Im Sommer 2009 hat es keinen neuen Rekordrückgang bei der Meereisbedeckung in der Arktis gegeben. Für Iris Menn ist das kein Grund zur Entwarnung: Fakt ist: Die Ausdehnung des arktischen Meereises ist immer noch deutlich geringer, als die Rechenmodelle des Weltklimarates IPCC prognostizieren. Damit setzt sich der seit 30 Jahren bestehende Abwärtstrend fort.
Die Schmelze des arktischen Meereises trägt im Gegensatz zu der Gletscherschmelze Grönlands nicht zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Aber sie ist deshalb nicht weniger wichtig oder weniger dramatisch. Denn für die Tiere der Arktis, die wie Eisbären, Robben oder Walrösser unmittelbar auf das Eis angewiesen sind, ist der Rückgang der gefrorenen Flächen fatal. Sie werden ohne Meereis nicht überleben können.
Zudem bewirkt der Rückgang der Eisflächen einen fatalen Effekt: Denn während das weiße Eis die einfallende Sonnenstrahlung reflektiert, nimmt das durch die Eisschmelze freigelegte dunkle Meerwasser die Strahlung auf und wandelt sie in Wärme um. Dadurch wird der Ozean wärmer und heizt somit die Eisschmelze weiter an. So verstärken sich die Auswirkungen des Klimwandels in einer positiven Rückkopplungsschleife.
Iris Menn ist zurzeit in der Arktis an Bord des Greenpeace-Schiffes Arctic Sunrise. Dort unterstützt sie Klimaforscher bei ihrer Arbeit und berichtet darüber regelmäßig in ihrem Blog. Die Veränderungen, die die Wissenschaftler in und um Grönland beobachten, sind ein Beleg für die dramatischen Veränderungen in der arktischen Region, ausgelöst durch den menschengemachten Klimawandel. "Die Staats- und Regierungschefs der Industrienationen haben auf dem UN-Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen die Chance, ein starkes Klimaschutzpaket zu verabschieden", sagt Menn. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich dort für ein scharfes und verbindliches Klimaabkommen einsetzen.