Jetzt spenden
Aufgerollte Wurst mit Holzspieß auf einem weißen Teller
Fred Dott / Greenpeace

Umfrage: Politik soll für einheitliche Kennzeichnung von Fleisch sorgen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Lidl führt als erster Supermarkt einen Haltungskompass für Fleisch ein. In einer Greenpeace-Umfrage befürworten die meisten Handelsketten eine verpflichtende Kennzeichnung.

Rewe will, Penny, Lidl, Aldi, Tegut auch, McDonald‘s ebenso – und sogar der Bauernverband ist dafür. Das Ergebnis der Greenpeace-Umfrage ist eindeutig: Die meisten Supermärkte und auch Erzeugerverbände wollen dringend eine gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch. Auslöser dafür ist sicherlich der Vorstoß der Handelskette Lidl: Diese führt im April nach monatelanger Greenpeace-Kampagne einen Haltungskompass für Frischfleisch der Eigenmarke Landjunker ein. Und setzt damit die Branche unter Druck.

Denn Verbraucher fordern schon lange mehr Transparenz. Sie wollen wissen, wie das Tier gehalten wurde, dessen Fleisch auf ihrem Teller landet. Eine einheitliche gesetzliche Haltungskennzeichnung wäre die Lösung. Die Politik jedoch weigerte sich bislang, schlug stattdessen ein freiwilliges Label mit schwachen Kriterien vor. Deshalb nahm Greenpeace auch die Wirtschaft in die Pflicht. Die Debatte war entfacht.  

Keine Entschuldigung für die Politik

„Selbst der Deutsche Bauernverband spricht sich inzwischen für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung aus“, sagt Stephanie Töwe, Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. „Für die neue Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) gibt es also keine Entschuldigung mehr, sich vor einer gesetzlichen und verpflichtenden Lösung zu drücken, wie es ihr Vorgänger bisher getan hat.“

Damit Verbraucher erkennen können, aus welcher Art von Produktion das Fleisch stammt, setzt Greenpeace sich für eine mehrstufige, gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung ein. „Künftig soll auch in der Gastronomie und bei Importfleisch klar sichtbar sein, ob die Tiere artgerechter leben durften, Futter ohne Gentechnik zum Einsatz kam oder lediglich die tierschutzwidrigen Mindeststandards eingehalten wurden“, so Töwe.

Zehn von zwölf Einzelhändlern befürworten Kennzeichnung

Von den zwölf befragten Handelsunternehmen unterstützen zehn diese Forderung. Edeka weigerte sich, eindeutig zu antworten. Netto meldete sich gar nicht. Erzeugerverbände für Schwein (ISN) und Geflügel(ZDG) hingegen schlossen sich an, ebenso McDonald‘s, der Autobahnraststätten-Betreiber Tank und Rast sowie die LSG Sky Chefs, das Catering-Tochterunternehmen der Deutschen Lufthansa.

Lidl spricht sich ebenfalls für eine einheitliche Regelung aus, sorgt aber mit der Einführung des eigenen Haltungskompasses bereits ab dem 3. April für mehr Transparenz in den Filialen. Heute konkretisierte der Konzern die Kriterien für die bereits im Februar grob vorgestellte vierstufige Kennzeichnung. Stufe eins markiert konventionelle Massentierhaltung, Stufe zwei entspricht den Standards der Initiative Tierwohl, bei Stufe drei haben die Tiere Zugang zu frischer Luft. Neu ist, dass sich Bio-Produkte die beste Auszeichnung, also Stufe vier, mit der Premiumstufe des Deutschen Tierschutzbundes teilen müssen. Dabei ist Bio besser. Denn es hat über die Haltung hinaus strengere Vorgaben als das Tierschutzbund-Siegel, zum Beispiel beim Futter oder beim Einsatz von Pestiziden.

„Der Haltungskompass von Lidl ist ein lobenswerter Schritt“, sagt Töwe. „Aber es geht handwerklich besser. Die Kriterien der Initiative Tierwohl, die bei Lidl mit der Ziffer zwei und dem Begriff „Stallhaltung Plus“ kenntlich gemacht werden, reichen nicht aus, um das Tierschutzgesetz auch nur annähernd umzusetzen. Das muss sich ändern; da ist noch viel Luft nach oben.“ Damit jetzt nicht jeder Einzelhändler oder Gastronomiebetrieb mit einer individuellen Lösung kommt, müsse die Politik endlich handeln und eine verpflichtende Kennzeichnung auf den Weg bringen.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/sos-tierwohl

SOS Tierwohl!

SOS Tierwohl! Bundesernährungsminister Alois Rainer (CSU) ist gerade dabei, viele Tierwohl-Fortschritte abzuschaffen. Bitte setz dich gegen diese Billigfleisch-Politik ein und unterzeichne die Petition

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Pigs in Factory Farming in Germany

Mehr zum Thema

Aktive vor Edeka mit Banner "131 076 Menschen fordern mehr Tier- und Klimaschutz bei Edeka" und überdimensionierter Kassenbon-Rolle.

Edeka: Tierleid und Klimakrise stoppen!

Verletzt, hustend, bewegungsunfähig. Die Bilder stammen aus Schweineställen, die auch für Edeka produzieren. Aktive setzen sich für mehr Tierwohl ein und überreichen den offenen Brief.

mehr erfahren über Edeka: Tierleid und Klimakrise stoppen!
Fleisch im Supermarkt-Kühlregal

Tierhaltung: Kennzeichnung von Milch und Fleisch

Siegel oder die Zahlen 1 bis 5: Auf tierischen Produkten sollen Kennzeichnungen über die Tierhaltung informieren. Doch was bedeuten diese? Ein Überblick.

mehr erfahren über Tierhaltung: Kennzeichnung von Milch und Fleisch
Eine Hand greift zu einer im Kühlregal liegenden Fleischpackung.

Supermarkt-Check: Billigfleisch dominiert weiter

Supermärkte haben mehr Tierwohl angekündigt, doch wie kommt die Umstellung des Fleischsortiments voran? Greenpeace hat beim Handel nachgefragt, Aktivist:innen prüfen die Kennzeichnung.

mehr erfahren über Supermarkt-Check: Billigfleisch dominiert weiter
Neben einem großen aufblasbaren Schwein stehen Aktivist:innen mit einem Banner: Schluss mit dem Schweinesystem

Fleischindustrie setzt weiter auf Billigfleisch

Die Fleischindustrie macht weiter wie gehabt, setzt auf Masse statt Klasse und Billigfleischangebote, um den Verzehr anzukurbeln. Die Branche muss sich verändern, wenn sie zukunftsfähig sein will.

mehr erfahren über Fleischindustrie setzt weiter auf Billigfleisch
Aktivist:innen in großen Käfigen, verkleidet als Schweine und Kühe

So klimaschädlich ist die industrielle Tierhaltung

Der weltweite Ausstoß von Klimagasen in der Lebensmittelproduktion ist immens. Aktive protestieren und fordern eine Produktionsweise, die das Klima schützt.

mehr erfahren über So klimaschädlich ist die industrielle Tierhaltung
Schweinemast in der Intensivtierhaltung auf Spaltenböden und Viehhaltung in engen Boxen

Tierwohl und Klima spielen keine Rolle

Der neue Landwirtschaftsminister Alois Rainer räumt die wenigen Errungenschaften der vergangenen Legislaturperiode ab. Was das bedeutet, erklären Greenpeace-Expert:innen im Interview.

mehr erfahren über Tierwohl und Klima spielen keine Rolle