Jetzt spenden
Aktivist*innen stehen auf dem Autodach und halten ein Banner "Autoprämie zerstört Verkehrswende", vor dem Auto liegen überfahrene bereits vor der Aktion schrottreife Räder.
Chris Grodotzki/Greenpeace

Milliardenhilfen für die Autoindustrie

Gerät die Verkehrswende unter die Räder? Greenpeace demonstriert vor dem Autogipfel, wozu Kaufprämien für Abgasautos führen.

Kurz vor der heutigen Videokonferenz zwischen Bundesregierung und Autobossen wird die Kritik an uneingeschränkten Kaufprämien lauter: In der Nähe des Berliner Kanzleramts überrollen Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace mit einem Stadtgeländewagen (SUV) Fahrräder, um auf die Folgen klimaschädlicher Konjunkturhilfen aufmerksam zu machen. Auf Bannern fordern die Klimaschützer “Kein Geld für Gestern” und warnen “Autoprämie zerstört Verkehrswende”. Die genutzten Fahrräder waren bereits vor der Aktion nicht mehr fahrtauglich und schrottreif – sie werden umweltgerecht recycelt.

Die Autoindustrie pocht seit Wochen auf schnelle Kaufanreize in der virusbedingten Wirtschaftskrise. Gefördert werden sollen aus Sicht der Branche nicht nur klimafreundliche E-Autos, sondern auch Benziner und Diesel. „Mit Kaufprämien für Abgasautos gerät die Verkehrswende unter die Räder“, sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan in Berlin. „Statt jetzt Motoren aus dem letzten Jahrhundert zu retten, sollte Kanzlerin Merkel den klimafreundlichen Umbau der Autoindustrien ankurbeln.” Vergangene Woche hat Greenpeace eine Kurzexpertise vorgelegt, die Möglichkeiten für den Ausbau sauberer Mobilität mit Staatshilfen beschreibt.

Kaufprämie für Verbrenner könnte etwa 90 Millionen Tonnen CO2 verursachen

Die Diskussionen um staatliche Absatzhilfen für Autos erinnert an die „Abwrackprämie“ von 2009. Damals wurden mit fünf Milliarden Euro aus Steuergeldern zwei Millionen Neuwagen gesponsert – noch funktionstüchtige Gebrauchtwagen gerieten zur Wegwerfware. Nach Berechnungen von Greenpeace könnten ähnliche hohe Rettungsgelder für Diesel und Benziner zusätzliche C02-Emmissionen von rund 90 Millionen Tonnen verursachen.

„Wer von der Bundesregierung jetzt mit Prämien zum Diesel- oder Benzinerkauf verleitet wird, schafft sich über Jahre kein abgasfreies E-Auto an“, so Stephan. „Das bremst die schon heute zu langsame Modernisierung der Produktpalette, schadet dem Klima und verzögert den Ausbau von Alternativen zum Auto.“

Steuergelder für den Ausbau klimafreundlicher Mobilität

Die Klimabilanz im Verkehr ist verheerend: Seit knapp 30 Jahren sind die CO2-Emissionen hier nicht gesunken. Bislang fehlen Maßnahmen, die schnelle Besserung sicherstellen. Auch deshalb fordert Greenpeace, Kaufprämien nur für den Absatz kleinerer E-Autos einzusetzen. Diesel, Benziner oder Hybrid-Pkw dürfen hingegen mit keinem Euro gefördert werden. Der überwiegende Teil staatlicher Hilfen sollte für den Aufbau sauberer Mobilitätsangebote eingesetzt werden: sichere Radwege, die Ausstattung der Städte mit E-Bussen, der Kauf elektrisch betriebener Lastenräder und eine zeitliche befristete Bahncard 50 für alle. Solche Maßnahmen helfen nicht nur dem krisengeschwächten Verkehrssektor auf die Beine, sie bringen zugleich die Verkehrswende weit schneller voran als der Verkauf neuer Pkw.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/warmewende-jetzt

Wärmewende jetzt!

Die Bundesregierung will die Wärmewende ausbremsen - doch das wäre fatal und würde neue Unsicherheiten schaffen. Wir fordern: keine Abschwächung des Gesetzes, faire Förderung und Schutz für Mieter:innen!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Thermography of Wasted Heat in Germany

Mehr zum Thema

Ein Aktivist steht mit einer Fahne mit stilisiertem E-Auto auf einem Autodach. Drei Autos formen zusammen die Aufschrift “Mehr Elektro Wagen”.

Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima

Das Ende neuer Verbrenner ab 2035 steht fest – eigentlich. Doch die Verbrenner-Lobby will die EU-Entscheidung kippen und die bis dahin geltenden Abgasregeln schwächen.

mehr erfahren über Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima
Gelber Zug fährt in einen Bahnhof

Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket soll bleiben, aber schon ab 2026 teurer werden. Dabei spart es mehr, als es den Bund kostet.

mehr erfahren über Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket?
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor

Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen

Synthetische Kraftstoffe in ausreichenden und bezahlbaren Mengen sind für den Autoverkehr reines Wunschdenken.

mehr erfahren über Warum E-Fuels keine Klimaprobleme lösen
Frau läuft mit Rollkoffer auf einem Bahnsteig am ICE entlang

Unfairer Preiskampf: Zug und Flug im Vergleich

Viele Menschen wollen klimaschonend reisen. Doch Subventionen machen den Flug auf vielen Strecken billiger als den Zug – gerade ins europäische Ausland. Das zeigt eine Greenpeace-Studie.

mehr erfahren über Unfairer Preiskampf: Zug und Flug im Vergleich
Eine überdimensionierte Waage: auf der einen Seite der schwerer wiegende VW, auf der anderen Menschen, die ein Banner halten mit der Aufschrift 2Recht auf Zukunft

VW-Klage vor Gericht

Kläger:innen fordern Volkswagen auf, die Produktion von klimaschädlichen Verbrennern bis Ende des Jahrzehnts einzustellen.

mehr erfahren über VW-Klage vor Gericht
Zwei E-Autos an Ladestationen

Fragen und Antworten zur Elektromobilität

Elektroautos sind effizient, klimafreundlich, leise, recyclebar und kostengünstig im Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern. Doch in Deutschland haben E-Autos ein schlechtes Image. Wieso?

mehr erfahren über Fragen und Antworten zur Elektromobilität