Jetzt spenden
Urban Mangold, 2. Bürgermeister der Stadt Passau
Peter Geins

Passau beschließt mehr Schutz für seinen kommunalen Wald

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Urban Mangold (ÖDP) ist Zweiter Bürgermeister der Stadt Passau und setzt sich für den Erhalt und Schutz des Kommunalwaldes ein. Im Interview erzählt er von dem kürzlich genehmigten Projekt: ein neues Waldschutzkonzept für Passau.

Redaktion: Herr Mangold, Sie haben im Umweltausschuss der Stadt Passau beantragt, der Verwirklichung von Naturschutzzielen im Kommunalwald Vorrang vor wirtschaftlichen Aspekten zu geben. Welche Forderungen haben Sie konkret in dem Antrag formuliert?

Urban Mangold: Ich habe namens der ÖDP-Stadtratsfraktion vorgeschlagen, 40 Prozent des knapp 90 Hektar umfassenden städtischen Waldbesitzes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen und bewirtschaftungsfreie Naturwaldparzellen auszuweisen. Damit sollen Lebensräume für seltene und vom Aussterben bedrohte Arten gesichert und die biologische Vielfalt bewahrt werden. In den Naturwaldparzellen soll der Artenschutz vor dem forstwirtschaftlichen Ertrag rangieren. Alt- und Totholz sowie Habitatbäume wie zum Beispiel Höhlen- und Horstbäume sollen als Refugium für seltene Arten erhalten bleiben. So soll eine urwüchsig anmutende Natur mit zahlreichen ökologischen Nischen vor der Haustüre der Stadtbewohner entstehen.

Redaktion: Der Antrag ist im Umweltausschuss am 25. April genehmigt worden. Gab es viele Diskussionen?

Urban Mangold: Es war im Ausschuss erfreulicherweise Konsens, das Projekt anzupacken. Strittig war jedoch mein Vorschlag, dass der Naturwaldanteil gleich 40 Prozent umfassen soll. Letztendlich schloss sich der Ausschuss aber mehrheitlich meinem Vorschlag an und beauftragte die Verwaltung mit der Erstellung eines Konzeptes. Von den Bürgerinnen und Bürgern habe ich nur positive Reaktionen vernommen.

Redaktion: Was lief aus Ihrer Sicht bisher falsch?

Urban Mangold: Aktueller Anlass für den Antrag war ein forstwirtschaftlicher Eingriff im städtischen Wald, der von Bürgern als überzogen kritisiert wurde. Doch unabhängig davon sehe ich unser kommunales Engagement für Naturwälder auch als wichtiges Projekt im Rahmen der schon im Jahr 2007 von der Bundesregierung verabschiedeten nationalen Biodiversitätsstrategie. Leider hapert es nämlich vor allem in den Ländern an der Umsetzung dieser Strategie: Nehmen wir beispielsweise den Vorschlag, zehn Prozent der öffentlichen Wälder als Naturwaldparzellen auszuweisen, in denen der Wald sich selbst überlassen bleibt. Damit kann sich beispielsweise die bayerische Staatsregierung überhaupt nicht anfreunden. Der forstwirtschaftliche Ertrag im Staatswald und die damit verbundenen Einnahmen haben für sie Vorrang. Und das, obwohl Ministerpräsident Seehofer 2007 bei der Verabschiedung der nationalen Biodiversitätsstrategie mit am Berliner Kabinettstisch saß! Ich möchte deshalb mit der ÖDP-Initiative bewusst ein Signal gegen diese Verweigerung setzen und freue mich, dass die Stadt Passau nun eine Vorreiterrolle einnimmt.

Nach der kürzlich erfolgreich abgeschlossenen Renaturierung eines besonders wertvollen großen Moorgebietes ist das nun das zweite größere Passauer Naturschutzprojekt der letzten Jahre.

Redaktion: Was ist gerade am öffentlichen Wald das Interesse der Bürgerinnen und Bürger?

Urban Mangold: Der öffentliche Wald hat eine Erholungs- und Gemeinwohlfunktion. Natürlich ist auch eine nachhaltige Forstwirtschaft in Ordnung. Aber zumindest ein bestimmter Anteil soll Naturwald bleiben. Das kann man von privaten Waldbesitzern aber kaum erwarten. Deshalb ist hier die öffentliche Hand, der ja 53 Prozent des Waldes in Deutschland gehören, gefordert.

Redaktion: Wie wichtig ist Ihnen die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu Waldfragen und wie organisieren Sie das?

Urban Mangold: Der öffentliche Wald gehört uns allen. Ich kann die Bürger in unserer Stadt nur dazu ermuntern, sich in unseren Plenarsitzungen während der Bürgerfragestunde zu Wort zu melden, wenn sie hierzu Anregungen einbringen wollen. Der unteren Naturschutzbehörde wurde mit dem politischen Auftrag unseres Umweltausschusses im Wettstreit der Interessen nun ganz klar der Rücken gestärkt.

In Passau wurden übrigens auf meine Initiative öffentliche GmbH-Sitzungen und allgemeine Akteneinsichtsrechte eingeführt. Die Bürger können Akten der Verwaltung sogar in Kopie erhalten, sofern nicht datenschutzrechtliche oder andere gesetzliche Regelungen dagegen stehen. Genau das bräuchten wir auch für Bayern: ein Informationsfreiheitsgesetz für bayerische Behörden. Die forstpolitischen Vorgaben sind hier völlig intransparent und unzeitgemäß.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/amazonas-schuetzen

Amazonas schützen, Klima retten!

Der Amazonas-Regenwald wird zerstört – doch von seinem Überleben hängt auch unsere Zukunft ab! Jetzt ist die vielleicht letzte Chance, ihn zu retten. Fordern Sie mit uns die Regierungen auf, den Amazonas zu schützen.

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Sloth Amazonas

Mehr zum Thema

Drohnenbild der Rainbow Warrior mit Protestplakat "Action Justice Hope" vor dem Regenwald

Alles zur Weltklimakonferenz COP30

Vom 10.-22. November diskutierten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) auf der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien, wie sie die Klimakrise eindämmen können. Ein Überblick.

mehr erfahren über Alles zur Weltklimakonferenz COP30
"Amazonia" Travelling Letters in Berlin

“Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”

Die Zerstörung durch Agrarunternehmen ist rasant. Otacir Terena spricht anlässlich der COP30 über verlorene Seen, sterbende Fische und was der Schlüssel zur Rettung des globalen Klimas ist.

mehr erfahren über “Unser aller Überleben hängt vom Amazonas ab”
Faultier in Großaufnahme

So spannend sind die entspannten Tiere!

Am Internationalen Tag des Faultiers feiern wir den Meister der Entschleunigung – mit sechs überraschenden Insights über das wohl gelassenste Tier der Welt.

mehr erfahren über So spannend sind die entspannten Tiere!
Bullenstatue in New York und Scheißhaufen mit Flagge. Darauf steht: JBS: Just Bull Sh**

"Kuhwäsche"

Neue Greenpeace-Recherche: Wie der größte Fleischkonzern der Welt von Regenwald-Zerstörung profitiert

mehr erfahren über "Kuhwäsche"
Greenpeace Protest vor dem Ikea-Geschäft

Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit

Greenpeace deckt auf: Trotz klarer Warnungen bezieht Ikea weiter Holz aus den Karpaten – und gefährdet Europas letzte Wildnis.

mehr erfahren über Ikea: Kahlschlag statt Nachhaltigkeit
Bauer in seinem Soja-Feld

Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium

Brasiliens Soja-Moratorium bedroht! Das Abkommen galt als Meilenstein gegen Abholzung und für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

mehr erfahren über Amazonas: Brasilien schnetzelt Soja-Moratorium