Seit über 40 Jahren setzt sich Greenpeace für den Schutz unserer Lebensgrundlagen ein. Doch die Umweltprobleme auf unserem Planeten haben sich in manchen Erdteilen vergrößert, sie verschieben sich, halten sich nicht an Ländergrenzen. Das heißt für uns: Greenpeace muss seine Struktur und seine Arbeitsweise anpassen. Wir müssen Umweltzerstörung in Ländern und Regionen bekämpfen, wo sie durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen am stärksten ansteigt. Wir werden beispielsweise personelle Ressourcen in die schnell wachsenden Volkswirtschaften in Asien, Afrika und Südamerika verlagern. Um in diesen Regionen in kurzer Zeit Erfolge zu erzielen und effizienter Wirken zu können werden wir unsere Projektarbeit dezentralisieren. Zukünftig sollen Kampagnen nicht mehr von der Greenpeace-Zentrale in Amsterdam geleitet werden, sondern von einzelnen Länderbüros. Dieser Prozess ist in vollem Gange und er ist nicht einfach zu bewältigen – weltweit arbeiten immerhin mehr als 2.000 Menschen für Greenpeace, verteilt über 40 Länder.
Auf diesem Weg sind auch Fehler passiert
Ein Finanzdefizit bei Greenpeace International und zuletzt die Flugreisen einer Greenpeace-Führungskraft in Amsterdam beschäftigen nicht nur die Medienwelt, sondern auch diejenigen, die ehrenamtlich und hauptberuflich mit unserer Organisation verbunden sind. Die Offenheit und der Wille, uns internen und externen Herausforderungen zu stellen, etwas zum Guten zu verändern, zeichnen Greenpeace-MitarbeiterInnen aus und ist Teil unserer Wertekultur. Es ist erlaubt und erwünscht, Kritik zu äußern und zu der internen Debatte um die organisationsweite Umstrukturierung beizutragen. Auf die Flugreisen des Internationalen Kampagnendirektors zwischen seinem Wohnsitz in Luxemburg und seinem Büro in Amsterdam haben Kollegen im Amsterdamer Büro deshalb mit einem Brief an die Geschäftsführung reagiert.
„Ich verstehe vollkommen, dass MitarbeiterInnen, Freiwillige und Unterstützer enttäuscht und verärgert sind. Wir haben Fehler gemacht, und wir haben Schritte eingeleitet, damit so etwas nicht wieder passiert“, sagt Kumi Naidoo, Geschäftsführer von Greenpeace International. „Auch ich habe daraus viel gelernt. Es war falsch, einer Person Ausnahmen bei unseren strengen Flugregeln zu erlauben und ich habe die Tragweite dieser Entscheidung unterschätzt.“ Auch der internationale Programmdirektor hat Konsequenzen gezogen, sich entschuldigt und wird in Zukunft für seinen Arbeitsweg den Zug benutzen, mit allen Konsequenzen für sich und seine Familie.
Weltweit im Einsatz
Für alle MitarbeiterInnen von Greenpeace Deutschland gelten dieselben Verhaltensregeln. So fahren sie beispielsweise innerhalb Deutschlands grundsätzlich mit der Bahn. Zusätzlich sind Flüge innerhalb eines Radius von 600 Kilometern nicht gestattet. Sollten Flüge ins Ausland und über 600 Kilometer unumgänglich sein, erfasst Greenpeace Deutschland den CO2-Ausstoß der Reisen und gleicht diesen über Klimaschutzprojekte aus. Desweiteren gibt es einen strengen Verhaltenskodex, um den Ausstoß von CO2 generell zu vermeiden. Wenn ein persönliches Treffen nicht zwangsläufig erforderlich ist, nutzen wir Video- und Telefonkonferenzen sowie Emails, um uns mit unseren Kollegen im Ausland abzustimmen. Greenpeace Deutschland, als eines der größten Länder-Büros innerhalb von Greenpeace beteiligt sich an fast allen internationalen Projekten.
Unsere Schiffe sind auf allen Meeren unterwegs. Unsere MitarbeiterInnen, ob hauptberuflich oder ehrenamtlich sind in allen Regionen der Welt im Einsatz. Deshalb sind Flüge nicht immer auszuschließen. So schickte Greenpeace Deutschland in der Vergangenheit beispielsweise Aktivisten nach Russland, um dort Waldbrände zu bekämpfen und unterstützte erst im letzten Jahr mit Fachleuten aus aller Welt die 30 inhaftierten Umweltaktivisten in der russischen Untersuchungshaft in Murmansk und St. Petersburg. Dennoch gilt immer: Umweltschutzaktivisten müssen immer abwägen, ob es wirklich notwendig ist, in ein Flugzeug zu steigen. Diese Frage müssen sich zum Beispiel deutsche Atomexperten stellen, die von den japanischen Kollegen gebeten werden, die Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima zu dokumentieren, und das nötige Wissen vor Ort aufzubauen. Bei internationalen Umweltkonferenzen macht es Sinn, dort zu sein, wo die Entscheidungen fallen, um Debatten mit Delegierten zu führen, Druck auf die Verhandlungen auszuüben und Journalisten Einschätzungen zu geben.
Wir brauchen Ihre Unterstützung
Aber wir sind noch lange nicht am Ziel. Die weltweite Umweltzerstörung ist noch nicht gestoppt. Mit der neuen Organisationsstruktur wollen wir die Organisation für den Kampf gegen Umweltverbrechen neu aufstellen. „Für diesen Weg brauchen wir Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung auch in für uns schwierigen Zeiten. Wir sind nicht perfekt. Aber ohne Sie werden wir es nicht schaffen können, den Klimawandel, die Umweltzerstörung, die Überfischung der Weltmeere oder die fortschreitende Entwaldung erfolgreich zu bekämpfen“, so Naidoo.