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Greenpeace-Aktivisten protestieren in Paris gegen Öl, Absperrband mit Aufschrift "Illegal"
Simon Lambert / Greenpeace

Erfolg: Ölkonzern darf nicht in der Nähe des Amazonasriffs bohren

Ein Meilenstein zum Schutz des einzigartigen Amazonasriffs: Der Konzern Total darf in dem Gebiet nicht nach Öl bohren. Vor Ausbeutung sicher ist das Riff damit aber noch nicht.

Vor wenigen Jahren fanden Forscher ein besonderes Korallenriff an einem Ort, an dem die wenigsten danach suchen würden: vor der Küste Brasiliens, wo der Amazonas auf den Atlantik trifft. Riffe sind sehr empfindliche Gebilde mit speziellen Anforderungen an ihre Umwelt sind, ausgerechnet hier würde man darum keines erwarten. „Tropische Korallenriffe, wie wir sie klassischerweise kennen, brauchen vor allem eines: Sonnenlicht – und klares, sauerstoffreiches, nicht zu saures Meerwasser“, sagt Greenpeace-Expertin Sandra Schöttner. Keineswegs die Voraussetzungen, die im schlammigen Amazonasdelta herrschen – und darum ein Wunder der Natur.

Schnell war klar: Dieses Riff ist einzigartig, bisher jedoch kaum erforscht – und muss unbedingt vor Eingriffen durch die Ölindustrie geschützt werden. Nach einigen Etappensiegen dürfen Umweltschützer heute einen großen und wichtigen Erfolg feiern: Die brasilianische Umweltschutzbehörde IBAMA erteilt dem französischen Ölkonzern Total keine Erlaubnis für seine Bohrpläne nahe des Riffs.

Denn kaum entdeckt, war das Amazonasriff auch schon bedroht; mehrere Firmen planten Ölbohrungen vor der brasilianischen Küste. Ein unverantwortliches Risiko: Das Riff und seine Bewohner wären Lärm, Verschmutzung und der Gefahr von Ölunfällen ausgesetzt. Greenpeace machte sich an die Arbeit: Eine Expedition der Umweltschutzorganisation lieferte Anfang 2017 zusammen mit einem Forscherteam die weltweit ersten Bilder des Lebensraums am Riff, eine Kampagne zu dessen Schutz fand weltweit zwei Millionen Unterstützer. Eine weitere wissenschaftliche Expedition fand 2018 statt – wieder von Greenpeace zusammen mit Meeresbiologen. Sie ergab, dass das Riff noch viel größer ist als gedacht – und ein Teil zudem direkt in einem der Förderblöcke von Total liegt; also dort, wo der Ölkonzern bohren könnte, wenn er dürfte.

Signal an andere Ölkonzerne

Ihre Ablehnung der Bohrgenehmigung begründete Brasiliens Umweltbehörde damit, dass die von Total erstellte Umweltverträglichkeitsprüfung „schwerwiegende Ungewissheiten“ offenließe. So sei zum Beispiel nicht geklärt, inwiefern ein Ölunfall das Amazonasriff in Mitleidenschaft zöge. Greenpeace hat in der Vergangenheit konsequent auf die Unzulänglichkeiten der insgesamt vier Umweltverträglichkeitsprüfungen von Total hingewiesen.

Seit knapp zwei Jahren hat es sich Greenpeace zur Aufgabe gemacht, das Riff vor dem Expansionsdrang internationaler Ölkonzerne zu schützen. „Dieser Sieg ist ein Signal an andere Ölfirmen“, sagt Thiago Almeida von Greenpeace Brasilien. „Sobald Konzerne versuchen, Gebiete wie das Amazonasriff auszubeuten, stellen sich ihnen Millionen Menschen entgegen.“

Das wird auch weiterhin nötig sein: Mit der Niederlage von Total ist das Amazonasriff noch nicht geschützt. Nach wie vor versucht BP, sich Bohrlizenzen im Amazonasdelta zu sichern. Nach den neuesten Entwicklungen sieht das für den britischen Ölkonzern allerdings immer weniger erfolgversprechend aus.

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