Jetzt spenden
Strahlungsmessung auf den Feldern bei Fukushima im April 2011.
© Christian Åslund / Greenpeace

Atomindustrie haftet nicht für ihre Opfer

Update September 2019:

Die japanischen Behörden erhoben im Jahr 2016 gegen drei ehemalige Manager des Fukushima-Betreiber TEPCO Strafanzeige. Den Verantwortlichen wurde vorgeworfen, keine ausreichenden Schutzmaßnahmen getroffen zu haben, um die Kernschmelze in den drei Reaktoren von Fukushima Daiichi zu verhindern. Im September 2019 hat das Gericht die Angeklagten Ex-Manager jedoch freigesprochen.

---------------------------------

Was unterscheidet die Atomindustrie von anderen Industrien? Sie wird im Falle eines Unfalls nicht vollständig zur Verantwortung gezogen. Deutlich zeigt das die Atomkatastrophe von Fukushima: Einige Menschen haben durch den Unfall alles verloren. Im besten Falle erhalten sie geringe Kompensationszahlungen, die größtenteils steuerfinanziert sind.

Das Haftungsrecht der Atomindustrie ist ungerecht. Das zeigt eine Greenpeace Studie, die die Situation in Fukushima analysiert.

Durch das geltende Haftungsrecht sind die Hersteller der Reaktoren in Fukushima, darunter General Electric (GE), Toshiba und Hitachi bislang von jeglicher Verantwortung für die Katastrophe am 11. März 2011 ausgenommen. Und das, obwohl es Hinweise gibt, dass die Reaktoren fehlerhaft waren und die Katastrophe dadurch verschlimmert wurde.

Allein der Betreiber von Fukushima, TEPCO, kann haftbar gemacht werden. Die Realität in Japan zeigt allerdings, dass das Schadensausmaß einer Nuklearkatastrophe die finanziellen Möglichkeiten eines Konzerns schnell übersteigt.

"Wir fordern, dass die Atomindustrie für ihre Katastrophen voll haftbar gemacht wird - sowohl die Kraftwerksbetreiber als auch die Hersteller und Zulieferer", sagt Tobias Riedl, Atomexperte von Greenpeace. "Es darf keine Obergrenzen für Schäden geben und keine Verjährung. Und die Atomindustrie muss ausreichende Rücklagen bilden."

Fukushima-Kosten bisher: 185 Milliarden Euro - getragen vom Steuerzahler

Das bisherige Schadensausmaß mit geschätzten 185 Milliarden Euro hätte zum Bankrott von Tepco geführt. Das Unternehmen wurde deshalb verstaatlicht. Da die Schadensbehebung sich noch über Jahrzehnte hinziehen kann, wird der japanische Steuerzahler vermutlich auch in Zukunft die Schäden bezahlen müssen.

Nach dem internationalen Haftungsrecht müssen die Betreiber von Atomkraftwerken maximal 350 Millionen bis 1,5 Milliarden Euro für Atomkatastrophen zahlen. Die Zulieferer zahlen gar nicht. Dieses Haftungsrecht ist einzigartig: die Ölindustrie etwa haftet voll für ihre Katastrophen.

Dabei hat die Reaktorkatastrophe in Fukushima eindrücklich vor Augen geführt, welche Risiken die Atomkraft birgt. 160.000 Menschen mussten evakuiert werden, zehntausende sind freiwillig geflüchtet. Niemand von ihnen ist bis heute vollständig für seinen Verlust von Haus und Besitz entschädigt worden. Diejenigen, denen Zahlungen gewährt werden, können damit kaum das tägliche Überleben bestreiten. Tobias Riedl sieht unbedingten Handlungsbedarf:

"Was sich in Japan abspielt, kann sich überall auf der Welt wiederholen. Die Menschen tragen das finanzielle wie gesundheitliche Risiko einer atomaren Katastrophe, während die Atomindustrie den Profit einsackt. Dieses System muss dringend geändert werden."

Zum Weiterlesen:

Botschaften für die Opfer von Fukushima auf dem Mount Fuji 02/28/2012
Christian Åslund / Greenpeace

Studie zu Fukushima-Maßnahmen

Nachricht

Ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Japan legt Greenpeace im Februar 2012 einen Bericht vor, der belegt, dass die Reaktion von Politik und Industrie auf den mehrfachen Super-Gau alles andere als angemessen war. Statt in alternative Wege der Stromgewinnung zu investieren, suchen Behörden und Entscheidungsträger aber jetzt nach Wegen, wie sie das Vertrauen der Menschen in die Atomenergie wieder herstellen können.

mehr erfahren über Studie zu Fukushima-Maßnahmen
Greenpeace-Aktivisten bekleben die Fassade der Hitachi-Zentrale in Duisburg. 07.03.2013
Bernd Arnold / Greenpeace

Protest für verschärftes Atomrecht

Nachricht

Hersteller und Zulieferer von Atomkraftwerken sind von jeglicher Haftung ausgenommen, wenn es zu einem atomaren Unfall kommt. Deshalb protestieren Greenpeace-Aktive an der Europazentrale von Hitachi.

mehr erfahren über Protest für verschärftes Atomrecht
Report: Fukushima Fallout (engl.)

Report: Fukushima Fallout (engl.)

Das Geschäft mit der Atomkraft lässt Menschen zahlen und leiden

Anzahl Seiten: 64

Dateigröße: 1.94 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zog über Europa. Am 26. April jährt sich der Super-GAU zum 39. Mal.

mehr erfahren über Tschornobyl
Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Seit 2006 schützte ein Sarkophag die Umwelt vor der Ruine von Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn schwer, die IAEO bestätigt: er ist jetzt undicht.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl
Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011

Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

mehr erfahren über Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren
Ein Atomfass steht auf einer Wiese

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

mehr erfahren über Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?
Arbeiter in Gorleben 1994

Die Akte Gorleben

Die Ernennung Gorlebens zum Endlagerstandort erfolgte aus politischen Gründen, nicht wegen Tauglichkeit. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace 2010 der Öffentlichkeit zugänglich macht.

mehr erfahren über Die Akte Gorleben
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

9 Fakten über Atomkraft

Auch wenn immer wieder eine “Renaissance” herbeigeredet wird: die Fakten sprechen gegen Atomkraft. Denn sie ist und bleibt unsicher, unzuverlässig, gefährlich, dreckig und teuer. Punkt. Aus.

mehr erfahren über 9 Fakten über Atomkraft