Jetzt spenden
Protest mit Projektion am Bundesverkehrsministerium in Berlin
Mike Schmidt / Greenpeace

Verkehrsminister mitverantwortlich für vorzeitige Todesfälle

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die Regierung trägt eine Mitschuld an verfrühten Todesfällen durch zu viel Stickoxid aus Diesel-PKW. Greenpeace-Aktivisten lassen den Bundesverkehrsminister das nicht vergessen.

Handeln hat Konsequenzen. Nicht-Handeln aber genauso: Seit Beginn des Abgasskandals starben in Deutschland 19.807 Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid. Von dem Zeitpunkt an, da bekannt wurde, dass VW illegale Abschalteinrichtungen benutzt, um Abgasuntersuchungen zu täuschen, hätte die Bundesregierung schnell und entschieden im Sinn des Verbrauchers handeln müssen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) war allerdings bislang zu wenig mehr als öffentlicher Empörung bereit und lässt die Autoindustrie bis heute weitestgehend gewähren. Damit trägt auch er Verantwortung für die Opfer der schlechten Luft in deutschen Städten.

Greenpeace-Aktivisten lassen ihn das nicht vergessen. Am frühen Morgen projizierten sie die Zahl der vorzeitigen Todesfälle seit jenem 18. September 2015 an die Fassade des Bundesverkehrsministeriums – die Größenordnung einer Kleinstadt. Die Zahl basiert auf Angaben der Europäischen Umweltagentur: Sie geht von rund 10.610 Fällen im Jahr aus, in denen hohe Stickoxidwerte zu einem verfrühten Tod führen. „Die fortgesetzte Untätigkeit des Verkehrsministers grenzt an unterlassene Hilfeleistung“, sagt Niklas Schinerl, Greenpeace-Experte für Verkehr und Energie. „Die Industrie muss die Autos wirklich sauber bekommen. Sonst führt kein Weg an Fahrverboten vorbei.“

Schwache Erwartungen an den Dieselgipfel

Beim sogenannten „Dieselgipfel” spricht Dobrindt am Mittwoch mit Vertretern der Automobilbranche und Ministerpräsidenten über Lösungen für das Dieselproblem. Einige Vorschläge sind bereits bekannt. So bieten Hersteller Software-Updates für Dieselmotoren an, um deren Stickoxidausstoß zu reduzieren. Makulatur, weiß Schinerl: „Software-Kosmetik alleine kann die Gesundheit der Menschen nicht schützen.“

Vergangenen Freitag hat das Stuttgarter Verwaltungsgericht entschieden, dass verglichen mit Fahrverboten „alle anderen Maßnahmen von ihrem Wirkungsgrad her nicht gleichwertig“ sind. Dies gelte auch für die sogenannte Nachrüstlösung. Interne VW-Unterlagen aus dem vergangenen Jahr, über die das ZDF berichtet hatte, zeigen, dass Autos nach einem Update auf der Straße noch immer das Drei- bis Fünffache des erlaubten Werts ausstoßen.

Das wäre kein Fortschritt und fände in der Bevölkerung auch wenig Akzeptanz: Laut einer heute veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace erwarten 86 Prozent der Befragten, dass nachgerüstete Autos die Grenzwerte auf der Straße einhalten. Das können die Hersteller offensichtlich nicht leisten.

Wenig Vertrauen in die Bundesregierung

Zwei Drittel der Befragten glauben, dass die Bundesregierung zu wenig tut, um die Autobranche zukunftsfähig zu machen. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass andere Regierungen weiterdenken: China, der weltgrößte Automarkt, führt ab dem kommenden Jahr eine schrittweise steigende Quote für E-Autos ein. Länder wie Großbritannien, Frankreich und Norwegen wollen Autos mit Verbrennungsmotor mittelfristig gleich ganz verbieten. Und Deutschland? „Die deutschen Hersteller laufen Gefahr, den Anschluss an die moderne Verkehrswelt zu verlieren“, sagt Schinerl.

Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell – je eher die deutschen Automobilhersteller das einsehen, umso wettbewerbsfähiger bleiben sie. Die Bundesregierung kann mit Druck das Innovationspotenzial der Branche wecken: Indem sie endlich ein Enddatum für den Verbrennungsmotor festlegt.

  • Projektion am Bundesverkehrsministerium in Berlin

    Für eine saubere Mobilität

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/warmewende-jetzt

Wärmewende jetzt!

Die Bundesregierung will die Wärmewende ausbremsen - doch das wäre fatal und würde neue Unsicherheiten schaffen. Wir fordern: keine Abschwächung des Gesetzes, faire Förderung und Schutz für Mieter:innen!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Thermography of Wasted Heat in Germany

Mehr zum Thema

Ein Aktivist steht mit einer Fahne mit stilisiertem E-Auto auf einem Autodach. Drei Autos formen zusammen die Aufschrift “Mehr Elektro Wagen”.

Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima

Das Ende neuer Verbrenner ab 2035 steht fest – eigentlich. Doch die Verbrenner-Lobby will die EU-Entscheidung kippen und die bis dahin geltenden Abgasregeln schwächen.

mehr erfahren über Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima
Gelber Zug fährt in einen Bahnhof

Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket soll bleiben, aber schon ab 2026 teurer werden. Dabei spart es mehr, als es den Bund kostet.

mehr erfahren über Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor

Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen

Synthetische Kraftstoffe in ausreichenden und bezahlbaren Mengen sind für den Autoverkehr reines Wunschdenken.

mehr erfahren über Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen
Frau läuft mit Rollkoffer auf einem Bahnsteig am ICE entlang

Unfairer Preiskampf: Zug und Flug im Vergleich

Viele Menschen wollen klimaschonend reisen. Doch Subventionen machen den Flug auf vielen Strecken billiger als den Zug – gerade ins europäische Ausland. Das zeigt eine Greenpeace-Studie.

mehr erfahren über Unfairer Preiskampf: Zug und Flug im Vergleich
Eine überdimensionierte Waage: auf der einen Seite der schwerer wiegende VW, auf der anderen Menschen, die ein Banner halten mit der Aufschrift 2Recht auf Zukunft

VW-Klage vor Gericht

Kläger:innen fordern Volkswagen auf, die Produktion von klimaschädlichen Verbrennern bis Ende des Jahrzehnts einzustellen.

mehr erfahren über VW-Klage vor Gericht
Zwei E-Autos an Ladestationen

Fragen und Antworten zur Elektromobilität

Elektroautos sind effizient, klimafreundlich, leise, recyclebar und kostengünstig im Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern. Doch in Deutschland haben E-Autos ein schlechtes Image. Wieso?

mehr erfahren über Fragen und Antworten zur Elektromobilität