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Spur im Sand
Jeremy Sutton-Hibbert / Greenpeace

Ökologischer Fußabdruck und CO2-Fußabdruck – was uns die Berechnung bringt

Alle Menschen hinterlassen durch ihr Verhalten einen ökologischen Fußabdruck, vor allem in Form von CO2. Doch die Berechnung hat ihre Tücken.

Jede unserer Handlungen hat Folgen – das gilt auch für Umwelt und Klima. Um das messbar zu machen, entwickelte der Stadt- und Regionalplaner Mathis Wackernagel zusammen mit dem Ökologie-Professor William Rees in den 1990er Jahren das Konzept des ökologischen Fußabdrucks. Auf Grundlage dieser Forschungen gründete Wackernagel 2003 das Global Footprint Network, das die Idee für nachhaltige politische Entscheidungen nutzen möchte.

Was bedeutet der ökologische Fußabdruck? Was ist der Globale Hektar?

Vereinfacht gesagt werden beim ökologischen Fußabdruck die Auswirkungen menschlichen Verhaltens mit der dafür benötigten Fläche in Verbindung gesetzt. Die sogenannte Biokapazität bildet die verfügbaren Ressourcen in Globalen Hektar (gha) ab: Zum Beispiel Ackerland für die Produktion von Nahrungsmitteln, aber auch Ausgleichsflächen für die Entsorgung von Müll oder die Bindung von Emissionen. Durch Erschließung neuer Flächen und effizientere Wirtschaft steigt die Biokapazität in den vergangenen Jahren geringfügig. 

Demgegenüber steht der Ressourcenverbrauch in Globalen Hektar, also die Fläche, die pro Kopf gebraucht würde – und dieser steigt erheblich schneller als die Biokapazität: Weltweit werden pro Person etwa 2,64 gha benötigt – dabei stehen rechnerisch für jeden Menschen der Erde gerade einmal 1,48 Globalen Hektar zur Verfügung. Durchschnittsdeutsche bräuchten sogar je 4,18 gha, dabei stehen rechnerisch in Deutschland nur 1,63 pro Person zur Verfügung. Wir leben also erheblich über unsere Verhältnisse. 

Das Konzept des Globalen Hektars bietet eine hilfreiche Grundlage, um den weltweiten Ressourcenverbrauch vergleichbar und anschaulich darzustellen. Seine Stärke liegt in der Standardisierung und der Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge auf eine verständliche Maßeinheit zu reduzieren. Bei der detaillierten Analyse ökologischer und politischer Fragestellungen stößt das Modell allerdings an Grenzen: Die abstrakte Größe erlaubt etwa keine Analyse der sektoralen Flächennutzung – also wie viel Fläche jeweils für bestimmte Zwecke verwendet wird. Auch blieben nationale und regionale Unterschiede in der Landnutzung oder im Konsummuster unberücksichtigt. So ist der Globale Hektar zwar ein nützliches Werkzeug für die grobe Orientierung – ersetzt aber keine differenzierte Betrachtung ökologischer Realitäten.

Ökologischer Fußabdruck vs. CO2-Fußabdruck

Während der ökologische Fußabdruck sehr weit gefasst ist, wird der CO2-Fußabdruck spezifischer und beschränkt sich auf die Emissionen von Kohlendioxid: Mit jedem gefahrenen oder geflogenen Kilometer, jedem Grad Heiztemperatur, jedem produzierten Kleidungsstück wird CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Denn direkt oder indirekt sind fast alle Prozesse in einer industrialisierten Welt auch als CO2-Ausstoß zu messen. Abhängig vom individuellen Lebensstil ergibt sich so der sogenannte CO2-Fußabdruck, den jeder Mensch hinterlässt. Berechnet wird er in Tonnen.

Die Kapazität unserer Atmosphäre ist begrenzt: Weniger als eine Tonne Kohlendioxid pro Kopf jährlich – das ist die Richtschnur, an die wir uns halten müssen, wenn wir Umwelt und Klima auch für kommende Generationen schützen wollen. Soviel dürfte eigentlich jeder Mensch auf der Welt ausstoßen, ohne dass es zur Klimakatastrophe kommt. In Deutschland verursacht jeder Mensch zurzeit aber durchschnittlich 10,4 Tonnen. (Zahlen vom Bundesumweltministerium 2025)

Durchschnittlicher CO2-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland, aufgeschlüsselt nach wohnen, Strom, Mobilität, Ernährung, sonstiger Konsum, öffentliche Infrastruktur

Die Folgen von Energie, Konsum, Mobilität

Im deutschen Durchschnitt teilt sich das wie folgt auf: Alleine Heizen und Strom bringen 2,7 Tonnen hervor. Auf den privaten Konsum entfallen 2,9 Tonnen, unter anderem durch den Verbrauch von Textilien, Elektroartikeln oder Möbeln. Und 2,0 Tonnen CO2 stammen aus dem Verkehrsbereich – Flugreisen, aber auch Autos, die immer noch zu viel Benzin verbrauchen, heizen das Klima auf.

Durch die Infrastruktur – unsere Straßen, Krankenhäuser, Schulen – entfallen auf jede:n Bundesbürger:in derzeit über 1,2 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Hinzu kommen die Treibhausgase, die bei der Ernährung anfallen, derzeit durchschnittlich 1,6 Tonnen pro Jahr und Bundesbürger:in. Mit weniger Fleisch, regionalen Produkten und einem Verbot von Kunstdünger könnte hier schnell an Treibhausgasen gespart werden. 

CO2 sparen mit Gewinn

Das sind Durchschnittswerte – die persönliche CO2-Bilanz schwankt enorm. Die Berechnung ist hochkomplex, wie beispielsweise der CO2-Fußabdruck-Rechner des Umweltbundesamtes zeigt. Manche Menschen emittieren 25 Tonnen – mehr als das Doppelte –, andere kommen schon heute mit der Hälfte aus. Superreiche hingegen verursachen im Schnitt sogar mehr als 8.000 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr! 

Doch gewiss ist: Wir können etwas ändern. Neben politischen Richtungsentscheidungen ist es die Summe kleiner Veränderungen an ganz unterschiedlichen Stellen, die zu Umbrüchen führt – Bürger:innen, die nachhaltige Lebensstile und umweltfreundliches Verhalten entdecken und vorleben. Einzelne, die sich dem Konsumterror entziehen, die ihren persönlichen Alltag entschleunigen und sich vom Überfluss befreien.

Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Klimabilanz gibt es viele: Zu einem Ökostromanbieter wechseln, Bahn fahren und Carsharing nutzen, statt ein eigenes Auto zu besitzen. Den Urlaub in der Nähe genießen und weniger tierische Produkte essen. So kann jeder mit etwas gutem Willen sofort seinen jährlichen Kohlendioxidausstoß um mehrere Tonnen senken.

Das Problem an der CO2-Fußabdruck-Idee

Sich mit dem persönlichen ökologischen oder CO2-Fußabdruck auseinanderzusetzen, ist wichtig. Kritik allerdings ebenso: Denn das Konzept des CO2-Fußabdrucks oder carbon footprint wurde 2003 Teil einer Werbekampagne des Öl- und Gaskonzerns BP. Die Erzählung: Wenn sich alle nur ausreichend einschränken, würde die globale Klimakrise gelöst. Die Rolle der fossilen Konzerne und der Politik bleibt dabei ausgeklammert. Die Idee, die Verantwortung für weltweite CO2-Emissionen liege ausschließlich bei Konsument:innen, setzte sich tief fest. Zweifellos ist die Macht von Kauf- und Konsumentscheidungen in der Masse nicht zu unterschätzen. Wir dürfen allerdings auf keinen Fall vergessen, dass wichtige Entscheidungen von Politik und Großkonzernen getroffen werden, die allzu oft kurzfristige Gewinnabsichten vor Nachhaltigkeit stellen.

Für die Energiewende Dampf machen

Wir müssen also auf allen Ebenen Druck ausüben: Politische und unternehmerische Entscheidungen haben den größten Hebel, einiges lässt sich durch die Macht der Konsument:innen erzwingen. Kommt dann noch der gesellschaftliche Wandel hinzu, bauen wir unser Energiesystem um und setzen auf effiziente Energienutzung, können wir bis 2030 auch die Emissionen bei der Energiebereitstellung und beim Heizen drastisch senken: auf insgesamt 4,7 Tonnen. Das wären fast zwei Drittel Treibhausgase weniger als derzeit!

Darum: Wer sich der eigenen CO2-Bilanz bewusst ist und Politik und Wirtschaft in die Pflicht nimmt, kann gezielt an den entscheidenden Stellschrauben drehen. Es ist die Summe kleiner Veränderungen, die zu großen Umbrüchen führt. Leben wir Klimaschutz vor! 

 

Tipps zum Klimaschutz im Alltag

Wie kann man am besten CO2 einsparen? Wie viel bringt welche Maßnahme? Hier sind zehn Tipps, die für den Klimaschutz wirklich wichtig sind. Machen Sie mit!

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