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Hitzige Debatten bestimmen die 55. Tagung der Internationalen Walfangkommission in Berlin. Die Initiative Australiens und Neuseelands, eine weitere Schutzzone für Wale im Südpazifik einzurichten, fand trotz Unterstützung durch alle betroffenen Südpazifik-Staaten keine ausreichende Mehrheit. Ebenso zum Scheitern verurteilt war der Vorstoß Brasiliens und Argentiniens für einen Schutzpark im Südatlantik.
Der Skandal: Wieder hat sich Japan - wie schon in den vergangenen Jahren - die Sperrminorität zusammengekauft. Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack nennt es nicht hinnehmbar, dass ein einzelner Mitgliedsstaat sich auf diese Weise die Kontrolle über ein internationales Gremium verschafft.
Was unter Tier- und Artenschützern zurzeit ebenfalls für besondere Aufregung sorgt: Auf der einen Seite kämpft Japan massiv dafür, wieder mehr Wale töten zu dürfen. Auf der anderen Seite ist gerade in jüngster Zeit Walfleisch in japanischem Tierfutter nachgewiesen worden. Die Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS), die Environmental Investigation Agency (EIA) und die Humane Society of the United States (HSUS) haben am Mittwoch auf der IWC bekannt gegeben, dass in mehreren untersuchten Tierfutterdosen aus Japan Fleisch von Minkewalen und Delfinen gefunden wurde.
Die Nachfrage nach Walfleisch und -speck für den menschlichen Verzehr geht wegen der hohen Schadstoffbelastung immer mehr zurück. Längst gibt es in Norwegen Depots von Fleisch und Speck, die nicht mehr abgebaut werden können. Auch in Japan warnen Wissenschaftler inzwischen vor dem Verzehr. Doch die Jagd geht weiter. Wenn nicht für den Menschen, dann eben für Hundefutter?
Die Diskussion um den langen und qualvollen Tod der großen Wale durch die Tötungsmethoden unter anderem auch der japanischen Walfänger hat die Delegation aus Tokio sich erspart. Aus Protest gegen den Erfolg der Berlin Initiative am Vorabend verließ sie am Dienstagvormittag gemeinsam mit den Karibikstaaten den Saal.
Immerhin: Auch Japan kam mit seinem Antrag, das Walschutzgebiet in der Antarktis aufzuheben, glücklicherweise nicht durch. Der Schutzpark, der seit 1994 besteht, ist damit für weitere zehn Jahre gesichert.
Größter Erfolg der diesjährigen IWC-Tagung bleibt auch nach jetzigem Stand der Etappensieg der Walschutz-Befürworter vom Montag: Die Mehrheit der Mitgliedsstaaten hat für die so genannte Berlin Initiative gestimmt. Sie haben damit den Weg frei gemacht für eine Neuorientierung der IWC zum Schutz aller Wale vor allen Gefahren, die den Meeressäugern drohen. Diesen Beschluss mit Leben zu füllen, sieht Maack als die größte Aufgabe an, der sich die IWC jetzt stellen muss. (sit)
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