Jetzt spenden
Porträtfoto von Daniel Moser
Daniel Müller / Greenpeace

Dieselskandal: „Nur die Spitze des Eisberges“

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Erst waren angeblich nur Dieselfahrzeuge in den USA betroffen, nun geht es auch um Millionen Autos, die auf europäischen Straßen unterwegs sind. Was VWs Manipulation bei den Abgaswerten für Umwelt und Gesundheit bedeutet, erklärt Daniel Moser, Greenpeace-Experte für Verkehr.

Greenpeace: VW hat zugegeben, dass die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen in den USA jahrelang manipuliert wurden. Ist es denkbar, dass auch andere Hersteller in Europa mit so exorbitant falschen Messwerten arbeiten?

Daniel Moser: Wir wissen aus Erfahrung, dass die Testwerte in Europa nicht mit den realen Werten übereinstimmen. Gerade an großen Straßen sehen wir, dass die Werte für die Stickoxide immer wieder und in fast allen Großstädten überschritten werden. Deshalb ist zu befürchten, dass der Skandal in den USA nur die Spitze des Eisberges ist.

Vor zwei Jahren hatte Volkswagen nach der Greenpeace-Kampagne „VW: The Dark Side“ zugesagt, den CO2-Ausstoß  seiner Autos bis 2020 auf durchschnittlich 95 Gramm zu senken. Wirkt sich der aktuelle Skandal auch hierauf aus? 

Der inzwischen zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn hatte Greenpeace 2013 versprochen, die 95 Gramm „ohne Wenn und Aber“ einzuhalten. Doch nach dieser Woche wissen wir nicht mehr, was wir VW glauben dürfen und was nicht. Wer so viel kriminelle Energie an den Tag legt, um den Ausstoß giftiger Schadstoffe schön zu reden, lügt womöglich auch an anderer Stelle. Deshalb fordern wir VW auf, die internen Messwerte zum CO2-Ausstoß seiner Autos öffentlich zu machen, damit sie  überprüft werden können.

Was bedeutet der VW-Skandal für die Gesundheit der Menschen? Es geht ja immerhin global um bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit manipulierten Stickoxidwerten allein vom Hersteller VW.

Stickoxide sind hochgiftig und verursachen Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs. Die Gesundheit der Bevölkerung ist also massiv gefährdet – allein in Deutschland gibt es schon jetzt rund fünf Millionen Asthmakranke.

Welche politischen Konsequenzen sind aus dem Skandal zu ziehen?

Die Politik muss jetzt konsequent nicht nur alle Fahrzeuge kontrollieren lassen und sicherstellen, dass sie ihre Grenzwerte einhalten. Auch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, die die Werte überschreiten, sind notwendig. Nur so kann die Gesundheit der Bevölkerung geschützt werden.

Datum

Mehr zum Thema

Climate Strike Wir fahren Zusammen Berlin
  • 01.03.2024

Wenn der Bus nicht fährt, kann das auch am Personalmangel liegen. Beim Klimastreik am 1. März geht es um anstrengende Arbeitsbedingungen im ÖPNV und wie wichtig Bus und Bahn für den Klimaschutz sind.

mehr erfahren
Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 25.01.2024

Deutschland hat eines der dichtesten Autobahnnetze in Europa – und die meisten Bahnstrecken stillgelegt. Analyse zeigt: Wissing plant mehr Straßen als nötig, das zerstört auch natürliche CO2-Speicher.

mehr erfahren
Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 08.11.2023

Zehn Millionen Deutschland-Tickets werden jeden Monat verkauft. Auch Firmen nutzen das Angebot für ihre Mitarbeitenden. Aber die Erfolgsgeschichte ist in Gefahr, denn die Finanzierung wackelt.

mehr erfahren
Wasserbecken vor der Messe mit drei eingesunkenen Autodächern. Aktive im Wasser halten Banner: „Autoindustrie versenkt Klimaschutz“ und „Shrink Now Or Sink Later“
  • 05.09.2023

Die IAA will keine reine Autoshow mehr sein. Doch hinter der grünlichen Messefassade steckt weiter eine Branche mit klima- und naturschädlichem Geschäftsmodell.

mehr erfahren
Verkehrssituation an einer Kreuzung in Berlin: zwei Straßenbahnen, eine Bahnbrücke, Radfahrende und Fußgänger:innen
  • 05.09.2023

„Autofreie Innenstädte schaden dem Einzelhandel“ oder „Andere Länder treiben die Verkehrswende auch nicht voran“. Wir haben gängige Argumente gegen eine neue Mobilität eingeordnet.

mehr erfahren
Reisen mit der Bahn in Berlin
  • 20.07.2023

Bruchlandung für den Klimaschutz: Egal, ob Urlaubsreisen, Familienbesuche oder Businesstrips, bei der Wahl zwischen Zug- und Flugreisen entscheidet oft der Preis. Eine Vergleichsanalyse von Greenpeace

mehr erfahren