Jetzt spenden
Für das Palmöl in Kitkat sterben in Indonesien Urwälder und Orang-Utans 04/15/2010
Andreas Varnhorn / Greenpeace

2010 Erfolg Nestlé-Kampagne

Interview mit Wald-Kampaignerin Corinna Hölzel über die Palmöl-Kampagne

Vor neun Monaten, im März 2010, startete Greenpeace eine internationale Palmöl-Kampagne gegen den Lebensmittelriesen Nestlé. Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung forderte Greenpeace - und Nestlé gab nach. 

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Vor neun Monaten, im März 2010, startete Greenpeace eine internationale Palmöl-Kampagne gegen den Lebensmittelriesen Nestlé. Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung forderte Greenpeace - und Nestlé gab nach. Corinna Hölzel hat als Wald-Expertin die Kampagne begleitet und berichtet im Interview, was sich seitdem bei Nestlé getan hat. 

Online-Redaktion: Corinna, was war der Grund für die Kitkat-Kampagne?

Corinna Hölzel: Nestlé, der weltweit größte Lebensmittelkonzern, verarbeitete in seinen Produkten Palmöl von Sinar Mas. Sinar Mas - das ist der größte Produzent in Indonesien und gleichzeitig der massivste Urwaldzerstörer mit einer langen Liste von illegalen Aktivitäten und Landrechtskonflikten. Im April 2010 startete Greenpeace in rund 30 Ländern eine Kampagne gegen Palmöl aus Urwaldzerstörung bei Nestlé.

Online-Redaktion: Warum hat die Kampagne so großes Aufsehen erregt?

Corinna Hölzel: Auslöser war unser viraler Kitkat-Spot Give the Orang-Utan a break, den Nestlé umgehend zensieren wollte. Die Internet-Community reagierte mit einem Aufschrei und katapultierte unser Video mitsamt seiner Botschaft von der Urwaldzerstörung in Indonesien in die Online-Welt. Als Nestlé seine Kitkat-Seite auf Facebook sperrte, weil sich die Fans des Schokoriegels kritisch zur Herkunft der Inhaltsstoffe äußerten, wuchs der Unmut an und übertrug sich auf die Straße: Tausende von Verbrauchern und Aktivisten weltweit forderten Nestlé auf, ihre Geschäftsbeziehungen mit Sinar Mas zu beenden. Es gab Unterschriftensammlungen, Postkarten, eine Twitterwall vor der Nestlé-Zentrale, Straßenaktivitäten und Labelaktionen, bei denen Greenpeace-Aktivisten Kitkat-Riegel in Supermärkten mit einem Protestaufkleber beklebten.

Online-Redaktion: Nestlé hat schließlich eingelenkt - was genau hat der Konzern zugesichert?

Corinna Hölzel: Die gute Nachricht: Dieser Druck von allen Seiten führte nach einigen Wochen zur Kündigung der direkten Verträge mit Sinar Mas. Nach zwei Monaten, am 17. Mai, legte Nestlé dann einen umfangreichen Aktionsplan vor, wie zukünftig Rohstoffe aus Urwaldzerstörung in ihren Produkten ausgeschlossen werden können.

Online-Redaktion: Was beinhaltet der Aktionsplan?

Corinna Hölzel: Um diesen Plan umzusetzen, hat der Konzern "The Forest Trust" (TFT) beauftragt. Gemeinsam mit dieser Nichtregierungsorganisation entwickelte Nestlé Richtlinien und prüfte, ob seine Lieferanten diese auch erfüllen können. Zukünftig gibt es nur noch Verträge mit Firmen, die den Anforderungen entsprechen. Diese Richtlinien sollen besonders schützenswerte Gebiete, Torfwälder und Gegenden mit hohem Kohlenstoffgehalt identifizieren und vor der Umwandlung in Plantagen bewahren. Von dort darf zukünftig keine Ware mehr in Nestlé-Produkten landen.

Online-Redaktion: Was macht Greenpeace?

Corinna Hölzel: Greenpeace verfolgt die Umsetzung des Aktionsplans sehr genau. Es gibt regelmäßige Telefonkonferenzen und Treffen mit Nestlé und TFT.

Die Greenpeace-Experten verfolgen die Fortschritte und überprüfen, ob der Aktionsplan auch sein Ziel erreichen wird.

Online-Redaktion: Wie ist der aktuelle Stand?

Corinna Hölzel: Die Gespräche mit den Lieferanten sind mittlerweile abgeschlossen, jeder ist über die neuen Anforderungen informiert. TFT ist jetzt dabei, die Plantagen in Indonesien zu bewerten, von denen Nestlé Palmöl oder Holz für Papier bezieht. Palmöl und Papier für Verpackungen sind die ersten Produkte, für die die neuen Richtlinien umgesetzt werden. Andere Rohstoffe wie Soja, Fleisch und Kakao werden in den nächsten Jahren folgen.

Online-Redaktion: Ist die Waldkampagne abgeschlossen?

Corinna Hölzel: Im Gegenteil, unsere Kampagne zum Schutz des indonesischen Regenwaldes geht weiter! Da Sinar Mas auch im Papiersektor ganz vorne mitspielt und Regenwald für seine Papierfabriken abholzt, haben mehrere Firmen bereits ihre Verträge mit Sinar Mas gekündigt. Als jüngster Erfolg der Arbeit hat Adidas aufgrund von Greenpeace-Reports Konsequenzen gezogen: Ab März 2011 wird der Sportartikelhersteller seine Schuhkartons nicht mehr aus Sinar Mas-Papier herstellen. Ein Riesenerfolg für unsere internationale Arbeit, an den wir auch 2011 anknüpfen werden!

 

  • Twitterwall vor der deutschen Nestlé-Zentrale in Frankfurt 04/15/2010

    Twitterwall vor Nestlé-Zentrale

    Überspringe die Bildergalerie
  • Abgeholzter Regenwald in Indonesien, 26.04.2010

    Abgeholzter Regenwald

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Wald-Expertin Corinna Hölzel 2009

    Corinna Hölzel

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/klima-sucht-kanzler

Klima sucht Kanzler!

In Kürze entscheidet sich auf der Welt-Klimakonferenz in Brasilien, ob wir der Zerstörung des Amazonasgebiets und der Klimakrise Einhalt gebieten. Fordere die CDU-Abgeordneten dazu auf, sich bei Kanzler Merz für eine Führungsrolle Deutschlands beim Klimaschutz einzusetzen.

Protestmail senden
Collage Friedrich Merz links, Amazonas-Waldbrand rechts

Mehr zum Thema

Drohnenbild der Rainbow Warrior mit Protestplakat "Action Justice Hope" vor dem Regenwald

Alles zur Weltklimakonferenz COP30

Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.

mehr erfahren über Alles zur Weltklimakonferenz COP30
"Amazonia" Travelling Letters in Berlin

“Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”

Die Zerstörung durch Agrarunternehmen ist rasant. Otacir Terena spricht anlässlich der COP30 über verlorene Seen, sterbende Fische und was der Schlüssel zur Rettung des globalen Klimas ist.

mehr erfahren über “Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”
Faultier in Großaufnahme

So spannend sind die entspannten Tiere!

Am Internationalen Tag des Faultiers feiern wir den Meister der Entschleunigung – mit sechs überraschenden Insights über das wohl gelassenste Tier der Welt.

mehr erfahren über So spannend sind die entspannten Tiere!
Bullenstatue in New York und Scheißhaufen mit Flagge. Darauf steht: JBS: Just Bull Sh**

"Kuhwäsche"

Neue Greenpeace-Recherche: Wie der größte Fleischkonzern der Welt von Regenwald-Zerstörung profitiert

mehr erfahren über "Kuhwäsche"
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft

Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit

Greenpeace deckt auf: Trotz klarer Warnungen bezieht Ikea weiter Holz aus den Karpaten – und gefährdet Europas letzte Wildnis.

mehr erfahren über Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit
Bauer in seinem Soja-Feld

Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium

Brasiliens Soja-Moratorium bedroht! Das Abkommen galt als Meilenstein gegen Abholzung und für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

mehr erfahren über Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium