Jetzt spenden
Seelöwen in der Nähe der Hopkins-Insel vor Süd-Australien

Das UN-Hochseeschutzabkommen – eine Chance für die Meere

Historischer Moment: Das UN-Hochseeschutzabkommen tritt am 17. Januar 2026 in Kraft.

Protect the Oceans Projection onto the UN HQ in New York

"Protect the Oceans"-Projektion auf das UN-Hauptgebäude in New York im März 2023

Nach fast 20 Jahren zäher Verhandlungen hat das UN-Hochseeschutzabkommen (auch „Global Ocean Treaty“ oder BBNJ (Biodiversity Beyond National Jurisdiction)-Abkommen genannt) nun die entscheidende Schwelle von 60 teilnehmenden Ländern erreicht. Damit wird der Vertrag am 17. Januar 2026 offiziell in Kraft treten – ein historischer Moment für den Schutz unserer Ozeane.

Das Abkommen schafft erstmals einen rechtsverbindlichen Rahmen, um die internationalen Gewässer – die zwei Drittel der Weltmeere ausmachen – effektiv zu schützen und zu managen. Bislang sind lediglich 0,9 % der Hohen See wirkliche Schutzgebiete. Um das international vereinbarte Ziel von 30 % Meeresschutz bis 2030 (#30x30) zu erreichen, müssen Regierungen in den kommenden fünf Jahren jedes Jahr über 12 Millionen km² neue Schutzgebiete ausweisen – jedes Jahr eine Fläche größer als Kanada.

Warum das Abkommen so wichtig ist

  • Die Hohe See ist Lebensraum für unzählige Arten und spielt eine zentrale Rolle im Klimasystem. Die Meere stabilisieren das Klima: Ozeane absorbieren rund 30 % der menschlichen CO₂-Emissionen und über 90 % der menschengemachten Wärme aus der Atmosphäre.
  • Die Meeresökosysteme brauchen wirksamen Schutz vor Gefährdungen wie Überfischung und Verschmutzungen, die den Ozeanen bereits enorm zusetzen. Intakte Ökosysteme geben auch eine höhere Widerstandsfähigkeit vor den Auswirkungen der Klimakrise.
  • Staaten werden durch das Abkommen Aktivitäten mit potenziell schädlichen Auswirkungen künftig auf ihre Umweltverträglichkeit prüfen müssen.
  • Das Abkommen eröffnet die Möglichkeit, Schutzgebiete auf wissenschaftlicher Grundlage auszuweisen.

Die nächsten Schritte

  • In 120 Tagen nach der 60. Ratifizierung tritt das Abkommen in Kraft: am 17. Januar 2026.
  • 2026 wird voraussichtlich die erste “Ocean COP” - stattfinden – die erste Vertragsstaatenkonferenz, auf der konkrete Schutzgebietsvorschläge vorgelegt und später auch beschlossen werden können.
  • Staaten, die bis zur 1. COP (1. Vertragsstaatenkonferenz) nicht ratifiziert haben, werden keinen Platz am Verhandlungstisch haben und dort nicht mitentscheiden können. Deutschland gehört bislang leider noch zu den Nachzüglern – das muss sich dringend ändern!
Seitenverhältnis mobil Breite
300:
Seitenverhältnis mobil Höhe
400

Greenpeace fordert:

  • Schnelle Ratifizierung durch Deutschland, um bei der ersten Ocean COP mitentscheiden zu können und das Abkommen mit Leben zu füllen.
  • Echte Schutzgebiete statt Papiertigern: Nur vollständig oder streng geschützte Gebiete können Artenvielfalt und Klima wirksam sichern.
  • Globale Gerechtigkeit: Unterstützung für Länder des Globalen Südens durch Finanzierung, Technologietransfer und Kapazitätsaufbau, z. B. für Aufbau und Management von Schutzgebieten, Forschung und Monitoring.
  • Mehr Länder, die sich neben dem Hochseeschutzabkommen auch für ein Moratorium für Tiefseebergbau stark machen, um neue Zerstörung der Ozeane zu verhindern.
Franziska Saalmann in Borkum, Germany
“Das Inkrafttreten des Hochseeschutzabkommens ist ein Meilenstein in der Geschichte des Meeresschutzes. Jetzt beginnt die entscheidende Phase: vom Papier aufs Meer – hin zu echten, wirksamen Schutzgebieten, die Artenvielfalt bewahren, das Klima stabilisieren und die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen sichern.”
Franziska Saalmann

Greenpeace Meeresexpertin

Franziska Saalmann in Borkum, Germany
Zitat
“Das Inkrafttreten des Hochseeschutzabkommens ist ein Meilenstein in der Geschichte des Meeresschutzes. Jetzt beginnt die entscheidende Phase: vom Papier aufs Meer – hin zu echten, wirksamen Schutzgebieten, die Artenvielfalt bewahren, das Klima stabilisieren und die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen sichern.”
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Franziska Saalmann
Position des Zitatinhabers
Greenpeace Meeresexpertin
Kreisförmiges Bild
An

Wie ist das Abkommen zu bewerten?

  • Ein Erfolg: Es liefert endlich den gesetzlichen Rahmen für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern. Das ist die Grundlage, auf der die UN nun ein globales Netzwerk aus Schutzgebieten errichten kann, so wie es das 30x30 Ziel vorsieht. In diesen Schutzgebieten sollen menschliche Eingriffe wie Fischerei und andere industrielle Nutzung verboten sein. Ziel ist es, dass diese Gebiete bis 2030 mindestens 30 Prozent der Weltmeere abdecken. Es ist vor allem für die Regionen wichtig, die außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit liegen. Denn: Rechtlich gesehen hat niemand einen Anspruch auf den großen Teil der Weltmeere. Nur im küstennahen Teil des Meeres, also bis zu 200 Seemeilen vom Land entfernt, hat der angrenzende Staat gewisse Hoheitsrechte. Hinter dieser „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ beginnt die Hohe See. Sie umfasst zwei Drittel der gesamten Ozeane und gehört niemandem – und damit letztlich allen.
  • Die Krux: Das Abkommen macht solche Schutzgebiete zwar grundsätzlich möglich, die beteiligten Staaten müssen sich allerdings darauf einigen, wo und unter welchen Umständen sie errichtet werden sollen.
  • Ein entscheidendes Detail: Das Abkommen legt eine Mehrheitsregelung fest. Somit können Gegenstimmen mögliche Schutzgebiete nicht schon mit einer Gegenstimme blockieren. Staaten, die in der Vergangenheit eine Blockadehaltung zeigten, können durch ein einzelnes Veto nun nicht mehr Mehrheitsbeschlüsse aufhalten. Ein Schlupfloch im Vertragstext erlaubt es den Staaten, unter bestimmten Umständen aus Meeresschutzgebietsverpflichtungen auszusteigen. Dann sind sie jedoch dazu verpflichtet, alternative Maßnahmen mit gleicher Wirkung zu ergreifen. Außerdem dürfen sie keine Schritte oder Handlungen vornehmen, die die Wirksamkeit des Schutzgebiets untergraben würden. Dabei besteht allerdings das Risiko von "Scheinschutzgebieten" Schutzgebiete, die nur auf dem Papier existieren, im Gelände aber nicht wirksam geschützt werden.

Chronologie des UN-Hochseeschutzabkommens

  • 2005: Greenpeace legt erstmals einen Vorschlag für ein Hochseeschutzabkommen vor.
  • 4. März 2023: Nach fast 20 Jahren Verhandlungen einigen sich die UN-Mitgliedsstaaten auf das Abkommen – ein historischer Durchbruch für den Meeresschutz.
  • September 2023: Deutschland unterzeichnet das Abkommen durch die damalige Außenministerin Annalena Baerbock und die damalige Umweltministerin Steffi Lemke.
  • Juni 2025, Nizza: Auf der dritten UN-Ozeankonferenz (UNOC) bleibt die politische Erklärung enttäuschend schwach.         Fortschritte: Mehr Staaten wenden sich gegen Tiefseebergbau. Die Zielmarke von 60 Ratifizierungen wird jedoch verfehlt.
  • 20. September 2025: Die entscheidende Schwelle ist erreicht: Mit den Ratifizierungen von Sierra Leone, St. Vincent und den Grenadinen sowie Marokko sind nun 60 Staaten an Bord. Das Abkommen tritt am 17. Januar 2026 in Kraft.
MY Arctic Sunrise (DSM) Open Boat in Hamburg
© Julius Schrank / Greenpeace

Arctic Sunrise darf nicht nach Nizza

Nachricht

Wenige Tage vor dem Start der UN-Ozeankonferenz (UNOC) in Nizza untersagen französische Behörden die Teilnahme des Greenpeace Schiffs „Arctic Sunrise“.

mehr erfahren über Arctic Sunrise darf nicht nach Nizza
30x30 From Global Ocean Treaty to Protection at Sea

30x30 From Global Ocean Treaty to Protection at Sea

Mit diesem Bericht legt Greenpeace einen Plan vor, wie wir das Ziel erreichen können, ab 2030 mindestens 30 Prozent der Hohen See unter Schutz zu stellen. (Auf Englisch)

Dateigröße: 9.29 MB

Herunterladen
30x30 Ozeanvertrag-Schutz auf See – Deutsche Zusammenfassung

30x30 Ozeanvertrag-Schutz auf See – Deutsche Zusammenfassung

Mit diesem Bericht legt Greenpeace einen Plan vor, wie wir das große Ziel erreichen können, ab 2030 mindestens 30 Prozent der Hohen See unter Schutz zu stellen.

Dateigröße: 6.59 MB

Herunterladen
Karte der vorgeschlagenen Meeresschutzgebiete

Karte der vorgeschlagenen Meeresschutzgebiete

So schön sind die Meere

  • Walflosse ragt aus dem Ozean

    Pottwale im Indischen Ozean vor West-Australien

    Überspringe die Bildergalerie
  • Echte Karettschildkröte auf den Seychellen

    Echte Karettschildkröte vor der Küste von Mahe, Seychellen.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Marine Life in Scott Reef, Western Australia

    Korallen im Scott-Riff vor Westaustralien

    Überspringe die Bildergalerie
  • Eine große Anzahl von Riffhaien, Fischen und Vögeln an einem Köderball, Korallenriff, Australien

    Haie und Fischschwärme am Ningaloo-Riff vor Australien

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Korallenriff in Papua
© Paul Hilton / Greenpeace

Ihre Spende für den Hochseeschutz

Seit Jahren kämpft Greenpeace international für den Schutz der Hohen See. Es müssen dringend Maßnahmen in Kraft treten, denn unsere Meere sind bereits in großer Not. Bitte unterstützen Sie unseren Einsatz mit Ihrer Spende!

Ich unterstütze Greenpeace e.V.
mit einem Betrag von

Mehr zum Thema

Greenpeace projiziert Botschaften von Menschen aus aller Welt auf den Svea-Gletscher in Spitzbergen. Mit Videos fordern Prominente wie der schwedische Schauspieler Gustaf Skarsgård und die südafrikanische Schauspielerin Amanda du-Pont den norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre auf, die Pläne für den Tiefseebergbau in den arktischen Gewässern Norwegens zu stoppen.

Tiefseebergbau in der Arktis?

Norwegen legt Tiefseepläne auf Eis. Doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei – Greenpeace bleibt dran, aktuell mit einem Protest in Bergen.

mehr erfahren über Tiefseebergbau in der Arktis?
The Marine Biodiversity of Batu Rufus Dive Site, Raja Ampat

Ein tropisches Farbenparadies stirbt

Die prächtige Welt der Korallenriffe ist bedroht: Durch die Erderhitzung kollabieren die empfindlichen Riffe. Mit ihnen verschwindet ein unverzichtbares Ökosystem.

mehr erfahren über Ein tropisches Farbenparadies stirbt
Photo Still Life of Seafood

Meerestiere mit PFAS belastet

Speisefische, Muscheln und Krabben aus Nord- und Ostsee sind zum Teil stark mit schädlichen PFAS belastet, zeigen Greenpeace-Untersuchungen. Die Ewigkeitschemikalie muss besser reguliert werden.

mehr erfahren über Meerestiere mit PFAS belastet
Projection Calling for Ocean Protection in Greece

Gerechter Meeresschutz

Meeresschutz bewahrt Artenvielfalt – doch nicht nur das: Er ist außerdem eine Frage der globalen Gerechtigkeit.

mehr erfahren über Gerechter Meeresschutz
Harbour Porpoise in the Baltic Sea

Schweinswale – Kleine Tümmler in Seenot

Der Schweinswal ist der einzige heimische Wal an Deutschlands Küsten – und massiv bedroht. In der Ostsee kämpft er ums Überleben, die Schutzverpflichtungen werden nicht erfüllt.

mehr erfahren über Schweinswale – Kleine Tümmler in Seenot
Zwei Aktive von Greenpeace mit Banner "Stoppt den Tiefseebergbau" und pinker Krake vor dem Reichstagsgebäude in Berlin

Raubbau an der Tiefsee

Bei der ISA-Vollversammlung 2025 herrschte beim Tiefseeschutz Blockade statt Bewegung. Statt endlich einen überfälligen Schritt in Richtung Tiefseeschutz zu gehen, hat die ISA ihre Verantwortung erneut vertagt.

mehr erfahren über Raubbau an der Tiefsee