Jetzt spenden
Das AKW Neckarwestheim I in Baden-Württemberg gehört zu den ältesten Reaktoren in Deuschland. 11/16/2009
Paul Langrock / Zenit / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Der SWR zitiert einen Sprecher des Ministeriums mit den Worten: Wieder einmal werden die Tatsachen verdreht und damit Ängste geschürt und die Menschen mit haltlosen Vorwürfen verunsichert. Der EnBW-Antrag habe ausschließlich auf eine weitere Erhöhung der Sicherheit abgezielt. Die Anlage könne auch ohne die genannten Verbesserungen sicher betrieben werden. Greenpeace betreibt verantwortungslose Panikmache.

Greenpeace hat die Fakten auf den Tisch gelegt, die die Ministerin zurückhält. Dort werden Sicherheitsnachrüstungen für Neckarwestheim 1 mit Sofortvollzug beantragt - unternommen wurde trotzdem nichts, sagt Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl.

Tanja Gönner verstrickt sich in Widersprüche, vielleicht sollte sie den Antrag erstmal lesen, bevor sie sich in dieser Art und Weise äußert. Wir fordern sie nochmals auf zu erklären, warum sie eine Erhöhung der Sicherheit verhinderte und den Antrag in der Schublade verschwinden ließ.

Meldung vom 23.2.2011, 7:00 Uhr

Greenpeace veröffentlicht geheimgehaltenen EnBW-Antrag

Die sofortige Vollziehung der beantragten Änderungsgenehmigung sei zwingend erforderlich. Das schreibt der Energiekonzern EnBW am 5. September 2007 an das Umweltministerium Baden-Württemberg. Worum geht es? Um Sicherheitsnachrüstungen im Alt-AKW Neckarwestheim 1. Was macht Umweltministerin Tanja Gönner? Nichts.

Zumindest nichts, was die Nachrüstungen angeht. Am 16. Februar dieses Jahres drohte die Ministerin öffentlich, Neckarwestheim 1 stillzulegen, wenn EnBW keinen Nachrüstplan vorlege. Ein reines Ablenkungsmanöver. Seit fast dreieinhalb Jahren liegt der Antrag auf Nachrüstung bei Tanja Gönner, seit fast dreieinhalb Jahren verschleppt sie die Bewilligung.

Neckarwestheim 1: Neun Jahre mehr trotz Mängeln

Dabei geht es um einen der ältesten und störanfälligsten Meiler Deutschlands. Gemäß früherem Atomkonsens hätte Block 1 im Januar 2011 abgeschaltet werden müssen. Durch die Laufzeitverlängerung darf er noch bis 2020 Strom produzieren.

Block 1 weist bedingt durch seine Bauart Sicherheitsmängel auf, die kaum zu beheben sind. Die Umsetzung der von EnBW beantragten Maßnahmen würde das Sicherheitsniveau aber zumindest teilweise an den Standard jüngerer Reaktoren angleichen. So soll eine über 1500 Quadratmeter große Halle für die räumliche Trennung der Notstromdiesel sorgen, damit im Ernstfall nicht alle Diesel gleichzeitig ausfallen. Weitere Maßnahmen dienen der Sicherung bei Leckagen im Kühlkreislauf. Bei neueren Anlagen gehören alle beantragten Nachrüstungen zum Standard.

Der Konzern weist in seinem Antrag darauf hin, dass das öffentliche Interesse an jeder sicherheitstechnischen Optimierung sehr hoch einzuschätzen sei. Wenn sogar der Betreiber EnBW trotz der Kosten nachrüsten will, warum lässt Tanja Gönner das Unternehmen nicht gewähren?, fragt Tobias Riedl, Atomexperte von Greenpeace.

Atomaufsicht ohne Sicherheitsbewusstsein

Tanja Gönners Atomaufsicht orientiert sich offenbar nicht an bestmöglicher Sicherheit. Damit ist sie als oberste Atomaufsicht des Landes denkbar ungeeignet. Mit ihrer unkritischen Einstellung nimmt sie die Gefährdung der Menschen in Baden-Württemberg in Kauf, so Riedl. Das Papier zeigt klar, dass es erhebliche Sicherheitsmängel in Neckarwestheim gibt. Das scheint der Atomfreundin Gönner nicht ins Konzept gepasst zu haben.

Riedl fordert die Ministerin auf, alle Sicherheitsmängel des Reaktors umgehend und lückenlos offenzulegen. Und die Ministerin muss jetzt begründen, warum sie eine Erhöhung der Sicherheit verhindert hat und das Papier in der Schublade verschwinden ließ. Dass nicht einmal die gröbsten Risiken beseitigt wurden, ist höchst fahrlässig und gefährlich.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.

Tschornobyl

Tschornobyl ist bekannt für die Katastrophe von 1986. Eine radioaktive Wolke verseuchte damals die Region und zog über Europa. Am 26. April jährt sich der Super-GAU zum 39. Mal.

mehr erfahren über Tschornobyl
Tschornobyl Tour zum 30. Jahrestag

Der Sarkophag in Tschernobyl

Seit 2006 schützte ein Sarkophag die Umwelt vor der Ruine von Tschornobyl. Ein russischer Drohnenangriff beschädigte ihn schwer, die IAEO bestätigt: er ist jetzt undicht.

mehr erfahren über Der Sarkophag in Tschernobyl
Der Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben 01/21/2011

Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren

Ein maroder Salzstock im niedersächsischen Gorleben war jahrzehntelang als Endlageroption für hoch radioaktiven Müll ausersehen. Aus politischen Gründen. Denn fachlich war klar: sicher ist er nicht.

mehr erfahren über Salzstock Gorleben: Zum Endlager erkoren
Ein Atomfass steht auf einer Wiese

Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?

Die Suche nach einem Endlager für hochradioaktivem Atommüll zeigt: Es ist nicht einfach. Über Licht und Schatten des Standortauswahlgesetzes.

mehr erfahren über Endlagersuche: Wohin mit dem Atommüll?
Arbeiter in Gorleben 1994

Die Akte Gorleben

Die Ernennung Gorlebens zum Endlagerstandort erfolgte aus politischen Gründen, nicht wegen Tauglichkeit. Das zeigen Originaldokumente, die Greenpeace 2010 der Öffentlichkeit zugänglich macht.

mehr erfahren über Die Akte Gorleben
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht

9 Fakten über Atomkraft

Auch wenn immer wieder eine “Renaissance” herbeigeredet wird: die Fakten sprechen gegen Atomkraft. Denn sie ist und bleibt unsicher, unzuverlässig, gefährlich, dreckig und teuer. Punkt. Aus.

mehr erfahren über 9 Fakten über Atomkraft