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Horizont über dem Regenwald in Tasmania
© Markus Mauthe / Greenpeace

Keilschwanzadler über der Schutzstation

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Wie gern würden Sie in 65 Meter Höhe auf einer schlichten Holzplattform nächtigen? Es gibt Menschen, die sich dadurch nicht um ihren Schlaf bringen lassen. Der 21-jährige Jannes Stoppel aus Lüneburg zählt zu diesen Menschen und frönt seiner Leidenschaft gegenwärtig am anderen Ende der Welt vor Australien, auf der Insel Tasmanien. 

Jannes, ehrenamtlich für Greenpeace tätig, ist dort gerade als Wachablösung auf der Global Rescue Station eingetroffen, die Greenpeace zusammen mit der lokalen Umweltschutzgruppe The Wilderness Society im Wipfel eines uralten Eukalyptusbaumes eingerichtet hat. Der Baum selbst ist höher als ein 25-stöckiges Haus, was allerdings keine Seltenheit unter den dortigen Eukalyptusbäumen darstellt. Sie zählen zusammen mit den nordamerikanischen Redwood-Bäumen zu den höchsten der Welt.

Die Rettungsstation im Dach des Waldes besteht seit nunmehr 112 Tagen. Sie befindet sich im Styx-Valley, in dem man noch unberührten Urwald erleben kann. Doch diese Idylle ist in Gefahr: Viele Baumriesen im Styx-Urwald sind akut von der Abholzung bedroht. Bereits heute werden allein im Styx-Tal jedes Jahr rund drei bis sechs Quadratkilometer Wald zerstört. Ein Großteil der geschlagenen Bäume wird zu so genannte Holz-Chips verarbeitet und nach Japan exportiert, wo daraus Papier entsteht.

Und die Vernichtung soll weiter gehen: Die Regierung Tasmaniens und die Holzfirma Gunns Ltd. planen in den kommenden Monaten eine weitere Ausweitung des Holzeinschlags im Styx-Tal. Gunns Ltd. ist die größte Holzfirma Australiens und das weltgrößte Unternehmen, das Hartholzspäne (Chips) herstellt. Gunns ist verantwortlich für die drohende Zerstörung des Styx-Urwalds sowie die Vernichtung von Wäldern in anderen Teilen Tasmaniens.

Um zu verhindern, dass dieses Schicksal auch den 85 Meter hohen Urwaldriesen trifft, hat Jannes seinen Posten bezogen. Er nimmt teil an der bisher längsten und höchsten Baumbesetzung der Welt. Er erklärt seinen Einsatz: Die Lungen unser Kinder, majestätische Bäume, einige der größten blühenden Lebewesen der Erde, unberührte Wälder - Zuhause unzähliger Arten. Kann Geld das Wert sein? Der Mensch hat genug zerstört, es reicht!

Auge in Auge mit dem Adler

Holzfirmen wie Gunns nutzen in Tasmanien eine Rodungsmethode, die in anderen Ländern längst verboten ist: den so genannten Kahlschlag. Das Vorgehen ist zerstörerisch, die Folgen sind irreparabel. Wertvolles Nutzholz wird geschlagen und abtransportiert, der Rest des Waldes von Bulldozern platt gewalzt. Die gerodete Fläche wird anschließend aus der Luft mit brennbaren Chemikalien besprüht, um ein vollständiges Abbrennen sicherzustellen.

Die Wälder in Tasmanien werden von dem Menschen brutal vernichtet, ausgelöscht. Wie so vieles Andere, kritisiert Jannes. Doch mit dem Engagement von Greenpeace und der Wilderness Society, vielen Unterstützern und aufgeweckten Köpfen rund um den Globus, können wir nicht nur einen Teil der Wälder in Tasmanien für die Kinder dieser Welt erhalten, sondern auch anderswo aufstehen und das, was wir zum Leben brauchen, erhalten.

Inzwischen konnte Jannes auch schon die ersten Eindrücke von der bedrohten Naturschönheit gewinnen. Während eines kleinen Ausfluges sah er rund 100 Meter vor sich einen majestetischen Vogel aufsteigen. Mit einer Flügelspannweite von mindestens zwei Metern flog er, wenige Meter über dem Boden, direkt auf Jannes zu, so dass dieser dem Tier direkt in die Augen sehen konnte. Dann verschwand der Greifvogel langsam in der Ferne. Es war der König der tasmanischen Lüfte, ein Wedge-Tailed Eagle - ein Keilschwanzadler.

Diese riesigen Vögel sind vom Aussterben bedroht, genauso wie Oppossum und Wombat. Grund: Von den ursprünglichen Urwäldern Tasmaniens existieren heute nur noch rund ein Viertel. Ein Drittel davon sind von der Abholzung bedroht. Doch das Sterben geht auch nach dem Kahlschlag weiter. Nach der Neuaussaat von Baumkeimlingen wird Gift ausgelegt, um Jungpflanzen abgrasende Opossums und Wallabis zu töten. Zusätzlich fallen den vergifteten Karotten unvermeidlich andere wild lebende Tiere zum Opfer.

Die gerodeten Flächen werden meistens mit Profit versprechenden Baumarten wieder aufgeforstet. Ein Großteil des zerstörten Urwalds verwandelt sich auf diese Weise in kommerziell genutzte Plantagen - das Ende der vormaligen biologischen Vielfalt.

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