Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt
Petition unterzeichnen: Stoppt Fast Fashion!- Ein Artikel von Andi Nolte
- mitwirkende Expert:innen Moritz Jäger-Roschko & Thilo Maack
- Nachricht
Fast Fashion zerstört Umwelt und Ressourcen – nachhaltige Alternativen sind der Weg aus der Wegwerfmode. Ein Greenpeace-Rechtsgutachten zeigt: Anti-Fast-Fashion-Gesetz auch in Deutschland möglich.
Fast Fashion mag auf dem Preisschild günstig sein, doch die wahren Kosten tragen Umwelt, Arbeiter:innen und kommende Generationen. Und auch jene, die sich mit der Mode eindecken, macht der Kauf meist nicht glücklich. Oft werden die in der Werbung so begehrenswert erscheinenden Stücke mit Preisschild oder wenig getragen aussortiert. Jeden Tag türmen sich Berge von Wegwerfmode, eine Mikroplastik-Plage, die Umwelt belastend und hergestellt unter unfairen Arbeitsbedingungen.
Bald werden Modekonzerne während der Black Week den Kauf von Wegwerfkleidung mit aggressiven Rabattaktionen weiter anheizen. Fast Fashion steht dabei für alles, was bei unserem Konsum verkehrt läuft: Überangebot, Profitgier und die Vermüllung der Welt. Nur ein starkes Anti-Fast-Fashion-Gesetz kann die Kleiderflut stoppen.
So sieht ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz aus
Um den Fast-Fashion-Wahnsinn zu beenden, fordert Greenpeace ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz nach französischem Vorbild.
Konkret heißt das:
- Eine Abgabe auf Fast Fashion, damit Hersteller endlich für die Schäden ihrer exzessiven Produktion geradestehen.
- Förderung von zirkulären Geschäftsmodellen wie Leihen, Tauschen, Reparieren oder Second Hand – echte Alternativen zur kurzlebigen Billigware.
- Ein Werbeverbot, auch auf Social Media, damit Konzerne ihr wichtigstes Werkzeug zum Anheizen des Kostendrucks verlieren.
Diese Kombination könnte Fast Fashion wirksam eindämmen und wäre ein entscheidender Schritt in Richtung echter textiler Kreislaufwirtschaft: weniger Müll, langlebigere und hochwertige Kleidung – statt weiter im Hamsterrad aus Billigproduktion und Wegwerfmode.
Für ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz demonstrierte Greenpeace heute in Berlin mit einer fünf Meter hohen Kleider-Statue. Die Kunstinstallation, nach einem Entwurf der Künstlerin Emanuele Jane Morelli, besteht aus Textilien, die Greenpeace von den Müllbergen des Kantamanto-Markts in Accra, Ghana, gesammelt hat. Der Markt zählt zu den größten Second-Hand-Märkten der Welt, auf dem Altkleider – auch aus Deutschland – zunehmend zu Umweltbelastungen führen. Ein neues Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace bestätigt: Maßnahmen gegen Fast Fashion sind auch in Deutschland rechtlich möglich.
Die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes ist offensichtlich: Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Bekleidungsproduktion mehr als verdreifacht. Jährlich werden bis zu 180 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt, von denen bis zu 40 Prozent unverkauft bleiben und vernichtet werden. Gleichzeitig werden Textilien immer kürzer getragen. Über 60 Prozent der in Deutschland gesammelten Altkleider landen im Ausland – häufig auf Deponien oder in Flüssen.
Der Kleiderberg wird in den kommenden Wochen nicht nur in Berlin zu sehen sein, sondern in über 25 Städten in Deutschland aufgestellt – als sichtbares Zeichen für die Folgen der Wegwerfmode und die Dringlichkeit eines Anti-Fast-Fashion-Gesetzes.
Rechtsgutachten Anti-Fast-Fashion-Gesetz
Anzahl Seiten: 30
Dateigröße: 1.75 MB
HerunterladenDie wahren Kosten von Billigkleidung
Kurz und knapp
- Mehr als 120 Millionen Tonnen Textilabfälle entstehen jährlich weltweit.
- Polyester ist nichts anderes als verarbeitetes Plastik - 2/3 der weltweit verarbeiteten Textilfasern sind synthetisch. Produziert aus Erdöl vermüllen sie unsere Meere und belasten Tiere.
- Arbeitsbedingungen in Fabriken oft menschenunwürdig – Kinderarbeit, niedrige Löhne und gefährliche Arbeitsbedingungen sind in herstellenden Ländern oft noch Alltag.
- Fast Fashion verursacht jährlich über eine Milliarde Tonnen CO₂. Die globale Modeindustrie ist für bis zu acht Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das sind mehr als alle Flüge und Schifffahrten zusammen – weltweit.
Überquellende Altkleidercontainer werden zu Müllbergen in Ghana
Die kürzlich noch begehrten Kleidungsstücke sind häufig rasch wieder aussortiert. Davon zeugen auch überquellende Altkleidercontainer. Doch der Wunsch, alter Kleidung ein neues Leben einzuhauchen, geht hier oft daneben: Tonnen unserer Second Hand Mode landen täglich in Accra, Ghana. Dort sollen sie auf dem Markt weiterverkauft werden. Eine Greenpeace-Recherche aus dem Jahr 2024 zeigt jedoch: Ein Großteil dieser Kleidung endet in den Flüssen Ghanas und schließlich im Meer. Unser Überkonsum sorgt am anderen Ende der Welt für Kleidermüllberge aus Polyester und erstickt die Umwelt in einem Ausmaß, das kaum vorstellbar ist.
„Conscious“ und recycelbar – ein Mythos der Modeindustrie
Viele Marken hingegen verpassen sich ein nachhaltiges Image, werben mit „Conscious“- oder Recycling-Kollektionen. Doch die Realität sieht anders aus. Mischfasern, der Einsatz von Chemie und die Mischung verschiedenster Materialien verhindern echtes Recycling. Teure Marketingkampagnen verschleiern die Wahrheit: Überkonsum und Wegwerfmentalität der Modeindustrie werden dadurch nicht gestoppt. Nachhaltigkeit darf kein Feigenblatt sein – echte Veränderung beginnt bei Design (zum Beispiel keine Mischfasern), Produktion und der Verantwortung der Hersteller.
Die Alternative heißt Slow Fashion: langlebige Kleidung, Reparieren, Tauschen und Wiederverwendung. Wer bewusst konsumiert und Sachen lange nutzt und ihnen ein zweites und drittes Leben schenkt, schützt Umwelt und Menschen – und bricht das Hamsterrad der Wegwerfmode.
Greenpeace bleibt dran: Vom Detox-Erfolg zum Einsatz gegen Wegwerfmode
Schon länger arbeitet Greenpeace gegen die gefährlichen Folgen der Fast-Fashion-Branche – und hat bewiesen, dass Veränderung möglich ist. Mit „Detox My Fashion“ startete Greenpeace 2011 den Kampf gegen gefährliche Chemikalien in der Textilindustrie. Trotz jahrzehntelanger Programme zur Regulierung und Unternehmensverantwortung konnten wir die gefährlichen Chemikalien damals in Abwässern von Textilfabriken, in Produkten und in der Umwelt weltweit nachweisen. Hunderttausende Unterstützer:innen schafften mit uns damals, was viele für unmöglich hielten: 80 internationale Textilhersteller und Zulieferer darunter H&M, Zara und Adidas erklärten in Selbstverpflichtungen, in ihren Lieferketten ohne gefährliche Chemikalien auszukommen und Transparenz über den Nachweis toxischer Substanzen in den Abwässern ihrer Fabriken herzustellen. Die Kampagne erzielte erhebliche Erfolge bei der Reduzierung der Umweltverschmutzung durch Textilunternehmen. Bis 2021 hatten viele dieser Unternehmen die Umweltverschmutzung in ihrer Lieferkette deutlich reduziert und die Transparenz bei der Offenlegung von Chemikalien in Abwässern erheblich verbessert. Die Kampagne trug außerdem zur Entstehung wichtiger Initiativen wie OEKO-TEX, ZDHC, dem Detox Consortium (CID) und Bluesign bei, die sich aktiv für die Umsetzung des Detox-Ziels einsetzen. Die Kampagne stellt jedoch später ein neues Problem fest: die Überproduktion und den exzessiven Konsum in der Modebranche – beides zentrale Hindernisse, die überwunden werden müssen, um das ursprüngliche Detox-Ziel der Kampagne zu erreichen.