Jetzt spenden
Junge Menschen picknicken auf der Straße
© Gordon Welters / Greenpeace

Greenpeace-Mobilitätskonzept für Berlin: investieren in Fahrrad und ÖPNV

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Erdrückender Autoverkehr oder mehr Raum für Radfahrer, Fußgänger und spielende Kinder – Berlin muss sich entscheiden! Eine Studie zeigt: Eine neue Mobilität ist machbar.

„Arm, aber sexy“, warb Berlins ehemaliger Bürgermeister Klaus Wowereit für seine Stadt. Tatsächlich ist Berlin reich an Reizen: Die Metropole wächst rasant – bis zum Jahr 2030 werden vermutlich 300.000 weitere Bewohner dazukommen. Menschen, die zur Arbeit, in die Kneipe, ins Kino oder den nächsten Park wollen. Doch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) platzt bereits jetzt aus allen Nähten. Und ein Blick in die Unfallstatistik vergrault den zum Umsteigen auf das Rad Gewillten, ihren Plan umzusetzen.

Die Verkehrspolitik steht am Scheideweg: Setzt sie auf eine moderne Mobilität mit sicheren und mit dem ÖPNV gekoppelten Radwegen oder soll ein von Autos dominiertes, stinkendes Verkehrschaos das Stadtbild prägen? Ein heute von Greenpeace veröffentlichtes Mobilitätskonzept zeigt, dass die Stadt über gute Voraussetzungen für eine grüne Verkehrswende verfügt – aber zu wenig tut, um diese Chance zu nutzen. So ist zwar die Innenstadt recht gut durch den ÖPNV erschlossen, der Ausbau der Radwege aber zu zögerlich. Zudem schafft die Stadtplanung für die Bewohner der äußeren Stadtgebiete zu wenig Anreize, das Auto stehen zu lassen, so die Autoren.

Dicke Berliner Luft

Berlins Verkehrspolitik hat den gleichen Fokus wie nahezu alle deutsche Städte: das eigene Auto. Damit aber mindert die Stadt nicht nur die Lebensqualität: Wer will schon in einer Stadt wohnen, die das öffentliche Leben auf schmale Gehwege zwischen Häuserzeilen und Standblech pfercht? Der Senat riskiert auch Millionenstrafen aus Brüssel, weil die schlechte Luftqualität insbesondere durch Dieselfahrzeuge die EU-Kriterien verletzt. Ganz zu schweigen davon, dass die Invasion der Verbrennungsmotoren die Einhaltung der Klimaziele bedroht: So betrug der Anteil des Verkehrs an den CO2-Emissionen in Berlin im Jahr 1990 noch gut 17 Prozent, 2013 hingegen waren es fast 25 Prozent.

Wege zu einem besseren Leben

Dabei lassen sich laut Konzept des von Greenpeace beauftragten Stadtplanungsbüros Urban Catalyst Klimaschutz, Lebensqualität und eine wachsende Stadt gut miteinander verbinden. Vier Beispiele wie etwa die Umgestaltung der Berliner Sonnen- oder Bundesallee setzen abstrakte Vorderungen nach mehr Radwegen und mehr besserer ÖPNV-Anbindung praktisch um. Denn moderne Mobilität beinhaltet auch eine gute Durchmischung von Gewerbe und Wohnraum sowie Freizeitangeboten – vor allem aber muss sie an die Bedürfnisse der Anwohner angepasst sein. Der Schlüssel dazu ist, nach und nach den Autoverkehr aus den Städten zu verbannen: aus Parkplätzen werden Grünflächen für alle, aus Straßen Radwege oder Spuren für den öffentlichen Nahverkehr.

Eine besondere Rolle bei der Verkehrswende spielt der Ausbau des Radverkehrs: Er ist schnell und kostengünstig umsetzbar, und der Tritt in die Pedale verursacht kein CO2. Doch bislang investiert Berlin viel zu wenig: Während eine Stadt wie Kopenhagen etwa 20 Euro pro Kopf und Jahr in Fahrradinfrastruktur investiert, sind es in Berlin knapp zwei Euro. Daniel Moser, Experte für Verkehr bei Greenpeace, fordert vom Senat entschlosseneres Handeln: „Berlin muss Fahrradstadt werden. Das will nicht nur die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, es ist auch die einzige schnelle Lösung für Probleme wie schlechte Luft und mehr Klimaschutz.“

Zum Weiterlesen

Eine Initiative in Berlin will die Stadt fahrradfreundlicher machen: volksentscheid-fahrrad.de

Konzept für nachhaltige Mobilität in Berlin

Konzept für nachhaltige Mobilität in Berlin

Anzahl Seiten: 52

Dateigröße: 7.69 MB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Demonstrierende halten ein großes Banner: Das Wort Auto ist in dem Schriftzug Autobahn durchgestrichen
  • 05.10.2024

Deutschland will sein ohnehin dichtes Autobahnnetze um viele tausend Kilometer verlängern. Greenpeace-Recherchen zeigen Geldverschwendung und Umweltschäden bei großen Bauprojekten auf.

mehr erfahren
Klimastreik: Frau hält Schild "The 1 % Flies, Our Planet Dies. #BanPrivateJets"
  • 01.10.2024

Wohl längst nicht alle Privatflugzeuge bringen Manager:innen zu eiligen Geschäftsterminen. Eine Greenpeace-Recherche zeigt: Gerade im Sommer landen auffallend viele Privatjets an Urlaubsorten.

mehr erfahren
Auf der im Bau befindlichen Berliner Stadtautobahn A 100 legen Aktive ein 8 x 5 m großes Deutschlandticket neben ein ebenso großes Autobahn-Logo auf der Gegenfahrbahn
  • 23.09.2024

Mehr als elf Millionen verkaufte Deutschlandtickets. Auch Städte und Unternehmen nutzen das Angebot für Mitarbeitende. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren
Autobahn mit schnell fahrenden Autos
  • 16.08.2024

Ein Tempolimit ist eine schnelle und kostenfreie Methode, den Verbrauch von Autos zu senken - und es gibt weitere Vorteile.

mehr erfahren
Eine überdimensionierte Waage: auf der einen Seite der schwerer wiegende VW, auf der anderen Menschen, die ein Banner halten mit der Aufschrift 2Recht auf Zukunft
  • 25.07.2024

Kläger:innen fordern Volkswagen auf, die Produktion von klimaschädlichen Verbrennern bis Ende des Jahrzehnts einzustellen.

mehr erfahren
Installation eines abgestürzten Pkw, der einen EU-Flaggenmast beschädigt vor dem Brandenburger Tor
  • 15.07.2024

Volker Wissing lehnt alles ab, was auf der Straße CO2 spart. Andere Sektoren können die Klimabilanz des Verkehrsministers nicht dauerhaft retten. Das neue Klimaschutzgesetz wird daran nichts ändern.

mehr erfahren