Fracking - eine unterirdisch schlechte Idee
- Ein Artikel von Sonka Terfehr
- Hintergrund
Fracking - das Aufbrechen von Gestein durch Wasser, Sand und Chemikalien, um Gas zu gewinnen - ist besonders umweltschädlich. Eine Alternative zu russischem Gas ist es auf gar keinen Fall.
Im Internet sind die Videos der Renner: US-Amerikaner:innen halten Feuerzeuge an ihre Wasserhähne und erzeugen damit riesige Stichflammen. Was die einen vor dem Bildschirm amüsiert, ist bei den anderen die bitterernste Folge von umwelt- und gesundheitsschädlicher Gasförderung durch "Hydraulic Fracturing", kurz "Fracking" genannt. Und dass bei dieser Fördermethode unter anderem Methan ins Trinkwasser gelangen und somit die Feuershows in Küchen auslösen kann, ist nur eines der vielen Probleme, die Fracking-Gas mit sich bringt.
In Deutschland ist Fracking - zumindest von Schiefergasvorkommen - aus guten Gründen verboten. Doch ein großer Teil der Flüssiggas(LNG)-Importe, die derzeit aus aller Welt nach Deutschland kommen, wurde mittels Fracking gewonnen. Doch unter dem Vorwand der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Energiekrise laufen sich auch hierzulande Kräfte warm, um , das deutsche Frackingverbot zu kippen.
Fracking
Unter Fracking versteht man das Aufbrechen von Gestein durch Wasser, Sand und Chemikalien. So können schwer zugängige Gas- oder Ölvorkommen, die quasi "im Gestein gefangen sind", an die Oberfläche gepresst werden.
Umweltschäden durch Fracking
Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und teils hochgiftigen Chemikalien mit Hochdruck in öl- oder gashaltige Gesteinsschichten tief unter der Erde gepresst. Das Gestein bricht auf und das freiwerdende Gas oder Öl drängt an die Oberfläche. Giftstoffe können mit der eingeleiteten Flüssigkeit, dem so genannten Fracking Fluid in Grund- und Trinkwasser gelangen. Auch das Lagerstättenwasser, das als “Flow Back” zurück an die Oberfläche kommt, ist oftmals mit Schadstoffen durchsetzt. Meistens wird es zur Entsorgung einfach wieder in den Boden gepresst, auch dabei können Chemikalien in der Umwelt landen. Viele der eingesetzten Chemikalien gelten als krebserregend, hormonverändernd oder anderweitig gesundheitsschädlich.
Um bis zu fünf Kilometer tiefe Bohrstätten zu fluten, braucht es immense Mengen Wasser. Je nach Standort und Beschaffenheit des Gesteins darunter werden dafür bis zu 20 Millionen Liter Wasser für jede einzelne Frackingbohrung benötigt. Das entspricht in etwa der Menge, die 150.000 Menschen in Deutschland durchschnittlich im Jahr verbrauchen. Dieses Wasser steht für die Landwirtschaft oder andere Anwendungen dann nicht mehr zur Verfügung. In Zeiten, in denen Dürren durch die immer schneller voranschreitende Klimakrise immer häufiger werden, ist dieser enorme Wasserverbrauch ökologisch nicht zu vertreten.
Was in der Debatte ums Fracking außerdem oft ausgeblendet wird, ist der Flächenverbrauch. Jede Bohrstelle benötigt 5.000 bis 10.000 Quadratmeter. Bis zu vier Bohrstellen pro Quadratkilometer braucht es, um ein Schiefergasvorkommen auszubeuten. Dazu kommen noch die Wege, die für Schwertransporte angelegt werden müssen und bis zu 100 Lastwagenfahrten pro Tag über mehrere Monate hinweg, um die Chemikalien, den Sand und das Wasser hin- und Abwässer und Bohrschlämme abzutransportieren.
Beim Fracking wird außerdem in großen Mengen das Klimagas Methan freigesetzt. Methan ist in der Atmosphäre zwar in kleineren Mengen vorhanden als CO2, es heizt aber dem Weltklimarat IPCC zufolge die Atmosphäre innerhalb von zwanzig Jahren 82 mal so stark auf. Es entweicht bei jeder Förderung von fossilem Gas in die Umwelt, beim Fracking aber besonders stark. Eine Studie der New Yorker Cornell University kommt zu dem Schluss, dass der US-Amerikanisch Fracking-Boom im vergangenen Jahrzehnt für etwa ein Drittel des gesamten Anstiegs der Methanemissionen verantwortlich ist. Methan trägt vor allem kurzfristig zur Erderhitzung bei. Deshalb ist die Reduktion der Methanemissionen eine der am schnellsten wirksamen Maßnahmen, um der Klimakrise entgegenzuwirken und dazu beizutragen, Klimakipppunkte – wie zum Beispiel das Auftauen von Permafrostböden – nicht zu überschreiten.
Fracking in Deutschland?
Weil Fracking eine der umweltschädlichsten Arten ist, eh schon klimaschädliches fossiles Gas zu gewinnen, ist es in Deutschland aus guten Gründen seit 2017 verboten. Doch unter dem Vorwand der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Energiekrise pocht unter anderen Finanzminister Christian Lindner (FDP) darauf, doch das deutsche Frackingverbot aufzuheben. Mögliche Fördergebiete fänden sich vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
“Fracking ist immer und überall mit massiven Umweltschäden verbunden. Das gilt auch für Deutschland. Deshalb muss das Fracking-Verbot unbedingt bestehen bleiben und der Import von Fracking-Gas schnellstmöglich beendet werden”, sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace. “Der einzig richtige Weg aus der aktuell angespannten Gasmangellage ist, volle Kraft auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu setzen. Nur mit Sonne, Wind und Erdwärme können wir die Zukunft sauber, sicher und unabhängig gestalten.”
Denn wie für alle fossilen Energiequellen gilt auch fürs Fracking: wir müssen schleunigst weg davon. Schon jetzt ist Deutschland weit davon entfernt, die eigenen und die im Klimaabkommen von Paris vereinbarten Klimaziele einzuhalten. Neue Infrastruktur für klimaschädliche Gasförderung würden das fossile Gestern nur weiter zementieren. Stattdessen muss die Bundesregierung einen Gasausstieg bis 2035 beschließen, um die Treibhausemissionen entsprechend der eigenen Ziele zu senken. Alle Anstrengungen und Investitionen müssen in der Ausbau der Erneuerbaren Energien fließen – für eine saubere, klimafreundliche und unabhängige Zukunft.
Häufig gestellte Fragen zu Fracking
Was ist Fracking?
Fracking bezeichnet das Aufbrechen von Gestein durch Wasser, Sand und Chemikalien. Meist um an schwer zugängige Gas- oder Ölvorkommen zu gelangen, die so an die Oberfläche gepresst werden.
Wie unterscheidet sich Fracking-Öl oder -Gas von normalem Erdöl / Erdgas?
Das geförderte Öl unterscheidet sich nicht von anderem Öl – es wird aber anders gewonnen. Bei der konventionellen Ölförderung wird die Lagerstätte angebohrt und das Öl sprudelt / das Gas strömt mehr oder weniger von selbst. Beim Fracking ist es so, dass das Öl /Gas im Gestein „gefangen“ ist. Um es herauszulösen, müssen unter hohem Druck große Mengen Wasser, versetzt mit Sand und Chemikalien, in die Lagerstätte gepresst werden. Die eingesetzten Chemikalien sind zum Teil giftig und können in die Umwelt und ins Grundwasser gelangen.
Warum ist Fracking umweltschädlich?
Fracking heizt die Klimakrise u.a. durch besonders klimaschädliche Methanemissionen an, verschwendet gigantische Mengen an Wasser und setzt giftige Chemikalien frei, die Umwelt und Trinkwasser gefährden.
Warum ist Fracking verboten?
Fracking ist aufgrund seiner Risiken für Menschen, Klima und Umwelt sehr umstritten und wurde deshalb 2017 in Deutschland verboten.
Hilft Fracking-Gas gegen die Gasmangellage?
Nein. Fracking-Gas ist in hohem Maße umweltbelastend. Wir müssen so schnell wie möglich die Abhängigkeit von fossilem Gas überwinden, indem vermehrt erneuerbare Energien ausgebaut werden. Nur so überwinden wir die Gasmangellage auf ökologisch vertretbare Art.
Hintergrund zu Fracking
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