluss pro Tag etwa 190 Millionen Plastikkügelchen in Richtung Nordsee transportiert? Vielleicht ab jetzt: Eine aktuelle Greenpeace-Studie belegt nämlich die kontinuierliche Verschmutzung des Gewässers mit Kunststoff. 

Im September und Oktober des vergangenen Jahres waren Greenpeace-Mitarbeiter:innen mit dem Aktionsschiff Beluga II auf dem Rhein unterwegs, um Wasserproben zu nehmen. Ähnliche Untersuchungen von Greenpeace gab es bereits in den Jahren zuvor in deutschen Gewässern, darum war mit dem Ergebnis zu rechnen: Wer nach Mikroplastik sucht, findet welches – in wirklich jeder der 250 an Bord genommenen Wasserproben fanden sich winzige Plastikpartikel von wenigen Millimetern Durchmesser oder kleiner. Besonders hohe Konzentrationen ließen sich in der Umgebung von Industriegebieten nachweisen. 

Das Ganze ist außerordentlich schädlich für Mensch und Umwelt. Denn Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass das Plastik in unseren Flüssen auch in den Meeren landet. An der Oberfläche von Kunststoffen können sich Schadstoffe anlagern; wenn diese Teilchen von Tieren verschluckt werden, geraten Plastik und Umweltgifte in die Nahrungskette – und schlussendlich in unseren Lebensmitteln. In früheren Studien hat Greenpeace gezeigt, dass sich Plastikpartikel inzwischen in Austern und Miesmuscheln sowie im Verdauungstrakt von Heringen finden lassen. 

Ursachen der Verschmutzung

Für die Studie haben Greenpeace-Umweltschützer:innen im vergangenen Herbst zunächst vom Aktionsschiff Beluga II aus zwischen Duisburg und Koblenz 44 Wasserproben genommen. Anschließend wurden von Schlauchbooten weitere 206 Proben in der Nähe von Industriegebieten bei Krefeld und Dormagen gezogen. Erstmals fanden diese Probenahmen durchgängig über 24 Stunden statt. So ließen sich die möglichen Ursachen der Verschmutzung weiter eingrenzen. 

Diese Proben wurden in Greenpeace-Laboren, aber auch direkt an Bord der Beluga II, ausgewertet. In jeder Probe finden sich Plastikpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern. “Im Rhein wird offenbar Mikroplastik verklappt. Die Umweltbehörden in Nordrhein-Westfalen muss jetzt ermitteln, wer den Fluss verschmutzt”, fordert Daniela Herrmann, Umweltwissenschaftlerin von Greenpeace. 

Plastik aus Wasseraufbereitungsanlagen?

Beispielsweise wurde in der Umgebung des Industrieparks Dormagen eine fast dreimal so hohe Konzentration von primären Mikroplastikpartikeln gefunden als im Durchschnitt einige Kilometer stromaufwärts. Primäres Mikroplastik, das ist solches, das bewusst als Ausgangsmaterial für andere Plastikprodukte hergestellt wird: kleine Kügelchen oder Pellets, die zum Beispiel in Fabriken geschmolzen und zu Verpackungsfolien gezogen werden. Neben industriellen Produktionsprozessen könnten die Mikroplastikpartikel allerdings auch aus Ionenaustauschern in Filtersystemen von Wasseraufbereitungsanlagen stammen, so eine These der Greenpeace-Untersuchung. Sogenanntes sekundäres Mikroplastik entsteht, wenn größere Plastikteile zerstört und zerrieben werden – das ist die mengenmäßig größere Belastung, die sich in unseren Meeren ansammelt. 

Die potenziellen Verursacher der Plastikverschmutzung im Rhein sehen die Verfasser:innen der Studie in der Verantwortung, den Fluss sauber zu halten. “Beim Einsatz von primären Mikroplastik muss sichergestellt sein, dass die Partikel während der Produktion, des Transports, der Verwendung und der Entsorgung zu keinem Zeitpunkt in die Umwelt gelangen”, sagt Daniela Herrmann. Das meiste, was die Untersuchenden an Plastik in ihren Netzen fanden, ist vermutlich aus reiner Fahrlässigkeit ins Wasser gelangt – und stellt dort über Jahrzehnte eine Bedrohung für die Umwelt dar.

>>> Werden Sie mit uns aktiv! Unterzeichnen Sie die Petition gegen die Verwendung von Mikroplastik in der Industrie und senden Sie eine klare Botschaft an Entscheidungsträger:innen in Wirtschaft und Politik!

  • Greenpeace-Schiff Beluga II auf Mikroplastiktour auf dem Rhein zwischen Duisburg und Koblenz. Die Wissenschaftler:innen nehmen Wasser- und Sedimentproben und filtern diese. Die gesammelten Mikroplastikelemente werden auf ihre chemische Zusammensetzung analysiert.

    Beluga II auf Mikroplastik-Tour auf dem Rhein

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  • Mikroplastikforschung auf dem Rhein: In der Nähe von Krefeld führen Greenpeace Aktivist:innen eine 24-Stunden-Messung mit einem speziell angefertigten Gerät - dem "Manta-Trawler" - auf Schlauchbooten durch.

    Mikroplastikforschung auf dem Rhein: In der Nähe von Krefeld führen Greenpeace Aktivist:innen eine 24-Stunden-Messung mit einem speziell angefertigten Gerät - dem "Manta-Trawler" - auf Schlauchbooten durch.

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Report: Nicht sauber, sondern Rhein

Report: Nicht sauber, sondern Rhein

Mikroplastik-Untersuchungen auf dem Rhein. Die Belastung von Flüssen mit Mikroplastik ist im Vergleich zu den Meeren wenig erforscht. Deswegen hat Greenpeace den Rhein zwischen Duisburg und Koblenz im Herbst 2020 genauer unter die Lupe genommen und primäres (fabrikneues) Mikroplastik untersucht.

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Report: Nicht sauber, sondern Rhein; Teil 2

Report: Nicht sauber, sondern Rhein; Teil 2

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Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

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