Jetzt spenden
Mädchen in einem Haufen Kleidungsstücke
Fred Dott / Greenpeace

Neuer Grenzwert für Schadstoff in Import-Textilien

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Sauberer Erfolg für die Greenpeace-Detox-Kampagne: Nach Europa importierte Textilien dürfen künftig kaum NPE enthalten – Schadstoffe, die Greenpeace in Kleidung und Abwasser nachwies.

Import-Textilien aus China oder anderen Herstellungsländern dürfen den Grenzwert von 0,01 Prozent Nonylphenolethoxylate (NPE) nicht mehr überschreiten. Dies hat der EU-Rat einstimmig entschieden. NPE werden unter anderem als Tenside in Waschmitteln verwendet. Sie gelangen als Nonylphenol in den Wasserkreislauf und reichern sich in der Nahrungskette an. Nonylphenol ist eine hormonell wirksame und für Wasserlebewesen giftige Chemikalie, die auch in sehr niedrigen Konzentrationen schädlich ist.

„Mit dem neuen Grenzwert werden Tonnen von Textilien nicht mehr verkehrsfähig“ sagt Manfred Santen, Diplom-Chemiker und Greenpeace-Experte für Chemie. Mit gravierenden Auswirkungen für Bekleidungshersteller, zum Beispiel in China, dem größten EU-Handelspartner: „Die chinesische Textilindustrie ist stark abhängig von EU-Exporten. Wollen sich Textilunternehmen ihren  Schlüsselmarkt erhalten, müssen sie gefährliche Chemikalien aus der Produktion verbannen.“

Import-Textilien verschmutzen Gewässer in Deutschland

NPE sind in Waschmitteln enthalten, die in Europa längst verboten sind. In der asiatischen Textilproduktion werden sie jedoch in großen Mengen eingesetzt. Im Abwasser von chinesischen Fabriken hat Greenpeace bereits im Jahr 2011 Nonylphenol nachgewiesen. Rückstände der Schadstoffe fanden sich auch in Kleidungsstücken, die aus diesen Fabriken nach Europa geliefert wurden. Und hier schließt sich der globale Giftkreislauf: Obwohl NPE in der europäischen Textilproduktion  verboten ist, gelangen Tausende Tonnen der Chemikalie durch die simple Haushaltswäsche in europäische Gewässer.

Mit dem Report „Schmutzige Wäsche 2 – Zum Trocknen aufgehängt“ zeigte Greenpeace, wie NPE durch das Waschen von Importtextilien auch in heimische Flüsse, Fische und so in den menschlichen Organismus gelangen. Das europäische NPE-Importverbot soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden und innerhalb von fünf Jahren in Kraft treten. Damit will die EU das Schlupfloch für eine schädliche Chemikalie schließen.  

Auch andere Chemikalien sind schädlich

Elf Chemikaliengruppen hat Greenpeace definiert, die Umwelt und Bevölkerung vor allem in den Herstellungsländern schleichend vergiften „Der EU-Beschluss für NPE ist ein erster Schritt für eine saubere Textilproduktion, es müssen weitere folgen“, sagt Santen.  Ziel der Detox-Kampagne von Greenpeace ist eine giftfreie globale Textilproduktion. Bereits 30 internationale Modemarken und Discounter wie Lidl und Penny haben sich gegenüber Greenpeace verpflichtet, bis zum Jahr 2020 alle Risiko-Chemikalien aus ihrer Produktion zu entfernen. Die giftigen Chemikalien, die Modefirmen zum Färben und Ausrüsten von Textilien einsetzen, verschmutzen Gewässer und Trinkwasserreserven besonders in den Herstellungsländern. 

  • Kinder mit Detox-Schriftzug auf dem Rücken beobachten von einem Strand aus die Rainbow Warrior

    Aussicht auf eine chemiefreie Zukunft?

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Vogel über Müllberg

Mehr zum Thema

Portrait of Moritz Jaeger-Roschko

“Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”

Kreislaufwirtschaft klingt nachhaltig. Doch was ist das? Das und wieso der kluge Gedanke der Kreislaufwirtschaft in Deutschland irreführend genutzt wird, erklärt Moritz Jäger-Roschko im Interview.

mehr erfahren über “Kreislaufwirtschaft ist viel mehr als Recycling”
 Passant:innen betrachten Kleiderstatue aus Textilmüll vor dem Brandenburger Tor

Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt

Fast Fashion zerstört Umwelt und Ressourcen – nachhaltige Alternativen sind der Weg aus der Wegwerfmode. Black Week und Black Friday heizen den zerstörerischen Konsum nochmal mehr an. Ein Greenpeace-Rechtsgutachten zeigt: Anti-Fast-Fashion-Gesetz auch in Deutschland möglich.

mehr erfahren über Fast Fashion – billig gekauft, teuer bezahlt
Studioaufnahme: Textilien von Shein auf einem Haufen

Schäm dich, Shein

Schnell, billig, rücksichtslos – das ist das Geschäftsmodell des Fast Fashion-Konzerns Shein. Greenpeace hat nach drei Jahren erneut Produkte ins Labor geschickt – mit beunruhigenden Ergebnissen.

mehr erfahren über Schäm dich, Shein
Kleidung auf einem Bügel mit einem Recycling-Schild

9 einfache Tipps für Slow Fashion

Fast Fashion hat sich längst als eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit etabliert. Aus der Fast Fashion-Falle auszubrechen, ist nicht schwer - zeigen unsere Tipps.

mehr erfahren über 9 einfache Tipps für Slow Fashion
Großes Banner "End Fast Fashion" liegt am Strand in Ghana zwischen Textilmüll.

Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren über Fast Fashion versus grüne Mode: Fragen und Antworten
Alte Kleider können einfach wiederverwertet werden.

Upcycling: Was heißt das eigentlich?

Aus gebrauchten Materialien werden wieder schöne, nützliche Dinge: Upcycling ist eine tolle Möglichkeit, Überkonsum etwas Nachhaltiges entgegenzusetzen.

mehr erfahren über Upcycling: Was heißt das eigentlich?