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Symbolbild Weizenfeld
© Michael Pettypool / Greenpeace

Gen-Weizen in Deutschland - Top secret!

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Das gab's noch nie! Die zuständige Behörde, das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin, prüft einen Antrag des Schweizer Saatgutkonzerns Syngenta für einen Freilandversuch mit genmanipuliertem Weizen in Deutschland und erklärt die wichtigsten Angaben darin kurzerhand zum Geheimnis. Bürger können zwar Einwendungen gegen Versuche vorbringen, wenn ihre Rechte durch die Versuchsfelder betroffen sind, doch wie soll man das beurteilen können, wenn die entscheidenden Daten fehlen? Greenpeace fordert, das Zulassungsverfahren auszusetzten, bis die Details über die Genmanipulation offen gelegt sind.

Wie Recherchen von Greenpeace ergaben, wird nur bekannt gegeben, dass der Gen-Weizen einem Pilzbefall widerstehen soll. Mehr will das RKI der Öffentlichkeit nicht mitteilen. Es wird verheimlicht, welches spezifische Gen in die Pflanze eingebaut wurde und aus welchem Organismus es stammt.

Diese Geheimniskrämerei schürt nicht nur Misstrauen, sie verhindert auch, dass Betroffene ihre Rechte wahrnehmen können, sagt Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. Gentechnik auf dem Acker birgt Gefahren für Umwelt und Verbraucher. Die Behörde darf diese Daten nicht zurückhalten mit dem scheinheiligen Hinweis, es handele sich um vertrauliche Unternehmensinformation.

Der Gentech-Konzern Syngenta reichte den Antrag (Nr. 6786-01-143) für den Versuchsanbau von genmanipulierten Weizen im Oktober 2002 beim RKI ein. Die Einwendungsfrist für Bürger zu dem Antrag endet am kommenden Montag. Damit die Öffentlichkeit sich noch ausreichend an dem Verfahren beteiligen kann, fordert Greenpeace von der Behörde, die entscheidenden Details bekannt zu geben. Danach muss das RKI erneut eine Einwendungsfrist von einem Monat gewähren. Genehmigt das RKI den geplanten Anbau des Gen-Weizens ohne neues Verfahren, will Greenpeace diesen Präzedenzfall von einem Gericht überprüfen lassen.

Doch bedeutsam ist der Antrag des Agro-Multis Syngenta auch noch aus einem anderen Grund: Nach Versuchen im Freiland folgt irgendwann auch der kommerzielle Anbau. So wird Gen-Weizen in einigen Ländern bereits auf Äckern getestet - bislang aber nirgends kommerziell angebaut. In Nordamerika planen Syngenta und der Gentech-Gigant Monsanto den großflächigen Anbau, sehen sich jedoch einer breiten Front von Kritikern gegenüber. Nicht nur Umwelt- und Verbraucherschützer, auch Bauernverbände, Weizenverarbeiter und Importeure sprechen sich gegen Gen-Weizen aus.

Mit genmanipuliertem Weizen hat das Problem von Gentechnik im Essen eine ganz neue Dimension erreicht. Im Gegensatz zu den bisherigen Gen-Gewächsen wie Soja und Mais würde der Weizen nicht überwiegend ins Tierfutter, sondern hauptsächlich in die menschliche Nahrung gelangen.

Hier wird Politik auf Kosten der Verbraucher und der Umwelt gemacht. Weizen spielt in unserer Ernährung eine wichtige Rolle. Er wird weitgehend unverarbeitet für Brot, Kuchen oder Nudeln verwendet. Die möglichen Gefahren für die Gesundheit sind nicht erforscht, die Mehrheit der Verbraucher in Europa lehnt genmanipulierte Nahrungsmittel ab, erklärt Brendel. Jetzt muss auch die Politik handeln. Verbraucherministerin Renate Künast muss dafür sorgen, das genmanipulierter Weizen erst gar nicht in Deutschland angebaut wird. (mir)

Weitere Informationen zum Thema Gen-Weizen und ein ausführliches Dossier "Against the Grain" finden Sie auf den Seiten von Greenpeace Kanada.  (auf Englisch)

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Das Robert-Koch-Institut prüft einen Antrag des Schweizer Saatgutkonzerns Syngenta für einen Freilandversuch mit Gen-Weizen in Deutschland und erklärt die wichtigsten Angaben darin zum Geheimnis.

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Greenpeace-Aktivist:innen säen Bio-Weizen auf einem Feld, auf dem die Firma Syngenta gentechnisch veränderten Weizen anbauen will. Auf dem Feld Schilder: "Kein Gen-Weizen auf den Feldern" und  "Finger weg von unserem täglichen Brot".

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