
Aktionstag: Mehrweg statt Müll
Mitmachen beim Clean Up Day- Ein Artikel von Svenja Angenendt, Foto: Clean Up Day 2021
- mitwirkende Expert:innen Moritz Jäger-Roschko
- Hintergrund
Parks, Wege, Bäche: Verpackungsmüll ist hässlich und schadet der Umwelt. Am Clean Up Day kommenden Samstag, den 12. Juli, sammeln Engagierte in über 50 Städten Müll und setzen ein Zeichen gegen die Plastikflut. Seien auch Sie dabei!
>>> Hier finden Sie weitere Infos sowie eine Übersicht der teilnehmenden Städte.
Beim Clean Up Day in Köln gibt es zudem die Gelegenheit, eine besondere Kunstausstellung zu entdecken. Gezeigt werden Werke bekannter Künstler:innen, die in verfremdeter Form präsentiert werden: Im Vorder- oder Hintergrund der Bilder sind gezielt Elemente aus Plastikmüll eingebaut. Die Arbeiten machen so auf eindrückliche Weise auf die weltweite Problematik der Müllverschmutzung aufmerksam und verbinden künstlerischen Ausdruck mit einem aktuellen Umweltthema.
Berühmte Gemälde - mit Verpackungsmüll illustriert
Verpackungen vermüllen längst nicht mehr nur Grünstreifen und Autobahnränder, sie sammeln sich auch in Parks, auf Straßen und in Flüssen. Allein in Deutschland fallen jährlich 5,8 Milliarden Einwegbecher und 4,5 Milliarden weitere Verpackungen für Essen an, die meist nur einmal kurz genutzt und dann entsorgt werden oder in der Umwelt landen.
Einwegverpackungen belasten das Klima und die Umwelt. Herstellung und Entsorgung von Einwegverpackungen und -produkten kosten nicht nur viel Geld und verbrauchen enorme Mengen an Ressourcen, sondern sind auch sehr energieintensiv und deshalb schädlich für das Klima. Die To-Go-Verpackungen werden häufig im öffentlichen Raum genutzt und landen anschließend in der Umwelt oder bestenfalls im öffentlichen Mülleimer. Rund 40 Prozent des Straßenmülls sind Einwegverpackungen wie Coffee-to-go-Becher, Burgerboxen oder Pizzakartons. Für die Reinigung und Entsorgung von Einwegplastikverpackungen zahlen Städte und Gemeinden 475 Millionen Euro jährlich. Hinzu kommen die Kosten für Verpackungen aus anderen Materialien wie Papier oder Aluminium.
In Städten, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen, rückt dieses Thema immer stärker in den Fokus. Denn trotz der gesetzlichen Mehrweg-Angebotspflicht dominieren Einwegverpackungen weiterhin den Alltag.
Tübingen hat als erste deutsche Stadt eine Verpackungssteuer eingeführt und bewiesen, dass lokale Maßnahmen gegen die Verschmutzung durch Einwegverpackungen nötig und wirksam sind. In Konstanz gilt die Verpackungssteuer seit Anfang 2025, zehn weitere Städte planen ihre Einführung.
Lokale Lösungen: Mehrweg statt mehr Müll

“Statt immer neuer Einwegverpackungen brauchen wir funktionierende Mehrweg-Lösungen. Zwar bieten schon viele Gastronomiebetriebe Mehrweg-Alternativen an, doch trotz der seit 2023 geltenden Mehrwegangebotspflicht setzen die meisten Cafés, Restaurants und Imbisse noch immer auf Einwegverpackungen. Weiterhin werden nur 1,6 Prozent der Speisen im To-Go-Bereich in Mehrweg ausgegeben. Oft verstauben Mehrweg-Alternativen hinten im Regal und wirken auf Kund:innen wenig einladend.”
Eine Greenpeace-Recherche ergab im Januar 2023, dass die Hälfte von 687 stichprobenartig getesteten Gastro-Betrieben die Pflicht ignorieren, Mehrweg-Optionen anzubieten. Insbesondere große Fast-Food-Ketten und Lieferdienste fielen dabei negativ auf. An diesem Ergebnis dürfte sich wenig geändert haben. Die gute Nachricht: Es gibt viele erfolgreiche Beispiele, wie lokale Maßnahmen die Müllflut eindämmen. Dazu gehören funktionierende Mehrwegsysteme, die tausende Gastrobetriebe in Deutschland bereits nutzen, oder die Einführung einer Verpackungssteuer.
Tübingen macht es vor: Die Vorteile der Verpackungssteuer
Tübingen war eine der ersten deutschen Städte, die eine Verpackungssteuer einführte, um Einwegverpackungen zu reduzieren und Mehrweg zu fördern. Die Steuer betrifft Restaurants, Cafés, Imbisse und gastronomische Betriebe, die Einwegverpackungen, -flaschen oder -becher verwenden. Sie müssen für jedes dieser Produkte eine Abgabe zahlen.
Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Januar 2025 haben Städte und Gemeinden nun endgültige Rechtssicherheit, eigene Verpackungssteuern erheben zu können. Zehn Kommunen bereiten zurzeit die Einführung einer Verpackungssteuer vor: Bonn, Bremen, Freiburg, Hameln, Heidelberg, Köln, die Gemeinde Nellingen, Oberhausen, Rottenburg am Neckar und Troisdorf. Eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe zeigt: Insgesamt sind 144 Städte an einer Verpackungssteuer interessiert.
Die Einführung einer Verpackungssteuer hat zahlreiche positive Auswirkungen:
- Deutlich weniger Müll im öffentlichen Raum: Die Kommunalen Servicebetriebe Tübingen bestätigen, dass eine Reduktion des Verpackungsmülls deutlich wahrnehmbar ist.
- Stärkung von Mehrweg: Mehrwegnutzung und -angebot sind in Tübingen deutlich gestiegen. Tübingen hat die meisten Gastronomiebetriebe mit Mehrweg-Angebot pro Kopf in Deutschland.
- Förderung müllfreier Alternativen: Städte können die Einnahmen aus der Steuer nutzen, um ein zentrales Rücknahme- und Spülsystem aufzubauen oder Gastrobetriebe bei der Anschaffung von Mehrweggeschirr und Spülmaschinen zu unterstützen.
- Beitrag zum Umweltschutz: Weniger Einweg-Verpackungen bedeuten weniger Abfall und weniger Verschmutzung. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt bei, sondern auch zu einem gesunden Ökosystem für kommende Generationen.
Die Verpackungssteuer in Tübingen ist nur ein positives Beispiel dafür, wie Städte und Kommunen aktiv gegen Einwegmüll und Umweltverschmutzung vorgehen können. Damit noch viele weitere Städte diesem Beispiel folgen und die Müllflut gemeinsam bekämpfen, setzen sich Greenpeace Aktive in 25 Städten für mehr Mehrweg und eine kommunale Verpackungssteuer ein.
(Den Artikel haben wir am 28. Mai 2025 erstveröffentlicht und anschließend aktualisiert.)