
Dürre weltweit: Wenn der Regen ausbleibt
- Ein Artikel von Michael Weiland & Luisa Lamm & Agneta Melzer
- Hintergrund
In Europa und weltweit leiden immer mehr Regionen an Trockenheit. Heiße, trockene Sommer lassen Böden und Gewässer austrocknen und erhöhen die Waldbrandgefahr.
Weltweit nehmen Dürreperioden zu. Das Amazonas-Gebiet, eines der wasserreichsten unserer Erde, litt in den vergangenen Jahren immer wieder unter sogenannten Jahrhundertdürren. Das einstige Ausnahmeereignis ist damit keine Ausnahme mehr: Seitenarme des gewaltigen Flusses trocknen zu Rinnsalen aus, Fische verenden, Brände breiten sich aus.
Von Trockenheit zu Dürre, auch in Deutschland
Auch in Deutschland nimmt das Phänomen der Dürre zu: Der Dürresommer 2018 ist wohl vielen noch in Erinnerung. Es gab Noternten und Waldbrände. Insbesondere Sachsen-Anhalt sowie Teile von Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen und Thüringen litten unter der Dürre. Ein Jahr der Trockenheit ist an sich aber noch handhabbar. Wirklich problematisch wird es, wenn mehrere trockene Jahre aufeinander folgen. Und 2019 war erneut ein Jahr mit deutlich zu wenig Niederschlag. Der Frühling 2020 war sowohl hierzulande als auch andernorts sehr trocken. Das Jahr 2022 wurde dann zum trockensten Jahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen und lag mit einer durchschnittlichen Temperatur von 10,5 Grad Celsius gleichauf mit dem Jahr 2018. Der Rekord des bisher wärmsten Jahres seit dem Beginn regelmäßiger Messungen wurde dann vom darauffolgenden Jahr 2023 geknackt – und 2024 gleich wieder. Und auch im aktuellen Jahr 2025 warnen Klimaforscher:innen bereits: In Osteuropa und Teilen Deutschlands hat es im Frühjahr und Winter zu wenig geregnet. Die Böden sind schon jetzt, vor dem Sommer, in den oberen Erdschichten stark ausgetrocknet. Im März lag die Bodenfeuchte regional sogar unter den Rekordwerten des Dürrejahres 2018. Das hatte Einschränkungen für den Schiffsverkehr zur Folge, ebenso für Landwirt:innen, die um das Wachstum ihrer Pflanzen im Frühjahr bangen und in den Wäldern herrscht fast durchgehend Waldbrandgefahr der mittleren Stufe.
Unterdessen breiten sich in südeuropäischen Ländern Wüsten aus, die Wissenschaft nennt das Desertifikation. Ein Prozess, der sich nur sehr schwer wieder rückgängig machen lässt. In trockenen, sogenannten ariden Klimazonen sind die größten Flächen von Desertifikation bedroht. Geringe Niederschlagsmengen gekoppelt mit starker Verdunstung bilden extrem ungünstige Bedingungen. Die Klimaerhitzung begünstigt solche Wetterereignisse, so dass sie voraussichtlich künftig noch zunehmen werden. Aber auch Überweidung, Abholzung, sinkende Grundwasserspiegel und Auslaugung der Böden durch die Landwirtschaft fördern die Wüstenbildung.
Es bedarf daher zweier Richtungen, was die Maßnahmen angeht: Zum einen muss deutlich entschlossener Klimaschutz betrieben werden, als das bisher der Fall ist, um die Folgen für Landwirtschaft und Wälder zu begrenzen. Zum anderen müssen die Akteur:innen Maßnahmen ergreifen, um das Land widerstandsfähiger gegen die Klimakrise zu machen. Denn selbst wenn die Weltgemeinschaft es schafft, den Klimavertrag von Paris einzuhalten, hat schon die derzeitige Erderhitzung erkennbare Folgen. Städte, Agrarflächen und Wälder brauchen Schutzmaßnahmen. Eine ökologische Entwicklung in allen Bereichen begrenzt nicht nur den Temperaturanstieg, sondern auch die Folgen. Naturnahe und naturbelassene Laubmischwälder können beispielsweise mehr Wasser speichern und sind robuster gegenüber Dürren als hochindustrialisierte Baumplantagen. Eine ökologischere Landwirtschaft mit intelligenter und vielfältiger Fruchtfolge und vor allem weniger Tierhaltung ist weniger abhängig von Niederschlägen.

Der Wald trocknet aus
Die Dürreprobleme betreffen mittlerweile alle Arten von Wäldern. Je länger die Periode mit zu wenig Niederschlag andauert, desto kritischer für Wälder. Baumwurzeln reichen je nach Sorte tief in die Erde, so dass kurze Trockenheitsphasen noch kein Problem darstellen. Doch nach und nach trocknen auch tiefe Bodenschichten aus, die essentiell für die Wasserversorgung der Baumwurzeln sind.
Auch wenn mittlerweile selbst naturnah bewirtschaftete und naturbelassene Laub-Mischwälder unter der Trockenheit leiden: Betroffen von den Waldschäden seit Anfang 2018 sind zu über 90 Prozent Nadelbäume. Diese wurden überwiegend eigens in Holzplantagen für die Produktion gepflanzt und haben mit natürlichem Wald nicht mehr viel zu tun. Insbesondere Fichtenmonokulturen leiden außerdem stark an der Massenvermehrung von Borkenkäfern, aber auch von Buchdruckern und Kupferstechern. In einem natürlichen Wald sind Borkenkäfer eigentlich dienlich, denn sie helfen, den Wald zu verjüngen, indem sie kränkliche Bäume befallen. Doch in einer Monokultur kann dieser Mechanismus bei warmer Witterung außer Kontrolle geraten und es gibt ein massives Baumsterben.
Die Lösung: Mehr Natur zulassen
Die Politik hat dieses Problem zwar erkannt. Doch Fördergeld fließt häufig in die Räumung und Wiederaufforstung geschädigter Flächen statt in die notwendige Entwicklung vielfältiger Wirtschaftswälder, die sich ohne Aufforstung selbst verjüngen.
Zusätzlich zu solchen naturnahen Wäldern braucht es mehr komplett naturbelassene Gebiete, die komplett aus der Nutzung genommen werden: Nationalparks, in denen sich die Natur erholen kann. Wirtschafts- und Schutzwälder, in denen sich widerstandsfähige heimische Baumarten von selbst durchsetzen, sind robuster gegen die Folgen der Klimakrise – und können wiederum umgekehrt helfen, die Erwärmung zu verlangsamen.
Landwirtschaft – Opfer, aber auch Mitverursacher der Klimakrise
Ausgetrocknete Böden, kümmerliche Ernten, zunehmender Schädlingsbefall - landwirtschaftliche Betriebe bekommen die Folgen der Klimakrise in Deutschland seit Jahren immer stärker zu spüren. Zwar lebt die Landwirtschaft seit Jahrhunderten mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen und daraus folgenden schwankenden Ernteerträgen. Doch die Häufigkeit und Intensität längerer Trockenperioden während der Vegetationszeit im Frühjahr und Sommer nimmt zu. Betriebe mit Rinderhaltung haben zunehmend Probleme bei der Futterbeschaffung, weil Reserven aus den Vorjahren fehlen und in der Region nichts mehr zugekauft werden kann. Das Problem wäre allerdings auch geringer, wenn die Landwirt:innen, wie von Greenpeace gefordert, nur noch so viele Tiere halten würden, wie sie mit ihren eigenen Feldern ernähren können. Und nicht auf Kraftfutter für ihre hochgezüchteten Rinder angewiesen wären.
Besonders schwierig ist die Lage für Betriebe auf Standorten, wo die Böden schlecht Wasser halten können und geringe Niederschläge schon bisher die Regel waren. Insbesondere hitzeempfindliche Gemüsekulturen, aber auch Ackerfrüchte wie Zuckerrüben und Kartoffeln leiden unter der Trockenheit. Landwirt:innen, die auf eine vielfältige Fruchtpalette gesetzt oder Beregnungsanlagen installiert haben, sind etwas besser gewappnet. Doch es gibt kein einfaches, generelles Rezept, um alle landwirtschaftlichen Betriebe kurzfristig widerstandsfähiger gegenüber der Klimakrise aufzustellen. Und die intensive Beregnung von Kulturen ist nicht nur teuer, sondern aus ökologischen Gründen auch nur begrenzt möglich.
Langfristige Veränderungen sind nötig. Die Bodenfruchtbarkeit muss erhöht, Humus aufgebaut und durch Landmaschinen verdichtete Böden aufgelockert werden, um Wasser besser zu speichern. Voraussichtlich benötigen wir in Zukunft auch ganz neue resilientere Bewirtschaftssysteme.
Konsequenter Klimaschutz hilft Landwirtschaft langfristig
Dürren sind in erster Linie eine Folge der Klimakrise – und zu der trägt neben Verkehr und Industrie auch die Landwirtschaft bei. Rund ein Drittel der Emissionen weltweit gehen auf das Konto der weltweiten Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion. Immerhin noch rund elf Prozent sind es in Deutschland, wenngleich die hiesige Landwirtschaft ihren Klimagasausstoß in den vergangenen Jahren etwas senkte. Dies lag allerdings eher an sinkenden Tierbeständen aufgrund wirtschaftlicher Zwänge als an Klimaschutzmaßnahmen. Nun rächt sich, dass die Agrarpolitik der letzten Jahre den Zusammenhang von Klimaschutz und Landwirtschaft unterschätzt hat. Milliarden Euro Agrarfördergelder flossen in den vergangenen Jahren nach Deutschland. Maßnahmen zur Klimaanpassung und zur Reduktion von Klimagasen wurden damit aber lange kaum gefördert. Immerhin, seit Ende 2024 fördert die Regierung mit 48 Millionen Euro solche Maßnahmen, es ist wichtig, dass die neue Regierung das beibehält.
Genug Geld ist da, um den Sektor grundlegend und zukunftsfähig neu zu strukturieren, hin zu einer klima- tier- und artenschonenden Landwirtschaft. Jeder Euro für den Klimaschutz ist eine Hilfe für die Landwirtschaft und letztlich sinnvoller als kurzfristige Dürrehilfen der Bundesregierung.
