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Andenken an Gefallene
© Matthew Rodier / Sipa / dpa / pa

Wann ist genug genug? Vergleich der Kräfte von Nato und Russland

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Wer hat die Oberhand: die Nato oder Russland? Eine neue Greenpeace-Studie zeigt, dass die Nato in fast allen Dimensionen Russland überlegen ist - und trotzdem weiter aufrüsten will. 

Die Nato ist Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen. Auch ohne USA. Die europäischen Nato-Staaten (mit Kanada) liegen in Militärbudget, Truppenstärke und Großwaffensystemen vor Russland. Das ist das Ergebnis der Studie “Wann ist Genug genug - ein Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands” der Friedensforscher Herbert Wulf und Christopher Steinmetz im Auftrag von Greenpeace. Die Studie beleuchtet das militärische Kräfteverhältnis zwischen Nato und Russland und kommt zu dem Ergebnis, dass ein grundlegender Perspektivwechsel in der Sicherheitsdebatte Europas notwendig ist.

Protest against Arms-Exports in Berlin
„Die russische Aggression gegen die Ukraine hat in Deutschland einen angstgetriebenen Aufrüstungsreflex ausgelöst, obwohl die Nato Russland militärisch deutlich überlegen ist. Das gilt selbst dann, wenn sich die USA unter Präsident Donald Trump wirklich aus Europa zurückziehen sollten. Verteidigungsminister Pistorius sollte daher die Angst in der Bevölkerung nicht weiter schüren. Die massiven Strukturprobleme der Bundeswehr löst er damit nicht“

Dr. Alexander Lurz

Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung

Protest against Arms-Exports in Berlin
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„Die russische Aggression gegen die Ukraine hat in Deutschland einen angstgetriebenen Aufrüstungsreflex ausgelöst, obwohl die Nato Russland militärisch deutlich überlegen ist. Das gilt selbst dann, wenn sich die USA unter Präsident Donald Trump wirklich aus Europa zurückziehen sollten. Verteidigungsminister Pistorius sollte daher die Angst in der Bevölkerung nicht weiter schüren. Die massiven Strukturprobleme der Bundeswehr löst er damit nicht“
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Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung
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Studienergebnisse im Detail

Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend gewandelt. Die Nato betrachtet Russland mittlerweile als die größte Bedrohung für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum (zur Frage, wie gefährlich die aktuelle politische Lage ist, auch hier.). Sicherheitsmaßnahmen werden zunehmend mit steigenden Militärausgaben für die Nato gleichgesetzt, während die Rhetorik der Aufrüstung den politischen Diskurs dominiert. Doch wie steht es tatsächlich um das militärische Potenzial von Nato und Russland? Die Ergebnisse der Studie für die einzelnen Bereiche

  • Überlegenheit der Nato in Zahlen: Die militärischen Kapazitäten der Nato übertreffen die Russlands in nahezu allen Aspekten. Die NATO-Staaten geben etwa zehnmal mehr für ihre Verteidigung aus als Russland – 1,19 Billionen US-Dollar im Vergleich zu 127 Milliarden US-Dollar. Auch ohne die USA bleibt die Nato finanziell überlegen. Selbst unter Gewichtung der unterschiedlichen Kaufkraft haben die europäischen Nato-Staaten (mit Kanada) ein Übergewicht von 420 Milliarden US-Dollar zu 300 Milliarden US-Dollar in den Rüstungsausgaben gegenüber Russland.
  • Technologische und operationale Überlegenheit: In der Bewertung der Waffentechnologien zeigt sich, dass die Nato in Schlüsselbereichen wie Kampfflugzeugen und Panzern deutlich im Vorteil ist. Russlands Bestrebungen, moderne Systeme zu entwickeln, werden durch wirtschaftliche und technologische Engpässe stark eingeschränkt. So verfügt z.B. die Nato insgesamt über  5.406 Kampfflugzeuge, allein die europäischen Nato-Partner ohne die USA und Kanada über 2.073, Russland hingegen über 1.026. Bei Kampfpanzern stehen  mehr als 6.000  europäische Panzer 2.000 russischen gegenüber. (Die Nato mit USA und Kanada besitzt sogar über 9.000 Panzer.) Bei Artilleriesystemen ergibt sich folgendes Bild: europäische Nato-Staaten 15.399, Nato gesamt: 22.145, Russland 5.399.
  • Truppenstärke und Einsatzbereitschaft: Mit über drei Millionen aktiven Soldat:innen hat die Nato auch in Bezug auf die Truppenstärke die Nase vorn. Russland kann lediglich 1,33 Millionen aktive Soldat:innen mobilisieren, eine Zahl, die durch steigende Verluste und sinkende Rekrutierungszahlen weiter geschmälert wird.
  • Ungleichgewicht in der Rüstungsindustrie: Die Rüstungsindustrie spielt eine entscheidende Rolle für die militärische Stärke. Während die Nato über ein robustes und innovatives Rüstungsumfeld verfügt, kämpft Russland mit der Aufrechterhaltung seiner Produktionskapazitäten, was die Einführung moderner Waffensysteme beeinträchtigt.
  • Atomare Dimensionen - Ein Gleichgewicht der Angst: Obwohl die Nato in konventionellen Streitkräften überlegen ist, bleibt die Atomwaffenfrage komplex. Beide Seiten verfügen über genügend atomare Kapazitäten, um verheerende Zerstörungen anzurichten, was ein gefährliches Gleichgewicht schafft und eine weitere Eskalation nicht ausschließt.

Sicherheit neu bewerten

Wenn Frieden durch militärische Übermacht gewonnen werden könnte, hätten Deutschland und die Nato längst Frieden geschaffen. Die militärische Überlegenheit der Nato und der anhaltende Rüstungswettlauf zwischen Nato und Russland bieten aber keine Perspektive für Frieden. Eine besondere Gefahr liegt in den Atomwaffen. Beide Parteien verfügen über ausreichend Atomwaffen, um die Gegenseite zu vernichten. Greenpeace warnt, dass die Rüstungsüberlegenheit der Nato und die fortgesetzten Aufrüstungsschritte keine echte Sicherheit schaffen. Vielmehr ist ein grundlegendes Umdenken in der Sicherheitsstrategie erforderlich. Statt immer weitererer Rüstungsausgaben sollte die Finanzierung internationaler Organisationen, humanitärer Hilfe und Entwicklungspolitik Vorrang bekommen.

Wann ist genug genug? Kräftevergleich NATO-Russland

Wann ist genug genug? Kräftevergleich NATO-Russland

Eine neue Studie zeigt, dass die NATO Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen ist: beim Militärbudget, der Truppenstärke sowie der Großwaffensystemen. Sie verdeutlicht, dass die anhaltende Aufrüstungsrhetorik in Deutschland nicht mit dem tatsächlichen militärischen Kräfteverhältnis übereinstimmt. (Anmerkung: In einer früheren Version der Studie hieß es, die NATO-Staaten (mit Kanada) hätten 2023 ca. 430 Mrd. USD an Militärausgaben gehabt. Die Ausgaben belaufen sich lt. NATO allerdings auf 420 Mrd. USD. Wir haben die Zahl korrigiert.)

Anzahl Seiten: 64

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Peace Protest in Buechel
© Felix Schmitt / Greenpeace

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