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Greenpeace-Projektion am AKW Isar 1, November 2009
Thomas Einberger / Greenpeace

AKW Isar 1 nach Panne abgeschaltet

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Ein undichtes Brennelement im Atomkraftwerk Isar 1 hat zum Abschalten des Reaktors geführt. Betreiber E.ON teilte mit, Block 1 bleibe für zehn Tage vom Netz. Isar 1 ist das älteste bayerische Atomkraftwerk und seit 1977 am Netz. Erst in der vergangenen Woche war ein Transformator in einem Notstromaggregat ausgefallen.

Ein unbeschädigtes Brennelement hat eine wichtige Barrierefunktion, erklärt der Atomphysiker Heinz Smital. Sie soll verhindern, dass Radioaktivität in den Kühlkreislauf gelangt. Isar 1 ist ein Siedewasserreaktor. Bei Siedewasserreaktoren ist ein undichtes Brennelement besonders kritisch, weil es, anders als in einem Druckwasserreaktor, keinen primären und sekundären Kühlkreislauf gibt. Die Radioaktivität kann daher direkt in das Maschinenhaus und zur Turbine gelangen.

Der Stromversorger E.ON hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die Abschaltung rein vorsorglich erfolge, eigentlich aber nicht notwendig sei. Sie sei ein Zeichen der erhöhten Sicherheitskultur. Dem hält Greenpeace-Experte Smital entgegen, es sei einfach selbstverständlich, dass der Reaktor in einem solchen Fall sofort abgeschaltet und nach dem Fehler gesucht werde: Auf eine gute Sicherheitskultur lässt die Serie von Defekten nicht schließen. Die alten Siedewasserreaktoren stellen eine echte Gefährdung für Umwelt und Menschen sogar noch in größeren Entfernungen dar.

Der alte Meiler Isar 1 gehört zu den verwundbarsten deutschen Atomkraftwerken. Beim Absturz eines Verkehrsflugzeugs auf das Reaktorgebäude wäre ein Kernschmelzunfall sehr wahrscheinlich. Greenpeace hat 2009 berechnet, welche Folgen ein solcher Unfall für die Menschen im Umkreis des AKW hätte: Schon innerhalb weniger Stunden wäre die radioaktive Kontamination um das Tausendfache höher als die behördlichen Grenzwerte, die zu einer Evakuierung führen würden. Eine tödliche Dosis, die über die Luft käme. Auch geschlossene Räume böten keinen Schutz.

Gemeinsam mit Anwohnern hatte Greenpeace bereits Ende 2001 einen Antrag auf Widerruf der Betriebsgenehmigung gestellt. Der Antrag wurde im Sommer 2009 erneuert. Da keine Reaktion erfolgte, reichte Greenpeace im September 2009 eine Untätigkeitsklage gegen die Atomaufsicht ein. Doch anstatt dem Schutz der Bürger Vorrang zu geben, will die Koalition aus Union und FDP die deutschen Atomkraftwerke länger als vorgesehen laufen lassen - auch die alten Meiler wie Isar 1.

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