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Gletscherschmelze: der Gurgler 1932 - 2025
© Wolfgang Zängl, Falk Heller für Gesellschaft für ökologische Forschung / Greenpeace.

Die Alpen-Gletscher schmelzen immer schneller

Petition gegen fossile Energie
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Neue erschreckende Bilder zeigen, wie die Erderhitzung Gletscher in Deutschland, Österreich und der Schweiz zerstört.

Seit mehr als 25 Jahren dokumentiert die Gesellschaft für ökologische Forschung (GÖF) aus München mit Unterstützung von Greenpeace, wie die Klima-Krise das vermeintlich ewige Eis der Alpen schmelzen lässt. Seit 2000 fotografieren Aktivist:innen der Gesellschaft regelmäßig und immer aus der gleichen Perspektive Alpen-Gletscher. Diese Bilder kontrastieren sie mit historischen Bildern von alten Postkarten. So lässt sich die Zerstörung der Gletscher quasi im Zeitraffer verfolgen. 

Greenpeace und die GÖF präsentieren die aktuellen Bilder aus 2025 zum Ausklang des “Internationalen Jahr zum Erhalt der Gletscher”.  Vera Baumert, Naturschutz-Expertin von Greenpeace Bayern, zieht eine bittere Bilanz:

Staff Portrait - Vera Baumert in Germany
“Der Weckruf, der vom Internationalen Jahr zum Erhalt der Gletscher ausgehen sollte, ist ungehört verhallt. Der unwiederbringliche Verlust der bayerischen Alpengletscher macht deutlich, dass die Klimakrise gravierende Folgen für den Freistaat hat.”

Vera Baumert

Naturschutz-Expertin von Greenpeace Bayern

Staff Portrait - Vera Baumert in Germany
Zitat
“Der Weckruf, der vom Internationalen Jahr zum Erhalt der Gletscher ausgehen sollte, ist ungehört verhallt. Der unwiederbringliche Verlust der bayerischen Alpengletscher macht deutlich, dass die Klimakrise gravierende Folgen für den Freistaat hat.”
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Vera Baumert
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Der Nördliche Schneeferner auf der Zugspitze

  • Glacier Comparison Schneeferner Glacier in Germany

    Diese historische Postkarte zeigt den Nördlichen Schneeferner um 1910.

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  • Glacier Comparison Schneeferner Glacier in Germany

    Aus der gleichen Perspektive im Jahr 2003

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  • Glacier Comparison Schneeferner Glacier in Germany

    Hier der Nördliche Schneeferner 2011

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  • Glacier Comparison Schneeferner Glacier in Germany

    Dieses Bild ist im August 2025 entstanden.

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Denn die Situation der Alpengletscher ist dramatisch. Insbesondere seit der Jahrtausendwende haben die Eismassen massiv an Volumen und Länge verloren und viele kleinere Gletscher sind bereits verschwunden. Die Alpenregion ist von der Klimakrise überdurchschnittlich stark betroffen: Seit dem späten 19. Jahrhundert sind die Durchschnittstemperaturen dort um fast 2 Grad Celsius gestiegen – beinahe doppelt so stark wie der globale Durchschnitt. Damit gehört das vermeintlich “ewige Eis” zu den sichtbarsten Opfern der Erderhitzung. Steigende Temperaturen und ausbleibende Schneefälle lassen die Gletscher rasant  abschmelzen.  Greenpeace-Expertin Vera Baumert erklärt, wie die Alpengletscher entstanden sind, wie groß das Ausmaß der Schmelze ist, was das für Folgen hat und was die Politik tun müsste, um die Klimakrise zu entschärfen.

Die Entstehung der Alpengletscher

Gletscher sind massive Eiskörper, deren Ursprung in den kalten und hochgelegenen Regionen der Gebirge liegt. Hier fällt Niederschlag überwiegend als Schnee, der in Zeiten vor der menschengemachten Erderhitzung selbst über die Sommermonate nicht vollständig abschmolz. Über Jahrzehnte hinweg sammelte sich dieser Schnee an, wobei die unteren Schichten durch den enormen Druck der aufliegenden Massen verdichtet wurden. Dieser Prozess verwandelt lockeren Schnee langsam in schweres, kompaktes Gletschereis.

Sobald die Eismasse ein kritisches Volumen erreicht, beginnt sie, sich unter ihrem Eigengewicht langsam talwärts zu bewegen – der Gletscher beginnt zu fließen. Im oberen Bereich, dem sogenannten Nährgebiet, erfolgt durch kontinuierlichen Schneezuwachs und die Umwandlung zu Eis der Nachschub. Im unteren Teil, dem Zehrgebiet, schmilzt das Eis hingegen ab. Die Größe eines Gletschers ist direkt davon abhängig, ob der Zuwachs im Nährgebiet das Abschmelzen im Zehrgebiet ausgleicht. Die Klimakrise stört dieses Gleichgewicht massiv und führt dazu, dass Gletscher auf der ganzen Welt zunehmend abschmelzen.

So stark schmelzen die Alpen-Gletscher

Seit 1850 hat die Gletscherfläche der Alpen bereits um rund die Hälfte abgenommen, von geschätzten 4.474 Quadratkilometern auf 2.270 Quadratkilometer im Jahr 2000. Ab der Jahrtausendwende hat sich der Eisverlust weiter beschleunigt. Mit 39 Prozent Masseverlust zwischen 2000 und 2023 weisen die Alpen im weltweiten Vergleich die schnellsten Schmelzraten auf. In den letzten zehn Jahren sind die jährlichen Verluste dabei abermals stark angestiegen. Verglichen mit historischen Bildern sind viele Gletscher schon heute nur noch traurige Eisreste.

Gurgler Ferner und Pasterze in Österreich

  • Glacier Comparison Gurgler Ferner in Austria

    Der Gurgler Ferner in einer historischen Ansicht aus dem Sommer 1932

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  • Glacier Comparison Gurgler Ferner in Austria

    Der Gurgler Ferner im Sommer 2009

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  • Glacier Comparison Gurgler Ferner in Austria

    Der Gurgler Ferner im August 2025

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  • Pasterze Glacier in Austria

    Der Pasterze-Gletscher auf einer historischen Postkarte um 1910.

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  • Glacier Comparison Pasterze Glacier in Austria

    Die Pasterze im Sommer 2007

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  • Glacier Comparison Pasterze Glockner Group in Austria

    Die Pasterze im September 2024

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Global haben Gletscher seit dem Jahr 2000 rund fünf Prozent ihres Gesamtvolumens verloren, wobei die Verlustraten zuletzt (2012–2023) um 36 Prozent höher lagen als in der Zeit davor.

Tragischerweise hinkt die Gletscherschmelze der klimatischen Entwicklung sogar hinterher. Selbst wenn die Erderhitzung gestoppt wird, werden die Gletscher noch weiter an Eis verlieren, denn sie reagieren mit Verzögerung auf den Temperaturanstieg. 

Wie viele Gletscher gibt es in Deutschland?

Nachdem der Südliche Schneeferner an der bayerischen Zugspitze bereits im Jahr 2022 seinen Status als Gletscher verloren hat, gibt es in Deutschland aktuell noch vier Gletscher, die allesamt in den bayerischen Alpen liegen: Nördlicher Schneeferner und Höllentalferner auf dem Zugspitzmassiv, sowie Blaueisferner und Watzmanngletscher in den Berchtesgadener Alpen.

Es handelt sich bei allen um kleinere Gletscher, die besonders stark durch die Klimakrise bedroht sind. Watzmann- und Blaueisgletscher werden als nächstes verschwinden: Wissenschaftliche Prognosen geben ihnen nur noch wenige Jahre. Der Nördliche Schneeferner wird voraussichtlich bis Ende dieses Jahrzehnts seinen Status verlieren. Der Höllentalferner hat aufgrund seiner geschützten Lage und Größe die längste Lebenserwartung – bis etwa 2035

Das sind die Folgen der Gletscherschmelze

Das Verschwinden der Alpengletscher hat Konsequenzen für den Wasserhaushalt der gesamten Alpenregion und darüber hinaus. Große europäische Flüsse wie Rhone, Po und Rhein entspringen in Gletschergebieten und werden durch die sommerliche Gletscherschmelze gespeist. Das Schmelzwasser der Alpengletscher hat den Rhein in bisherigen Hitze- und Dürresommern wie 2018 vor dem schlimmsten Niedrigwasser bewahrt. Doch wenn die Gletscher bald ganz verschwunden sind, wird der Rhein bei Trockenheit viel weniger Wasser führen, was die europäische Binnenschifffahrt und die Wirtschaft stark beeinträchtigen wird

In den alpinen Regionen selbst sind die Gletscher zudem wichtige Wasserspeicher für Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung. Gleichzeitig steigt durch das Abschmelzen von Gletscher-Eis und Permafrostböden die Gefahr von Steinschlag und Bergstürzen – mit gefährlichen Konsequenzen für Bewohner:innen und Besucher:innen: Der verheerende Bergsturz im Schweizer Wallis im Mai 2025, der Teile des Dorfs Blatten zerstörte, war eine direkte Folge dieser Entwicklung.

Mit dem Gletschereis verschwinden auch wichtige Klimaarchive, denn die Eisschichten enthalten Informationen über vergangene Temperaturen, die Zusammensetzung der Atmosphäre und sogar Ereignisse wie Vulkanausbrüche oder Waldbrände. Mit dem Abschmelzen gehen wichtige Datenquellen verloren, die dazu dienen, vergangene Klimaschwankungen zu rekonstruieren, was für das Verständnis der gegenwärtigen menschengemachten Klimakatastrophe und die Prognose zukünftiger Veränderungen unerlässlich ist.

Der kalbende Perito-Moreno-Gletscher.
© Greenpeace / Daniel Beltrá

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Sind unsere Gletscher noch zu retten?

Für die bayerischen Gletscher gibt es aufgrund ihrer geringen Größe keine Chance mehr auf Rettung. Doch für die größten und hochgelegenen Alpengletscher wie den Aletschgletscher besteht noch Hoffnung, dass sie zumindest in Teilen bestehen bleiben – wenn endlich konsequenter Klimaschutz betrieben wird!

Wissenschaftler:innen prognostizieren, dass rund ein Drittel der im Jahr 2017 noch existierenden Gletscherfläche in den Alpen erhalten werden kann, wenn die globale Erwärmung bis 2100 auf unter 2 Grad Celsius begrenzt wird. Bei 2.7 Grad bleibt nur ein Viertel. Und bei einer noch stärkeren Erhitzung, etwa auf 4.4 Grad, werden die Alpen nahezu alle ihre Gletscher verlieren. 

Von einem kompletten Abschmelzen der Alpen-Gletscher geht der renommierte Schweizer Gletscherforscher Prof. Wilfried Haeberli aus. Er argumentiert mit dem derzeitigen Masse-Verlust der Gletscher: 65 Kubikkilometer Eis liegen aktuell noch auf den Alpen, jedes Jahr schmelzen gerade zwei Kubikkilometer davon ab. Rechnerisch sei in gut 30 Jahren der letzte Gletscher verschwunden. "Es ist zu spät. In den Alpen wird es auf absehbare Zeit keine Gletscher mehr geben", warnt der Forscher auf einem Pressetermin von Greenpeace Bayern.

Das Verschwinden der Gletscher zeigt klar und deutlich: Deutschland und Europa befinden sich mitten in der Klimakrise. Ihre Auswirkungen sind längst sicht- und spürbar. Die weitere Entwicklung der Gletscherschmelze hängt davon ab, ob es uns gelingt, den Ausstoß von Treibhausgasen zu stoppen und so die Erderhitzung aufzuhalten. Um die letzten Alpengletscher zu bewahren, fordert Greenpeace daher die bayerische Staatsregierung auf, beim Klimaschutz nicht weiter auf die Bremse zu treten.

Staff Portrait - Vera Baumert in Germany
“Der unwiederbringliche Verlust der bayerischen Alpengletscher macht deutlich: Die Klimakrise steht vor unserer Haustür. Angesichts dieser Entwicklung Bayerns Klimaneutralität auf das Jahr 2045 zu verschieben, ist unverantwortlich. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder muss beim Klima Tempo machen, statt zu bremsen. Wir brauchen jetzt einen naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien und einen klimafreundlichen Umbau von Wald- und Landwirtschaft."

Vera Baumert

Naturschutz-Expertin Greenpeace Bayern

Staff Portrait - Vera Baumert in Germany
Zitat
“Der unwiederbringliche Verlust der bayerischen Alpengletscher macht deutlich: Die Klimakrise steht vor unserer Haustür. Angesichts dieser Entwicklung Bayerns Klimaneutralität auf das Jahr 2045 zu verschieben, ist unverantwortlich. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder muss beim Klima Tempo machen, statt zu bremsen. Wir brauchen jetzt einen naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien und einen klimafreundlichen Umbau von Wald- und Landwirtschaft."
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Karlesferner in Östereich und Aletsch in der Schweiz

  • Glacier Comparison Karlesferner Glacier in Austria

    Der Karlesferner (l) und der Mittelbergferner umrahmen den 3278 Meter hohen Linken Fernerkogel in den Ötztaler Alpen.

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  • Glacier Comparison Karlesferner Glacier in Austria

    Karlesferner und Mittelbergferner im Sommer 2000

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  • Glacier Comparison Karlesferner Glacier in Austria

    Der Karlesferner und Mittelbergferner im August 2025

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  • Glacier Comparison Aletsch Glacier in Switzerland

    Der Aletschgletscher im Schweizer Kanton Wallis um 1900

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  • Glacier Comparison Aletsch Glacier in Switzerland

    Der Aletsch im Sommer 2015

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  • Glacier Comparison Aletsch Glacier in Switzerland

    Der Aletsch im August 2024

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Download Gletscher-Kurzprofile

Download Gletscher-Kurzprofile

Zu sechs ausgewählten Gletschern stellt Greenpeace Bayern für den Pressetermin am 25.11.2025 hochaufgelöste Fotos zur Verfügung. Die Basis-Informationen zu den Gletschern finden Sie hier zum Download.

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Gletscher in den Alpen bedroht

Climate Change Impact Austria - Glaciers
© Mitja Kobal / Greenpeace

Gletscher für Weltcup beschädigt

( Foto Gletscher Innergschlöss © Mitja Kobal / Greenpeace)

Mehr bei Greenpeace Österreich über Gletscher für Weltcup beschädigt
Climate Seniors at Swiss Glacier to Protest Climate Inaction
© Miriam Künzli / Greenpeace

Klimaseniorinnen gegen Gletscherschmelze

In der Schweiz protestieren Klimaseniorinnen mit Unterstützung von Greenpeace gegen die Gletscherschmelze (Foto © Miriam Künzli / Greenpeace)

mehr bei Greenpeace Schweiz über Klimaseniorinnen gegen Gletscherschmelze

Global ist die Lage ebenfalls dramatisch: Bis 2100 könnte etwa die Hälfte aller noch existierenden Gletscher mit rund drei Viertel der Gletschermasse überleben – aber nur, wenn es gelingt, die Erderhitzung auf 1.5 Grad zu begrenzen. Eine Übersicht, wie es weltweit aussieht, finden Sie nachfolgend: 

Asien: Wie wirkt sich die Gletscherschmelze auf den Himalaya aus?

Studien zeigen, dass die Gletscher im Himalaya im Laufe der letzten 400 bis 700 Jahre etwa ein Drittel ihrer Fläche verloren haben, den Großteil davon seit den 80er Jahren. Bereits in der Vergangenheit führte die Gletscherschmelze in der Region zu teils fatalen Gletschereinbrüchen. Am 07. Februar 2021 kostete erneut ein Gletscherabbruch 49 Menschen das Leben.

Mit dem Absickern des Schmelzwassers steigt der Wasserpegel der Gletscherseen an, durch den entstehenden Wasserdruck können die Ränder der Seen wegbrechen. Die dadurch in Bewegung geratenen Millionen Kubikmeter Wasser sind in der Lage, Täler zu überfluten und Dörfer zu zerstören. Wenn Infrastruktureinrichtungen wie Wasserkraftwerke und Wasserleitungen betroffen sind, kann das auch Folgen für Gebiete haben, die den Fluten nicht ausgesetzt sind.

Rohtang Pass im Himalaya im Jahr 2009

Rohtang Pass im Himalaya im Jahr 2009

Afrika: Was sind die Folgen der Gletscherschmelze für den Kilimandscharo?

Der Kilimandscharo, der „Schimmernde Berg“, liegt in Tansania, rund 350 Kilometer südlich des Äquators. Mit seinen 5.895 Metern ist er der höchste Berg Afrikas. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1912 schwanden mehr als 80 Prozent seiner Schnee- und Eismasse, 45 Prozent davon im Zeitraum von 1989 bis 2007. Aufgrund des zunehmenden Tempos der Gletscherschmelze gehen Prognosen davon aus, dass es im Jahr 2040 keinen Schnee und kein Eis mehr auf dem Kilimandscharo geben wird.

Auf regionaler Ebene gefährdet das Abtauen des Kilimandscharo die Biodiversität. Tiere und Pflanzen, die unterhalb des Berges leben, sind auf das in ihm gespeicherte Wasser angewiesen. Auch für die Menschen in der Region ist der Berg eine wichtige Süßwasserquelle.

Climate Tour Kilimanjaro in Tanzania

Greenpeace-Aktive vor dem Kilimandscharo im Jahr 2001

Südamerika: Wie schnell schmilzt das Eis in Patagonien?

Die Gletscher Patagoniens in Chile und Argentinien erstrecken sich über eine Fläche von insgesamt 17.200 Quadratkilometern und sind die am schnellsten tauenden Eismassen der Erde. Eine Studie der Fachzeitschrift “Science” hat gezeigt, dass sich die Schmelzgeschwindigkeit in den Jahren von 1995 bis 2000 verdoppelt hat. Im Jahr 2003 lag der Verlust bei 42 Kubikkilometer pro Jahr – das entspricht in etwa der Wassermenge des Bodensees. Das Schmelzwasser der patagonischen Gletscher fließt auf der westlichen Seite ins Meer und im Osten in verschiedene Seen, dadurch erhöht sich der weltweite Meeresspiegel.

Wenn Gletscher abtauen, brechen die Wände der nahen Gletscherseen ein und es kommt zu Überflutungen. Im Jahr 2013 stürzte beispielsweise ein Gletschersee am chilenischen Gletscher Ventisquero im Bernardo O’Higgings Nationalpark ein. Die Katastrophe hatte keine Opfer zur Folge, jedoch sind auch bewohnte Regionen durch mögliche Einstürze bedroht. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Huraraz: Sie liegt 55 Kilometer unterhalb des Pastoruri-Gletschers, 20 Meter unter einem nahen Gletschersee und hat etwa 100.000 Einwohner:innen. Sollte der See einstürzen, hätte das für die Bewohner:innen und die Stadt katastrophale Folgen.

Wissenschaftler vor dem Pio XI Gletscher im Jahr 2015

Wissenschaftler:innen vor dem Pio XI Gletscher im Jahr 2015

Nordamerika: Wie verändert die Gletscherschmelze die Landschaft Kanadas?

Auf der kanadischen Baffin-Insel kommen durch die Gletscherschmelze Landschaften zum Vorschein, die seit 40.000 Jahren unter Eis lagen. Die Insel liegt westlich von Grönland und erlebt ihre wärmste Periode seit 115.000 Jahren. Es handelt sich um die fünftgrößte Insel der Welt, sie ist gezeichnet von tiefen Fjorden, vereisten Hochebenen und zahlreichen Gletschern. 

Aufgrund des Verlustes zahlreicher Gletscher war es Wissenschaftler:innen möglich, 48 Pflanzenarten zu bestimmen, die durch die bisherige Eisschicht seit 40.000 Jahren konserviert wurden. Was zunächst positiv klingt, hat eine Kehrseite – denn wo Eis für dunklen Untergrund weicht, entstehen sogenannte Rückkopplungseffekte: Das Eis reflektiert die Sonne nicht mehr, die Temperatur steigt umso stärker an.

Durch die Gletscherschmelze werden in manchen Regionen bisher ungenutzte Flächen frei – der Verlust an nutzbaren Gebieten durch die Klimaveränderungen übersteigt diese jedoch deutlich: Zunehmende Dürren, Überschwemmungen, Waldbrände und steigende Temperaturen führen zur Unbewohnbarkeit ganzer Regionen. Die Rückkopplungseffekte sind nicht die einzige Gefahr, die mit der Gletscherschmelze einhergeht. Ein Team von Forscher:innen hat im Jahr 2021 bisher unbekannte Viren im Eis eines Gletschers entdeckt. Die Wissenschaftler:innen wissen nicht genau, wie viele unbekannte Viren weltweit im Eis verborgen liegen oder ob sie für die Menschheit eine Gefahr darstellen – die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings hoch.

Gletscher nördlich des Clyde River im Jahr 2016

Gletscher nördlich des Clyde River im Jahr 2016

Arktis und Antarktis: Welche Auswirkungen hat die Gletscherschmelze auf die größten Eismassen der Erde?

In den arktischen Regionen Grönlands finden sich einige der größten Gletscher der Erde – auch sie sind von der Klimakrise betroffen: Forschende haben im Jahr 2021 festgestellt, dass das grönländische Eisschild von Rückkopplungseffekten betroffen ist, wodurch das Eis immer schneller schmilzt. Es gibt einen so genannten Kipppunkt: Wird der überschritten, schmilzt das grönländische Eisschild nach aktuellen Schätzungen bis zum Jahr 3000 vollständig ab. Die Folgen wären ein Anstieg des Meeresspiegels um mehr als sieben Meter und der Zusammenbruch des Golfstroms. Er ist Teil des globalen Strömungssystems des Atlantiks und sorgt für relativ hohe Temperaturen in Europa und Nordamerika.

Auch in der Antarktis ist der bestehende Eisschild in Gefahr: Forscher:innen haben im Jahr 2021 herausgefunden, dass das dortige Schelfeis seit 1997 um zwei Prozent zurückgegangen ist. Das entspricht einer Fläche in der Größe Baden-Württembergs. Bei Schelfeis handelt es sich um große Eisplatten, die auf dem Meer schwimmen und sich von den Gletschern gelöst oder auf dem Wasser gebildet haben. Die Forschenden prognostizieren, dass der Meeresspiegel bis zum Jahr 2300 um fünf Meter steigen wird, wenn das in Paris vereinbarte 1,5 Grad Ziel nicht eingehalten wird.

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© Constant Formé-Bècherat / Greenpeace

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