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 Fahrradfahrer auf einem breiten Radweg in Kopenhagen, im Vordergrund ein Schwan
Gehl Architects

Greenpeace veröffentlicht Mobilitätskonzept für Städte

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Zur Bewegungslosigkeit verdammt, stecken wir Tag für Tag im Stau. Die Menschen in Kopenhagen machen es anders. Wir könnten es auch - wie ein neues Greenpeace-Konzept zeigt.

Wir sind auf 180 – nicht, weil wir so schnell vorankommen, sondern weil das Auto im Verkehr feststeckt und eine nahezu aussichtslose Parkplatzsuche droht. Die Einwohner Kopenhagens nutzen ihre Zeit anders: Sie fahren Rad oder lesen in der Bahn. Die dänische Stadt hat Bedingungen geschaffen, die dazu verführen, auf das Rad oder den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Gut für Nerven, Gesundheit, Umwelt – und Bilanzen: Das Stadtplanungsbüro Gehl aus Dänemark nennt  volkswirtschaftliche Einsparungen durch den hohen Anteil an Radfahrern von 230 Millionen Euro jährlich – allein in Kopenhagen.

Die Stadtplaner haben im Auftrag von Greenpeace ein Zukunftskonzept für städtische Mobilität erstellt - und dabei Städtern aus Paris, Oslo oder Kopenhagen über die Schulter geguckt. Diese haben bereits begonnen, das Auto aus der Stadt zu verdrängen und gleichzeitig attraktive Alternativen geschaffen: gut ausgebaute Fahrradwege sowie vernetzte Bus- und Bahnlinien.

Vorfahrt mit Null PS

Der Umwelt zuliebe würden nur wenige Menschen das Auto stehen lassen. Die Motivation ist viel banaler: Etwa 63 Prozent der Kopenhagener Radfahrer steigen in den Sattel, weil es einfach, schnell und bequem ist, heißt es in der Studie. Eine moderne Stadtplanung müsse also berücksichtigen, dass die richtige Entscheidung gleichzeitig die einfachste und komfortabelste ist. In Kopenhagen klappt es.

Das schafft nicht nur Luft zum Atmen, sondern auch Platz. Auf ehemaligen Parkplätzen könnten Pflanzen sprießen und ein Café oder Outdoor-Kino, eine Sandkiste oder Halfpipe entstehen. „Der öffentliche Raum muss für Menschen und nicht für Autos gestaltet werden“, sagt Daniel Moser, Experte für Verkehr bei Greenpeace.

Schlüssel zum Klimaschutz

„Aber nicht nur der drohende Verkehrskollaps erfordert ein Umdenken“, so Moser. „Wenn Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will, muss endlich auch der Verkehrssektor CO2 sparen.“ Das macht er bislang nicht. Seit 1990 stagniert der CO2-Ausstoß im Verkehr, während Deutschland insgesamt seine Emissionen in diesem Zeitraum um 27 Prozent gesenkt hat.

Dabei sind laut Studie Städte der Schlüssel zu mehr Klimaschutz im Verkehr. Denn diese können mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte rasch nachhaltige Alternativen für viele Menschen anbieten – und damit enorme Effekte erzeugen: Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, verursacht verglichen mit dem eigenen Auto drei Viertel weniger Emissionen. Radler erzeugen beim Tritt in die Pedale gar kein CO2.

„Die Liebesbeziehung der Menschen zu ihrem Auto flaut langsam ab. Viele Menschen fragen sich: Warum müssen wir Autos derart viel Platz einräumen?“, sagt Jan Gehl, Gründer des gleichnamigen Stadtplanungsbüros. Das untermauert auch der Volksentscheid Fahrrad in Berlin. Innerhalb von nur drei Wochen hatte die Initiative mehr als 100.000 Unterstützer – fünf Mal mehr als im ersten Schritt für den Volksentscheid nötig waren. Das Zeitalter der Autostadt ist vorbei: Wie wir unsere Städte zukunftsfähig gestalten, zeigt das Konzept für eine neue Mobilität in Städten.

Greenpeace-Vision: Konzept für eine neue Mobilität in Städten

Greenpeace-Vision: Konzept für eine neue Mobilität in Städten

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