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Luftaufnahme: Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, im Hintergrund ein weiteres
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Marode Öltanker gefährden Ostseeküste

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Gefahr durch Schattenflotte: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern bedrohen die Ostseeküste. Gut, dass immer mehr Tanker auf der EU-Sanktionsliste  stehen. Eine am 6. Oktober 2025 veröffentlichte Greenpeace-Analyse zeigt jedoch, dass die Anzahl dieser gefährlichen Schiffe stetig zunimmt. 

Die Gefahr passiert die beliebtesten Strände. Nur wenige Kilometer sind es von spielenden Kindern, tobenden Hunden und Tourist:innen in Strandkörben zu den Tankern der russischen Schattenflotte auf der Ostsee. Mitunter lassen sich die schrottreifen Kolosse von Warnemünde oder Kühlungsborn aus sogar mit dem Fernglas beobachten. Greenpeace hat im Oktober 2024 eine Liste mit besonders maroden und gefährlichen Tankern vorgeleg. Unter anderem mit diesen Schiffen hält Russland seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem Beginn der EU-Sanktionen seine Ölexporte aufrecht und finanziert so auch den Krieg gegen die Ukraine.

Auf dieser Liste stehen 192 marode Tanker, die weltweit Öl aus Russland transportieren und die Umwelt bedrohen. Im Greenpeace Datenportal gibt es weitere Informationen zur Liste und den zugrundeliegenden Kriterien. 

171 der 192 Tanker sind seit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren. Inzwischen hat die Europäische Union reagiert, mehrfach ihre Sanktionsliste für Tanker der Schattenflotte erweitert und dabei immer mehr Schiffe von der Greenpeace-Liste übernommen. Am 19. Juni 2025 beschlossen die Ostseeanrainer-Staaten sowie die Niederlande, Belgien und Großbritannien, konsequent gegen die russische Schattenflotte vorzugehen. Doch an der Umsetzung hapert es noch, wie eine am 6. Oktober 2025 veröffentlichte Analyse zeigt.

Erfolg: Immer mehr Tanker stehen auf der EU-Sanktionsliste

Ein Erfolg ist, dass die EU in den vergangenen Monaten in mehreren Schritten Sanktionen gegen die russische Schattenflotte erlassen:

  •  Von der Greenpeace-Liste wurden dabei im Dezember 2024 zunächst acht Schiffe übernommen. 

  • Am 24. Februar ergänzte die EU ihre Sanktionsliste um weitere 73 Schiffe. 

  • Am 14. Mai wurden weitere rund 200 Tanker sanktioniert.  

  • In ihrem 18. Sanktionspaket hat die EU dann am 18. Juli weitere 105 Tanker sanktioniert. Mittlerweile sind 444 Tanker der Schattenflotte in den EU-Sanktionspaketen gelandet.

    Von der Greenpeace-Liste der 192 gefährlichsten Tanker befinden sich inzwischen 150 auf der EU-Sanktionsliste, weitere 15 Tanker stehen auf den Sanktionslisten anderer Staaten (USA, UK). Das bedeutet, dass die Schiffe die Häfen der betreffenden Länder nicht mehr anfahren dürfen, und dass Unternehmen sie auch nicht mehr mit beispielsweise Ausrüstung und Proviant unterstützen dürfen.

Unter den Schiffen befindet sich auch die nunmehr im Rostocker Hafen liegende “Eventin”. Der Tanker war Anfang Januar in der Ostsee havariert, ihre Ladung von 99.000 Tonnen russischen Rohöls mit einem Wert von bis zu 40 Mio Euro wurde vom deutschen Zoll beschlagnahmt. 

Russland setzt auf illegale Geistertanker

Die russische Regierung reagiert auf den zunehmenden Druck gegen ihre Schattenflotte. Da es kaum noch Länder und Reeder gibt, die sich den harten Sanktionen, die auf Geschäfte mit der russischen Regierung folgen, aussetzen wollen, tauchen in der Ostsee vermehrt Tanker auf, die unter falscher Flagge fahren. Einige der Tanker sind sogar in keinem Flottenregister gemeldet. Das ist laut internationalem Seerecht illegal und kann von den Anrainerstaaten geahndet werden. Greenpeace beobachtet diese Entwicklung.

„Die fehlende Flaggenzugehörigkeit macht die maroden Geistertanker staatenlos und entkoppelt sie vom geltenden internationalen Seerecht - mit ausreichendem politischen Willen ließen sich diese Tanker nach internationalem Seerecht beschlagnahmen. Den russischen Ölexporten wäre so ein weiterer Riegel vorgeschoben“, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. 

Politiker:innen sind sich der Gefahr bewusst, die von den Geister-Tankern ausgeht. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) und die anderen Außenminister der Ostseeanrainerstaaten sowie Belgiens, der Niederlande und Großbritanniens hatten sich am 19. Juni dieses Jahres entschieden, konsequent gegen die russische Schattenflotte vorzugehen. Dennoch nimmt die Anzahl dieser gefährlichen Schiffe stetig zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Greenpeace-Analyse. Seit Juni dieses Jahres haben nach Greenpeace-Recherche 188 Tanker der Schattenflotte von  den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga mit Millionen Tonnen Rohöl die deutsche Ostseeküste passiert. 123 dieser Tanker standen auf den Sanktionslisten. 27 davon waren Geister-Tanker, in keinem Flottenregister gelistet und mit falscher Flagge unterwegs. 70 Tanker waren 20 Jahre alt oder älter und damit für den sicheren Transport von Rohöl nicht mehr geeignet.  

“Russland verhält sich mit den Geister-Tankern auf den Weltmeeren wie jemand, der einen LKW vom Schrottplatz holt und mit gefährlicher Ladung ohne Zulassung, Kennzeichen und Versicherung über die Autobahn brettert”, sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. “Außenminister Wadephul und Innenminister Alexander Dobrindt sollten vor allem die deutschen Küsten sichern. Seerechtler:innen der Bundesregierung müssen prüfen, ob Schiffen der Schattenflotte ohne Flagge das Recht auf Durchfahrt verweigert werden kann.”

Protestaktion zum dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine

Auf der Tankerwand steht "Risk", davor ein Schlauchboot mit Aktiven, die ein Banner halten "Oil kills".

Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern protestierten am 12. Februar 2025 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Die Aktion fand im Vorfeld des dritten Jahrestags des Beginns des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 statt. Von Schlauchbooten aus haben die deutschen, polnischen, schwedischen, dänischen und ukrainischen Umweltschützer:innen im betroffenen Seegebiet während der Vorbeifahrt der ´Prosperity´ “RISK!” (RISIKO!) in großen gelben Lettern an die Bordwand des Schiffes gemalt. Der 175 Meter lange Tanker hatte im russischen Ostseehafen Primorsk rund 40.000 Tonnen Öl geladen, fuhr unter der Flagge von Barbados und war auf dem Weg nach Aliaga, Türkei, das Schiff ist 19 Jahre alt und sollte nicht mehr für den Öltransport genutzt werden.

Die Schattenflotte beschäftigte auch die Umweltminister:innen der Bundesländer Ende November 2024. Käme es auf der Ostsee zu einer Ölkatastrophe, müssten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Aufräum- und Reinigungsarbeiten organisieren. Auch mit den negativen Folgen für den Tourismus wären die Länder direkt konfrontiert. Deshalb war der künftige Umgang mit der Schattenflotte auch Thema auf der Umweltministerkonferenz (UMK) im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler. Greenpeace- Aktive forderten dort ein starkes Signal von der UMK an die Bundestregierung. Vor dem Konferenzgebäude schichteten die Protestierenden 14 Ölfässer auf und wiesen mit einem Banner “Öl tötet!” auf die Gefahren der Schattenflotte hin.

Was sind Schattenflotten

Kurz erklärt

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Der Begriff „Schattenflotten” bezeichnet Schiffe oder ganze Flotten, die im Verborgenen – im Schatten – operieren und so ihre Aktivitäten verbergen oder verschleiern. Damit umgehen diese Schiffe Vorschriften. Eine Schattenflotte ist in der Regel an illegalen Aktivitäten wie Überfischung, Schmuggel oder dem Umgehen von Sanktionen beteiligt.

Die Tanker der russischen Schattenflotte sind oft alt und in schlechtem Zustand. Viele Tanker sind unzureichend versichert, sodass unklar bleibt, wer im Ernstfall für Schäden aufkommt. Teilweise sind nicht einmal aktuelle Seekarten an Bord.

Protest gegen russische Schattenflotte mit Ölfässern und einem Banner "Öl tötet"

Greenpeace-Aktive setzten sich bei der Umweltminister:innenkonferenz am 29. November 2024 für Maßnahmen gegen die gefährlichen Tanker ein.

Recherche belegt: Risiko einer Ölkatastrophe ist gestiegen

Eine Datenrecherche von Greenpeace aus dem September 2024 zeigte, dass viele der Tanker dabei Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne und den Fehmarnbelt kreuzten. Die Analyse belegte zudem: Während der gesamte Schiffsverkehr auf der Route seit Kriegsbeginn rückläufig ist, hatten die russischen Rohölexporte erheblich zugenommen. Seit Januar 2021 stiegen die Fahrten von Öltankern bis zum Recherchezeitpunkt um 70 Prozent. Gleichzeitig wurden die eingesetzten Schiffe im Schnitt immer älter. Lag das Durchschnittsalter der Tanker 2021 noch bei 8,9 Jahren, stieg es auf 16,6 Jahre im Jahr 2024. 

Um die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen, protestierten am 25. September 2024 zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock/Warnemünde. Auf Schlauchbooten demonstrierten sie mit dem Banner „Oil kills“ gegen die vorbeifahrende “Seagull”. Der 250 Meter lange Tanker hatte russisches Rohöl geladen und fuhr unter der Flagge der Cook Islands und ist auf dem Weg nach Indien. Das 2003 gebaute Schiff ist in der Vergangenheit durch technische Mängel am Feuerlöschsystem und an Rettungsmitteln aufgefallen.

Havarie würde Warnemünde, Fehmarn und Damp mit einer Ölpest bedrohen

Um das Ausmaß einer Ölkatastrophe greifbar zu machen, hatten Greenpeace-Aktive mit Peilsendern bestückte Bojen auf dem Wasser ausgesetzt - dort, wo viele russische Öltanker fahren. Zwei Bojen trieben binnen kurzer Zeit an Warnemünde vorbei und weiter zur Insel Fehmarn. Eine von ihnen erreichte nach ein paar Tagen die schleswig-holsteinische Küste bei Damp. Das Experiment zeigt: Käme es durch einen Tanker der russischen Schattenflotte zu einer Ölkatastrophe, wären weitreichende Gebiete betroffen, darunter zahlreiche Natur- und Vogelschutzgebiete an beliebten deutschen Ostseestränden.

Alle Tanker sind  unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert – für die Beseitigung von Schäden müssten dann alle, die Steuerzahlenden, aufkommen. Meeresexperte Thilo Maack betont, wie wichtig die Erweiterung der Saktionsliste ist: “Schiffe, die auf einer Sanktionsliste stehen, können ihre Ladung nicht mehr gegen US-Dollar verkaufen und fallen damit aus dem internationalen Ölhandel aus. Zudem dürfen die sanktionierten Tanker keine europäischen Häfen mehr anfahren.”

Greenpeace-Recherchen zur Schattenflotte

Datenrecherche: Stark erhöhte Umweltgefahr durch die Schattenflotte in der Ostsee

Das Bild zeigt einen Rohöltanker aus Russland in der Kadetrinne
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Wer auf Darß-Zingst oder Fehmarn Urlaub macht und ein gutes Fernglas dabei hat, kann sie zählen: die maroden, schlecht versicherten Tanker, die Russland für seine Ölexporte nutzt. Mit gefährlicher Ladung fahren sie täglich entlang der deutschen Ostseeküste. Greenpeace hat Schiffsdaten ausgewertet und zeigt: Das Risiko einer Ölkatastrophe war lange nicht so hoch. Zur Datenrecherche

Recherche zur Schattenflotte im Mittelmeer: Greenpeace deckt Sanktionsverstöße auf

Collage mit verschiedenen Satellitenaufnahmen von Schiff-zu-Schiff-Transfers
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Eine neue Greenpeace-Recherche zeigt: Die Umweltgefahr durch die russische Schattenflotte ist auch im Mittelmeer groß. Behörden in Italien greifen nicht ausreichend durch. Es kam bereits zu mehreren Sanktionsverstößen: In mehreren Fällen kontrollierten italienische Behörden verdächtige Schiffe nicht oder nur unzureichend, obwohl dies in internationalen Regelwerken und EU-Verordnungen vorgeschrieben ist. So konnten sanktionierte Schiffe in italienische Häfen einlaufen und dort entladen werden. Zur Recherche

Maßnahmen zum Schutz vor Ölpest notwendig

Die Gefahr durch russische Öltransporte ist durchaus bekannt. In Deutschland machen sich viele Menschen Sorgen um die Sicherheit vor der deutschen Ostseeküste. Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian vom 25. bis 27. September 2024, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat, befürworten 87 Prozent der 1005 Befragten eine Lotsenpflicht. Viele Tanker fahren derzeit ohne ortskundige Unterstützung durch schwer zu navigierende Gebiete mit hohem Verkehrsaufkommen. 84 Prozent der Befragten befürworten ein Verbot der Durchfahrt für Tanker, die nicht ausreichend versichert sind, um für die Schäden eines Ölunfalls aufzukommen. Den Transport von russischem Öl mit Tankern entlang der deutschen Küste sehen 71 Prozent als großes und sehr großes Problem an.

“Die Bundesregierung hat die Pflicht, die Küsten vor einer Ölpest zu schützen", sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. Wir fordern eine Lotsenpflicht, um eine sichere Passage durch viel befahrene Routen zu gewährleisten, ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit.”  

>>> Die Arbeit zu alten Öltankern geht weit zurück. So dokumentierte Greenpeace etwa im Jahr 2003 die Gefahr für die Ostseeküste, ebenso wie in den Jahren 2001 und 2002.

(Den Artikel haben wir am 25. September 2024 veröffentlicht und seitdem mehrfach aktualisiert.)

Bearing Witness to the Seismic Testing in the Ionian Sea, in Greece
© Nicoletta Zarifi / Greenpeace

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