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Drei junge Frauen sitzen an einem mit Getränken und vegetarischen Speisen gedeckten Tisch.
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Greenpeace-Report: weniger Fleisch und Milch für ein besseres Leben

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Eine Greenpeace-Studie zeigt das globale Desaster der Landwirtschaft – und die erfrischend einfache Lösung: Weniger Fleisch- und Milchprodukte tun allem und allen gut, weltweit.

Paniert, süß-sauer, frittiert oder blutig: Die Vorstellungen darüber, wie Fleisch am besten schmeckt, sind so vielfältig wie Meinungen über dessen Konsum generell: Ein Stück Lebenskraft ist es für die Einen, die Anderen finden es eklig. Die Wissenschaft jedenfalls sieht die Sache ganz nüchtern und ist sich weitgehend einig: Zu viel Fleisch ist ungesund, schlecht fürs Klima und die Umwelt.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die globalen Auswirkungen der Produktion von Fleisch und anderen tierischen Produkten hat Greenpeace International in einem Report veröffentlicht. Das Fazit: Wenn wir weiter am aktuellen Lebensmittelmix festhalten,werden wir es nicht schaffen, unseren Kindern und Enkelkindern eine Erde zu hinterlassen, die die wachsende Weltbevölkerung gesund ernähren kann. 50 Prozent weniger Fleisch, aber auch Milchprodukte müssen es bis zum Jahr 2050 global sein. Nur dann können Bauern Lebensmittel so produzieren, dass unsere natürlichen Ressourcen geschützt werden.

Doch warum hängt an dem Stückchen Fleisch so viel?

Fleisch erhitzt die Welt

Mit 24 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen trägt die Landwirtschaft erheblich zum Klimawandel bei. 14 Prozent davon gehen auf das Konto der Nutztierhaltung – so viel wie der Verkehrssektor emittiert. Verantwortlich dafür sind vor allem rülpsende Rinder. Bei deren Verdauung, aber auch bei der Lagerung von Gülle und Mist entsteht Methan, das wesentlich klimaschädlicher ist als CO2. Die Stickstoffdüngung wiederum produziert Lachgas. Um ihre Klimaschädlichkeit benennen zu können, werden Lachgas- und Methanemissionen in CO2-Äquivalente umgerechnet.

Bis zum Jahr 2050 erhöht sich der Anteil am weltweiten CO2-Aufkommen vermutlich auf 52 Prozent (20,2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente jährlich). Zu erklären ist das mit einer wachsenden Weltbevölkerung sowie mehr Wohlstand in Ländern, deren Bewohner sich heute kaum Fleisch leisten können.

Mit 20,2 Milliarden Tonnen würde aber allein die Landwirtschaft das für 2050 festgelegte Emissionslimit von ungefähr 21 Milliarden Tonnen jährlich fast erreichen. Das heißt, dass alle anderen Sektoren wie Energie, Industrie oder Transportwesen nahezu nichts mehr ausstoßen dürften. Ansonsten wäre das von 166 Staaten im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Ziel, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, nicht zu halten.

Kämen allerdings 2050 nur noch halb so viele tierische Produkte auf den Teller, könnte die Landwirtschaft ihre Treibhausgase im Vergleich zum aktuellen Ausstoß um 64 Prozent verringern.

Fleisch frisst Fläche

Nicht weniger beachtlich ist der Einfluss der Landwirtschaft auf unsere Wälder: 80 Prozent aller Abholzungen verursacht das Ernährungssystem, hauptsächlich durch die steigende Anzahl der Nutztiere. Doch auch Graslandschaften und Savannen müssen für Weideland und Futterproduktion weichen.  65 Prozent der weltweiten Landnutzungsänderungen zwischen 1960 und 2011 sind der Herstellung tierischer Produkte geschuldet.

So werden funktionierende Ökosysteme verändert, deren Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten, Wasserkreisläufe und lokale Wettersysteme gar nicht zu überblicken sind. 80 Prozent der gefährdeten Vögel und Tiere insgesamt sind bedroht, weil die Landwirtschaft ihnen durch endlose pestizidverseuchte Monokulturen den Lebensraum nimmt. Zudem setzen Rodungen die in Wäldern gespeicherten Treibhausgase freigesetzt.

Dabei ist es höchst ineffizient, ein Rind zu füttern, um am Ende sein Fleisch zu essen. Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, landen jede Menge Pflanzen im Futtertrog. Lediglich drei Prozent der Futterkalorien werden in Rindfleischkalorien umgewandelt – bei anderen Fleischarten sieht es etwas besser aus.

Die Welt ließe sich also deutlich einfacher ernähren, wenn pflanzliche Kalorien direkt verspeist würden. Durch weniger Fleischkonsum würden Millionen Hektar Fläche frei, die für den Anbau pflanzlicher Nahrung genutzt oder renaturiert werden könnten.

Fleisch macht krank

Doch das Fleisch, das wir essen, macht nicht nur den Planeten krank: Beinahe ein Fünftel aller vorzeitigen Todesfälle sind auf falsche Ernährung zurückzuführen wie wenig Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, aber viel Fleisch. Im Jahr 2016 starben so weltweit zehn Millionen Menschen vorzeitig – mehr als durch Rauchen (sieben Millionen). 

Neben dem Fleischkonsum belastet auch die Massentierhaltung die Gesundheit: Feinstaub aus den Ställen, Nitrat aus Gülle im Trinkwasser, Verbreitung von Spritzmitteln über den Futteranbau, resistente Keime, die durch massiven Einsatz von Antibiotika entstehen.

Und nun?

Gute Gründe also, eher Sellerie als Schwein zu panieren. Und wenn es Fleisch sein muss, sollte es von gut gehaltenen Tieren sein. Eingefleischte Schnitzelfans werden vermutlich schlucken, wenn die Studie bis zum Jahr 2050 einen globalen Pro-Kopf-Verbrauch von 16 Kilogramm jährlich anpeilt. Auf die Woche umgerechnet wären das 300 Gramm; bei Milchprodukten blieben noch 630 Gramm.

Der weltweite Durchschnitt liegt derzeit bei 43 Kilogramm jährlich, der in Europa bei 85. Die drastische Reduzierung im Westen geht damit einher, dass andere Länder noch erheblichen Nachholbedarf haben. Doch vielleicht ist der Blick über den Tellerrand auch eine Chance, neue Genüsse kennenzulernen, die das Schnitzel schnell in Vergessenheit geraten lassen.

Für Deutschland hat Greenpeace vorgerechnet, dass eine Halbierung des Fleischkonsums eine ökologischere Landwirtschaft möglich macht: Durch weniger Fleisch, weniger Nutztiere, weniger Futteranbau können wir die Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten.

  • Kühe in einer Melkanlage in Mecklenburg-Vorpommern

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Report "Weniger ist mehr - Die Greenpeace-Vision für Nutztierhaltung im Jahr 2050"

Report "Weniger ist mehr - Die Greenpeace-Vision für Nutztierhaltung im Jahr 2050"

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