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Grafik: Erde umgeben von Plastikmüll
© Andrea Bayer / Greenpeace

Plastikkonsum macht uns und unseren Planeten krank

Petition für ein starkes Plastikabkommen unterzeichnen

Greenpeace-Report: Plastik ist überall – in unseren Parks, in den Meeren und sogar in uns. Was als praktisches Material begann, ist zu einer globalen Krise geworden, die Umwelt, Klima und unsere Gesundheit gefährdet. 

Am Strand glitzern die Wellen in der Sonne – und dazwischen glitzert Plastik. Flaschenhälse, Tütenfetzen, bunte Deckel. Ein Kind hebt einen vermeintlichen Schatz aus dem Sand, doch es ist nur Müll. Unter Wasser treiben Mikroteilchen wie unsichtbarer Staub, Fische schlucken sie, wir essen sie mit. Was nach Idylle aussieht, ist längst Schauplatz einer Krise: Plastik ist überall. In unseren Meeren, in der Luft, in unseren Körpern. 

Der neue Bericht von Greenpeace “Plastik-Kollaps” zeigt, wie dramatisch die Lage ist: Plastik durchdringt jeden Lebensbereich, schadet Mensch, Natur und Klima – und die Produktion nimmt weiter zu.

Plastik Kollaps

Plastik Kollaps

Der neue Greenpeace Bericht zeigt: Plastik ist nicht nur Müllproblem, sondern auch Gesundheits- und Klimakrise – angetrieben durch fossile Rohstoffe. Er fasst zentrale Fakten zusammen und fordert im Vorfeld der INC 5.2 in Genf ein verbindliches Abkommen zur drastischen Reduktion der Plastikproduktion.

Anzahl Seiten: 14

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Der Status Quo: eine Welt im Plastik-Rausch

Seit es Plastik gibt, wurden auf der Welt mehr als zwölf Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt – das entspricht pro Mensch auf der Erde etwa 1,5 Tonnen Plastik. Rund drei Viertel davon (neun Milliarden Tonnen) existieren immer noch: auf Mülldeponien, in der Umwelt oder in den Ozeanen. Die weltweite Recyclingrate stagniert hingegen seit Jahren bei gerade einmal neun Prozent. 

Und statt weniger zu werden, wächst die Plastikproduktion unaufhaltsam weiter: Schon 2025 werden wahrscheinlich weltweit 516 Millionen Tonnen Plastik produziert. Bis 2060 dürfte sich diese Menge sogar mehr als verdoppeln – mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier, Klima und Natur.

Grafik: Anstieg der weltweiten Plastikproduktion

Die Petition ist übergeben!

90.000 Unterschriften für ein starkes Plastikabkommen

Unterschriftenübergabe für Plastikabkommen
Text

Ein starkes Signal: Am 31. Juli 2025 übergibt Greenpeace-Experte für Plastik und Kreislaufwirtschaft Moritz Jäger-Roschko den 1. Teil der Petition im Bundesumweltministerium persönlich an Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) – online mit dabei ist Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser.
Gemeinsam mit inzwischen über 90.000 Unterzeichner:innen fordert Greenpeace ein starkes UN‑Plastikabkommen mit klaren Reduktionszielen.
Die Unterstützung wächst rasant: Allein durch den letzten Greenpeace Newsletter sind fast 20.000 neue Unterschriften hinzugekommen! Der Druck steigt – und wir machen weiter, bis die Verhandlungen ein starkes Ergebnis liefern. Deshalb können Sie auch gerne weiterhin die Petition unterschreiben, falls Sie es noch nicht getan haben.

Vogel über Müllberg

Plastik ein heimlicher Energiefresser

Dabei ist Deutschland nicht nur Vorreiter im Plastikverbrauch, sondern auch in der Produktion: Kein anderes europäisches Land stellt mehr Plastik her. Plastik besteht jedoch fast vollständig aus fossilen Rohstoffen – in Deutschland werden 99 Prozent des Kunststoffs aus Öl und Gas hergestellt. Das gilt auch für recycelte Kunststoffe. Neben den eingesetzten Rohstoffen verbraucht die Produktion zudem enorme Mengen Energie: Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland für die Herstellung von Plastik 8,8 Millionen Tonnen fossiler Rohstoffe und zusätzlich 38 Milliarden Kilowattstunden Prozessenergie eingesetzt. Zusammen sind das rund 138 Milliarden Kilowattstunden. Mit dieser Menge ließe sich beim Einsatz in fossilen Heizungen der jährliche Wärmebedarf von etwa 12,8 Millionen Haushalten decken, also rund einem Drittel aller deutschen Haushalte. Und darin sind weder die Energie für Weiterverarbeitung, Transport, Müllsammlung noch Recycling eingerechnet. Weniger Plastik zu produzieren, spart also nicht nur wertvolle Rohstoffe, sondern auch riesige Energiemengen ein.

Wohin mit dem ganzen Müll!?

Weiter geht es mit der Entsorgung: Im Jahr 2023 fielen in Deutschland rund 5,9 Millionen Tonnen Plastikmüll an – das entspricht etwa dem Gewicht der gesamten deutschen Bevölkerung oder über 70 Kilogramm pro Person. Mehr als die Hälfte dieses Abfalls, rund 3,1 Millionen Tonnen, stammen aus Verpackungen, die meist nur kurz genutzt und schnell entsorgt werden. Trotz des Rufes als „Recyclingweltmeister“ wird nur etwa ein Drittel (38 Prozent) des Plastikmülls in Deutschland tatsächlich recycelt. Der Großteil, etwa 61 Prozent, landet in der Müllverbrennung, und ein kleiner Anteil von 0,5 Prozent wird deponiert.

Deutschland exportierte 2023 knapp 700.000 Tonnen Plastikmüll ins Ausland – vor allem in die Niederlande, nach Malaysia und in die Türkei. Damit ist Deutschland der größte Plastikmüllexporteur in der EU. In vielen Empfängerländern wird der Müll jedoch häufig nicht fachgerecht recycelt, sondern landet als Umweltproblem in der Natur oder wird unsachgemäß verbrannt.

Grafik Plastiknutzung in Deutschland

Plastik und Gesundheit

Plastik gefährdet jedoch nicht nur unsere Umwelt und das Klima, sondern auch unsere Gesundheit – entlang der gesamten Kette von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung. 

Über 16.000 verschiedene Chemikalien werden in Kunststoffen verwendet oder sind darin enthalten, mehr als ein Viertel davon gilt als gefährlich. Bei 66 Prozent der bekannten Kunststoffchemikalien sind die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit jedoch noch nicht ausreichend erforscht.

Trotz dieser Risiken sind weltweit nur etwa sechs Prozent der Kunststoffchemikalien gesetzlich reglementiert. Zu den gesundheitlichen Problemen, die Kunststoffchemikalien bedingen können, gehören Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit und Entwicklungsstörungen. Menschen kommen mit vielen Kunststoffen in Berührung: Lebensmittelverpackungen, Haarbürsten, Gartengeräte, Fahrradgriffe, Kinderspielzeug - die Liste ist lang. Aber auch bei der Produktion und Verbrennung von Kunststoff können Chemikalien freigesetzt werden. Die Exposition gegenüber Kunststoffchemikalien im Alltag birgt daher potenzielle Risiken, die dringend mehr Aufmerksamkeit und Regulierung erfordern.

Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr

Weitgehend unerforscht ist die Wirkung von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit. Nicht nur bei der Entsorgung, sondern bereits während der Nutzung setzen viele Plastikprodukte Mikroplastik frei – zum Beispiel Farben, Reifen oder Textilien. Allein durch den Abrieb von Autoreifen entstehen in Deutschland jährlich mehr als ein Kilogramm Mikroplastik pro Person.

Studien haben Mikroplastik bereits im menschlichen Blut, Gehirn, in der Lunge und sogar in der Plazenta nachgewiesen. Obwohl die Forschung noch am Anfang steht, warnen erste Studien vor potenziellen Gesundheitsrisiken durch Mikroplastik im Körper. Die unsichtbaren Partikel könnten langfristige Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben – ein weiterer Grund, Plastik drastisch zu reduzieren.

Grafik: Mikroplastik im menschlichen Körper

Scheinlösung Recycling

Auch wenn darauf viele Hoffnungen liegen: Recycling allein wird die Plastik-Krise nicht lösen. Weltweit werden weiterhin nur rund neun Prozent des jemals produzierten Kunststoffs tatsächlich recycelt – der Rest wird verbrannt, deponiert oder landet unkontrolliert in der Umwelt. Auch Deutschland, das sich gerne als “Recycling-Weltmeister” präsentiert, kommt kaum besser weg: Nur etwa 15 Prozent des hierzulande eingesetzten Plastiks bestehen aus recyceltem Material. 

Die Folge: Um den steigenden Bedarf an Kunststoffen zu decken, wird immer mehr neues Plastik aus fossilen Rohstoffen hergestellt – mit allen bekannten Folgen für Klima, Umwelt und Gesundheit. Recycling bleibt in seiner jetzigen Form bestenfalls eine Notlösung, aber keine Antwort auf die wachsende Plastikflut.

Plastik befeuert die Klimakrise

Der enorme Energieaufwand der globalen Plastikproduktion verursachte im Jahr 2019 rund fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Das entspricht den Emissionen von 514 Kohlekraftwerken auf Volllast. Bereits in einer früheren Studie, “Plastic & Climate: The Hidden Costs of a Plastic Planet”, hatte ein internationales Netzwerk von Klimaschutzakteur:innen, an dem auch Greenpeace beteiligt war, den Einfluss von Plastik auf die Klimakrise untersucht. Plastik verschärft nicht nur die Verschmutzungs-, sondern auch die Klimakrise – ein weiterer Grund, die Produktion drastisch zu senken.

Ursachen bekämpfen statt Symptome

Plastik schadet somit auf vielen Ebenen: Es wird fast ausschließlich aus Erdöl und Erdgas hergestellt, bei Produktion und Verbrennung entstehen klimaschädliche Gase. Es gefährdet unsere Gesundheit, steckt als unsichtbares Mikroplastik in Luft, Wasser und sogar in unserem Essen. Chemikalien in Plastik können gesundheitliche Probleme wie Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit und Entwicklungsstörungen bedingen. Mehr Recycling bei weiter steigender Produktion löst dieses Problem nicht – die Plastikproduktion muss drastisch sinken.

Ein starkes internationales Plastikabkommen 

Bei der internationalen Plastik-Konferenz (INC-5.2) vom 5. bis 14. August in Genf werden entscheidende Weichen für ein globales Plastikabkommen gestellt. Es ist eine historische Chance: Mit einem starken, rechtlich verbindlichen Abkommen ließe sich die Plastikflut eindämmen und damit Umwelt, Klima, Tiere und unsere Gesundheit schützen. 

Konkret fordert Greenpeace:

-          Weniger neues Plastik: Die weltweite Produktion bis 2040 um 75 Prozent senken.

-          Langlebige Produkte statt Wegwerfware: Produkte müssen reparierbar und haltbar sein.

-          Mehrweg statt Einweg: Ein Verbot von Einwegplastik und eine verbindliche Mehrwegpflicht für alle Verpackungen.

Portrait of Moritz Jaeger-Roschko
„Damit ein starkes Plastikabkommen verabschiedet wird, muss die globale Gemeinschaft jetzt Verantwortung übernehmen. Nur wenn wir das Problem an der Quelle stoppen und in Zukunft weltweit weniger Plastik produziert wird, schützen wir wirksam unser Klima, unsere Umwelt und unsere Gesundheit.”
Moritz Jäger-Roschko

Greenpeace-Experte für Ressourcen und Kreislaufwirtschaft

Portrait of Moritz Jaeger-Roschko
Zitat
„Damit ein starkes Plastikabkommen verabschiedet wird, muss die globale Gemeinschaft jetzt Verantwortung übernehmen. Nur wenn wir das Problem an der Quelle stoppen und in Zukunft weltweit weniger Plastik produziert wird, schützen wir wirksam unser Klima, unsere Umwelt und unsere Gesundheit.”
Zitatinhaber, Vorname Nachname
Moritz Jäger-Roschko
Position des Zitatinhabers
Greenpeace-Experte für Ressourcen und Kreislaufwirtschaft
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An

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