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Windpark bei Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern
Paul Langrock / Greenpeace

Wind - die Kraft, die überall weht

Windkraft – zweitliebste Energieform in Deutschland. Sie spielt beim grundlegenden Umbau der deutschen Energieversorgung sowohl an Land als auch auf dem Meer eine herausragende Rolle.

Es ist die Kraft, die aus der Luft kommt: die Windkraft. Die Bewegung der Luftströme wird genutzt, um Energie zu gewinnen. Einfach und kostengünstig, denn der Wind stellt keine Rechnung. Schon seit Jahrtausenden haben Windmühlen die Kraft der Luft genutzt, um Mehl zu mahlen oder Wasser zu pumpen. Auch Strom kann man mit Windmühlen einfach und kostengünstig gewinnen.

 In den vergangenen 20 Jahren ist die Stromeinspeisung von Windenergie kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2021 hatte Windenergie einen Anteil am bundesdeutschen Strommix von 21,5 Prozent, ein Jahr zuvor sogar 25,2 Prozent - 20 Jahre zuvor waren es nicht mal 2 Prozent. Über 28.000 Windenergieanlagen mit 58 Gigawatt  installierter Leistung wandelten die frische Brise in Deutschland Ende 2022 in nutzbaren Strom um.

Der Kampf gegen die Erderhitzung erfordert, dass der Ausstoß an Treibhausgasen drastisch gesenkt wird.  Dazu brauchen wir einen massiven Ausbau der Windenergie - vor allem in den nächsten zehn Jahren. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 eine installierte Leistung von 71 Gigawatt erreicht zu haben, reicht für den Klimaschutz nicht. Doch schon dieses Ziel wäre mit dem jetzigen Ausbautempo nicht zu schaffen: Würde es doch einen jährlichen Zubau von knapp 2,0 Gigawatt bedeuten. 2020 wurden jedoch nur 1,2 Gigawatt netto zugebaut, 2019 waren es nicht mal 1 Gigawatt.  

Erfolgsstory abgewürgt, Jobmotor stockt

Jahrelang war der Zubau der Windkraft die Erfolgsstory made by deutscher Energiewende. Doch im letzten Jahrzehnt unter der CDU/SPD Regierung  kam  der Ausbau ins Stocken, die schwarz-rote Koalition setzte kontinuierlich Rahmenbedingungen gegen diese Zukunftsbranche. Das muss sich jetzt ändern.

Ein Rückblick: Wichtiger Motor für den Ausbau der Windenergie war in Deutschland ursprünglich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es trat am 1. April 2000 in Kraft und verpflichtete Stromnetzbetreiber, erneuerbare Anlagen ans Netz anzuschließen, den Strom abzunehmen und zu festgesetzten Preisen zu vergüten. Das EEG verhalf der Ökostromerzeugung aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse zu einem enormen Entwicklungsschub. Gesetze wie das EEG sicherten den erneuerbaren Energien die wirtschaftliche Basis und setzten einen funktionierenden gesetzlichen Rahmen für den Ausbau. 

Allerdings lief das in letzter Zeit immer schlechter: Anpassungen des EEG wie beispielsweise das Ausschreibungsmodell 2017, absurde Abstandsregelungen und komplizierte Genehmigungsverfahren führten dazu dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien ins Stocken gekommen ist. 

Nicht nur für den Klimaschutz verschlechterte sich so die Bilanz, sondern auch für die Arbeitsplätze in diesem High-Tech Bereich. 2016 waren es noch über 160.000 Menschen, die für die Windenergie arbeiteten - heute sind es nur noch knapp 130.000. Trotzdem  finden damit in der  Windenergiebranche noch mehr Menschen Lohn und Brot als 2021 mit 18.000 in der Braunkohlenbergbau.

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Wind weht überall 

Wind ist ein Geschenk des Himmels: Weltweit kann er die Menschen mit Energie versorgen. Erst 2021 berechnete der britische Thinktank Carbon Tracker in seiner Studie "The sky's the limit"  wieder einmal, dass mit Wind und Sonnenkraft weltweit weit mehr  Energie bereitgestellt werden könnte, als die Menschheit benötigt.

Windenergieanlagen können nicht nur in besonders windigen Küstengebieten betrieben werden, sondern auch in Ländern, die gar keine Küste besitzen, einschließlich solcher Regionen wie Mittelosteuropa, dem Landesinnern Nord- und Südamerikas und Zentralasien. Die Windressourcen auf dem offenen Meer sind noch ergiebiger als an Land. Selbst in Gegenden, die sonst keinen Zugang zu Elektrizität haben, können kleine Windenergieanlagen effizient Strom produzieren. Diese Energie kann direkt genutzt oder in Batterien gespeichert werden. 

Für eine stabile Energieversorgung können wir darauf verzichten, fossile Energieträger wie Gas, Kohle und Öl zu verbrennen oder die Risikotechnologie Atomkraft zu nutzen. Dafür brauchen wir jetzt einen Kraftakt beim Ausbau aller erneuerbaren Energien, um ein unabhängiges Energiesystem in Deutschland zu vollenden. Das erneuerbare Energiesystem funktioniert anders als das alte fossile: smarter und flexibler, vernetzter und dezentraler, partizipativ und unabhängig. Wie bis 2035 der in Deutschland gebrauchte Strom 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, zeigt Greenpeace bereits 2018 mit der Studie “2030 kohlefrei”. Und wir zeigen, wie eine klimaneutrale Energieversorgung machbar ist in der Studie “Solaroffensive für Deutschland”. Wie viele andere Studien zeigen sie : mit erneuerbaren Energien wird Deutschlands Energieversorgung genauso sicher und zuverlässig sein  wie bisher.  Und weil wir damit  dann unabhängig von fossilen Energieimporten sind, sogar noch besser!

Windkraft ist ressourcenschonend

Windenergieanlagen sind wesentlich ressourcenschonender als Kohle- oder Gaskraftwerke: Moderne Windenergieanlagen haben sich tatsächlich nach etwa drei bis sieben Monaten energetisch amortisiert. Das bedeutet, dass die Windenergieanlage nach dieser Laufzeit die Energie erzeugt hat, die für die Produktion notwendig war, ab dann produziert sie “überschüssige” Energie. Damit sind Windenergieanlagen die effizientesten aller erneuerbaren Energieanlagen: Eine Windenergieanlagen kann je nach Bauweise 30 bis 70 Mal mehr Energie erzeugen, als für ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung notwendig ist. 

Konventionelle fossile Energieerzeugungsanlagen amortisieren sich dagegen gar nicht. Denn neben all der Energie, die benötigt wurde, um die Anlagen zu errichten oder später abzubauen, brauchen sie im laufenden Betrieb immer mehr Energie in Form von fossilen Brennstoffen.

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Debatten um die Windkraft

Die Diskussionen um das Für und Wider der Windenergienutzung werden immer wieder neu angefacht. Im Kern der Debatte stehen die Themen Artenschutz vs. Windenergie  - doch beides schließt sich nicht aus. Wir haben uns als Umweltverbände dazu positioniert.

Klar ist, dass der Ausbau von Windenergie nicht auf Kosten der Natur, der Vögel, Delfine oder Fledermäuse erfolgen darf. Das gilt sowohl für die Anlagen an Land als auch für die Windparks auf See. Deswegen müssen in den Genehmigungsverfahren für Windparks Naturschutzbelange ausgiebig geprüft und gegebenenfalls Auflagen erlassen werden.

Gleichzeitig wird am Beispiel des Kollisionsrisikos der Anlagen mit Vögeln deutlich, dass diese Gefahr ins Verhältnis gesetzt werden muss. Die jährlichen Opferraten im Autoverkehr und an Glasfronten sind um einiges höher. So sterben im Straßenverkehr rund 70 Millionen Vögel jährlich, an Glasfronten bis zu 100 Millionen - ,  aufgrund von Windenergieanlagen aber nur bis zu 100 Tausend.  

Standorte für Windenergieanlagen sollten immer  sorgfältig ausgesucht und die Bevölkerung vor Ort einbezogen werden. Mit Hilfe computergestützter Simulationsprogramme können Gutachten erstellt und Fehler der Vergangenheit vermieden werden. Mittlerweile haben die meisten Gemeinden - oft in Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden - Vorrang- und Ausschlussgebiete für Windenergieanlagen ausgewiesen. Für die potenziellen Betreiber besteht so Planungssicherheit und die Belange der Menschen vor Ort werden berücksichtigt. 

Greenpeace befürwortet außerdem die Verbesserung und Ausweitung der lokalen BürgerInnenbeteiligung. AnwohnerInnen sollten die Möglichkeit haben, sich nicht nur am Genehmigungsverfahren beteiligen zu können, sondern auch über Investition am Betrieb der Windenergieanlagen durch Genossenschaftsmodelle oder kommunale Modelle.

Thesenpapier Windenergie Umweltverbände

Thesenpapier Windenergie Umweltverbände

Thesenpapier der Umweltverbände zum naturverträglichen Ausbau der Windenergie

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Repowering: mehr mit weniger

Unter Repowering versteht man den Ersatz alter Anlagen durch neue, leistungsstärkere Anlagen. Moderne Windenergieanlagen haben eine viel höhere Leistungsfähigkeit als die Anlagen aus der Pionierzeit des Windanlagenbaus. Dadurch kann man heutzutage die Planung der Windparks besser bündeln und dabei höhere Erträge erzielen. Auf mittelfristige Sicht wird sich die Menge der Windräder in Deutschland verringern, während sich die installierte Leistung erhöht. Werden derzeit noch Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1 bis 2 Megawatt  pro Anlage aus den 2000er Jahre betrieben, ist die  Entwicklung bereits bei Anlagen an Land mit einer Leistung von bis zu sechs Megawatt. Die durchschnittliche Anlagenhöhe von Windenergieanlagen an Land liegt heute bei 196 Meter und die durchschnittliche installierte Leistung bei 3,4 Megawatt.

  • Offshore-Windpark Baltic One

    Seewind

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  • Energie-Kommune Saerbeck in Nordrhein-Westfalen

    Voll erneuerbar

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  • Greenpeace-Aktivisten protestieren vor dem Kanzleramt für die Energiewende

    Viel Wind machen

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  • Techniker bei der Arbeit an einem Windrad

    Nase im Wind

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  • Eine Familie spaziert vor einem Windpark entlang

    Richtung Zukunft

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Offshore-Wind: die Energie, die aus dem Meer kommt

Weitere Möglichkeiten bieten Offshore-Anlagen: Windenergieanlagen auf See erzeugen rund 40 Prozent mehr Energie als Windräder an Land. Diese Art der Energieproduktion gewinnt international an Bedeutung. In den Meeren Dänemarks, Schwedens, Irlands und Großbritanniens drehten sich schon im Jahr 2010 hunderte Anlagen, auch  Deutschland hat nachgezogen, sodass in den deutschen Gewässern seit 2020 über 1.200 Anlagen mit einer installierten Leistung von über 7 Gigawatt in Betrieb sind.

Die Planung der Anlagen ist komplex, ihre Aufstellung in großen Wassertiefen und ihre Anbindung an das Stromnetz an Land stellen hohe technische Anforderungen und sind für die Investoren mit  Risiken verbunden. Eine großflächige Windenergienutzung auf See ist mit Eingriffen in die marine Umwelt verbunden, Natur- und Umweltschutzinteressen müssen deswegen von Beginn an konsequent berücksichtigt werden.

Die Weichen für den Ausbau der Technologie sind theoretisch gestellt: Laut Bundesregierung soll bis 2030 eine installierte Leistung von 20 Gigawatt erreicht sein. Dies würde einen jährlichen Zubau von 1,23 Gigawatt bedeuten. 2020 wurden jedoch nur 219 Megawatt installiert, 2019 waren es sogar nur 112 Megawatt.

So kann die Energiewende aussehen

Wind allein wird die Vollversorgung Deutschlands mit Strom nicht gewährleisten. Ein Zusammenspiel mit Solarstrom, Wasserkraft, Biomasse, Erdwärmenutzung, flexiblen Netzen und Speichern ist notwendig, um bis 2035 Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien zu beziehen.

Prinzipiell wird eine Stromversorgung der Zukunft anders angelegt sein als heute. Große Kraftwerke sollte es nur noch wenige geben, wie zum Beispiel Offshore Windparks oder solarthermische Kraftwerke. Die Energieversorgung wird eher dezentral gelöst: Solaranlagen auf möglichst vielen Dächern und Windenergieanlagen bzw. Windparks an geeigneten Standorten. Auf diese veränderten Bedingungen muss der Ausbau des Stromnetzes unbedingt abgestimmt werden. Neben Sonne und Wind gibt es Biomasse, Erdwärme und Wasser. Sie können je nach Bedarf reguliert werden und sichern die Grundversorgung. 

Aus dem Zusammenspiel der erneuerbaren Energiequellen ergibt sich die Kraft und Unabhängigkeit des neuen Energiesystems. Die Technik ist da - wir müssen jetzt nur machen. Dann wird in Zukunft unsere Energieversorgung smart, sauber und sicher sein.

Energy [R]evolution 5 / 2012 (deutsche Zusammenfassung)

Energy [R]evolution 5 / 2012 (deutsche Zusammenfassung)

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Studie: Jobmotor Klimaschutz

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