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Lachs aus Bio-Aquakulturen ist eine bessere Wahl
Nigel Marple/Greenpeace

Nachhaltiger Fischverzehr: Wie geht das?

Fisch ist gesund, lecker und hält schlank. Lachs, Forelle, Heringssalat oder Karpfen gehören vielerorts auf den Tisch. Doch wie nachhaltig ist der Konsum von Lachs oder Hering angesichts dramatisch überfischter Weltmeere? Kleiner Ratgeber zum Fischkauf.

Karpfen ja – Schillerlocken nein

Zunächst ist die Beschränkung des Fischkonsums auf besondere Tage ein erster richtiger Schritt, denn in unseren Meeren ist der Fischbestand häufig in großer Gefahr. Fisch sollten wir daher nur zu ganz besonderen Gelegenheiten essen. Ebenfalls positiv: Zu speziellen Anlässen scheinen wir auch bereit zu sein, mehr Geld für unser Essen auszugeben, welches dann hoffentlich auch eine höhere Qualität besitzt und nachhaltiger erzeugt wurde.

Uneingeschränkt empfehlenswert ist aus Greenpeace Sicht nur der Verzehr von Karpfen. Thunfisch, Hering und Kabeljau/Dorsch sollte hingegen aus ganz bestimmten Gebieten stammen und mit ganz bestimmten Fangmethoden gefangen worden sein. Supermarktprodukte erfüllen diese Standards häufig nicht. Ganz verzichten sollte man auf Aal, Seezunge, Schillerlocke, Krebsscheren und Nordseekrabben. 

Lachs und Forelle aus konventionellen Aquakulturen meiden

Lachs, zum Beispiel aus norwegischer, konventioneller Aquakultur – wie er häufig in den Regalen der Supermärkte zu finden ist – wird nach wie vor mit wild gefangenen Fischen gefüttert. Die größte Fischerei der Welt, an der Westküste Südamerikas, fängt jährlich zwischen fünf und sechs Millionen Tonnen Sardellen, von denen 99.9 Prozent vermahlen, verkocht und zu Pellets und Fischöl verarbeitet werden. Dieses Fischfutter wird dann mit dem Schiff zu hunderttausenden Tonnen nach Europa transportiert.

Damit es auf dem Weg nicht ranzig wird, muss es mit Antioxidantien behandelt werden. Früher wurde dazu z.B. die Chemikalie Ethoxyquin genutzt, die im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Mittlerweile ist Ethoxyquin zwar verboten, dafür werden andere, ähnlich verdächtige Konservierungsmittel eingesetzt. Auch Antibiotika kommen zur Krankheitsvorbeugung in den Lachszuchten zum Einsatz. Einzige Ausnahme sind die Bio-Aquakulturen. Hier werden weder Chemikalien noch Antibiotika verwendet. Wildlachs kann ebenfalls eine ökologisch vertretbare Alternative sein. Händler:innen sollte wissen, woher ihr Wildlachs stammt.  

Forelle: Am häufigsten kommen die herkömmlich angebotenen Forellen aus nicht nachhaltiger, nicht zu empfehlender Aquakultur aus Südosteuropa, für die das Gleiche gilt wie für Lachs. Ökologisch nachhaltig, artgerecht und lokal erzeugte Forellen haben ihren Preis, sind aber aus unserer Sicht die einzig empfehlenswerte Wahl. Häufig gibt es diese nur bei Fischhändler:innen. 

Labortechnikerin und Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack

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Hering: je nach Herkunft

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Heringssalat: Für den Einkauf mit gutem Gewissen ist ein Blick auf die Herkunft und die Fangmethode notwendig. In der westlichen Ostsee beispielsweise ist der Bestand komplett eingebrochen. Der Heringsfang müsste dort eigentlich komplett eingestellt werden. Dieses gilt nicht für einige Bestände aus dem Nordostatlantik (Keltische See). Da die Art in großen Schwärmen vorkommt, kann sie fast ohne den Fang von so genannten Beifängen (nicht beabsichtigte Fänge) aus dem Meer geholt werden (Foto: Fischtrawler Helen Mary). “Sortenrein” nennt das der Bundesmarktverband der Fischwirtschaft. Übrigens gibt es mittlerweile in fast jedem Biomarkt phantastische, dem Geschmack von Heringssalat in nichts nachstehende pflanzliche Alternativen. 

Händler:innen fragen, Neues probieren

Beim Fischkauf bieten leider auch die aktuellen Fischsiegel keine eindeutige Orientierungshilfe. Selbst das Marine Stewardship Council MSC toleriert in einigen Fällen Fischereien, die nicht nachhaltig arbeiten, und wäscht sie damit grün. Wer Fisch verzehren möchte, sollte ihn besser bei lokalen Händler:innen des Vertrauens kaufen und nach der Herkunft fragen. Händler:innen sollten wissen, woher ihr Fisch kommt und wie er gefangen wurde. Nachhaltige Wildfischerei kann zum Beispiel mit Hand- und Angelleinen oder Reusen geschehen. Die Möglichkeiten, Aquakulturen nachhaltiger zu gestalten, sind auch längst nicht ausgeschöpft.

Ein positives Beispiel für innovative und nachhaltige Fischzucht sind Aquaponikfarmen, die Fischzucht und Gemüseanbau kombinieren. Dort dienen die Exkremente und Abwässer der Fische als Dünger für die hauseigene Pflanzenzucht – Ziel ist das Schließen der Stoffkreisläufe. Noch befinden sich solche Projekte im Entwicklungsstadium, die Hoffnung in ihre kommende Wirtschaftlichkeit ist aber groß. 

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Wenn wir den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels entrinnen und die Vielfalt der Arten erhalten wollen, müssen bis 2030 mindestens 30 Prozent unserer Ozeane strikt unter Schutz stehen. Unterschreibe für ein Meeresschutz-Abkommen!

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