Jetzt spenden
Rinderfarm In Brasilien, 2009
Ricardo Funari / Lineair / Greenpeace

Führende Schlachthauskonzerne wollen dazu beitragen, die Entwaldung des Regenwaldes beenden

Die führenden drei Rindfleischkonzerne JBS, Marfrig und Minerva haben jeweils ein Audit ihrer internen Kontrollsysteme über den Kauf von Rindern aus dem Gebiet des Amazonas-Regenwaldes veröffentlicht. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Beendigung der Entwaldung. 

Im vergangenen Jahr hatte Greenpeace Brasilien sich mit den Unternehmen auf gemeinsame Kriterien für diese Überprüfungen durch unabhängige Dritte geeinigt. Erstmals haben sie nun die externe Überprüfung ihrer Maßnahmen veröffentlicht, die das Ziel haben, zukünftig nicht mehr mit der Zerstörung von Regenwald in Verbindung gebracht zu werden. Unabhängige Prüffirmen (DNV und BDO) haben die Beschaffungssystematik der drei Schlachthausbetreiber daraufhin überprüft, ob die Unternehmen die Vereinbarungen des sogenannten Rinderabkommens aus dem Jahre 2009 erfüllen können. Im Oktober 2009 hatten sich die drei Schlachthauskonzerne verpflichtet, keine Rinder mehr von Farmen zu kaufen, die in Regenwaldzerstörung am Amazonas verwickelt sind, illegal in geschützte Gebiete indigener Völker eindringen oder Arbeiter in sklavenähnlichen Umständen beschäftigen.

Die jetzt veröffentlichten Audits sind ein wichtiger Teil dieses Prozesses, denn sie können bewerten, inwieweit die Systeme der Unternehmen greifen, wenn ein Rinderfarmer sich nicht an die Vereinbarungen hält. Die drei Firmen machen mit den Audits einen wichtigen Schritt voran, um endgültig Rinder aus ihrer eigenen Lieferkette auszuschließen, für deren Weiden nach wie vor Regenwald gerodet wird.

Man muss wissen von wo genau die Rinder kommen

Nur mit dem Wissen darüber, was man wo kauft, und der internen Kontrolle darüber,  dass Änderungen der Lieferanten auch verlässlich umgesetzt werden können, kann letztendlich garantiert werden, nicht mehr von Farmern zu kaufen, die weiterhin den Regenwald roden und damit zur fortschreitenden Regenwaldzerstörung beitragen. Denn nach wie vor ist die Rinderwirtschaft im Gebiet des Amazonas eine der Hauptursachen für die Regenwaldzerstörung. Mit der Implementierung von Maßnahmen auf der Ebene der Einkaufskontrolle nehmen die Schlachthäuser die Verantwortung an und machen einen wichtigen Schritt dahin, keine Rinder mehr von solchen Farmern zu kaufen.

Die veröffentlichten Audit-Reports basieren auf gleichen Kriterien und den Prüffirmen wurde umfänglicher Zugang zu den Unterlagen zur Einkaufssystematik gewährt. Die Kriterien zum Audit sahen eine hohe Stichprobe vor und erlauben nun einen Vergleich der Umsetzung der Maßnahmen der drei Rindfleischkonzerne. Gemäß den Prüffirmen haben die drei Unternehmen effektive Systeme etabliert, um jene Farmer aus der Lieferkette auszuschließen, die die Kriterien des sogenannten Rinderabkommens nicht einhalten, wie etwa die weitere Rodung des Regenwaldes für neue Rinderweiden (ab dem Stichtag Oktober 2009). In über 99 Prozent der Fälle wurde von Farmern gekauft, die nicht mehr in Regenwaldzerstörung involviert waren.

Die Registrierung des Farmlandes ist maßgeblich für die Kontrolle

Einer der Gründe dafür, dass die interne Kontrolle so effektiv ist, liegt darin, dass die meisten ihrer Lieferanten ihre Farmen mittels GPS kartiert haben. Dies ermöglicht es den Schlachthausfirmen, die Fläche des Farmlandes mit Satellitenkarten zu vergleichen, die Aufschluss über starke Regenwaldzerstörung geben. Solche Karten werden auch von Greenpeace verwendet und angefertigt.

Per Gesetz sind alle Farmer verpflichtet, ihre Farm in einem System zur ländlichen Umwelt Registrierung (CAR) zu registrieren. Doch weil die Regierung die Umsetzung dieses Gesetzes verschleppt, haben die Schlachthausbetreiber sich nun selber um die Kartierung ihrer Lieferanten kümmern müssen.

Die Registrierung des Farmlandes ist ein sehr wichtiger Baustein, um die Regenwaldzerstörung überhaupt bekämpfen zu können. Denn die staatlichen Stellen wissen heute meist gar nicht, wer auf welchem Land Rinder weiden lässt. Nur eine Eintragung des Farmlandes in einem Land-Kataster kann dies leisten. Hierzu muss das Nationale System zur ländlichen Umweltregistrierung (CAR) in Brasilien schnellstens umgesetzt werden.

Und zwar ohne Schlupflöcher, wie sie gerade vom Agrarministerium und großen Farmern gefordert werden. Ziel ist, die Farmen in voller Größe zu kartieren und einzutragen. Das Waldgesetz in Brasilien legt den Farmern die Verpflichtung auf, die seit 2008 illegal gefällten Regenwälder wieder aufzuforsten. Für kleine Farmer mit weniger als 400 Hektar Land soll es Sonderregeln geben, die Wiederaufforstung muss nicht erfolgen. Die großen Farmer haben nun die Idee, ihre oftmals 100.000 Hektar große Farm in hunderte kleine zu zerstückeln, die natürlich unter 400 Hektar sind, um auch in den Genuss der Regel für Kleinfarmer zu kommen.

Sollte dies passieren, geht die Urwaldzerstörung munter weiter. Deswegen muss die Registrierung der Farmen unter dem System der ländlichen Umweltregistrierung (CAR) schnellstens umgesetzt werden. Denn die Verschleppung hat negative Folgen für all jene Unternehmen, die sich entschlossen haben, keine Rinder mehr von Farmern zu kaufen, die den Wald weiter roden.

Daher ist der Schritt der drei Rindfleischkonzerne zu begrüßen, vor allem da bisher keiner der anderen Wettbewerber ähnliche Schritte unternimmt. Dies gilt es dringend zu ändern. Es ist völlig unakzeptabel, dass es noch immer Rinderfirmen oder Supermärkte gibt, die Rinder aus dem Gebiet des Regenwaldes kaufen,  ohne spezielle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, nicht mit Regenwaldzerstörung, Sklaverei oder der illegalen Aneignung von Land im Gebiet von indigenen Völkern in Verbindung gebracht zu werden.

Vor über vier Jahren hatte Greenpeace darauf hingewiesen, dass für die Produktion von Rindfleisch und Leder der Amazonasurwald massiv gerodet wird. Greenpeace veröffentlichte einen umfassenden Report “Slaughtering the Amazon”, der aufdeckte, wie brasilianische Rinderfirmen in Regenwaldzerstörung und das illegale Eindringen in das geschützte Land der Ureinwohner verwickelt sind. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Rinder von Farmern gekauft werden, die sklavenähnliche Zustände der Arbeiter auf den Farmen akzeptieren.

Nach der Veröffentlichung dieses Reportes kontaktierte Greenpeace weltweit jene Firmen, die das Fleisch oder das Leder der großen Schlachthausunternehmen kaufen und verarbeiten. Etwa Schuhhersteller wie Adidas, Clarks, Nike oder Timberland. Aber auch Supermarktketten wie Wal Mart oder Tengelmann und Fleischwarenhersteller. Diese Käufer, in Brasilien und weltweit, reagierten und fragten bei Ihren Lieferanten nach. Im Ergebnis verpflichteten sich im Oktober 2009 die größten brasilianischen Schlachthausunternehmen JBS, Marfrig und Minerva zum sogenannten Rindermoratorium.

Dieser lange Zeitraum, von nunmehr über fünf Jahren, zeigt, dass es ein langer Weg ist, bis die Rindfleischwirtschaft sich wirklich von Regenwaldzerstörung gelöst hat. Mit den gestern veröffentlichten Audits wurde ein weiterer wichtiger Schritt getan.

Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel wurde mit kleineren Änderungen aus dem früheren Greenpeace-Blog übernommen, Autor: Oliver Salge, Stand: 02.04.2014

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/amazonas-schuetzen

Amazonas schützen, Klima retten!

Der Amazonas-Regenwald wird zerstört – doch von seinem Überleben hängt auch unsere Zukunft ab! Jetzt ist die vielleicht letzte Chance, ihn zu retten. Fordern Sie mit uns die Regierungen auf, den Amazonas zu schützen.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Sloth Amazonas

Mehr zum Thema

Drohnenbild der Rainbow Warrior mit Protestplakat "Action Justice Hope" vor dem Regenwald

Alles zur Weltklimakonferenz COP30

Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.

mehr erfahren über Alles zur Weltklimakonferenz COP30
"Amazonia" Travelling Letters in Berlin

“Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”

Die Zerstörung durch Agrarunternehmen ist rasant. Otacir Terena spricht anlässlich der COP30 über verlorene Seen, sterbende Fische und was der Schlüssel zur Rettung des globalen Klimas ist.

mehr erfahren über “Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”
Faultier in Großaufnahme

So spannend sind die entspannten Tiere!

Am Internationalen Tag des Faultiers feiern wir den Meister der Entschleunigung – mit sechs überraschenden Insights über das wohl gelassenste Tier der Welt.

mehr erfahren über So spannend sind die entspannten Tiere!
Bullenstatue in New York und Scheißhaufen mit Flagge. Darauf steht: JBS: Just Bull Sh**

"Kuhwäsche"

Neue Greenpeace-Recherche: Wie der größte Fleischkonzern der Welt von Regenwald-Zerstörung profitiert

mehr erfahren über "Kuhwäsche"
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft

Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit

Greenpeace deckt auf: Trotz klarer Warnungen bezieht Ikea weiter Holz aus den Karpaten – und gefährdet Europas letzte Wildnis.

mehr erfahren über Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit
Bauer in seinem Soja-Feld

Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium

Brasiliens Soja-Moratorium bedroht! Das Abkommen galt als Meilenstein gegen Abholzung und für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

mehr erfahren über Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium