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Jannes Stoppel und Munduruku-Häuptling
Marizilda Cruppe / Greenpeace

Interview mit Greenpeace-Waldexperte Jannes Stoppel zu Staudämmen im Amazonas

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Kommt der Riesenstaudamm, werden die Munduruku heimatlos: Greenpeace stellt sich im Amazonas mit den Munduruku gegen Mammut-Bauprojekte der brasilianischen Regierung.

Das Klimaschutzabkommen von Paris gibt die Richtung für die Energiepolitik der ganzen Welt vor. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien gehört der Schutz der Wälder als CO2-Speicher zwingend dazu. Doch die brasilianische Regierung scheint das nicht zu kümmern: Sie will die industrielle Entwicklung der Amazonas-Regenwaldregion weiter vorantreiben. Große Staudamm-Projekte spielen für sie dabei eine wichtige Rolle.

Dabei stoßen diese groß angelegten Projekte in noch unberührte Urwaldregionen im Herzen des Amazonas vor. Sie zerstören mit der dafür benötigten Infrastruktur Tausende Quadratkilometer Urwald, bedrohen die dort lebenden indigenen Völker und gefährden die besondere Artenvielfalt der Amazonas-Region. Wir sprachen mit Greenpeace-Kampaigner Jannes Stoppel, der zuletzt selbst bei den Munduruku zu Gast war, den Bewohnern des bedrohten Landes.

Greenpeace: Sie waren gerade zwölf Tage im Dorf des indigenen Volkes, den Munduruku. Warum waren Sie vor Ort?

Jannes Stoppel: Ich reiste als Teil des internationalen Kampagnenteams nach Sawré Muybu, um die Munduruku in ihrem Kampf zu unterstützen. Ihr traditionelles Land und ihre natürliche Lebensgrundlage sind durch den Bau des ersten geplanten Tapajós-Staudamms stark bedroht. Sie baten uns um Hilfe – sie wollen nicht von ihrem Land vertrieben werden. Sie leben hier seit Jahrzehnten in Einklang mit der Natur und sind durch ihre nachhaltige Lebensweise die besten Beschützerinnen und Beschützer der Urwälder. Die Anerkennung ihrer Landrechte ist die einzige Möglichkeit, ihre natürliche Lebensgrundlage, den Fluss und die Wälder, und ihre kulturell heiligen Stätten vor der Zerstörung durch äußere Einflüsse zu schützen.

Was unternehmen Sie für die Heimat der Munduruku?

Wir haben angefangen rund 50 Schilder aufzustellen, die den formalen Schildern der brasilianischen Regierung ähneln, und unterstützen die Munduruku damit bei der Ausweisung ihrer Landesgrenzen. Außerdem knüpfen wir eine virtuelle Menschenkette, an der jeder Mensch – egal wo – teilnehmen kann, um den Munduruku beizustehen.

Bei einem großen Treffen der Häuptlinge der verschiedenen Dörfer wurde noch einmal die Position der Munduruku zu den geplanten Staudämmen in bewegenden Ansprachen klar: Nein heißt Nein! Diese Nachricht leitet Greenpeace an den deutschen Konzern Siemens und andere Firmen weiter, um dem Projekt öffentlich eine Absage zu erteilen. Wir haben Siemens angeschrieben, wir waren auf ihrer Hauptversammlung und bei ihrer Firmenzentrale in München, immer wieder haben wir ihnen diese klare Botschaft überbracht. Mehr als eine Million Menschen stehen weltweit bereits hinter den Munduruku und fordern eine öffentliche Distanzierung von dem Projekt.

Warum gehen Sie davon aus, dass Siemens an dem Damm beteiligt sein könnte?

Siemens ist seit fast 150 Jahren in Brasilien aktiv. Die Firma hat sich bisher an dem Bau von mehreren zerstörerischen Staudämmen im Amazonas beteiligt. Das Joint Venture von Siemens und Voith, Voith Hydro, ist durch sein Werk in Manaus, Brasilien, für die Beteiligung an Großstaudämmen im Amazonas strategisch ausgerichtet. Sie können so auch große Staudammprojekte mit der nötigen Technik ausstatten. Von hier aus wurde und wird zum Beispiel die Baustelle des sehr umstrittenen Staudammprojektes Belo Monte beliefert.

Das Belo-Monte-Projekt ist Teil eines der größten Korruptionsskandale der brasilianischen Geschichte und bekannt für Verletzungen der Menschenrechte – speziell der indigenen Rechte. Gerade Siemens, der neue World Champion der Windenergieproduktion, sollte seinem grünen, innovativen Image auch in puncto Urwaldschutz Substanz verleihen, statt sich an der Zerstörung der Amazonas-Urwälder zu beteiligen!

Wie wahrscheinlich ist der Bau dieses Riesenstaudamms derzeit?

Der brasilianische Umweltminister Sarney Filhos bezeichnete das Projekt als „unnötig“ und befürwortete den Ausbau von dezentraler Wind- und Solarenergie als die bessere Alternative. Das Projekt ist allerdings längst nicht vom Tisch. Obwohl das Genehmigungsverfahren für den São Luiz do Tapajós gerade zum Erliegen kam, kann es durch ein geplantes Fast-Track-Verfahren schneller umgesetzt werden als bisher erwartet, wenn die neue Regierung es durch den Kongress bringt. Die Verantwortung liegt auch bei den transnationalen Firmen, den Empfehlungen des UN-Menschenrechtsrats nachzukommen, die in einer klaren Absage für das Projekt resultieren müssten.

 

 

  • Jannes Stoppel im Amazonas, Munduruku-Dorf

    Greenpeace-Kampaigner vor Ort im Tapajós-Becken

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  • Munduruku-Häuptling

    Sorge um sein Volk

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  • Gruppenbild Greenpeace mit Munduruku

    Gemeinsam stark

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